Interview: Trump vs. Clinton: Amerikanische Juden und Israel

Interview:

Trump vs. Clinton: Amerikanische Juden und Israel


Dr. Manfred Gerstenfeld antwortet auf grundlegende Fragen, die ihm gestellt wurden.

Trump vs. Clinton: Amerikanische Juden und Israel

1. Was sind die wichtigsten Themen der anstehenden amerikanischen Wahl, die sie Israel betreffen?

Wird der neue Präsident weiter im Sicherheitsrat sein Veto gegen antiisraelische Resolutionen einlegen?

Wird der neue Präsident Israel wieder auffordern einseitige Zugeständnisse zu machen?

 

Wird der neue Präsident Israel auffordern die Bautätigkeit in den Siedlungen einzustellen, wie es Obama machte?

Wird der neue Präsident negativ auf die enorme Kriminalität reagieren, die die Palästinenserführung und Teile der palästinensischen Gesellschaft durchzieht?

Wird der Präsident Druck auf die arabischen Staaten ausüben, damit sie ihre Hetze gegen den US-Verbündeten Israel einstellen?

 

2. Warum, glauben Sie, sind die meisten amerikanischen Juden für Clinton und gegen Trump?

 

Traditionell sind die meisten amerikanischen Juden Demokraten und Liberale stehen nach amerikanischen Begriffen politisch links. In den vergangenen 50 Jahren stimmten bei allen Präsidentschaftswahlen mehr Juden für den demokratischen als für den republikanischen Kandidaten. Zusätzlich mögen viele Juden, die in den Vereinigten Staaten in gebildeteren sozialen Umfeldern wohnen, Tumps Grobheit und Stil nicht.

 

3. Was wäre für Juden (sowohl in den USA als auch in Israel) das Ergebnis eines Sieges von Trump?

 

Wenn Trump gewinnt, werden wir wahrscheinlich Provokationen Russlands und möglicherweise Chinas erleben, die herausfinden wollen, wie er sich verhält und ob er Bemühungen unternimmt den Niedergang des Status der Vereinigten Staaten in der Welt umzukehren, die unter der Präsidentschaft Obamas stattfand. Dieser Niedergang hat Auswirkungen auf die US-Gesellschaft allgemein und gleichermaßen auf die amerikanischen Juden als Teil der Gesellschaft.

Unter Trump werden die meisten wichtigen jüdischen Organisationen vermutlich weit mehr Zugang zum Präsidenten und ranghohen Führungskräften bekommen als es unter Obama der Fall war. Dieser Zugang dürfte allerdings für die masochistischeren und extremeren linken jüdischen Organisationen nicht gelten. Gleichzeitig wird Trump vermutlich wählerischer sein, was die Art der muslimischen Organisationen angeht, die seine Administration einladen wird. Insgesamt wird die Lage für Juden in den USA sich durch seine Präsidentschaft nicht ändern. Sie könnte sich sogar verbessern, wenn die Administration anfängt die Einreise antisemitischer Immigranten in die USA zu verbieten.

Was Israel angeht, so ist es schwierig eine Vorhersage zu treffen, da Trump recht unberechenbar ist. Er wird es aber in internationalen Foren besser in Schutz nehmen als die Obama-Administration es tat. Vielleicht werden die absurden einseitigen Verurteilungen Israels durch die Obama-Administration, jedes Mal, wenn Israel ein paar Häuser in den Siedlungen baut, aufhören oder zurückgehen. Er könnte auch der erste Präsident sein, der die Palästinenser wegen ihrer Hetze, weit verbreiteten Kriminalität und des absurden Anspruchs auf Rückkehr der Flüchtlinge bei einem möglichen Friedensabkommen rüffelt. Das ist so offensichtlich, da wahre palästinensische Flüchtlinge nur ein winziger Teil der Millionen Palästinenser sind, die fälschlich behaupten Flüchtlinge zu sein. Es besteht sogar die Möglichkeit, dass Trump die amerikanische Botschaft nach Jerusalem verlegt. Er könnt auch die Fördermittel für die Palästinenser reduzieren, wenn diese weiter Terroristen in israelischen Gefängnissen bezahlen und Terroristen verherrlichen. Trump erhält zwar auch Unterstützung von Antisemiten, aber er ist sehr er selbst und ist anderen gegenüber nicht sonderlich verpflichtet.

 

4. Was wäre das Ergebnis für Juden (sowohl in den USA als auch in Israel) wenn Clinton gewinnt?

 

Was Juden angeht, würden vermutlich große jüdische Organisationen mehr Zugang zur Präsidentin und ihren unmittelbaren Mitarbeitern bekommen, als das unter Obama der Fall war. Die Gesamtlage für Juden in den USA wird sich durch ihre Präsidentschaft nicht sonderlich verändern.

Was Israel angeht, wird Clinton vermutlich mehr Verständnis für Israels Realität haben und sich der weit verbreiteten ideologischen und anderen Kriminalität der palästinensischen Gesellschaft bewusst sein. Obama und seine Administration haben dieses Thema weitgehend ignoriert. Dennis Ross, lange Berater der Clintons, hat jedoch gesagt, dass sie Israel auf privater Ebene, statt wie Obama öffentlich, auffordern sollte Zugeständnisse an die Palästinenser zu machen.

Clinton hat in ihrem Umfeld neben Israelfreunden auch einige Israelhasser. Die Clinton-Stiftung hat Gelder von arabischen Staaten erhalten und das könnte einige ihrer zukünftigen Entscheidungen beeinflussen. Man sollte von Clinton nicht erwarten, dass sie dieselbe Politik betreibt, die sie als Außenministerin unter Präsident Obama verfolgte. Da hatte sie Obamas Weisungen zu folgen. Der aktuelle Präsident hat eine wichtige Rolle in der Verschlechterung der amerikanisch-israelischen diplomatischen Beziehungen gespielt.

Eine weitere Überlegung ist, ob der Kandidat für die Vizepräsidentschaft, Tim Kaine, Einfluss auf die amerikanische Außenpolitik haben wird. Er gehört zu den Senatoren mit dem wenigsten Verständnis für Israel. Er war einer der wenigen Senatoren, die Netanyahus Rede zum Iran im Kongress boykottierten.

 

5. Gibt es einen Grund für die Juden (sowohl in den USA als auch in Israel) sich irgendwie sorgen zu müssen?

 

Es gibt aufgrund der Politik Obamas Grund sich um die Welt Sorgen zu machen. Diese Politik hat zu einem nie da gewesenen Niedergang im Status und Einfluss der USA in der Welt geführt. Durch Obamas Inkompetenz fordert Putin heute die USA heraus. Es gibt in der zunehmend gestörten Weltordnung immer Grund für Angst und im Nahen Osten um so mehr, denn dieser ist unter der Obama-Administration weit chaotischer geworden. Das beste Umfeld für Juden hat historisch in Gesellschaften bestanden, in denen die Spannungen relativ gering waren.

 

Dr. Manfred Gerstenfeld war langjähriger Direktor und Mitbegründer des Jerusalem Centers for Public Affairs (JCPA), er ist Autor u.a. in der Jerusalem Post und Arutz Sheva.

 

Erstveröffentlicht bei Heplev - Foto: Die Kandidaten Trump und Clinton (Foto: von Donald Trump August 19, 2015 (cropped).jpg: BU Rob13 Hillary Clinton by Gage Skidmore 2.jpg: Gage [GFDL (http://www.gnu.org/copyleft/fdl.html) oder CC BY-SA 4.0 (http://creativecommons.org/licenses/by-sa/4.0)], via Wikimedia Commons)


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Dienstag, 25 Oktober 2016