Karl Wolff und seine Tochter Fatima

Karl Wolff und seine Tochter Fatima


Wolff trat 1931 der NSDAP und der SS bei, er wurde 1935 SS-Brigadeführer und am 30. Januar 1937 zum SS-Gruppenführer ernannt und kurz vor Kriegsbeginn wurde Wolff Himmlers Verbindungsführer zum Führerhauptquartier.

Karl Wolff und seine Tochter Fatima

Von M. Breitenberger

Am 30. Januar 1942 wurde der Chef des „Persönlichen Stabes“ von Heinrich Himmler zum SS-Obergruppenführer und General der Waffen-SS befördert. Im September 1943 bis zum Kriegsende wurde er als bevollmächtigter General der Deutschen Wehrmacht in Italien zugleich Generalbevollmächtigter bei Mussolini und damit höchster SS- und Polizeiführer in Italien.

Karl Wolff war an der Deportation von mindestens 300.000 Juden in das Vernichtungslager Treblinka beteiligt. In einem Brief vom 13. August 1941 hatte Wolff seiner Genugtuung darüber Ausdruck verliehen, dass während der letzten zwei Wochen täglich ein Transport mit mindestens 5000 „Angehörigen des auserwählten Volkes“ nach Treblinka abgegangen sei. Karl Wolff sorgte für neue Transportkapazitäten um die Juden leichter aus den Gettos oder aus anderen Gebieten deportieren zu können. Außerdem leistete Wolff, der in „beratender Funktion“ an der „Endlösung“ teilgenommen hat“,  in seiner Funktion als Himmlers Stabschef, Beihilfe bei der Erschießung von Juden und Partisanen hinter der Front bei Minsk. Ende Februar 1945 war Wolff überzeugt, dass der Krieg verloren sei und nahm in Zürich Kontakt mit dem US-Geheimdienstchef Allen Dulles auf und leitete somit die Kapitulation der deutschen Streitkräfte in Norditalien ein. Auch deshalb wurde der SS-General in Nürnberg nicht vor Gericht gestellt, sondern trat als Zeuge der Anklage auf. Obwohl Wolff als engster Mitarbeiter Himmlers von Anfang an über die Gewalttaten des NS-Regimes informiert war, er so gut wie alle Konzentrationslager besucht hat, er in entscheidender Funktion die Deportierung der Juden organisiert hat, behauptete Wolff nach dem Krieg, von der Vernichtung der Juden erst 1945 erfahren zu haben.

Nachdem Krieg wurde Karl Wolff ein erfolgreicher Werbeagent in Köln und baute sich so seine Villa am Ufer des Starnberger Sees. Nach der Veröffentlichung seiner Memoiren im Jahre 1961 wurden die Öffentlichkeit und auch die bayerische Justiz auf ihn aufmerksam. Die „Aktivitäten“ als Schlüsselfigur in Himmlers unmittelbarer Umgebung führten am 30. September 1964, wegen Beihilfe zum Mord in mindestens 300.000 Fällen zum Urteil von 15 Jahren Zuchthaus und zu 10 Jahren Verlust der bürgerlichen Ehrenrechte.  Nach immerhin fünf Jahren Gefängnis  wurde Karl Wolff 1969 Haftverschonung wegen „krankheitsbedingter Vollzugsunfähigkeit“ gewährt, die ihm fünfzehn weitere glückliche Jahre in Freiheit bescherten.  In dieser Zeit konvertierte Karl Wolff zum Islam.

Während des 2. Weltkrieges kämpften weit über 250.000 Muslime für die deutsche Wehrmacht und in SS-Einheiten. Spätestens nach den ersten Niederlagen nach 1941 versuchte das NS-Regime zunehmend, Muslime zum Kampf gegen die gemeinsamen Feinde, die Briten, die Sowjetunion und die Juden zu mobilisieren. An den Kämpfen auf der Halbinsel Krim beispielsweise nahm auf deutscher Seite eine gemischte Sondereinheit der Wehrmacht mit dem Codenamen „Bergmann“ teil. Die Truppe in Bataillonsstärke wurde noch gegen Ende 1941 aufgestellt, Hitler und Himmler, waren da schon längst vom Islam fasziniert. So meinte der deutsche Führer: „Ich halte nur die Mohammedaner für zuverlässig, alle anderen für unzuverlässig (…) Diese Bataillone aus rein kaukasischen Völkern zusammenzustellen, halte ich im Augenblick für sehr riskant, dagegen sehe ich keine Gefahr in der Aufstellung rein mohammedanischer Einheiten.“ Auch Heinrich Himmler begeisterte sich für die muslimischen Freiwilligenverbände und suchte die Nähe zum Großmufti von Jerusalem. Beispielshalber die „13. Waffen-Gebirgs-Division der SS „Handschar“  war eine Gebirgs-Divisionen der Waffen-SS und bestand aus muslimischen Freiwilligen, die vom SS-Mitglied und Führer der Palästinenser al-Husseini, dem Großmufti von Jerusalem organisiert wurde.

