Eine Blaupause für Deutschland?

Eine Blaupause für Deutschland?


Die Online Tageszeitung Glocalist hat einen beachtenswerten Artikel zu der Schaffung einer jüdischen Opposition in den USA veröffentlicht.

Eine Blaupause für Deutschland?

Von Dr. Rafael Korenzecher

Den Artikel halte ich gerade auch im Hinblick auf die zu erwartende US-Präsidentschaft Joseph Bidens und den damit verbundenen Rückenwind für die linke Israel-averse und gegen jüdisches Interesse gerichtete Politik bei uns und in Westeuropa für überaus lesenswert und bedenkenswert erachte.

"Nach Jahren eines zunehmenden Antisemitismus in den USA – auf dem Campus, in den Lehrplänen der High Schools, in liberalen Kirchen, auf der Straße und in wichtigen Sektoren der Demokratischen Partei – haben zehn jüdische und pro-israelische Organisationen beschlossen, öffentlich das herauszufordern, was sie als das in ihrem Verständnis versagende US-amerikanisch-jüdisches Establishment ansehen.

In einer ganzseitigen Anzeige im Boston Herald am 26. November 2020 erklärten jüdische Gruppen aus dem ganzen Land, dass sie nicht länger passiv eine jüdische Establishment-Führung akzeptieren werden, die jüdische Gemeinschaftsinteressen aufgegeben, das traditionelle Judentum kaperte und beides auf dem Altar linker, progressiver Anliegen opferte.

Dr. Charles Jacobs, Präsident von Americans for Peace and Tolerance, sagte: “Wenn führende Persönlichkeiten ihre persönlichen ideologischen Ziele im Namen der jüdischen Gemeinschaft verfolgen, müssen sie bloßgestellt werden. Die amerikanische Öffentlichkeit muss wissen, dass das Judentum kein Sozialismus ist und dass ein bedeutender Teil der amerikanischen Juden die progressive universalistische Ideologie, die von dieser Führung gefördert wird, nicht unterstützt.”

In einem Artikel aus dem Jahr 2015 in der New York Times bezeichnete die US-Staatsanwältin Carmen Ortiz die Behauptungen der APT über die muslimische Gemeinschaft als “unglaublich rassistisch und unfair” und wird von linken Organisationen pauschal als “islamophob” bezeichnet, was ein Begriff ist, der seinen Ursprung in der islamistischen Propaganda von Teherans islamistischen Mullahregime hat und als einer der größten Finanziers islamistischen Terrors in der Welt gilt.

Die zehn Organisationen, die die Anzeige unterzeichnet haben, setzen sich im Eigenverständnis für jüdische Interessen und traditionelle jüdische Werte ein. Sie beklagen die mangelnde Bereitschaft der Führer des US-jüdischen Establishments, den Judenhass von Progressiven, Islamisten und in bestimmten Sektoren der schwarzen Gemeinschaft zu bekämpfen.

Alex Koifman, Präsident der Russian Jewish Community Foundation in Boston, sagte: “Als Juden aus der ehemaligen Sowjetunion verstehen wir, wie die linke Ideologie das Judentum und andere Religionen unterdrückt. Als Führer der amerikanisch-russischen Juden habe ich gesehen, wie unser jüdisches Establishment den Zionismus durch den Sozialismus ersetzt hat.“

Howard Brown, Geschäftsführer der Rhode Island Coalition for Israel, sagte: “Es müssen jüdische Führer gefunden werden, die nicht zulassen, dass ihr Volk von der progressiven Bewegung politisch an den Rand gedrängt wird.“

Ed Kohl, Mitbegründer des Michigan Jewish Action Council, sagte: “Es ist nicht überraschend, dass meine nicht-jüdischen Freunde denken, alle Juden seien links. Das liegt daran, dass unsere ‘Führung’ nur linke Ansichten vertritt. Es gibt viele Juden, deren Ansichten nicht in den Medien veröffentlicht werden, um unseren Dissens mit unseren nicht gewählten ‘Führern’ zum Schweigen zu bringen.“

