Verliert MDR-Intendantin Karola Wille ihr Amt?

Verliert MDR-Intendantin Karola Wille ihr Amt?


taz-Artikel „Zuviel Jüdisches“ als Auslöser - Präsident Thomas Krüger als Nachfolger im Gespräch - Politik und Gremien in Bewegung

Verliert MDR-Intendantin Karola Wille ihr Amt?

Von Daniel Jacobsohn

Die Wahrheit ist die einzige echte Grundlage von Demokratie und Freiheit“ (Dalai Lama, d.h „Lächeln des Himmels“)

Von Daniel Jacobsohn, Leipzig-Connewitz

Geschrieben am Gedenktag 9.November 1938. Progrom in Nazi-Deutschland

Die Alarmzeichen mehren sich: Der Antisemitismus – zumal in den neuen Bundesländern – steigert sich, Attentate, Anschläge, Provokationen – Deutschland im dunklen Herbst: Aber es gibt, hier aus Leipzig – Standort des überaus mißlich geführten, überwiegend Schlager-Allotria sendenden Mitteldeutschen Rundfunks – auch Positives zu melden. Nach dem Motto: „Was lange währt, wird endlich gut…“

Denn es scheint, als gingen die Amtstage der umstrittenen, von ihrer extrem anti-westlichen SED-Vergangenheit durch ein jüngstes, OFFENES BUCH von HaOlam, dem deutsch-israelischen Online-Magazin, längst eingeholten MDR-Intendantin Karola Wille bald zu Ende: Läuft ihr bisheriger, üppig dotierter Vertrag ohnehin im Frühjahr 2022 aus, beginnen Politik und Gremien, sich Gedanken über die Nachfolge dieser, durch Skandale, Börsen-Spekulationen und eine bei weitem nicht ausgestandene, besonders üble Spitzel-Affäre geschwächten Führungs-Figur zu machen.

Aber wie heißt es so schön?

Immer der Reihe nach…

Die Dinge kommen offenbar in Fluß: Mit dem kürzlich bei HaOlam erschienenen OFFENEN BUCH Nr.2 mit dem vielsagenden Titel „Mit Generalvollmacht zum Generalverdacht – ließ Juristin, MDR-Intendantin Karola Wille, Personal bespitzeln?“ erreichten die Vorwürfe gegen die Chemnitzerin, die sich so gern mit „Frau Professorin“ ansprechen läßt, einen weiteren Höhepunkt.

Es geht, immer wieder und ohne Widerrede des sonst so streitbaren MDR, um nachgewiesenen, eklatanten und vor allem systematischen Antisemitismus im Sender: Ein früher Auslöser der Vorwürfe – heute nach geraumer Zeit immer noch unglaublich in Unverfrorenheit, Ignoranz und Juden-Feindlichkeit der handelnden Personen – ist ein Beitrag des renommierten TAZ-Autors Eberhard Löblich zu Beginn der Neunziger.

Magdeburg, die verträumte Dom-Stadt zu jener Zeit: Im MDR-Funkhaus versucht TV-Chef Bernd Träger, vom NDR an den Elbstrand gewechselt, in der noch immer im SED-Geiste antijüdisch und radikal-antiisraelisch geprägten Nach-DDR gegenzusteuern: Er lädt Ignatz Bubis, angesehenen Sprecher der deutschen Juden, zum „Magdeburger Gespräch“ ein. Sein Chef, Dr. Ralf Reck, dessen dubiosen Manipulationen um die TV-Produktionsfirma seiner Ehefrau später gerichtlich auffliegen, lud den Gast aus – weil Bubis „nicht relevant“ für regionale Themen sei. DIE WELT, das deutsche Renommier-Blatt, hob den Vorgang auf die Titelseite. Reck machte den peinlichen Kniefall und führte dann selbst mit Bubis ein Interview – was für eine medienpolitische Blamage für den Sender!

