Antisemitismus-Konferenz im Auswärtigen Amt: Du bist Deutschland

Antisemitismus-Konferenz im Auswärtigen Amt:

Du bist Deutschland


Am Dienstag ließ es sich der deutsche Außenministerdarsteller Frank-Walter Steinmeier nicht nehmen, der seit Sonntag auch in seinem Ministerium tagenden Interparliamentary Conference on Combatting Anti-Semitism einen Besuch abzustatten und die aus zahlreichen Staaten angereisten Experten und Parlamentarier mit einer Rede in Deutschlands Hauptstadt willkommen zu heißen.

Du bist Deutschland

Man wird den Worten des Sozialdemokraten höflich gelauscht und applaudiert, sich aber still gefragt haben, ob der Redner noch alle Sinne beisammen hat. Denn das, was Angela Merkels Mann für Auswärtiges da zur Begrüßung vortrug, es war makaber und peinlich. »Ich freue mich sehr«, begann Frank-Walter Steinmeier, »Sie hier zu begrüßen, hier in der deutschen Hauptstadt.«

 

Geht man davon aus, daß es bei dem Phänomen, das die Teilnehmer zusammenbrachte, um eines geht, über dessen Bekämpfung sie beraten wollten, ist Freude über die Zusammenkunft womöglich kein angemessenes Gefühl, denn besser wäre es doch allemal, müßten solche Veranstaltungen gar nicht stattfinden. Aber Frank-Walter Steinmeier hatte noch mehr zu sagen, vielmehr zu prahlen:

 

»Wir sind in Berlin – in jener Stadt, in der vor über 70 Jahren die Vernichtung des europäischen Judentums beschlossen, geplant und ins Werk gesetzt wurde. Nur wenige Meter von hier, am Bebelplatz, verbrannten die Nazis 1933 die Bücher jüdischer Autoren – ein Vorspiel zum Mord an Europas Juden. Und hier in diesem Hause selbst – in der damaligen Reichsbank – bunkerten die Nazis in den Tresorräumen unter Ihren Füßen das Gold, das sie in ihren Raubzügen zusammengerafft und vor allem auch jüdischen Opfern abgenommen hatten.«

 

»Und heute«, fragte der Redner schließlich, »und heute, meine Damen und Herren?« Nun, »heute sind Sie aus über 40 Ländern nach Berlin gekommen, um ein entschlossenes Zeichen gegen Antisemitismus zu setzen.« Was geht vor in Menschen, die sowas sich ausdenken? Merken sie, wie arrogant ihr Täterstolz ist, wie beleidigend und herablassend das »und heute sind Sie gekommen«?

 

Ist es nicht zutiefst beleidigend, den Antisemitismus gewiß verabscheuenden Teilnehmern einer Tagung über das Phänomen anzudeuten, ohne Wannsee-Konferenz hätten sie sich wahrscheinlich gar nicht treffen können? Bemerkt Frank-Walter Steinmeier nicht, daß er klingt, als wolle er dem präzedenzlosen Verbrechen des Holocaust einen Sinn verleihen, wie erbärmlich das ist?

 

 

tw_24


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Mittwoch, 16 März 2016