Geschichten, die das Leben schreibt: Liebe made in Israel & Germany

Geschichten, die das Leben schreibt:

Liebe made in Israel & Germany


Liebe made in Israel & Germany

Beim Thema ‘deutsch-israelische Beziehungen’ denken die meisten zunächst an Politik. Aber auch privat haben viele Israelis und Deutsche zueinander gefunden und einander lieben gelernt. Anlässlich des Jubiläumsjahres hatten wir deutsch-israelische Paare gebeten, uns ihre persönlichen Liebesgeschichten zu schicken. Zum Valentinstag veröffentlichen wir nun drei von ihnen. Viel Spaß beim Lesen!

Geschichte von Rebecca und Roee Sarel

Alles fing im Sommer 2009 an. Niemals hätte ich gedacht, dass sich mein Leben von einem auf den anderen Tag so sehr verändern würde. Hätte ich es nicht selbst erlebt und wäre es nicht meine eigene Geschichte, würde ich sie für ein Märchen halten. Aber es ist wahr und es ist die schönste Liebesgeschichte der Welt.

Mit 18 Jahren beschloss ich für zwei Monate in den Schulferien in einem deutschen Gästehaus in Jerusalem zu arbeiten. Bereits mit 15 Jahren war ich das erste Mal in Israel, damals mit einem Schüleraustausch. Das Land hat mich so sehr fasziniert und in seinen Bann gezogen, dass ich unbedingt wieder hin wollte und es mir keine Ruhe ließ. Das Gästehaus war wunderschön, direkt neben der Jerusalemer Altstadt, und es gab viele andere deutsche Volontäre, mit denen es nie langweilig wurde. In der zweiten Woche meines Volontariats nahm mich eine der Volontärinnen mit auf eine Hausparty von einem israelischen Freund. Die Stimmung war super, es gab viel zu essen, alle haben zur Musik getanzt – und auf einmal stand er vor mir. Roee. Mein zukünftiger Mann und die Liebe meines Lebens. Zwei Wochen waren wir fast jeden Tag zusammen, zwei Wochen, in denen ich bereits seine ganze Familie kennen gelernt habe, wir zusammen ans Meer gefahren sind und nachts romantische Ausflüge zu Wasserbrunnen im Wald unternommen haben. Zwei Wochen haben ausgereicht, um uns zu versprechen, dass wir für immer zusammen bleiben werden.

Ein Jahr lang hatten wir eine Fernbeziehung. Er war in Israel und studierte Jura und BWL, ich musste zurück nach Deutschland, um mein Abitur zu machen. Wir haben uns alle zwei Monate gesehen, mal kam er zu mir, dann wieder ich zu ihm. Um Geld für die ganzen Flüge zu haben, habe ich jedes Wochenende, samstags und sonntags, acht Stunden in einer Fabrik gearbeitet und anstatt für meine Abiturprüfung zu lernen, habe ich angefangen, mir selber Lesen und Schreiben auf Hebräisch beizubringen. Für uns war von Anfang an klar, dass ich nach dem Abitur zu ihm nach Israel komme. Jeder hat mich für verrückt gehalten und keiner hat an uns geglaubt. Ich habe ihn furchtbar vermisst und musste unsere Liebe gleichzeitig immer und ständig rechtfertigen und verteidigen.

Nach einem Jahr Fernbeziehung sind wir zusammen für einen Monat in Indien herumgereist, danach ging es für mich für zehn Tage wieder nach Deutschland, allerdings nur um meine Sachen zu packen, um dann nach Israel zu gehen. Drei ganze Jahre lang haben wir zusammen in Jerusalem gelebt. Drei ganze lange Jahre, in denen so viel passiert ist, dass es ein ganzes Leben füllen könnte: Ein Volontariat in einem Heim für schwer behinderte Kinder, drei Hebräischkurse, ein Heiratsantrag in der Wüste von Jordanien, eine standesamtliche Hochzeit auf Zypern, eine Hochzeit mit der ganzen Familie und allen Freunden in Israel, eine erfüllende und langersehnte Konversion zum Judentum, nach der Konversion eine Hochzeit in der Synagoge, unendliche und ermüdende Kämpfe mit dem Ministerium um ein Visa, tausendfaches Hin- und Herschicken von Dokumenten, Namensänderung, Roees Bestehen seines Staatsexamens, Zuwachs mit unserer Hündin Libi als neuem Familienmitglied, Treffen und Kennenlernen vieler neuer Freunde und wunderbarer Menschen, Bombenanschläge, Checkpoints, Raketenangriffe, Reservedienste in der Armee, Kurzurlaube im Norden des Landes, in der Schlange Anstehen für Gasmasken, Purim, Yom Kippur, Sukkot, Schavuot, Pessach… Das Leben in Israel ist so vielseitig, bunt, laut, fröhlich, glücklich, begeisternd, beängstigend, terrorisierend, schockierend, dunkel, nervend, ohne Pause, pulsierend…