Journalist Löblich wiederum begab sich auf die Spuren des leitenden MDR`lers Heiner Tognino, als handfester ehemaliger Hamburger Polizeireporter mit kräftigem CDU-Hintergrund an den Elbstrand gespült, hatte mehrfach „Zuviel Jüdisches“ (Schlagzeile des Artikels) moniert. Ja, die verdienstvolle und in ihrer Jüdischen Gemeinde zu Magdeburg hochangesehene Bärbel Jacob als freie Mitarbeiterin am Ende fristlos entlassen. Die gestandene Sozialdemokratin mit Herz und Seele kämpfte gerichtlich dagegen, unterlag – und starb darüber. Tognino, im MDR-Flurfunk später nur noch als „Gauleiter von Halle“ bezeichnet, ritt seine antisemitischen Attacken weiter und entblödete sich sogar nicht, Recherchen über angeblich unrechtmäßig zurückgeforderte jüdische Grundstücke in Magdeburg anzuregen – ein Mann, noch heute wohlbestallt im Amt, dessen Geistes Kind man nur schwerlich beschreiben kann – oder mag. Immerhin ist seine Schreibgeräte-Fabrikation mit „deutscher Wertarbeit“ laut Internet „vorübergehend geschlossen“.

Na sowas.

Aber der Mann ist noch heute irrwitzig positioniert: So ist ihm ausgerechnet die engagierte, junge Antisemitismus-Beauftragte des MDR dienstrechtlich formal unterstellt… . Und dies bei der bis heute unveränderten Feststellung des verdienstvollen Antisemitismus-Beauftragten der Landesregierung von Sachsen-Anhalt, Wolfgang Schneiß, über einen „großen Graubereich“ an Antisemitismus im Lande…

Da mögen Landesvater Reiner Haseloff, die unbestrittene Nummer Eins im Lande mit ausgeprägtem Bürgersinn, die Ohren klingen.

So kann es zwischen Harz und Erzgebirge nicht weitergehen – jedenfalls mit einer in der großen, durchaus selbstkritischen ARD-Familie allenfalls zweitrangigen Anstalt wie dem MDR mit seiner gleichwohl massiven Medien-Wirksamkeit in den drei Ländern.

Offenbar jedenfalls nicht, seit rund um die Bundestagswahl vom deutsch-israelischen Online-Magazin HaOlam mit dem zweiten OFFENEN BUCH eine ausrecherchierte, umfängliche Berufs-Biografie von Intendantin Karola Wille den medienpolitischen Markt rumoren läßt.

Wie das?, fragten sich viele, bisher vermeintlich Un-Wissende.

Politik und auch die Wille-Opposition – im künftig wesentlich vielfältigeren, deutlich politisierteren und die gesellschaftlichen Kräfte ausgiebiger abbildenden Rundfunkrat (gegen Willes Wille neu formiert) – erwachen endlich. Zumal einer der Kern-Vorwürfe des Buches der Intendantin wie ein Mühlstein anhängt: Sie habe als damalige „Juristische Direktorin“ und Generalbevollmächtigte für alle MDR-Prozesse zugelassen, dass der seinerzeitige Magdeburger TV-Chef, Bernd Träger, auf 26 Seiten Anhang für eine Verwaltungsrat-Vorlage im Zusammenhang mit seiner forcierten Kündigung offenkundig über Jahre bespitzelt wurde.

Tagtäglich. Mit minütlicher Uhrzeit. Mit Ort. Mit Anlaß – eben mit allem, was ein Zuträger und Spitzel eben leistet – gegen Honorar, versteht sich. Aus welchen MDR-Töpfen? Vom wem genehmigt? Mit wessen Wissen?

Der Wille zur Aufklärung blieb bisher gering.

Fachleute werten diese „Arbeit“ bis heute als „geradezu typisch und modellhaft“ für eine ausgeprägte Stasi-Methodik. „Da muß ein komplettes Team über Jahre tätig gewesen sein“, geben diese Experten zu Protokoll. Mit Sicherheit nicht ohne Wissen und Wille von Wille, die sich mit dieser ärmlichen Vorwurfs-Liste mit – im Verein mit dem ebenfalls mit allen Wassern gewaschenen CSU-Intendanten Udo Reiter (Selbstmord nach Sender-Skandalen) – offenbar auch eines kritischen Geistes wie Träger entledigen wollte.

Kommt man als freundlich empfangener Gast in der MDR-Lounge („Hallo, wieder im Lande?“) mit Mitarbeitern ins Gespräch, tuschelt man bis heute: „Ob wohl auch bei mir Nebenakten geführt werden?“ Jedenfalls geht die Angst vor derlei „Schnüffel-Brigaden“ (MDR-Flurfunk) durchaus um – und frei von Angst zu sein, zählt zur Grund-Notwendigkeit jeglicher kritischer, journalistischer Arbeit. 