Nach der deutschen Niederlage wurden all die Freiwilligen, die auf deutscher Seite mit deutscher Uniform gekämpft hatten von Stalin unerbittlich verfolgt. Die Hauptstadt der Bewegung, München war kurz nach dem Krieg die Stadt mit dem größten muslimischen Bevölkerungsanteil. Die Süddeutsche Zeitung nannte für das Jahr 1955 die Zahl von rund eintausend Menschen, die sich zum Islam bekannten. Die meisten dieser Flüchtlinge hatten während des Zweiten Weltkriegs auf deutscher Seite gekämpft und waren nun zwischen dreißig und vierzig Jahre alt. Unbemerkt von der deutschen Öffentlichkeit und trotz schwieriger Umstände bauten sie sich im armen Nachkriegsbayern eine neue Existenz auf. Bald entstanden in Baracken erste Betstuben und Treffpunkte. Tataren, Usbeken und viele andere zentralasiatische Freiwillige der Wehrmacht trafen sich zu Gebeten. Der tatarische Imam Abdullah Ilyas betreute beispielsweise die Gemeinden in München und Dingolfing. Der im Kaukasus geborene Ibrahim Gacaoglu  hatte sich 1942 der Wehrmacht angeschlossen, war Verbindungsoffizier der Freiwilligenverbände in Norditalien und war der Vorsitzende der ersten registrierten islamischen Gemeinschaft in Deutschland. Am 1. März schuf er mit anderen freiwilligen der Wehrmacht, der SS die „Religiöse Gemeinschaft Islam“  in der Achatstraße in Karlsfeld zwischen München und Dachau.  So verankerten Muslime aus der Sowjetunion den Islam in Deutschland. Politiker wie der rechtsextreme Theodor Oberländer, der das Bundesvertriebenenministerium leitete, halfen mit den Islam im Sinne der Bundesrepublik nutzbar zu machen. Oberländer war Wehrmachtstoffizier auf der Krim, er war einer der Wegbereiter der „Freiwilligenbewegung“. Das Bataillon „Bergmann“ nahm unter Oberländer an der Sommeroffensive 1942 teil. Laut Götz Aly war Oberländer der „Vordenker der Vernichtung“. In einem Sitzungsprotokoll von 1957 aus dem Bonner Vertriebenenministerium ist beispielsweise zu lesen: „Herr Namangani erhält den Auftrag,  zunächst einmal die mohammedanischen heimatlosen Ausländer und nichtdeutschen Flüchtlinge als religiöse Gemeinde um sich zu sammeln, um dann erst einmal den unliebsamen amerikanischen Einfluss, der der Bundesrepublik schädlich werden kann, auszuschalten und evtl. auch später (…) die Mohammedaner fremder Staatsangehörigkeit in seine religiöse Gemeinde herein zu bekommen.“

Eine große Moschee sollte in München gebaut werden, so schuf man dafür 1957 mit Unterstützung der deutschen Politik eine „Moscheebau-Kommission“. Der Vorsitzende der Kommission wurde Nuredin Namangani, ein ehemaliger SS-Führer aus Usbekistan, der bei der Niederschlagung des Warschauer Aufstandes dabei war. Für die Münchener Moschee kämpfte auch der Muslimbruder Said Ramadan und fehlende Mittel steuerte letztlich das libysche Staatsoberhaupt Muammar al-Gaddafi bei. Das „Islamische Zentrum München“ und seine beschriebenen Vorläufer waren der Ausgangsort der Verankerung und Verbreitung des politischen Islam in Deutschland. Deutsche Konvertiten wie Axel Ayyub Köhler, Ahmad von Denffer, Tilman Schaible, Halima Krausen oder Fatima Grimm schlossen sich dieser Gemeinde an und spielten bei der Verbreitung des politischen Islam eine tragende Rolle.

