Der 11.September der US-Aussenpolitik: Hillarys Wiki-Gate

Der 11.September der US-Aussenpolitik:

Hillarys Wiki-Gate


Die einzige wirkliche Sensation der WikiLeaks besteht darin, dass sie nichts wirklich sensationelles enthalten. Das freilich unter dem Vorbehalt, dass erst nur Bruchteile davon bekannt geworden sind. Alles was bislang an "Enthüllungen" ans Tageslicht gekommen ist, sind entweder Gemeinplätze oder schmutzige Einzelheiten wie das Facelifting der Ehefrau des aserbaidschanischen Präsidenten Alijew, oder die wenig originellen Nicknamen, mit denen die US-Diplomaten die ausländischen Politiker belegen.

 

Es mag unterhaltsam sein, doch vom Hocker reisst das niemanden. Dass die Saudis, wie auch Israel, die USA zum Militärschlag gegen den Iran drängen, oder dass Erdogan ein von neoosmanischen Ambitionen und seinem Aussenminister getriebener politischer Analphabet ist - der "Sensationswert" dieser dimplomatischen "Kabel" ist bescheiden.

 

Die WikiLeaks sind aber schon der 11. September der amerikanischen Aussenpolitik - ein grosses punktuelles Desaster. Niksons Watergate ist ein Witz dagegen. Trotz Schadensbegrenzungsversuchen und der Beteuerung von business as usual von allen Seiten ist der Schaden erheblich, langfristig und in seinen Folgen schwer kalkullierbar. Die 250.000 Dokumente werden dosiert offengelegt. Ein Skandal ist nicht so sehr der Inhalt der Depeschen - die Arbeit und die Aufgaben der US-Diplomaten sind nicht grundverschieden von der Arbeit aller anderen Botschaften und Diplomaten, Teil ihrer Aufgaben ist es, persönliche Profile und Charakteristiken der örtlichen Politiker zu erstellen. Nur sind die Depeschen der deutschen oder israelischen oder welcher Botschaften auch immer nicht ans Tageslicht gekommen - und die des US-State Department schon. Für einen gewissen Zeitraum dürften die gewöhnlichen Kommunikationswege des amerikanischen diplomatischen Netzwerks gelähmt, zumindest erheblich gestört sein, bis sich das clintonsche State Department etwas anderes in Sachen Datensicherheit einfallen lässt oder mit der Bespitzelung von allen und jedem aufhört, was aber weniger wahrscheinlich ist.

 

Wer im US-Aussenministerium hat die Informationen in die Medien heruntergespült? Oder wurden dessen Rechner und Netzwerke von Aussen geknackt? Mit welchem Ziel? Die Enthüllungen sind ja nicht selektiv, sondern umfassend, ein ungerichtetes Streufeuer gegen alle. Doch ohne Zweifel tragen die USA den grössten Schaden davon - der Vertrauensverlust ist immens. Der jetzigen US-Aussenministerin dürfte es nicht mehr so leicht fallen, in der Welt herumzureisen und denjenigen Hände zu schütteln, von denen sie weiss, dass es Idioten oder Perverslinge sind, und die auch wissen, dass sie das weiss.

 

Die aussenpolitische Agitiertheit der USA, auch hier in Nahost, dürften die Leaks nun etwas abkühlen, und das ist gut für Israel und den Nahen Osten. Der Datenklau könnte die USA vom Rest der Welt und die Welt von den USA weiter entfremden. Der neue Isolationismus der USA hätte mehr Vor- als Nachteile, für die Welt wie die USA, doch danach sieht es gegenwärtig leider nicht aus. Wird Clinton zuruecktreten bzw. geschmissen? Wir werden sehen.

 

hii


Autor: haolam.de
Bild Quelle:


Dienstag, 30 November 2010

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