Entschlüsselung des Skandals um das Berliner Jüdische Museum

Entschlüsselung des Skandals um das Berliner Jüdische Museum


Die Mitarbeiter des Jüdischen Museums in Berlin haben eine beträchtliche Bilanz an Provokationen gegen das Meinstream-Judentum.

Entschlüsselung des Skandals um das Berliner Jüdische Museum

Von Dr. Manfred Gerstenfeld

2012 war dieses vom deutschen Steuerzahler finanzierte Museum unter seinem früheren Direktor Gastgeber einer Podiumsdiskussion mit einer führenden amerikanisch-jüdischen, antiisraelischen Hetzerin, Judith Butler. Sie nahm die Gelegenheit wahr zu einem Boykott Israels aufzurufen. Die Veranstaltung war ausverkauft. Mehr als 700 nahmen daran teil und sie überschütteten Butler regelmäßig mit Applaus.[1]

Butler sagte 2006, „Hamas/Hisbollah als soziale Bewegungen zu verstehen, die progressiv sind, die links stehen, die Teil der globalen Linken sind, ist extrem wichtig“.[2] Ein paar Wochen vor dem Treffen im Berliner Museum, beschloss eine Behörde der Stadt Frankfurt Butler mit dem prestigeträchtigen Theodor-Adorno-Preis für Spitzenleistungen im Bereich der Geisteswissenschaften auszuzeichnen.[3]

Weiterhin war Farid Hafez eingeladen, der ein Buch zu „islamischen politischen Denkern“ veröffentlicht hatte. Darin wurden die Gründer der Muslimbruderschaft als Demokraten und Antiimperialisten dargestellt. Ihre Fantasien zum Völkermord an den Juden in Palästina wurden nicht erwähnt. Dennoch wurde er eingeladen über Islamophobie zu sprechen.[4]

2013 war der Hauptredner einer Konferenz zu Antisemitismus in Europa ein ranghoher wissenschaftlicher Mitarbeiter aus Oxford, Brian Klug. Er behauptet, dass der Zionismus „Juden davon abhält ein normales Lebenskonzept für sich zu finden.“[5]

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Im März diesen Jahres lud der Direktor des Museums, Peter Schäfer, den iranischen Diplomaten Seyed Ali Moujani ins Museum ein. Bei dem Treffen brachte der iranische Diplomat seine Ansicht zu Ausdruck, dass Antizionismus kein Antisemitismus sei.[6]

Der Zentralrat der Juden in Deutschland griff das Museum im Juni an, weil dieses eine Empfehlung twitterte einen Artikel mit Titel „240 Akademiker gegen BDS-Abstimmung“ in der linksextremen Tageszeitung TAZ zu lesen. Die Zeitung berichtete, dass eine Gruppe israelischer und jüdischer Wissenschaftler das deutsche Parlament wegen des Beschlusses vom 17. Mai kritisierte, mit dem die Boykott-Bewegung gegen Israel als antisemitisch erachtet wird.[7] Der Zentralrat schrieb, dass das Museum offensichtlich aus dem Gleis geraten sei. Er fügte hinzu, dass das Museum „das Vertrauen der jüdischen Gemeinschaft in Deutschland verloren hat“.[8] Nebenbei bemerkt: Es überrascht nicht, dass sowohl Butler als auch Klug zu den 240 Akademikern gehörten, auf die der Tweet sich bezog. Diese Liste beinhaltet zudem Dutzende weitere Stammhetzer gegen Israel.[9]

Früher im Jahr lud Schäfer den britischen Journalisten und Nahost-Experten Tom Gross ein sich die Jerusalem-Ausstellung des Museums anzusehen. Dieser kritisierte hinterher die Ausstellung mit heftigen Worten. Er sagte der Jerusalem Post und schrieb auf seiner Facebook-Seite: „Ich wurde vor kurzem vom Direktor des Jüdischen Museum Berlin eingeladen, mir die aktuelle ‚Jerusalem‘-Ausstellung anzusehen. Ich war von dem Übergewicht der antizionistischen, oft antisemitischen Randbewegung Naturei Karta im jüdischen Teil der Ausstellung schockiert. Die hasserfüllten Plakate dieser Gruppe (die angeblich Holocaust-Leugner im Iran unterstützt haben) waren ohne jegliche widersprechende Erklärung ausgestellt, die den Museumsbesuchern erklärt hätte, wer sie sind.“