Fatima Grimm wurde am 25. Juli 1934 als Helga Lili Wolff in München als Tochter des SS-Obergruppenführers und Generals der Waffen-SS Karl Wolff geboren. Bereits im Jahr 1960 legte sie in München das islamische Glaubensbekenntnis ab. 1962 zog sie mit ihrem damaligen Ehemann Omar Abdul Aziz nach Pakistan. Drei Jahre später kehrte sie mit ihrem Mann wieder nach München zurück um sich in der muslimischen Gemeinde zu engagieren. 1983 wurde die Ehe einvernehmlich geschieden. 1984 heiratete sie den verwitweten deutschen Konvertiten Abdul Karim Grimm und zog zu ihm nach Hamburg. Fatima Grimm zählt seitdem zu den wichtigsten und einflussreichsten Stimmen des politischen Islam in Deutschland. Jahrelang wirkte sie als Funktionärin in einer der ältesten noch bestehenden islamischen Vereinigung der Bundesrepublik, der „Deutschen Muslim-Liga Hamburg“. Die fundamentalistische Feministin Zainab al-Ghazali, die Begründerin der „Organisation Muslimischer Frauen“, dem weiblichen Pendant zur „Muslimbruderschaft“, zählte zu Fatima Grimms engen Bekannten. Der Zentralrat der Muslime in Deutschland ernannte Fatima Grimm bereits vor Jahren zum Ehrenmitglied. Auffallend ist: Bei vielen dieser Organisationen gab und gibt es Berührungspunkte zur Ideenwelt der Muslimbruderschaften.

Die Mutter von fünf Kindern schrieb viele Bücher, zahlreiche Artikel und errag große Bedeutung als Übersetzerin von bahnbrechenden islamischen Büchern, darunter „Dieser Glaube – der Islam von Sayyid Qutb“. Sayyid Qutb (1906-1966), trat 1951 der Muslimbruderschaft bei. Er gilt als einer der wichtigsten islamistischen Denker des 20. Jahrhunderts. „Sein Essay „Unser Kampf mit den Juden“, der nach 1967 millionenfache Verbreitung fand und bis heute findet, macht die Juden für den weltweiten moralischen und sexuellen Verfall verantwortlich. Das Hauptthema von Fatima Grimm waren die Erziehung der Kinder und die Rolle der Frau im Islam. In einem Artikel für Al-Islam stellt sie wie in ihrem Buch „Frau und Familienleben im Islam“ die im Koran erlaubte Mehrehe des Mannes nicht in Frage. Sie verteidigte diese ebenso wie arrangierte Hochzeiten. Fatima Grimms bestätigte das Rollenbild, das sich im politischen Islam durchsetzt. Die Verantwortung der Frau als Anker der Familie, der Mann als Ernährer, der sich mit den Widrigkeiten der Außenwelt auseinanderzusetzen hat und so zwangsläufig die Führungsrolle übernimmt. In der Publikation von Fatima Grimm „Die Erziehung unserer Kinder“, die von islamischen Buchhandlungen gerne zum Kauf angeboten wird, setzt sie sich für ihr reaktionäres Familienbild, den „Dschihad“ ein und verwendet Begrifflichkeiten wie „dar ul-harb“, wörtlich übersetzt „Haus des Krieges“.

In dieser weit verbreiteten Broschüre schreibt Fatima Grimm: „Ich meine, dass wir etwa um das 15. Lebensjahr herum damit rechnen dürfen, unsere Kinder für den Begriff des Dschihad aufgeschlossen zu finden. Wir müssen ihnen dann zeigen, auf welchen Gebieten unser Glaube den Angriffen des dar ul-harb ausgesetzt ist, und ihnen Wege eröffnen, die es ihnen einmal ermöglichen sollen, die Verteidigung erfolgreich in die eigenen Hände zu nehmen. Dazu gehört, dass wir als Mütter nicht feige und ängstlich darauf bedacht sind, unsere Söhne vor jeder Gefahr zu bewahren. Wir könnten es sowieso nicht, denn wenn Gott ihre Stunde für gekommen hält, kann sie ebenso ein Auto überfahren oder eine Krankheit heimsuchen. Vielmehr sollten wir ihnen immer vor Augen führen, was für eine großartige Auszeichnung es für jeden Muslim ist, für die Sache des Islam mit der Waffe in der Hand kämpfen zu können. Einen größeren Verdienst kann er sich ja durch nichts auf Erden erwerben.“ Sollte der junge Mann nicht in der Lage sein, gegen die Feinde des Islam zu kämpfen, dann könne man „ebenso mit Wort und Schrift für die Sache Gottes streiten, man kann als Arzt kranken und verwundeten Muslimen helfen, man kann als Ingenieur wichtige technische Geräte entwickeln, als Architekt lebensnotwendige Gebäude errichten — diese Reihe ließe sich bis ins Unendliche fortsetzen“. Fatima Grimms Ansichten zur Erziehung von Mädchen sind nicht weniger reaktionär: Sie unterstützt zwar „eine gute Ausbildung“, auf der anderen Seite fordert sie „entgegen dem allgemeinen Trend unserer Zeit“ eine echte Begeisterung für die Aufgaben als Frau und Mutter. Frauen sollten sich mit Enthusiasmus der „islamischen Erziehung“ widmen: „Und dann wird uns mit Gottes Hilfe auch der Erfolg beschieden sein, der einmal den endgültigen Triumph des Islam auf Erden herbeiführen wird.“

