Politik und der Kampf gegen Antisemitismus: Feine Gesellschaft

Politik und der Kampf gegen Antisemitismus:

Feine Gesellschaft


Mitte September 2014 fand in der deutschen Hauptstadt eine Demonstration unter dem Motto »Steh auf! Nie wieder Judenhaß« statt. Nach zahlreichen Angriffen auf Juden und jüdische Einrichtungen in Deutschland in den Wochen und Monaten zuvor hatte der Zentralrat der Juden in Deutschland die »Großkundgebung« organisiert, nachdem sich die politischen Parteien dazu unfähig gezeigt hatten.

Feine Gesellschaft

Gleichwohl ließ es sich die politische Klasse nicht nehmen, durchaus zahlreich an der Kundgebung teilzunehmen. Für die very important Gedenkweltmeister gab es Sitzplätze, während das von ihnen ferngehaltene Fußvolk, darunter Holocaustüberlebende und Mitglieder jüdischer Gemeinden, die zum Teil stundenlang nach Berlin unterwegs gewesen waren, sich mit Stehplätzen begnügen mußte.

Und natürlich versprachen die prominentesten Vertreter von Regierung und Opposition, was sie bei solchen Gelegenheiten immer versprechen. Angela Merkel stand auf gegen Judenhaß, Frank-Walter Steinmeier, damals deutscher Außenministerdarsteller, und Manuela Schwesig, damals Familienministerin, machten mit dem Fernsehmoderator Cherno Jobatey Selfies am Rande der Veranstaltung.

Wenig später empfing die deutsche Kanzlerin den Emir von Katar, Scheich Hamad bin Khalifa Al Thani, im Bundeskanzerlerinnenamt, schüttelte dem Großsponsor der Hamas lächelnd die Hand und begrüßte den Besitzer der Qatar Airways »herzlich bei uns«, die an Bord ihrer Maschinen keine Juden duldet, sich aber rühmen darf, »offizieller Airline-Partner des FC Bayern München« zu sein.

Auch Frank-Walter Steinmeiers Bekenntnis gegen Antisemitismus war wohl schon in dem Augenblick vergessen, in dem es geäußert wurde: Im Mai 2017 – zwischenzeitlich zum Bundespräsidenten befördert – verbeugte er sich in Ramallah vor dem Grab des Terroristenführers Yassir Arafat und traf sich danach zum Gedankenaustausch mit Abu Mazen, dem Kopf des antisemitischen PA-Regimes.

Es kann ob solcher Vorbilder kaum verwundern, daß die Stadt München nun den Karikaturisten Dieter Hanitzsch mit ihrem Ernst Hoferichter-Preis für »Originalität mit Weltoffenheit und Humor« ehrt. Die Süddeutsche Zeitung hatte 2018 ihre Zusammenarbeit mit dem Zeichner beendet, nachdem selbst ihr aufgegangen war, daß Dieter Hanitzsch’ Karikaturen antisemitische Klischees bedienten.

Die Laudatio wird Christian Ude vortragen, ehemals Oberbürgermeister der bayerischen Metropole, der die Verleihung des Preises gegen Kritik mit den Worten verteidigt, diese »straff organisierte Protestaktion« gehe von »einem sehr kleinen Kreis« aus, der vorhabe, »Druck auf die Stadtpolitik auszuüben«. Womit alles darüber gesagt wäre, was in Deutschland als anständig gilt und was stört.


Autor: tw
Bild Quelle: Michael Thaidigsmann [CC BY-SA 4.0 (https://creativecommons.org/licenses/by-sa/4.0)], from Wikimedia Commons


Montag, 14 Januar 2019

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