 Nach drei wirklich erfüllenden, aber schweren Jahren, konnten wir der wirtschaftlichen Lage und der fehlenden Sicherheit im Land, und ich dem Heimweh, nicht mehr Stand halten und sind nach Deutschland gezogen. Heute wohnen wir zusammen mit unserer Hündin in der Nähe von Frankfurt am Main. Ich studiere Soziale Arbeit und mein Mann macht nun nach einem langen Jahr der Arbeitslosigkeit seine Doktorarbeit in Wirtschaft und Finanzen. Ich könnte mir keinen besseren Ehemann auf der Welt vorstellen. Im Juni erwarten wir – bereits jetzt voller Vorfreude – die Ankunft unseres ersten gemeinsamen Kindes. Das Leben in Deutschland ist anders. Es ist viel einfacher hier, ruhiger und stabiler. Wir lieben die Natur, die Felder und die Wälder, die ganzen Seen und die Weite. Und natürlich die viel günstigeren Supermärkte. Aber wir vermissen Israel auch sehr. Wir vermissen das bunte Leben, unsere Freunde, die Selbstverständlichkeit vom jüdischen Leben, die Feiertage… besonders jedoch unsere Familie. Für die nächsten drei Jahre werden wir auf jeden Fall hier bleiben. Doch was danach kommt, wissen wir noch nicht, aber wir sind für alles offen. Elohim gadol – Gott ist groß.

Geschichte von Jenni Haug-Yeffet und ihrem Partner

Auf einer Insel der Fidschi-Inseln lernten wir uns 2002 kennen. Ich, damals 26-jährige Deutsche, hatte ein halbes Jahr Auszeit genommen. Ich lebte und arbeitete in Sydney, Australien, und machte einen Kurzurlaub auf den Fidschi-Inseln.

Mein Mann hatte nach intensiven Aufgaben in der israelischen Armee ebenfalls ein Jahr Auszeit genommen und reiste mit einem Freund für ein paar Monate durch Neuseeland und Australien. Auf den Fidschi-Inseln gönnten sie sich eine kleine Auszeit.

Er war der erste Israeli, den ich in meinem Leben kennenlernte. Mein erster Gedanke war: Was denkt er jetzt von mir, da ich Deutsche bin?

Während einer einmonatigen gemeinsamen Reise durch Thailand überzeugte er mich, ihn in Israel zu besuchen. Wie gesagt, es war 2002, Oktober. Die Intifada war an ihrem Höhepunkt angelangt. Der Irakkrieg war schon vorauszusehen. Trotzdem musste ich ihn wiedersehen. Am Abend von Yom Kippur saß ich im El Al-Flieger. Außer mir waren dort wohl nur zehn weitere Passagiere. Die ganze Zeit in Thailand sagte er mir, dass ich keine Angst haben muss. Solange man nicht mit öffentlichen Bussen fährt, kann nichts Schlimmes passieren. Vom Flughafen fuhren wir mit dem Bus zu seiner Wohnung nach Jerusalem…

Nach einem einmonatigen Besuch in Israel war klar, dass wir zusammenbleiben wollen. Einen Monat später landete ich wieder in Israel. Diesmal um zu bleiben.

Die erste Zeit hier: Neues Land, neue Sprache, andere Kultur, Selbstmordattentate, mit der Gasmaske auf dem Fahrrad zum Ulpan…

Hebräisch zu lernen war mir sehr wichtig und schon nach ein paar Monaten begann ich in einem Rechtsanwaltsbüro für Renten und Entschädigungszahlungen zu arbeiten. Der tägliche Kontakt zu Holocaust-Überlebenden war anfangs komisch. Aber mit der Zeit kam ich mit meiner Vergangenheit als Deutsche zurecht – heute arbeite ich bei Beit Theresienstadt, einem Holocaust-Museum und -Bildungszentrum.

Die Familie meines Mannes ist jemenitisch und religiös. Mein Nichtjüdisch-Sein war daher natürlich ein Thema. Nach langem Hin und Her entschlossen wir uns zu einer Konversion. Dieser Weg verlangt einem jungen Paar Entscheidungen ab, über die andere erst viel später nachdenken – oder über die Paare aus gleichen Kulturen überhaupt nicht entscheiden müssen.

Heute erziehen wir unsere drei Kinder nicht religiös, feiern jedoch sowohl jüdische als auch christliche Feiertage.