Meine Güte, was sonst?

Wer weiß, wer weiß: Wille weiß es mit Sicherheit. 

Das OFFENE BUCH öffnete offenbar Augen und Ohren bei denen, die auf Länderseite – immerhin erlaubt dem MDR lediglich der jüngst veränderte Staatsvertrag seine überwiegend flachgeistigen Programme ins derlei hilflos ausgeliefertem Sendegebiet zu schicken – und die bei den Gremien mit der Kontrolle des Senders beauftragt und legitimiert sind.

Wie HaOlam aus diesen Kreisen erfährt setzt jetzt offenbar ein Umdenk-Prozeß ein: War man bisher eher der Meinung, der noch im Wende-Sommer 1989 in Wort und Schrift blindwütig gegen den Westen hetzenden SED-Dame wenigstens noch die Zeit bis zu ihrem Vertragsende im Frühjahr 2022 zu lassen, ist jetzt durchaus im Gedankenspiel:

Soll diese umstrittene Person an der Spitze des ARD-Senders mit Milliarden-Etat noch bleiben?

Viele Mandatsträger ahnten offenbar nichts von der fragwürdigen politischen Vergangenheit der überaus aufstiegsbewußten SED-Juristin aus dem Sachsenland, Tochter eines SED-Politbüro-Mitglieds, durch und durch kommunistisch erzogen.

Ändern sich mit dem neuen Rundfunkrat ohnedies die Mehrheitsverhältnisse in diesem Gremium, sieht es – möge es so sein! – hoffentlich im Verwaltungsrat, der eigentlichen exekutiven Machtzentrale des Senders, bald anders aus:

Neue Gesichter, neue Energie, vor allem neues Wissen – und neue Entscheidungs-Freiheiten!

So könnten die Leipziger G`schichten – wie ihr Pendant zu seligen k.&k.-Zeiten in Wien – bald ein Ende haben – und Frau Wille alsbald ihre nicht eben geringe Pension in ruheständlerischen Kanzler-Dimensionen am Ufer der Pleiße verzehren.

Als Nachfolger ist – folgt man diesen vertraulichen Informationen – ein gewichtiger, hoch respektierter Kandidat im Gespräch und damit in Sicht:

Thomas K r ü g e r, Präsident der renommierten „Bundeszentrale für politische Bildung“: Der Sozialdemokrat in den Sechzigern steht dieser einflußreichen Behörde (Standorte in Bonn, Berlin und bald auch in Gera) mit einem 82-Millionen-Etat und rund 310 Stellen seit 21 Jahren vor. Er kommt aus der DDR-Bürgerrechts-Bewegung, als Berliner Senator für Jugend und Familie sowie in seiner Bundestags-Zeit als medienpolitischer Sprecher der SPD-Fraktion politisch gereift.

Sympathisch, parkettsicher in allen Medien-Belangen, ein Mann der Kirche und streitbarer Geist für Meinungsfreiheit, journalistische Unabhängigkeit – und klare Worte!

Kenner erinnern sich an einen höchst eindrucksvoll und offensiv formulierten „Offenen Brief“ von Krüger in seiner Eigenschaft als Medien-Sprecher der SPD-Fraktion an den damaligen MDR-Intendanten Udo Reiter in Sachen TV-Chef Bernd Träger. Krüger fragte „mit tiefer Besorgnis“ nach den öffentlich in TAZ, der Süddeutschen Zeitung und – eine komplette Seite! – in der Frankfurter Rundschau erhobenen Vorwürfen wegen interner Spitzeleien, Nötigungen Trägers von FDP-Seite und anderen Unsäglichkeiten. Als „unbedingter Anhänger der Aufklärung“ berief er sich damals auf das „demokratische Grundprinzip des Rechts auf Anhörung“.

Nur wenig später legte er mit großer Verve nach und forderte seine Genossen und die Opposition in den Landtagen auf, mit dem scharfen Instrument des Untersuchungsausschusses „den Sumpf trockenzulegen“, weil sich die „Anzeichen für eine Verletzung des freien öffentlichen Meinungsbildes“ mehrten.

