Der schwedische Rassismus

Der schwedische Rassismus


Die deutsche Linke ist empört: Denn während das wieder gut gewordene Germany auf der ganzen Welt für seine Willkommenskultur beneidet wird, nutzen schwedische Rassisten das schreckliche Los der zu ihnen Geflüchteten aus um daraus politisches Kapital zu schlagen. Unser Korrespondent ist nach Stockholm gereist um sich vor Ort sein eigenes Bild von den schwedischen Zuständen zu machen.

Der schwedische Rassismus

von Ramiro Fulano, z.Zt. Stockholm

 

Sie lassen sich beschimpfen und anspucken. Sie provozieren „Refugees“ solange, bis es zu Handgreiflichkeiten, Körperverletzungen, Vergewaltigungen und anderen schweren Gewaltverbrechen kommt. Sie opfern sogar ihre Kinder, um bei Flüchtlingen einen sexuellen Notstand zu provozieren – und schrecken nicht einmal davor zurück, sich für ihre menschenverachtende Ideologie ermorden zu lassen: Schwedischen Rassisten ist jedes Mittel recht, um die zu ihnen Geflüchteten in ein schlechtes Licht zu stellen.

 

Ich wollte mir in Schweden an drei Stellen mein eigens Bild von der Lage machen: In Rinkeby, einem der größten schwedischen Multi-Kulti-Viertel, traf ich mich mit einer sozialdemokratischen Abgeordneten, die mich über die Realitäten vor Ort aufgeklärt hat. In der Stockholmer Innenstadt hat mir ein Beamter aus dem schwedischen Innenministerium die politischen Hintergründe erläutert. Und ich war bei einer „Refugee“-Initiative in einem schicken Stockholmer Szeneviertel, dessen Namen ich mir nicht merken konnte, der aber nach irgendwas klang, das es bei Ikea gibt.

 

Brit-Arnika holt mich von unserem Treffpunkt in der Fußgängerzone von Rinkeby ab. Während ich auf sie warte, beobachte ich viele junge Männer, die sich lässig zwischen den Geschäften die Beine vertreten. Frauen sind nicht in Sicht – vermutlich ist es zu kalt, denke ich. Aber auch von schwedischen Rassisten fehlt jede Spur. Habe ich mir zu viel versprochen? Bin ich umsonst aus Deutschland angereist?

 

Doch schon erscheint Brit-Arnika. Als ich sie danach frage, ob überhaupt etwas dran ist am Gerede über den schwedischen Rassismus, kann sie mich beruhigen. „Selbstverständlich“, sagt die lebenslängliche Sozialdemokratin mit einem kamplustigen Leuchten in den Augen. „Die Schweden sind total rassistisch. Aber sie verstecken ihren Rassismus – das macht sie ja so gefährlich.“ Sie lädt mich in ihr Abgeordnetenbüro in der Fußgängerzone von Rinkeby ein. Nachdem ich auf dem Besucherstuhl platzgenommen habe, drückt Brit-Arnika mir einen Kaffee und eine bunte Grafik in die Hand.

 

Die Zahlen der schwedischen Verbrechensstatistik scheinen seit den letzten zwei Jahren nur noch eine Richtung zu kennen: aufwärts. Die Grafik erinnert an jenes Bild, das man sonst nur von der Klimaerwärmung kennt. Über lange Jahre schwankt die Linie um einen imaginären Mittelwert, aber plötzlich scheint sie unaufhörlich immer schneller und immer höher zu steigen.

 

„Fake News vom Feinsten“, nennt die Sozialdemokratin das und fügt hinzu: „Ich glaube keiner Statistik, die ich nicht selbst gefälscht habe. Man braucht die Jahreszahlen nur andersrum anzuordnen, dann sinken die Zahlen“. Ich bin skeptisch, aber als ich die korrigierte Grafik sehe, muss ich zugeben, dass Brit-Arnika recht hat: Die Zahlen sinken. Und zwar besonders stark in den letzten Jahren, als viele nordafrikanische Schweden ins Land gezogen sind.

 

„Jetzt sieht es so aus“, sage ich schüchtern, „als ob die Migration dazu beiträgt, dass die Verbrechenszahlen in den letzten beiden Jahren stark gesunken sind“. Brit-Arnika nickt: „Natürlich, so gehört sich das auch“. Ich fühle mich beschämt, weil auch ich so leicht zu manipulieren war. Brit-Arnika hat Recht behalten.

 

Doch was ist dran an den Berichten, die in manche Medien stehen? Was ist mit Trumps infamer Äußerung, in Schweden stimmt etwas nicht? Ich treffe Ole vom schwedischen Innenministerium, und er nimmt kein Blatt vor den Mund. „Schweden ist ein freies Land“, sagt Ole. „Bei uns darf jeder seine Meinung sagen. Aber manche Menschen nutzen das aus, denn es gibt in jeder Gesellschaft asoziale Elemente.“ Ich nicke zustimmend.

 

„Früher hatten wir das Pack noch unter Kontrolle“, sagt Ole im Zorn des Gerechten. „Aber Trump hat das Fass jetzt zum Überlaufen gebracht. Seitdem ist den Rassisten nichts mehr heilig: Sie lügen, dass die Schwarte kracht.“ Ole redet lange und er redet gut.

