Frankreich, im Sommer 2013 [1]: Die Lehren von Trappes

Frankreich, im Sommer 2013 [1]:

Die Lehren von Trappes


Die Lehren von Trappes

« Alles beginnt mit einer Routinekontrolle: Ein französischer Polizist hält am Freitag eine vollverschleierte Frau an, kontrolliert sie und spricht schließlich ein Bußgeld aus, weil das Tragen eines Gesichtsschleiers in Frankreich seit 2011 verboten ist. Der Ehemann, der die Muslimin begleitet, wehrt sich gegen die Polizei, erst verbal, dann wird er handgreiflich. Die Beamten nehmen den 21-Jährigen fest.
Daraufhin eskaliert die Lage in Trappes, einer Satellitenstadt am westlichen Rand von Paris. Mehrere hundert Menschen belagern die Polizeistation, später werfen sie Steine und beschießen das Gebäude mit Feuerwerkskörpern. Vor der Wache gehen Mülltonnen in Flammen auf. Die Polizei feuert Tränengas auf die Demonstranten. Bei den Ausschreitungen, die bis zum Samstagmorgen andauern, werden fünf Menschen verletzt, sechs Randalierer werden festgenommen. Unter den Verletzten soll ein 14-Jähriger sein, der eine "ernste Augenverletzung" erlitten haben soll. « (1)
Welche politischen Lehren sind aus den gewalttätigen Unruhen in der Stadt Trappes zu ziehen? Und – wurden welche gezogen ?

Auslöser für die Unruhren war also die Kontrolle einer vollverschleierten Frau in einem PKW, bei der ihr Ehemann und ihre Mutter zugegegen waren. Nach der offiziellen Version hätte der Ehemann den Polizisten mit Gewalt angegriffen, Würgemale konnten diese Version bekräftigen, nach der von gewissen moslemischen Kreisen verbreiteten Version wäre die Polizisten selbst verbal agressiv gewesen.

Jedenfalls waren verschiedene linke Stimmen sehr eifrig, die islamistischen Bedrohungen herunterzuspielen und die sozialen Schwierigkeiten in den Pariser Vorstädten als eigentlichen Grund für die Unruhen auszumachen.

Eine solche Stimme ist Esther Benbessa, grüne Senatorin von Val de Marne.

«Der Alltag der Einwohner dieser armen und sich selbst überlassenen Ghettos verbessert sich nicht, seit je her. Die Machtergreifung durch die Linke hatte nicht die positive Wirkung, die sich manche erhofft haben.» «Diese « Stabilität » der Verzweiflung wartet nicht auf eine Gelegenheit sich zum Ausdruck zu bringen. Ein Funke reicht auch, um den Brand auszulösen. Das ist geschehen in Trappes, in diesem Monat des Ramadan, wo der Hunger, der Durst und die Hitze nicht derart sind, dass sie zur Ruhe anstiften.» (2)

In diesem Weltbild gibt es keine Moslems, die die Gesetze der Republik ignorieren oder gar brechen, nein, es gibt nur Armut und Verzweiflung und der Funke, der sich zum Brand entwickelt ist beliebig.

Da die Machtergreifung durch die Linke nicht die erhoffte positive Wirkung hat, kann Esther Benbassa die These vertreten, dass eigentlich die «Ära Sarkozy» noch am Werk ist: »Geben wir es zu. Wir sind noch, für die Stadtviertel, unter dem Sarkozy-Regime.» Und so ist die sozialistische Regierung mit grünem Bündnispartner die Verantwortung für solche Entwicklungen los, es sind anachronistische Nachwehen der Sarkozy-Ära ...

Weiter schreibt Benbassa: «Der Vorfall von Trappes, selbst wenn wir noch nicht mit Gewissheit wissen, was sich abgespielt hat, hat ganz offensichtlich einen doppelten Aspekt. Auf der einen Seite, eine gewisse Praxis der Identitätskontrollen. Auf der anderen Seite, das Verbot vollständiger Verhüllung durch das im April 2011 in kraft getretene Gesetz."

Auch wenn sie nicht weiss, was sich abgespielt hat, weiss sie dennoch Bescheid, denn es ist « offensichtlich ». Offensichtlich ist vor allem, dass die grüne Senatorin die islamistische Interpretation der Ereignisse und ihrer Ursachen übernimmt. Wo liegt das Problem ? In der Tatsache, dass einige Moslems zum Beispiel durch Freitagsgebete in öffentlichen Orten (Strassen) die restliche Bevölkerung in der freien Zirkulation behindern, und auf diese oder andere Weise zeigen, dass sie manche Regeln und Gesetze des französischen Staates geringschätzen ? Nein, laut Benbassa liegt das Problem darin, dass die Identitätskontrollen in einer Weise ausgeführt werden, die manchen kontrollierten Personen nicht gefällt. Handelt es sich um zuviele Kontrollen, um Personen, die auffallend häufig kontrolliert werden ? Dies ist der Vorwurf, den Benbassa der Polizei dieser Stadt und vergleichbarer Vorstädte von Paris macht. Wurde von der Polizei Regeln und Gesetze bei den Personenkontrollen missachtet ? Davon ist keine Rede. Aber der gewalttätige Angriff auf einen kontrollierenden Polizisten durch einen Moslem wird auf eine Stufe gestellt mit einer « gewissen Art von Personenkontrollen » durch die Polizei. Und mit dem Gedanken wird gespielt, dass das Verbot der Verhüllung selbst, dieses im breiten Konsens verabschiedete Gesetz, selbst das Problem ist oder ein « Aspekt « des Problems, das zur Gewalt führte. Und so geht die grüne Senatorin einen grossen Schritt in eine Richtung, an dessen Ende das Observatorium gegen Islamophobie steht, die eine druckreife, offensichtlich rechtsanwaltsgeprüfte Erklärung der vollverschleierten Frau veröffentlicht, in der sie sagt, immer allen polizeilichen Weisungen Folgen zu leisten und verbale Entgleisungen aufführt, die der Polizist gegen die Mutter auf der Hinterbank des Wagens von sich gegeben hätte ; diese Entgleisungen gegen die Mutter hätten dazu geführt, dass ihr Ehemann ausrastet und sich gegen den Polizisten wendet. (Während es für diese Version keinen Beweis gibt existieren hingegen die Würgemale am Hals des Polizisten.) Und so werden in Umkehrung der wirklichen Ereignisse die Insassen des PKW zu Opfern der Islamophobie, laut diesem Observatorium.

Ein paar Tage später wird in Trappes ein verschleiertes Mädchen angepöbelt, dieses Ereignis wird in den Medien breitgetreten, das Observatorium erkennt einen weiteren Vorfall von Islamophobie und in Trappes geht eine Bürgerinitiative auf die Strasse, nicht, um französische Gesetze und Regeln der Laizität zu verteidigen gegen deren Nicht-Beachtung durch manche Moslems, sondern um gegen die um sich greifende Islamophobie zu protestieren ...

 

© Reiner Schleicher - http://dooid.me/reinerschleicher

 

(1) http://www.huffingtonpost.fr/esther-benbassa>

 

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Autor: fischerde
Bild Quelle:


Dienstag, 01 Oktober 2013

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