Was in Berlin so alles mit Steuergeldern gefördert wird: Bei den Spinnern von Babylon

Was in Berlin so alles mit Steuergeldern gefördert wird:

Bei den Spinnern von Babylon


Mit über 350.000 Euro im Jahr wird laut Haushaltsplan in Berlin das Babylon Kino subventioniert. Am 14. Dezember 2017 wird in genau diesem Kino eine Preisverleihung stattfinden, bei der so ziemlich alle Typen anwesend sind, die in der Szene der Verschwörungstheoretiker, Israelhasser und Antisemiten Rang und Namen haben.

Bei den Spinnern von Babylon

von Gerd Buurmann

 

In der Domstadt Köln gibt es ein paar Menschen, die alten, leeren Koffern gleichen und seit August 2005 einen konfusen Blog betreiben, den sie NRhZ-Online nennen, in Anlehnung an die Neue Rheinische Zeitung, die von 1848 bis 1849 durch Karl Marx am Heumarkt in Köln redigiert wurde. Seit 2016 wird die NRhZ-Online von Anneliese Fikentscher und Andreas Neumann herausgegeben. Sie sind zwei nicht ganz unbekannte Typen in der Szene, denn im April 2012 flogen sie in das klerikal-faschistische Regime Iran, um dort Mahmud Ahmanidedschad zu besuchen. In einem Reisebericht schrieben sie:

 

„Gibt es ein Land, in dem die 30 Stunden-Woche mit sechs Stunden an fünf Tagen eingeführt ist? Gibt es ein Land, in dem jeder Mensch, ob Mann oder Frau, ob Baby oder Greis, ein bedingungsloses Grundeinkommen erhält? Gibt es ein Land, in dem auch die Tätigkeit der Frau in der Familie als vollwertige Arbeit honoriert wird? Gibt es ein Land, in dem das Prinzip der Vergebung einen hohen Rang hat, in dem betroffene Angehörige eine Tat – selbst Mord – vergeben können, um damit die Haft- oder Todesstrafe in eine Geldstrafe umzuwandeln? Gibt es ein Land, in dem die höchstgestellten Politiker Atomwaffen verurteilen? Das Land heißt Islamische Republik Iran. Wir haben es mit einer Gruppe von kulturell und politisch Interessierten vom 19. bis 29. April bereist.“

 

Seit einigen Jahren haut die NRhZ-Online, die erklärt, ich sei ein „zionistischer Propagandist“, den Kölner Karlspreis raus, der ebenfalls nach Karl Marx benannt ist. Der Mann kann einem fast leid tun.

 

Am 14. Dezember 2017 geht dieser Preis an Ken Jebsen, der in der verschwörungstheoretischen Szene ebenfalls einige Bekanntheit genießt. Bis 2011 war er als Fernseh- und Radiomoderator tätig, zuletzt beim Rundfunk Berlin-Brandenburg. Dort flog er jedoch raus, nachdem er im November 2011 erklärte hatte, er wisse, wer „den Holocaust als PR erfunden“ habe. Die Programmdirektorin Claudia Nothelle erklärte damals, er habe „in manchen Fällen die Grenze überschritten“, ohne „journalistische Standards einzuhalten“.

 

Seitdem vertritt Ken Jebsen in seinem Blog unter anderem Verschwörungstheorien zum 11. September 2001. Er bezeichnet die Anschläge als „Terrorlüge“ und den Einsturz des World Trade Centers als „warmen Abriss“ und behauptet, die US-Regierung habe die Anschläge selbst herbeigeführt. Zudem behauptet er, die „Zionisten“ hätten die USA und die Massenmedien unterwandert und betont, diese „mediale Massenvernichtungswaffe“ helfe, „dass wir seit über vierzig Jahren die Fresse halten, wenn im Auftrage des Staates Israel Menschen in Massen vernichtet werden“. Er erklärt, Israel rotte systematisch die Palästinenser aus, um „Platz für das auserwählte Volk zu schaffen“ und spricht von einer „Endlösung“ für Palästina.

 

Ken Jebsen ist ein verschwörungstheoretischer Druide, der in seinem braunen Kessel eine überriechende Brühe aus Holocaustrelativierung und Israel-Hass zusammenbraut. Am 14. Dezember 2017 wird er dafür im mit über 350.000 Euro im Jahr subventionierten Babylon Kino in Berlin von Ahmanidedschad-Apologeten ausgezeichnet.

 

Bei der Preisverleihung wird ebenfalls die berüchtigte Tochter Evelyn Hecht-Galinski anwesend sein. Sie verfasst regelmäßig Artikel für die NRhZ-Online. Im Juli 2012bezeichnete sie die israelische Regierung unter Netanjahu als „faschistisch-rassistische Regierung“ und schrieb von einem „zionistischen Apartheid-Regimes Israel“. Im August 2014 erklärte sie, Benjamin Netanjahu sei „genauso schlimm wie die IS Kommandeure, die morden und zerstören“.

 

Nachdem ein Terrorist in einen jüdischen Haushalt eingebrochen war und dort unter anderem einem 13-jährigem Mädchen im Schlaf die Kehle durchgeschnitten hatte, schrieb Evelyn Hecht-Galinski am 6. Juli 2016, der Terrorist, „der das 13jährige US-Siedlermädchen im Bett erstach, war ein Verzweifelter, der mit der Ermordung eines nahen Verwandten durch „jüdische Verteidigungssoldaten“ nicht fertig wurde und nur noch dafür lebte, um zu sterben, nachdem er diesen Mord gesühnt hatte.“ Sie schrieb weiter, „für uns mag das unverständlich sein“, wer sich aber in den Terroristen hineinversetze, könne „es zumindest nachvollziehen, dass diese jungen, verzweifelten Menschen nichts mehr hält auf Erden.“

 

Am 14. Dezember 2017 wird diese Frau, die Judenmörder verstehen kann, in einem subventionierten Kino in Berlin eine Rede halten für einen Mann, der Juden nicht leiden kann und einen Preis bekommt, der von Leuten verliehen wird, die den Judenhasser Ahmadinedschad loben. Damit die ganze Veranstaltung im Babylon noch die passende Begleitmusik erhält, wird die Band „Die Bandbreite“ die Verleihung musikalisch unterstützen. Über diese Band schrieb der Spiegel, sie sei „ein mehr als unappetitliches Gebräu aus Verschwörungstheorien, Anti-Amerikanismus, Sexismus und Frauenfeindlichkeit“. Im Jahr 2010 wurde die Band von der NPD als „eine volkssozialistische Musikgruppe“ gelobt.

 

Was für eine Versammlung im Babylon!

 

Im August 2017 erwog das Simon-Wiesenthal-Zentrum, den Regierenden Bürgermeister Berlins, Michael Müller (SPD), auf seine jährliche Liste der zehn schlimmsten antisemitischen/antiisraelischen Vorfälle zu setzen. Als Grund gab der stellvertretender Leiter des Zentrums, Rabbi Abraham Cooper, laut Jerusalem Post an, Müller habe es versäumt, sich von der antiisraelischen Boykottkampagne BDS öffentlich zu distanzieren – anders als seine Amtskollegen in München und Frankfurt am Main.

 

Jetzt wird am 14. Dezember 2017 eine Party von Verschwörungstheoretikern, Israelhassern, Antisemitenverstehern und Judenhassern in einem vom Berliner Senat subventionierten Kino stattfinden. Herr Müller, was sagen Sie dazu?

 

 

Tapfer im Nirgendwo  - Foto: Babylon-Logo


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Dienstag, 14 November 2017