 

„Diesmal haben die Rassisten den Bogen wirklich überspannt. Es ist bereits so, dass immer mehr Rettungsdienste sich weigern, ohne Polizeischutz zu ihnen zu fahren, wenn sie unter irgendeinem Vorwand um Hilfe rufen. Es wird noch wo weit kommen, dass einer von ihnen bei so einer Provokation draufgeht. Eigentlich müsste man sie wirklich verrecken lassen, sie haben sich schließlich selbst in diese Lage gebracht. Aber das wollen sie ja bloß.“

 

Während ich durch die Fenster seines Büros im schwedischen Innenministerium sehe, dass ein trister Nachmittag langsam zu Ende geht, redet Ole immer noch.

 

„Die schwedischen Rassisten weigern sich, sich besser zu integrieren – aber leider gelten die Menschenrechte überall. Wenn die Rettungsdienste gerufen werden, müssen sie zu ihnen fahren. Sie müssen ihnen sogar helfen und ihnen womöglich das Leben retten, ob sie wollen, oder nicht. Auch wenn die schwedischen Rassisten es nicht verdient haben. Denn andernfalls zerrt uns vielleicht irgendein windiger Rassisten-Anwalt vor den Kadi – und das gibt dem Trump dann am Ende auch noch recht.“

 

Nach meinem Termin mit Ole mache ich mich auf den Weg zu Jolanta. Ole hat mir ihren Verein empfohlen, denn zum einen ist er mit Jolanta seit der Uni befreundet und zum anderen freut sich das schwedische Innenministerium seit vielen Jahren über die vertrauensvolle Zusammenarbeit mit ihrer Organisation. Jolantas Büro befindet sich in einem schicken Stockholmer Szenestadtteil, weit weg von den Rassistenghettos Rinkeby und Malmö.

 

„Erst fiel es uns schwer, Staatsknete anzunehmen“, sagt Jolanta und wirft ihre hennarote Lockenpracht mit einer koketten Handbewegung über die Schulter, nachdem wir es uns bei Tee und Plätzchen bequem gemacht haben. „Aber letzten Endes ist es besser so, denn um den zu uns Geflüchteten wirksam zu helfen, müssen wir uns professionalisieren.“ Jolantas Organisation druckt Flugblätter, organisiert Diskussionen mit „Refugees“ in Schulen und vermittelt Übersetzer und Rechtsanwälte, wenn Migranten rassistisch kriminalisiert werden.

„Ich kenne diese Fälle“, sagt Jolanta und schüttelt die Krümel ihres Dinkelkeks von ihrer schrillen 70-er Jahre Bluse im ABBA-Look. „Nehmen wir mal diese Frauen, die sich abends nicht mehr aus dem Haus trauen, weil sie Angst vor Vergewaltigungen haben. Das ist natürlich völlig an den Haaren herbeigezogen, denn so schlimm ist es noch lange nicht. Und selbst wenn: Diese rassistischen Weiber sollten sich mal überlegen, was die Flüchtlinge durchgemacht haben! Die meisten von denen sagen das nur, um die „Refugees“ in ein schlechtes Licht zu rücken und das ist Rassismus. Die meisten Vergewaltigungen passieren immer noch im eigenen Schlafzimmer und da hilft es nichts, wenn man abends zuhause bleibt.“

 

Da muss ich Jolanta zustimmen und schnappe mir schnell noch einen Dinkelkeks, bevor sie alle alleine aufisst. „Den schwedischen Rassisten hat Trump einen unglaublichen Rückenwind verpasst. In den letzten beiden Jahren haben sie unsere Geduld bereits arg strapaziert, aber jetzt schrecken sie vor gar nichts mehr zurück. Wenn die Regierung dem nicht bald einen Riegel vorschiebt, wird die EU eingreifen müssen. Auch, wenn das bedeutet, die Verhältnisse mit Waffengewalt zu klären. Wofür haben wir schließlich eine EU-Armee?“

 

Jolanta meint, das Beste wäre, wenn die EU ein Stück Land in Afrika kauft, um dort ein zentrales Auffanglager für alle Rassisten zu errichten. „Nicht nur für die schwedischen Rassisten, auch für die deutschen. Und die österreichischen. Für alle Rassisten aus ganz Europa, aus der ganzen Welt!“

 

Das müsste aber eine ziemlich große Liegenschaft werden, gebe ich zu bedenken, während ich Jolanta den letzten Dinkelkeks vor der Nase wegschnappe. „Egal, die werden das nicht lange überleben. Die meisten Rassisten sind alt oder nicht besonders gesund. Die vertragen doch nicht mal das Klima in Benidorm, geschweige denn am Horn von Afrika.“

 

Jolanta hat die Sache bereits von allen Seiten aus durchdacht, merke ich. „Ein zentrales Auffanglager würde auch der somalischen Wirtschaft nützen und Afrikaner in Lohn und Brot bringen, denn immerhin wären ja die Somalis für die Bewachung der Rassisten selbst zuständig. Dann gibt’s den Rassismus mal andersrum und mal sehen, wer dann am längeren Hebel sitzt“, jubiliert Jolanta. Wir müssen beide lachen.

Ein zentrales Rassistenlager in Afrika – das hätte bestimmt was, denke ich, als mich die Straßenbahn nach meinem Treffen mit Jolanta nachhause fährt. So etwas könnte vielleicht schon bald nötig werden, aber irgendwie erinnert mich die Idee an irgendwas – ob es so etwas Ähnliches schon mal gegeben hat, frage ich mich? Wurden schon mal Menschen in großer Zahl „aus gutem Grund“ in irgendwelche Lager verfrachtet - ohne dass die Absicht bestand, sie lebend wiederzusehen? Und geschah das damals nicht auch im Namen irgendeines Sozialismus?

 

 

 

Foto: Nacht über Stockholm (Foto: Peter Haas / , via Wikimedia Commons)


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Sonntag, 05 März 2017