Später, beim Frühstück, lese ich in der Lokalpresse noch einmal, auch Darmstadt wird „für den Zeitraum vom 31. Dezember, 0 Uhr, bis zum 1. Januar, 24 Uhr, also 48 Stunden, ein Abbrennverbot von Feuerwerkskörpern für das gesamte Stadtgebiet per Allgemeinverfügung festlegen“. Weiter vermeldet der „Krisenstab“, das werde „voraussichtlich am Montag, 27. Dezember, öffentlich bekanntgemacht und gilt nicht für private Grundstücke“.
Da staunt der Laie und der Fachmann wundert sich. Erstens, wie soll etwas noch öffentlicher als durch das Radio und die Presse „bekanntgemacht“ werden, per Ausrufer, die das Verbot auf Straßen und Plätzen verlesen? Und zweitens, was gilt dann überhaupt? Ist Darmstadt doch eine Ansiedlung mit mehreren Villenvierteln, also „Privatgrundstücken“ innerhalb des „gesamten Stadtgebiets“. Dürfen die Feiernden, sofern sie eine eigene Wiese haben, nun oder dürfen sie nicht, zumal der Verkauf von „Feuerwerkskörpern“ bereits Tage zuvor verboten worden war?
In Darmstadt, Berlin und überall
Sicher, ob es an Silvester knallt oder nicht, wird die pandemische Lage nicht wesentlich beeinflussen, es ist im Grunde egal. Wir bräuchten nichts auf die widersprüchlichen Meldungen zu geben, wären sie nicht bezeichnend für die geistige Verwirrung unserer politischen Führung überhaupt, in Darmstadt wie in Berlin.
Einerseits will man Flagge zeigen, mit harter Hand durchregieren, noch wenn es um ein Silvesterfeuerwerk geht, bei dem die Feiernden zwar im Pulverdampf stehen mögen, aber doch wenigstens im Freien sind, nicht zusammengedrängt in den guten Stuben, wo die Viren über den Tisch hinweg auf kurzen Wegen von einem zum anderen wandern können.
Andererseits versucht man die Machtdemonstration mit Ausnahmen abzufedern, um die Bürger nicht auf die Palme, richtiger gesagt auf die Straße zu bringen, Widerstand zu provozieren.
Aber vielleicht lässt sich alles auch einfacher erklären. Die Politiker tun eben, was sie gerade noch vermögen, indem sie, der Wirklichkeit entrückt, schamlos dummes Zeug verbreiten, aus den Rathäusern wie aus den Berliner Ministerien und dem Kanzleramt. Heute dies und morgen das, manchmal beides zusammen. Der brave Michel und das treue Lieschen werden es schon schlucken. Immerhin ist es die Obrigkeit, die das Feuerwerk des Blödsinn abfackelt.
Sehen wir also dem neuen Jahr entgegen, wie wir das alte hinter uns lassen, kopfschüttelnd und fassungslos.