Islamkritisches immerhin noch im Kulturteil möglich

Islamkritisches immerhin noch im Kulturteil möglich


Einem Journalisten gelang das sogar in der Badische Zeitung aus Freiburg

Islamkritisches immerhin noch im Kulturteil möglich

Von Albrecht Künstle

Die Badische Zeitung ist eine ausgewiesen islamfreundliche Regionalzeitung, eine Zeitung mit Monopolstellung in den meisten Städten des Verbreitungsgebietes. Ich fiel bei dieser Zeitung in Ungnade und erhielt sogar ein Kontaktverbot verhängt. Aber einem Hans-Dieter Fronz gelang es, in dieser Zeitung am 31. Oktober unterzubringen, was mir nicht gelungen wäre. Allerdings im Kulturteil versteckt mit der Überschrift „Wunschkonzert und Waffenschau“. Fast hätte ich den Aufsatz überblättert. Aber im Untertitel fiel mir das Badische Landesmuseum in Karlsruhe ins Auge, wo ich einige Zeit beruflich war und das mir deshalb vertraut ist.

Der Aufsatz berichtet von der Großen Landesausstellung „Kaiser und Sultan“ und zeigt die „Karlsruher Türkenbeute“. Abgebildet ist als Blickfang ein turbanumwundener Helm eines osmanischen Möchtegern-Eroberers. Die Ausstellung führt zurück ins 17. Jahrhundert, eine kriegerisch bewegte Epoche. Präsentiert wird u.a. die Trophäensammlung des Markgrafen von Baden, bekannter unter dem Namen Türkenlouis. „Dieser Ahnherr der badischen Herzöge und Großherzöge tat sich als Feldherr im Großen Türkenkrieg von 1683-1699 hervor“, so Fronz. Und „In drei summa summarum dreißig Jahre währenden Kriegen stand die Habsburger Monarchie auch osmanischen Heeren gegenüber.“ Aber, so entschuldigen sich die Aussteller, es gehe nicht um kriegerische Auseinandersetzungen. Vielmehr solle es hauptsächlich „um Innovationen in Architektur, Kunst und Mode“ gehen, also um den „wechselseitigen Austausch und die gegenseitige Durchdringung der Kulturen“. Soso, schon damals eine islamische Kulturbereicherung?

Wird nicht so Vergangenheit gefälscht?“, fragt sich der Autor zu Recht. „Nämlich schöngeredet und weichgespült, anschlussfähig gemacht an den Zeitgeist? Lügt man sich da nicht wiewohl in bester, als auch in politisch korrekter Absicht in die Tasche?“ So schönfärben die Veranstalter: „Kaiser und Sultan. Nachbarn in Europas Mitte 1600-1700 (gute Nachbarn?). Schon der Titel gehe an der Wirklichkeit vorbei, so Fronz. „Er malt ein Bild schöner Eintracht und gutnachbarschaftlicher Beziehungen.“ Und weiter, „In der Haut der Wiener bei der zweimaligen Belagerung ihrer Stadt durch gewaltige osmanische Heere möchte man jedenfalls nicht gesteckt haben.“ Wie wahr, ich berichtete an anderem Ort darüber.

Der Autor Fronz wagte auch einen Zungen- und Brückenschlag in die Neuzeit, der erzwungenen Unterwerfungsattitüde des Fußballs vor dem Neu-Sultan Erdogan. „Noch Sultan Mehmed III. ließ bei seinem Amtsantritt 1595 sämtliche 19 Brüder ermorden,“ um potenzielle Konkurrenten prophylaktisch auszuschalten. Dazu müssen heute die Gülen’s und Kurden herhalten. Nach Mehmed II., dem Christenschlächter, werden auch in Deutschland DiTiB-Moscheen von Erdogans Gnaden benannt. Ebenfalls eine kulturelle Bereicherung?

Hat es nicht auch mit der osmanischen Vergangenheit des Landes zu tun, dass die Türkei heute wieder von einem Autokraten regiert wird, den manche als ‚Despoten vom Bosporus’ bezeichnen?“, wird rhetorisch gefragt. Die Antwort kennt er wie alle, welche die Augen nicht verschließen.

Den Trick sollte man sich aber merken: Kritische Politik im Kulturteil verstecken – genial.

Dieser Kunstgriff ist allerdings nicht neu. Die Regimekritikerin Bärbel Bohley war wenige Tage vor dem Mauerfall erstaunt, dass der Kulturredakteur des „Morgen“, eine DDR-Zeitung, ebenfalls im Kulturteil ein Interview mit ihr platzieren konnte, weil der Chefredakteur dieser Zeitung ein Kulturbanause war und diesen Teil kaum las (siehe Tichys Einblick Nov. 2019, S.80) Die Moral von der Geschicht’: Es gibt tatsächlich immer mehr Parallelen mit der DDR.

Kritisches kann immerhin noch unter Kultur versteckt werden!

 

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Autor: Albrecht Künzle
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Mittwoch, 06 November 2019