Linders Hochzeitsfete auf Sylt und die Evangelische Kirche als Event-Service

Linders Hochzeitsfete auf Sylt und die Evangelische Kirche als Event-Service


Die dreitätige Prunkhochzeit von Bundesfinanzminister Christian Lindner auf Sylt löste nicht nur berechtigte Empörung aus, weil sie zu einem Zeitpunkt erfolgte, in dem das ganze Land zum Verzicht, zur Vorbereitung auf Strom- und Gasmangel, zum Frieren aufgerufen wird ...

Linders Hochzeitsfete auf Sylt und die Evangelische Kirche als Event-Service

... und sich bald wieder unter Masken die leeren Warenregale betrachten darf. Rauschende Feste, wenn zugleich der Zusammenbruch der Energieversorgung bevorsteht, beweist die Instinktlosigkeit der politischen Klasse, der jegliche Verbindung zum normalen Leben im Land abhanden gekommen ist.

Von Theo Paul Löwengrub, Ansage!

Besonders ärgerlich ist vor allem wieder einmal die Beteiligung der Evangelischen Kirche am Lindner’schen spätrömisch-dekadenten Spektakel: Diese gab sich willig für eine kirchliche (!) Trauung her – obwohl weder Lindner noch seine Angetraute überhaupt Kirchenmitglieder sind. Damit hat sich die EKD selbst zu einem Art Eventveranstalter degradiert, einer folkloristischen Wedding-Planning-Organisation auf Vegas-Niveau, die keinerlei Bezug zu Glaubensinhalten, Traditionen oder auch nur einem Minimalbekenntnis mehr herstellt, wenn sie ihre Pfaffen den Ehebund besiegeln lässt.

Zwiespältige Signale

Tatsächlich sind Christian Lindners Signale, was sein Verhältnis zur Religion betrifft, zumindest ambivalent. Obwohl er aus der Kirche ausgetreten ist, leistete er bei seiner Vereidigung, wie alle FDP-Minister, die religiöse Zusatzformel „So wahr mir Gott helfe“. Auch soll er es gewesen sein, der demonstrativ auf einer kirchlichen Trauung bestanden habe. Dies löste selbst bei der ehemaligen EKD-Ratsvorsitzenden Margot Käßmann Kritik aus: „Weshalb wünschen zwei Menschen eine kirchliche Trauung, die bewusst aus der Kirche ausgetreten sind, ja öffentlich erklärt haben, dass sie sich nicht als Christen verstehen?“, fragte sie. Bei Lindners Hochzeit sei es nicht um christlichen Inhalt, sondern um eine Kulisse gegangen, so Käßmann weiter. Für so etwas aber sollte sich die Kirche nicht hergeben: Gotteshäuser seien Orte, in denen Menschen über Jahrhunderte Freud und Leid vor Gott bringen. „Sie sind durchbetete Räume, die Trost spenden.“ Deren Erhalt werde durch Kirchenmitgliedschaft und ehrenamtliches Engagement ermöglicht.

So richtig man Käßmans Worte finden mag: Sie fordert damit eine kirchliche Glaubwürdigkeit ein, an deren Abschaffung sie selbst jahrelang tatkräftig mitgewirkt hat. Mit ihren ständigen politischen Ein-und Auslassungen, nahezu ausschließlich auf rot-grüner Linie, war Käßmann maßgeblich mitverantwortlich dafür, dass Kirche schon lange nicht mehr als Verkünderin einer über das Irdische hinausweisenden Botschaft wahrgenommen wird, sondern als willige Handlangerin linker Politik, die ihr im Gegenzug den ungestörten Zufluss von Kirchensteuern erhält.

Grüne Aktivisten in der EKD

Ihre Nachfolgerin, die 26-jährige (!) Studentin Anna-Nicole Heinrich, die seit letztem Jahr Präses der Synode der EKD ist, arbeitet natürlich erst recht daran, den religiösen Kern des Christentums noch unkenntlicher und ihre Kirche endgültig zur grünen Vorfeld-NGO zu machen: Letzten September forderte sie: „Wir müssen unsere Klimaschutz-Ziele nochmal nachbessern und vom Kleinen bis ins ganz Große auch ernsthafter umsetzen. Wir dürfen nie zufrieden sein, sonst werden wir das Schlimmste nicht verhindern können.“ Dafür erhielt sie überschwängliches Lob von „Fridays-for-Future”-Trompete Luisa Neubauer, an deren Demonstrationen Heinrich natürlich ebenfalls schon teilnahm.

Heinrich  ließ auch verlauten, dass sie bei ihren vielen Reisen für die EKD „konsequent auf Bus und Bahn“ setze und sich „im Zweifelsfall aufs Fahrrad schwingt, um von A nach B zu kommen.“ Zu den Fragen, die sie umtreiben, gehörten „immer zwei Perspektiven… einmal nach innen, da stellt sich die Frage, wie klimaneutral wir selbst als Kirche sind… und dann nach außen, wenn es etwa darum geht, Menschen, die sich für das Klima engagieren, Orte zu geben, an denen sie Kraft und Hoffnung schöpfen können.“

Kirchenaustritte sind die Quittung

Es ist genau dieser rein politische Aktivismus, für den die Kirchen (auch die katholische) sich bereitwillig hergeben, der immer mehr Menschen abstößt, wie er etwa auch durch die maßgebliche Beteiligung der EKD am illegalen Migranten-Schlepperunwesen durch ein eigenes Rettungsschiff im Mittelmeer, durch bedingungslose Übernahme der im Kern antichristlichen Gender-Ideologie mit ihrer Leugnung der Zweigeschlechtlichkeit und einer katastrophalen Sprachverhunzung, und nicht zuletzt durch die Gutheißung einer geradezu fanatischen Corona-Impfpropaganda zum Vorschein kommt. Die Kirchen konnten es während Corona auch gar nicht abwarten, Gottesdienste zu streichen und ihre Pforten zu schließen, wobei sie teilweise sogar rigider als die staatlichen Lockdown-Agitatoren waren. Dass sich solch ein „zeitgeistversauter” Gesinnungsclub wie die EKD dann auch noch für die Hochzeit zweier Nicht-Mitglieder zur Verfügung stellt, passt ganz ins Bild einer Kirche, die alles Eigenständige schon lange über Bord geworfen hat.

Die Antwort auf diese Beliebigkeit zeigt sich einer Rekordzahl an Kirchenaustritten: 2021 verließen 280.000 Mitglieder die Evangelische Kirche; bei der Katholischen Kirche, die sich weltanschaulich in fast nichts mehr von den Protestanten unterscheidet, waren es sogar 359.000. Kässmanns unbeholfener Versuch, wieder Glaubwürdigkeit herzustellen, kommt also zu spät. Aber wenigstens hatten Lindner und Gemahlin auf Sylt die Party ihres Lebens – mit Gottes Segen.


Autor: Redaktion
Bild Quelle: Roy Zuo, CC BY-SA 4.0 , via Wikimedia Commons


Donnerstag, 14 Juli 2022

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