Offener Brief der Angehörigen aller Terroropfer vom Breitscheidplatz an Mer4kel: Eine tragische Folge politischer Untätigkeit

Offener Brief der Angehörigen aller Terroropfer vom Breitscheidplatz an Mer4kel:

Eine tragische Folge politischer Untätigkeit


In einem offenen Brief an Angela Merkel erheben Familienangehörige aller zwölf Todesopfer, die am 19. Dezember 2016 von einem islamistischen Terroristen in Berlin ermordet wurden, sowie Menschen, die bei dem Anschlag verletzt wurden und Nothelfer, die am Breitscheidplatz erste Hilfe geleistet hatten, schwere Vorwürfe an die Bundeskanzlerin und die Bundesregierung.

Eine tragische Folge politischer Untätigkeit

von Gerd Buurmann

 

Die Angehörigen erklären:

 

* Deutschland mangele es an grundlegender Professionalität im Umgang mit dem Terrorismus.

* Es herrsche ein Kompetenzchaos bei den deutschen Behörden.

* Die Berliner Behörden hätten nicht ausreichend gut mit den Angehörigen der Opfer kommuniziert. Es wären Rückrufe versprochen worden, die jedoch nicht erfolgt seien. Es soll sogar Zurechtweisungen von Angehörigen gegeben haben.

* Angela Merkel sei ihrem Amt nicht gerecht geworden.

* Der Anschlag am Breitscheidplatz sei eine tragische Folge der politischen Untätigkeit von Angela Merkel und ihrer Bundesregierung.

 

Die Angehörigen bemängeln:

 

* Die Bundeskanzlerin habe den Angehörigen fast ein Jahr nach dem Anschlag weder persönlich noch schriftlich kondoliert hat.

* Heiko Maas habe keine Anstrengungen unternommen, zumindest alle Familienangehörigen ersten Grades direkt zu erreichen.

* Das erste offizielle Schreiben von Bundesjustizminister Heiko Maas soll erst 22 Tage nach dem Anschlag gekommen sein und sei nur an einen Teil der Familienangehörigen gerichtet gewesen.

* Es habe ganze 60 Tage gedauert, bis der damalige Bundespräsident Joachim Gauck die Angehörigen zu einem Zusammentreffen eingeladen und kondoliert haben soll.

* Die Angehörigen hätten tagelang nicht gewusst, wo sie ihre Opfer finden konnten und wie es um sie stand.

* Der Trauergottesdienst habe bereits stattgefunden, als noch nicht alle Angehörigen wussten, dass ihre geliebten Menschen unter den Todesopfern waren.

Der offene Brief kann im Spiegel nachgelesen werden.

 

Wer den offenen Brief gelesen hat, wundert sich nicht mehr über die Art und Weise, wie den Opfern auf dem Breitscheidplatz gedacht wird. Einige Monate stand an der Kaiser-Wilhelm-Gedächtniskirche eine provisorische Erinnerungsstätte. An dieser Stätte waren allerdings sämtliche deutschen Opfer gesichtslos. Nur von einem deutschen Opfer wurde der Name genannt. An die Opfer aus Italien, Tschechien, Israel und Polen wurde mit Namen und Gesicht erinnert. Tapfer im Nirgendwoschrieb vor einiger Zeit dazu:

 

„Solange die Opfer des Anschlags kein Gesicht und keine Geschichte haben, werden deutsche Politikerinnen und Politiker weiterhin so unsägliche Dinge sagen wie: „Wir lassen uns unsere Art zu leben nicht nehmen!“

 

Uns wurde am 19. Dezember 2016 aber sehr wohl etwas genommen. Uns wurden zwölf Welten genommen! Zwölf Menschen, die leben und lieben wollten, zwölf Menschen mit einem Gesicht. Der Philosoph Emmanuel Lévinas sagte einst: „Im Antlitz des Anderen erkennst Du Gott“

 

Im November 2017 wurde der provisorische Erinnerungsort lieblos auf einen Haufen gefegt. Wer dafür verantwortlich ist, weiß niemand.

 

 

Ich schrieb damals: „Wie geschmacklos. Jetzt fehlt eigentlich nur noch, dass Lastkraftwagen zur Belieferung des Weihnachtsmarkts über die Kerzen fahren!“

 

Nachdem der alte Erinnerungsort weggekehrt war, wurde eine neue provisorische Gedenkstätte am Breitscheidplatz errichtet.

 

 

Hinter dieser neuen Gedenkstätte liegt die alte Gedenkstätte wie eine Müllhalde. Ich frage damals: „Ist das Erinnerung oder kann das weg?“

 

 

Am 19. Dezember 2017 soll den beiden provisorischen Gedenkstätten eine offizielle Gedenkstätte folgen. Der Senat der Stadt Berlin hat entschieden, dass der Boden auf dem Breitscheidplatz einen Riss bekommen soll, der mit einer goldenen Legierung aufgefüllt wird. In die Stufen der Gedächtniskirche sollen zudem die Namen der Opfer verankert, sowie ihre Herkunftsländer erwähnt werden.

 

Hoffentlich geht die Stadt Berlin im Rahmen der Einweihung des neuen Mahnmals mit der Entsorgung der alten Gedenkstätten würdevoller um als es bisher geschehen ist und fegt nicht einfach alles in eine Ecke auf einen Haufen und lässt es dort erst mal für unbestimmte Zeit liegen.

 

Und vielleicht meldet sich endlich auch mal Angela Merkel bei den Angehörigen!

 

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Tapfer im Nirgendwo - Bildnachweis: Jouwatch - Titelbild oben: Mit diesem LKW raste der Islamist Anis Amri in den Weihnachtsmarkt und ermordete 12 Menschen (Foto: By Emilio Esbardo [CC BY-SA 4.0 (https://creativecommons.org/licenses/by-sa/4.0)], via Wikimedia Commons)


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Sonntag, 03 Dezember 2017