Die Toten von Wuhan

Die Toten von Wuhan


Wenn man sich bei Kommunisten über eines sicher sein kann, dann darüber, dass sie einem ohne rot zu werden ins Gesicht lügen.

Die Toten von Wuhan

Von Vera Lengsfeld

Und zwar eher als Regel, denn als Ausnahme. Denn Fakten oder gar die Wahrheit über einen Vorgang liegt in der Deutungshoheit der Partei. Dies gilt bei Katastrophen natürlich in verschärfter Weise.

Ein klassisches Beispiel ist die in der Sowjetunion selbstverschuldete Reaktorkatastrophe von Chernobyl – eine brillante sky original Serie zeichnet diese jüngst minutiös nach. So leugneten die lokalen Genossen 1986 die totale Reaktorzerstörung zunächst sogar gegenüber Moskau. Auch die Gefahren durch den offenen Kern und weitere mögliche Folgekatastrophen wurden vor der Bevölkerung und den Feuerwehr- und Rettungskräften geheim gehalten. Und natürlich dann die Todeszahlen gemeinsam auf Übelste gefälscht – das Thema dieses Textes. Bis heute verloren durch die Katastrophe von Chernobyl nach offizieller KP-Statistik weniger als 50 Menschen ihr Leben. In Wahrheit waren es konservativen Schätzungen nach 10-30.000. Aber Totenzahlen sind natürlich hochpolitisch. Übrigens bis heute, wo auch Kernkraftunterstützer weiterhin mit den total unrealistischen Opferzahlen der Sowjetkommunisten agieren, obwohl auch bei einer realistischen Betrachtung von Chernobyl die Gesamtbilanz der Atomkraft immer noch sehr ordentlich wäre (warum die Ukraine als Nachfolgestaat sich dieser Geschichte nicht angenommen hat oder nicht annehmen konnte, ist dann noch eine andere Diskussion).

Kommen wir also zu den Opferzahlen bei der COVID-19-Krise. Stand So, 5 April, 18:00 zählen die momentan Top 6 betroffenen Ländern folgende Todesfälle im Zusammenhang mit dem Coronavirus: USA ca. 9.000, Spanien ca. 12.500, Italien, ca. 15.000, Frankreich ca. 7500 und Deutschland ca. 1500 – und das Ursprungsland des Virus, China: ca. 3.300, das sind die offiziellen Zahlen, davon laut Peking 2500 aus Wuhan (alle anderen Zahlen von den Seiten der John Hopkins Universität).

Können die Zahlen aus Xi Jinping’s kommunistischer Diktatur stimmen? Berichte aus der am härtesten betroffenen Herkunftsregion Wuhan lassen daran massive Zweifel aufkommen.

Die große Mehrheit der Hanchinesen in China ist nicht geprägt durch eine der gängigen Weltreligionen – dafür ist der familienbezogene Ahnenkult von großer Bedeutung. Ein großer Tag ist dabei das Ching Ming Festival, im Englischen tomb sweeping holiday – der Feiertag fiel in diesem Jahr auf den 4. April. Im Vorfeld dieses wichtigen Ahnenfeiertags muss der Tradition folgend die Asche der Toten in den Familien sein. Deshalb versuchten auch die Behörden von Wuhan die Asche der Toten aus der Krise den jeweiligen Familien zur Verfügung zu stellen. Was sie dabei nicht bedacht haben, wurde von einer chinesischen Nachrichtenagentur berichtet und ist dann weltweit reflektiert worden (siehe z. B. diesen Artikel im time magazine). Durch die Ausgabe der Urnen in Wuhan konnte man die Dimension der Todesfälle ahnen (aufgrund der schieren Menge und der Wartezeiten) und abschätzen. Ein grober Überschlag der beobachteten und hochgerechneten Zahl der ausgegebenen Urnen im Raum Wuhan ergibt nach Abzug der durchschnittlichen Todesraten eine grobe Abschätzung. Und die liegt bei geschätzten 30.000 zusätzlichen Krisentoten im Bereich Wuhan, Tote, die mit hoher Wahrscheinlichkeit in ziemlich unmittelbarem Zusammenhang mit dem Virus und der Krise stehen. 30.000 statt 2.500 – solch dreiste Statistikfälschungen sind eigentlich typisch für Kommunisten, wie das eingangs erwähnte Beispiel aus der Sowjetzeit belegt, aber man muss sich immer wieder vergegenwärtigen, dass wir über die heutige Zeit und ein Land reden, was gerade in Europa regelmäßig als Partner, wenn nicht sogar als Vorbild herangezogen wird, z. B. in der mittlerweile ja schon surreal aus der Zeit gefallenen Klimadebatte, die uns bis gefühlt gestern noch so auf Trab gehalten hat.

https://time.com/5811222/wuhan-coronavirus-death-toll/

 

Vera Lengsfeld, Publizistin, war eine der prominentesten Vertreterinnen der demokratischen Bürgerrechtsbewegung gegen die "DDR"-Diktatur, sie gehörte 15 Jahre dem Deutschen Bundestag als Abgeordnete der CDU an. Vera Lengsfeld publiziert auch in der Achse des Guten und in der Jüdischen Rundschau.


Autor: Vera Lengsfeld
Bild Quelle: S.Fogarty / Public domain


Mittwoch, 08 April 2020