Jacobs sagte: “Es ist innerhalb der jüdischen Gemeinschaft bekannt, dass es diese ernsthafte ideologische Spaltung gibt. Es ist an der Zeit, dass diejenigen außerhalb unserer Gemeinschaft wissen, dass ein bedeutender Teil der Juden Amerikas nicht von unseren offiziellen, nicht gewählten ‘Sprechern’ vertreten wird." ( Glocalist: https://glocalist.press/us-juedische-gruppen-fordern-us.../ )

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Die Jüdische Rundschau als auch meine Beiträge haben es aus leider immer öfter gegebenen Anlässen bereits viel zu häufig thematisieren müssen.

Eine berits große und weiter wachsende Zahl von Leserbriefen und Zuschriften jüdischer Menschen belegt es darüber hinaus nur allzu deutlich:

Ein erheblicher Teil der Juden in Deutschland, die wegen der weitestgehenden Ermordung und Vertreibung des originär deutschen Judentums durch die Nazis heute vorwiegend aus dem ehemaligen sowjetischen Raum stammen, fühlten sich noch nie so wenig vertreten durch die offensichtlich bestens von unsere linken, antijüdisch eingefärbten Israel-aversen Politik domestizierten und in Linie gehaltenen jüdischen Funktionäre dieses Landes.

Der Kuschelkurs des Zentralrats der Juden mit unserem quasi unisono weit nach links und grün abgedrifteten anti-israelischen, Illsam-affinen und ein offenes, würdiges und angstfreies jüdisches Leben immer unmöglicher machenden Politbündnis, seinen Maasen, seinen Steinmeiers und seinen weiteren noch linkeren und grüneren Unterstützern wird von sehr vielen jüdischen Bürgern nicht mehr verstanden und eindeutig abgelehnt.

Das Fehlen einer effektiven, jüdischen Opposition als einer — heute so gut wie nicht vorhandenen — wirklichen Vertretung des tatsächlichen jüdischen Interesses in diesem Lande wird von einer zunehmenden Zahl jüdischer Menschen immer mehr als überaus schmerzhaft und unhaltbar empfunden.

Gerade in einer Zeit, in der Teile der Regierungspartei, die wichtige Postionen wie u.a. den Außenminister und die Justizministerin stellt, sich offiziell mit Judenmördern und Terroristen gegen den Staat der Juden verbrüdern ohne etwa einen Parteiausschluß zu riskieren und in der die bereits schon wieder von dem links-grünen Morast durch den Biden-Schmuh in den USA gewitterte Morgenluft zu sofortigen Revers-Plänen gegenüber dem Iran, den Pali-Terroristen und Israel geführt hat, wird im Gegensatz zu dem gegenwärtigen Vertretungs-Vakuum, das der Zentralrat durch seine Anbierungs-Politik geschaffen hat, eine jüdische Interessens-Vertretung mit Rückgrat und klarer Kante von sehr vielen der hiesigen Juden als unverzichtbar erachtet.

Das durch unsere offiziellen jüdischen Vertreter quasi widerspruchslos und willig gelieferte und zu allem Überfluß mit devot hergereichten Ehrenpreisen an die Kanzlerin garnierte jüdische Alibi für die abstrusen links-ideologischen und illsamischen Israel- und Judenanfeindungen unseres heutigen politischen Linksblocks dienenden jüdischen Offiziellen wird von einer zunehmeden Zahl jüdischer Menschen immer mehr als überaus schmerzhaft und unhaltbar empfunden.

Die erfreuliche und überfällige Initiative der jüdischen Organisationen in den USA könnte auch als Blaupause für Deutschland und Westeuropa betrachtet werden.

 

Dr. Rafael Korenzecher ist Herausgeber der Jüdischen Rundschau und stellvertr. Vors. des Koordinierungsrates deutscher Nicht-Regierungsorganisationen gegen Antisemitismus


Autor: Dr. Rafael Korenzecher
Bild Quelle: Screenshot


Freitag, 18 Dezember 2020