Gross fügte an: „Als ich dem Büro des Museumsdirektors gegenüber mein Entsetzen ausdrückte, verfehlten sie es zu reagieren, obwohl sie mich ins Museum eingeladen hatten. Die Jerusalem-Ausstellung dominiert derzeit das Museum, da die Dauerausstellung für mehr als ein Jahr geschlossen ist, während sie komplett überarbeitet wird. Ich hoffe einfach, wenn sie wieder eröffnet wird, werde ich eine ehrliche Bewertung zum Holocaust und Antisemitismus abgeben, nicht irgendeine verfälschte Version.“[10]

Die Jerusalem Post hatte den Knüller über den Tweet des Museums. Dann veröffentlichte sie weitere Kritik am Museum aus verschiedenen Quellen. Zu diesen gehörte der Bürgermeister von Frankfurt Uwe Becker, der auch Beauftragter für jüdisches Leben und den Kampf gegen Antisemitismus im Bundesland Hessen ist. Er wurde zitiert: „Das Jüdische Museum Berlin betrachtet es offensichtlich als seine Aufgabe sich gegen jüdisches Leben in unserem Land und besonders gegen Israel zu stellen. Die aktuelle Unterstützung für BDS ist eine Schande! Nach einer völlig einseitigen Ausstellung über Jerusalem jetzt ein weiterer Skandal. Das ist kein jüdisches, sondern ein antijüdisches Museum.“[11]

Nach der massiven Kritik kündigte Schäfer am 14. Juni seinen Rücktritt an, um „weiteren Schaden zu verhindern“.[12] Ende Mai war sein Vertrag um ein Jahr bis 2021 verlängert worden.[13] Sein Abgang führte zu einem Unterstützungsbrief für Schäfer, der von Museumsvertretern aus mehreren Ländern unterschrieben war. Sie drückten ihre Sorge über die Angriffe gegen Schäfer aus, die zu seinem Rücktritt geführt hatten. Der Brief erklärte, dass er ein Mann von großer persönlicher Integrität und internationaler Wissenschaftler ist, der im Feld der Studien des Judentums wichtige Beiträge geleistet hat. Die Unterzeichner waren von den extremen persönlichen Attacken auf Schäfer und seine professionelle Arbeit schockiert. Sie fügten hinzu, dass sie seinen Rücktritt als ein Alarmzeichen für die Unterdrückung freier Diskussion und freier Aussprache betrachten.[14]

Wie so oft in Deutschland schafft die oben angeführte Sammlung an Äußerungen und Gegenäußerungen Konfusion und verbirgt Schlüsselaspekte. Schäfer, der kein Jude ist, ist in der Tat ein wichtiger, preisgekrönter Forscher, der beträchtliche Beiträge zu Studien des Judentums geleistet hat. Das war und ist allerdings keineswegs die einzige Anforderung an einen Direktor eines jüdischen Museums in Berlin. Diese Stadt ist aktuell die Hauptstadt des europäischen Antisemitismus und liegt in dem Land mit der bisher schlimmsten Vergangenheit, was das jüdische Volk betrifft.[15]

Das ist eine Position mit vielen komplexen politischen und geschäftsführenden Aspekten, die Schäfer, in erster Linie Forscher, nie hätte annehmen sollen. Sie erfordert einen erfahrenen Manager mit profundem politischem Verständnis und Instinkten, der in der Lage ist in einer hoch problematischen deutschen Realität, soweit es Juden angeht, zu agieren. Das ist zumindest genauso wichtig wie die Organisation von qualitativ hochwertigen Ausstellungen. Die Bilanz zeigt, dass die Aktivitäten der Museumsangestellten, von denen einige problematische politische Ansichten zu haben scheinen, genau beaufsichtigt werden müssen. Es ist wohlbekannt, dass einseitige Kritik an Israel ein Mittel ist den Deutschen das erleichternde Gefühl zu geben, dass nicht nur ihre Großeltern, sondern auch die zeitgenössischen Israelis schuldig sind. Diejenigen, die zur Unterstützung Schäfers schrieben, scheinen das nicht zu begreifen, obwohl sie zurecht sagten, er hätte nicht persönlich mit falschen Argumenten angegriffen werden sollen.

Es gibt viele Themen, die Aufmerksamkeit oder sogar Ausstellungen in einem jüdischen Museum in Berlin verdienen, aber tabu sind. Um ein paar zu erwähnen: Die im Lauf der Jahre stattgefundene Mutation mörderischen Antisemitismus gegen Juden in Nazideutschland in eine massive Dämonisierung Israels im zeitgenössischen Deutschland. Das bringt sich in den regelmäßigen Vergleichen von Israels Handeln gegenüber den Palästinensern mit dem der Nazis gegenüber den Juden zum Ausdruck.