Und wenn das alles noch nicht genug ist: Mein Mann ist Berufssoldat. “Krawi” – in einer Kampfeinheit. Etwas, das keiner in Deutschland verstehen kann und ich auch erst lernen musste. Jahrelang alleine mit den Kindern. Kriege/Mivzaim (Operationen) mit Warten auf den nächsten Telefonanruf.

Aber – ich würde nichts anders machen. Meinen Mann für niemanden eintauschen. Und auch Israel ist mir nach 12 Jahren sehr ans Herz gewachsen. Wenn mich jemand fragt – ich bezeichne mich noch immer als Deutsche. Aber so insgeheim fühle ich mich auch etwas als Israelin. :)

Geschichte von Katrin Levi und ihrem Partner

Ich war schon als Kind von der Idee begeistert nach Israel zu reisen, als meine Mama mir aus der Kinderbibel vorlas, und mit 16 habe ich mir den Traum erfüllt und kam auf einem Schüleraustausch ins Heilige Land. Im Zuge des Austausches lernten wir viel über die jüdische Religion und israelische Kultur und ich merkte, dass ich mich zu allem sehr hingezogen fühlte, ohne es erklären zu können.

Mein erster und für lange Zeit auch einziger Urlaub in Israel hat mich unheimlich berührt und lustigerweise immer, wenn es um das Thema ‚Leben im Ausland‘ ging, habe ich Leuten erzählt, dass Israel ein Land wäre, in dem ich mir vorstellen könnte, zu leben. Dass dies tatsächlich mal so kommen würde, hätte ich mir nie ernsthaft vorgestellt.

Aber es ist doch passiert und zwar so: Mitte 2009 registrierte ich mich bei Facebook und fand einige Israelis aus dem Austausch von vor über 10 Jahren wieder.

Unsere kleine Familie

Ein Mädel vom Austausch hatte auch ein Profil für ihr Haustier, ein kleines Häschen, angelegt und so kam es, dass ich nach kurzer Zeit sämtliche verloren geglaubte Schulkameraden, eine Handvoll Israelis und ein Häschen in meiner Freundesliste hatte.

Etwa eine Woche später bekam ich unerwartet eine E-Mail: ” Do we know each other?” schrieb das kleine weiße Häschen. Ich war verdutzt und dachte mir, dass sie mich eigentlich kennen sollte, und fing an, mit dem Häschen zu schreiben, was sich als recht amüsant herausstellte. Irgendwann kam dann der Satz: “Okay, I will clear things up. My name is Yehuda Levi and Nullie is my rabbit.” Es stellte sich heraus, dass es nicht ihr Häschen war, sondern das ihres Exfreundes. :)

Nun ja, blöd gelaufen, aber irgendwie schrieben wir uns weiter und stellten fest, dass wir ziemlich viele Gemeinsamkeiten haben, und nach ein paar Wochen merkten wir beide, dass es Klick gemacht hatte.

Von da an wurden unsere Gespräche via E-Mail viel vertrauter und liebevoller und irgendwann nahm ich meinen Kalender in die Hand und guckte, wann der nächste Urlaub ginge, und hab den nächsten Flieger gebucht, um mir diesen Yehuda mal genauer anzugucken.

Einmal hatte er mir verraten, dass sein Lieblingsparfüm „Zegna“ heißt und ich habe die nächste Douglasfiliale gestürmt und mir alle Zegnadüfte auf Teststäbchen gesprüht und daran abends am Nachttisch geschnuppert.

Im Freundes- und Bekanntenkreis haben sie mich für verrückt erklärt, dass ich einfach so zu einem wildfremden Mann ins außereuropäische Ausland reise, aber ich habe allen gesagt, dass ich eine erwachsene Frau bin und wenn mir jemand doof kommt, dann buche ich eben ein Hotelzimmer und mache mir eine nette Woche alleine.

Wir haben aus mir unerklärlichen Gründen nie geskypt, sondern immer nur geschrieben. Zwei Tage vor meinem Flug schrieb er mir: “I love you, even if I never saw you before.” Und mein Herz schmolz dahin, da ich genau das Gleiche fühlte.

Am Flughafen war es dann anfangs total unwirklich. Obwohl wir uns schon unsere Liebe gestanden hatten, haben wir uns nur in den Arm genommen und herzlich gedrückt, aber er brachte mir Mekupelet-Schokolade mit und nach fünf Minuten war das Eis gebrochen und wir quatschten die ganze Nacht durch und der Rest war einfach nur wunderschön und einmalig.

