Muslimisches Russland?

Muslimisches Russland?


Muslimisches Russland?

von Prof. Dr. Daniel Pipes, The Washington Times, 21. Oktober 2013

Als der ethnische Russe Igor Schtscherbakow (25) am 10. Oktober offenbar von einem Muslim aus Aserbaidschan erstochen wurde, führte das in Moskau zu Unruhen, die sich gegen Migranten richteten, Vandalismus und Übergriffen, der Verhaftung von 1.200 Personen und brachte starke Spannungen im russischen Leben in den Vordergrund.

Ethnische Muslime machen nicht nur 21 bis 23 Millionen der russischen Gesamtbevölkerung von 144 Millionen (oder 15 Prozent) aus, ihr Anteil ist außerdem stark im Steigen begriffen. Von Alkoholismus heimgesuchte ethnische Russen sollen europäische Geburtenraten und afrikanische Sterberaten haben; Frauen bekommen im Schnitt 1,4 Kinder, Männer werden durchschnittlich 60 Jahre alt. In Moskau bekommen ethnisch christliche Frauen 1,1 Kind.

Im Gegensatz dazu gebären muslimische Frauen durchschnittlich 2,3 Kinder und haben weniger Abtreibungen als ihre russischen Gegenüber. In Moskau haben tatarische Frauen 6 Kinder; tschetschenische und inguschetische Frauen bringe 10 auf die Welt. Zusätzlich sind rund 3 bis 4 Millionen Muslime aus Republiken der ehemaligen UdSSR nach Russland gezogen, hauptsächlich aus Aserbaidschan und Kasachstan; zudem konvertieren einige ethnische Russen zum Islam.

Diese Trends deuten auf eine mit 0,6 Prozent pro Jahr abnehmende Zahl von Christen, wobei die Muslime in demselben Maß zunehmen, was im Verlauf der Zeit dramatische Folgen haben wird. Einige Analysten sehen voraus, dass die Muslime im einundzwanzigsten Jahrhundert zur Mehrheit werden - deine demografische Revolution, die den Charakter des Landes fundamental verändern würde. Paul Goble, Experte für russische Minderheiten, kommt zu dem Schluss: "Russland durchläuft eine religiöse Umgestaltung, die für die internationale Gemeinschaft noch größere Folgen haben wird als der Zusammenbruch der Sowjetunion." Ein von ihm zitierter russischer Kommentator sieht eine Moschee auf dem Roten Platz in Moskau stehen. Die oberflächliche Annahme, Moskau sei und bleibe westlich orientiert, "gilt nicht mehr", argumentiert er. Insbesondere sagt er voraus, dass der Anstieg des muslimischen Bevölkerungsanteils "einen tiefgreifenden Einfluss auf die russische Außenpolitik haben wird".

Innerhalb weniger Jahre werden Muslime die Hälfte der Wehrpflichtigen in der russischen Armee stellen. Joseph A. D´Agostino vom Population Research Institute fragt: "Wird ein solches Militär angesichts der Wut, die viele einheimische Muslime gegenüber den russischen Militärtaktiken in der muslimischen Region von Tschetschenien empfinden, effektiv arbeiten? Was ist, wenn andere muslimische Regionen - von denen einige riesige Ölvorkommen haben - gegen Moskau rebellieren? Werden muslimische Soldaten kämpfen und töten, damit sie Teil von Mütterchen Russland bleiben?"

Russlands zunehmend selbstbewusste Muslime, die unter den 182 ethnischen Gruppen eine Mehrheit von 57 stellen, haben angefangen die Formulierung muslimisches Russland zu benutzen, um ihre Ambitionen zu signalisieren. Nach Angaben des muslimischen Analysten Danijal Issajew bestätigt dieser Begriff, dass der Islam "ein unverzichtbarer Bestandteil Russlands" ist und dass "Russland als Staat und Zivilisation nicht ohne den Islam und die Muslime bestehen könnte". Er vermerkt, dass Muslime in weiten Teilen des Territoriums, das heute Russland ist, schon vor den ethnischen Russen lebten. Zu seinen pauschalen Behauptungen über Muslime gehört die Übertreibung, dass sie entscheidende Leistungen zu Russlands Kultur und seinen militärischen Siegen beitrugen.

Solches Gerede lässt ethnische Russen wegen der Bevölkerungsabnahme des Landes von jährlich mindestens 700.000 Menschen schaudern.

Der Kreml hat auf dieses Thema auf widersprüchliche Weise reagiert. Der damalige Präsident Dimitry Medwedjew versuchte es 2009 mit Appeasement, indem er die Bedeutung des Islam für Russland betonte und feststellte: "Muslimische Stiftungen tragen einen bedeutenden Beitrag zur Förderung des Friedens in der Gesellschaft bei, bieten vielen Menschen spirituelle und moralische Bildung und bekämpfen Extremismus und Fremdenfeindlichkeit." Er verkündete außerdem, dass Russland infolge seiner großen muslimischen Bevölkerung "nicht nach Freundschaft mit der muslimischen Welt streben muss: Unser Land ist ein organischer Bestandteil dieser Welt."

Doch Ilan Berman vom American Foreign Policy Council stellt heraus: "Der Kreml hat seine muslimische Minderheit diskriminiert und das Aufkommen zerstörerischer Fremdenfeindlichkeit ignoriert (ihr sogar Vorschub geleistet). Das hat bei Russlands Muslimen Feindseligkeit und Entfremdung erzeugt - Gefühle, die radikal-islamische Gruppen nur allzu gerne ausgenutzt haben." Fügt man dies den islamischen Vorherrschaftseinstellungen hinzu, ergibt das eine zunehmend unruhige muslimische Minderheit.

Diskussionen über den Islam in Europa tendieren dazu sich auf Orte wie Großbritannien und Schweden zu konzentrieren, aber Russland - das Land mit der sowohl relativ als auch in absoluten Zahlen größten muslimischen Gemeinschaft - ist der wichtigste Ort, den man beobachten sollte. Der gegen Migranten gerichteten Gewalt dieser Woche werden mit Sicherheit weit schlimmere Probleme folgen.

 

Übersetzung: H. Eiteneier

 

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Autor: fischerde
Bild Quelle:


Donnerstag, 31 Oktober 2013

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