Fatima Grimm starb 2013 in Hamburg. Der von Lamya Kaddor. gegründete „Liberal-Islamische Bund“ in dem Grimm Mitglied war, schreibt in einem Nachruf auf die „herausragende Persönlichkeit, der zahllose Muslime und Musliminnen in Deutschland sehr viel zu verdanken haben“ verbunden mit dem Wunsch: „Möge Gott sie ins Paradies aufnehmen…, und möge sie immer einen Platz in unserer dankbaren Erinnerung einnehmen.“  Aktuelle Vorsitzende des LIB ist Odette Yılmaz,  die Nachfolgerin der aus Funk und Fernsehen bekannten, als liberal geltenden „Islamwissenschaftlerin“ Lamya Kaddor. Die Karriere der ehemaligen Hauptschullehrerin Lamya Kaddor ist, laut Stefan Frank eng mit dem Aufstieg des Islamischen Staates im Irak und in Syrien verbunden. Fünf IS-Terroristen, die Lamya Kaddor persönlich kannte und unterrichtete, beschlossen bekanntlich in Syrien ihre Ideen zu verwirklichen.

Karl Wolff starb am 15. Juli 1984 im Krankenhaus Rosenheim und wurde am 21. Juli 1984 auf dem Friedhof von Prien am Chiemsee beigesetzt. An seinem Grab sprach die Tochter Fatima Grimm in Anwesenheit von Vertretern des Islamischen Zentrums in München das islamische Totengebet. Wenige Meter von diesem Friedhof entfernt, vor einem Supermarkt hat im April 2017 ein Asylbewerber aus Afghanistan eine zum Christentum konvertierte Afghanin in aller Öffentlichkeit vor den Augen ihrer beiden fünf und elf Jahre alten Söhne  bestialisch ermordet.  Die 38 Jahre alte Mutter wurde von hinten angriffen, der Täter versuchte ihr den Kopf abzuschneiden und stach mindestens 16 Mal auf sie ein. Einschreitende mutige Passanten konnten den fanatisierten Dschihadisten erst zu spät überwältigen, sie konnten nur verhindern dass dem Opfer der Kopf ganz abgeschnitten wurde. Das „Vergehen“ der vierfachen Mutter war vom Islam zum Christentum überzutreten und laut islamischer Überlieferung wird gefordert: „Wer seine Religion wechselt, den tötet.“ Das Landgericht Traunstein verurteilte den Gotteskrieger zu einer lebenslangen Freiheitsstrafe und stellte eine besondere Schwere der Schuld fest. Die Verteidigung ging in Revision, da aus ihrer Sicht keine besondere Schwere der Schuld zu erkennen war. Während bei fast allen politisch motivierten Reden, Taten und Morden zu Recht die zugrundeliegende Ideologie hinterfragt und kritisiert wird, ist dies bei islamisch motivierten Reden und Taten kaum festzustellen. Eine Diskussion über die Ideologie des Islam löste die Tat von Prien weder überregional, europaweit, geschweige denn beim „Liberal-Islamischen Bund“  aus. Warum nur?

Quellen: Stefan Meining: Eine Moschee in Deutschland. Nazis, Geheimdienste und der Aufstieg des politischen Islam im Westen. Beck Verlag, München 2011 | Robert S. Wistrich: Wer war wer im Dritten Reich: Anhänger, Mitläufer, Gegner aus Politik, Wirtschaft, Militär, Kunst und Wissenschaft

 

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Autor: Dr. Nathan Warszawsk
Bild Quelle: Screenshot


Mittwoch, 11 Dezember 2019