Dann kam es zu einem medienpolitischen Skandal: „Der Tagesspiegel“ („Die Zeitung der Hauptstadt“, wie sie sich heute rühmt) kündigte zu diesem Thema ein Interview ihres Medien-Journalisten Holger Wenk mit dem betroffenen Ex-MDR-Kollegen Träger an – in einem sogenannten „Anreißer“ tags vor dem angekündigten Interview. Text: „Wird der MDR mit Angst regiert? Interview mit dem ehemaligen stellvertretenden Funkhaus-Direktor Sachsen-Anhalts, Bernd Träger“.

Verwundert rieben sich andern Tags die Leser ihre wachen Augen: Kein Spur vom Interview, nein – auch keine Erklärung, das blanke Nichts. Wer hatte da wohl den Redaktions-Plan nach Leipzig in die MDR-Zentrale durchgestochen? Sprach der MDR-Intendant selbst oder seine All-inclusive-Vertraute Wille mit Chefredaktion und/oder Verleger? Drohte der MDR mit einer Klage? Wich der sich sonst so mutig gebende „Tagesspiegel“ zurück? Weshalb wohl?

Fragen über Fragen.

Der Interviewer verließ den „Tagesspiegel“, das sehr informative Gesprächsprotokoll mit allen Details der MDR-Misere läßt sich bis heute im „Neuen Deutschland“ nachlesen.

Zurück zu Thomas Krüger:

Er wäre, kämen Kandidatur und Wahl zustande, mit Sicherheit ein Gewinn für den schlingernden MDR, ein Anker der Stabilität und „Ruhe auf dem Schiff“ (russisches Sprichwort), zudem aus der untergegangenen DDR stammend, deren korruptes Spitzel-System zu beseitigen, er in bewegten Zeiten bravourös mithalf.

Die Aufklärungsprogramme seiner Bundesanstalt gegen Antisemitismus, die umfangreichen Online-Offerten für Jugendliche, Tagungen und Schriften zum Thema „Holocaust“ wären für den Sender, der die gegen ihn gerichteten Vorwürfe des Versagens in Sachen Antisemitismus nie entkräften konnte, ein Segen. 

Die jüdische Seite mit dem Vorsitzenden des Zentralrats, Jacques Schuster, an der Spitze wäre mit Krüger als MDR-Intendanten gewiß mehr als einverstanden. Rundfunk- und Verwaltungsrat könnten sich der dringenden inneren Befriedung des Senders widmen – mit einem Mann des Ausgleichs an der Spitze.

Und ein Satz aus den Grundsätzen der Bundeszentrale könnte (fast) zum Sendeauftrag des MDR werden:

„Aus den Erfahrungen mit diktatorischen Herrschaftsformen in der deutschen Geschichte erwächst für die Bundesrepublik Deutschland die besondere Verantwortung, Werte wie Demokratie, Pluralismus und Toleranz im Bewußtsein der Bevölkerung zu festigen.“

Läßt sich zutreffender formulieren, wonach sich ein ARD-Haus auf dem Gebiet der DDR-Diktatur richten sollte?

Wohl kaum.

Wer weiß, ob sich der Sender dann nicht in einer ganz anderen, respektvollen und moralisch gesundeten Atmosphäre – posthum – dazu bewegen ließe, sich eines Tages bei der Familie von Bärbel Jacob, der vergeblich gegen den MDR kämpfenden Frau mit sozialdemokratischem Herzblut aus Magdeburg, offiziell zu entschuldigen.

Es wäre längst an der Zeit.

So steht am Ende der Satz:

Aber dazu gehört der Wille – aber nicht Karola Wille.

Nach-Satz:

Zum Thema „Wahrheit“ zum Finale zwei weitere Aphorismen:

„Die Wahrheit sehen, heißt: sie besitzen“ (Thomas von Aquin, 1224-1274)

„Wenn die Wahrheit glänzt, leuchten die Sterne“

(mitgeteilte Volksweisheit im MDR-Sendegebiet)

PS: Die beiden erwähnten Bücher sind vom deutsch-israelischen Online-Magazin HaOlam herausgegeben und als pdf-Datei kostenlos unter edition.haOlam.de zu erhalten.

Die Buchtitel lauten „Nie vergessen, was unvergessen bleibt“ (Buch 1, Juli 2021) und

„Mit Generalvollmacht zum Generalverdacht – Ließ Juristin MDR-Intendantin Karola Wille Personal bespitzeln?“ (Buch 2, September 2021)


Autor: Redaktion
Bild Quelle: Iva Berlin, CC BY-SA 3.0 , via Wikimedia Commons


Mittwoch, 10 November 2021

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