Am ersten Morgen wurde ich wach und fühlte mich total leer und mir war klar, dass so eine Situation nicht normal ist und dass es Zeit braucht, bis die Synapsen wieder normal sind und so war es auch. Am dritten Tag fuhren wir nach Jerusalem und das war der Tag, an dem wir uns auch physisch in Fleisch und Blut ineinander verliebt haben.

Er zeigte mir viel von Israel und wir fuhren zusammen nach Eilat ohne ein Hotelzimmer zu haben.

Unterwegs stoppten wir in der Wüste am Toten Meer zum Sternegucken. Das war sehr beeindruckend, denn so etwas hatte ich noch nie gesehen. Man guckt so in den Himmel und denkt sich, dass es bewölkt ist, und auf einmal merkt man, dass das keine Wolken sind, auf die man da schaut, sondern Millionen und Abermillionen von Sternen. Wenn nicht gerade Vollmond ist, dann kann man in der Wüste den Nachbararm der Milchstraße ganz klar erkennen.

Das war so ziemlich das Romantischste, was ich je gemacht habe. Schade, dass die meisten Leute immer schnurstracks durch die Wüste hetzen, ohne mal anzuhalten und für ein paar Minuten nach oben zu schauen.

Unterwegs riefen wir bei Isrotel, einer Hotelkette, an und bekamen spontan ein Zimmer im Isrotel Agamim. Das Hotel war super und ist heute noch unser kleines Liebeshotel, wenn wir nach Eilat fahren.

Ab da fing natürlich ein reger Flugverkehr zwischen Israel und Deutschland an. Er lernte meine Familie kennen und ich seine, wir gingen von da an regelmäßig Sterne in der Wüste anschauen –manchmal fuhren wir nur deswegen dorthin – und ich zeigte ihm Sylt, was wohl den meisten Israelis verborgen bleibt. Uns war relativ schnell klar, dass wir nur eine Chance auf eine gemeinsame Zukunft haben, wenn wir zusammenziehen.

Wir haben das ganz rational entschieden, wer hat welchen Job, wer hat Eigentum wo, und so weiter und so fort, und ich habe Nägel mit Köpfen gemacht und habe meinen Job, meine Wohnung und meine Versicherungen gekündigt und bin Ende 2010 zu ihm gezogen.

2012 haben wir im kleinen Kreis sehr romantisch auf Zypern geheiratet und im Oktober 2013 hat unsere Tochter Luisa Lea Levi das Licht der Welt erblickt und wir sind immer noch schwer verliebt und glücklich und erwarten im Juli 2015 wieder Nachwuchs, auf den wir uns schon sehr freuen.

Wir haben nun auch alle Unterlagen eingereicht, da ich zum Judentum konvertieren möchte.

Ich hatte bereits vor unserer Begegnung mit diesem Gedanken gespielt und meine Eltern sehen das mit der Religion sehr gelassen. Es ist für sie zwar schwer, so weit weg zu sein und das Enkelkind nicht so häufig zu sehen, aber meine Familie war jetzt schon öfter bei uns und sie sind inzwischen richtige kleine Israel-, Judentum- und Nahostexperten. Für meine Schwiegereltern ist es natürlich von essentieller Bedeutung, dass die Schwiegertochter und die Enkelkinder Juden sind, weswegen es schon mal kurz vor unserer Hochzeit auf Zypern einige Spannungen gab.

Die Kommunikation zwischen meinen Eltern und Schwiegereltern irakischen Ursprungs klappt am besten nach einer Flasche Sekt, da beide Seiten kein Englisch sprechen, aber alle denken im Großen und Ganzen: Hauptsache, die Kinder sind glücklich zusammen.

Manchmal nervt es mich, dass die immer denken, das Haus ist ein Haus der offenen Tür, wo man zu jeder Tages- und Nachtzeit reinmarschieren kann und dann auch noch Tee und Kekse serviert bekommt (so geschehen zwei Tage nach der Entbindung) und dass sie immer viel zu viel Essen kochen und hinterher so viel davon wegschmeißen. Oder wenn meine Schwiegermutter auf der nächsten Party das nervigste Lied aller Zeiten in mein Ohr trällert oder nach Pessach irgendwelche Geldstücke über deinem Kopf kreisen und man mit einem Bund Petersilie verhauen wird.

Das bin ich mit meinen deutschen Wurzeln nun mal überhaupt nicht gewöhnt und das werde ich auch nie so leben, aber alles in allem finde ich meine arabische Familie ganz cool, wobei Yehuda und ich uns eher an europäischen Maßstäben orientieren.

 

Blog der Botschaft des Staates Israel in Berlin


Autor: joerg
Bild Quelle:


Donnerstag, 19 Februar 2015

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