Eine weitere Ausstellung könnte die zeitgenössische arabische Dämonisierung Israels und der Juden mit der der Nazis vergleichen, bei denen gemeinsame Themen wie das Propagieren von Mord, Juden zu Tieren zu machen und Ritualmorde-Anschuldigungen gezeigt werden könnten. Noch ein Beispiel einer lohnenswerten Ausstellungen ist ein Vergleich zwischen dem Belohnungssystem Nazideutschlands für die, die Juden verrieten, damit sie ermordet werden konnten und den finanziellen Belohnungen der palästinensischen Autonomiebehörde für diejenigen ihrer Bürger, die Israelis ermorden.

Es gibt zudem sehr unterschiedliche mögliche Themen für Ausstellungen, so die Rolle der Kirche beim Anlegen der Infrastruktur zu Verfolgungen in Deutschland und was davon im gegenwärtigen deutsch-christlichen Umfeld fortbesteht, zum Beispiel bei BDS unterstützenden Predigern.

Und schließlich: Eine Ausstellung zu Juden und deutscher Kultur, einschließlich der Frage, wie Antisemitismus im Gefüge der zeitgenössischen deutschen Gesellschaft verwoben ist.

Wenn das Jüdische Museum solche Ausstellungen organisiert, werden wir wissen, dass das messianische Zeitalter anbricht. Bis dahin ist es unwahrscheinlich, dass das Museum twittern wird, man solle diesen Artikel lesen.

Dieser Artikel ist eine erweiterte Version eines früheren Artikels in The Algemeiner.

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[1] www.jpost.com/Jewish-World/Jewish-Features/Berlin-Jewish-Museum-event-calls-for-Israel-boycott

[2] ebenda

[3] https://news.berkeley.edu/2012/09/12/butler-wins-adorno-prize/;/www.dw.com/en/adorno-prize-for-judith-butler-irks-jewish-groups/a-16225396

[4] www.welt.de/kultur/article195347713/Das-Juedische-Museum-in-Berlin-braucht-eine-kulturelle-Revolution.html

[5] www.jpost.com/Jewish-World/Jewish-News/Inclusion-of-anti-Israel-speaker-at-Berlin-conference-on-ways-to-tackle-anti-Semitism-sparks-uproar-330733

[6] www.jpost.com/Diaspora/German-Museum-director-sparking-BDS-controversy-resigns-after-condemnations-fly-592564; https://www.algemeiner.com/2019/03/19/berlin-jewish-museum-says-it-has-no-specific-plans-to-cooperate-with-iran-following-criticism-of-meeting-with-tehran-regime-envoy/

[7] https://taz.de/Bundestagsbeschluss-zu-Israel-Boykott/!5601030/

[8] www.spiegel.de/kultur/gesellschaft/zentralrat-der-juden-scharfe-kritik-an-juedischem-museum-wegen-taz-link-a-1271877.html

[9] https://bdsmovement.net/news/240-jewish-and-israeli-scholars-german-government-boycotts-are-legitimate-and-non-violent-tool

[10] http://www.facebook.com/TomGrossMedia/posts/2233835529987287

[11] http://www.jpost.com/Diaspora/German-antisemitism-combatant-slams-Berlins-pro-BDS-anti-Jewish-Museum-592044

[12] www.jpost.com/Diaspora/German-Museum-director-sparking-BDS-controversy-resigns-after-condemnations-fly-592564

[13] www.zeit.de/kultur/2019-06/peter-schaefer-juedisches-museum-berlin-ruecktritt

[14] juedischesmuseum.blog/2019/06/25/museumsexperten-unterstuetzen-professor-peter-schaefer-und-das-juedische-museum-berlin/

[15] www.jpost.com/Opinion/Berlin-Europes-antisemitism-capital-580076

 

Heplev - Dr. Manfred Gerstenfeld war langjähriger Direktor und Mitbegründer des Jerusalem Centers for Public Affairs (JCPA), er ist Autor u.a. in der Jerusalem Post und Arutz Sheva


Autor: Dr. Manfred Gerstenf
Bild Quelle: Ren.te74 (Monika Wulff) [CC BY-SA 3.0 (https://creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0)]


Mittwoch, 24 Juli 2019