Party People

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Völlig verdattert und bedröppelt wirkten am Tage nach der Stuttgarter Krawallnacht wieder all jene, die bei anderer Gelegenheit umso Durchblickender Bescheid wissen und mit ihren sprachlichen Direktiven jeder Exekutive vorgreifen.

Party People

Von wegen: Wehret den Anfängen! In derlei Fällen also umgehend anklagend (in der ´Sache´) und biestig belehrend (in Ton und Gebärde), gaben sie sich jetzt so fassungs- wie verständnislos gleich gefoppten Mitarbeiter einer Ortsteil-Kita, denen die kleinen Racker soeben über Tische und Bänke gestiegen sind. Diese Haltung hat Methode. Schon damit werden die Spuren verwischt und sehr naheliegende Zusammenhänge verschwiegen: Um anschließend gewisse Allgemeinplätze umso besser aufwärmen zu können. Dabei ist leicht einzusehen, was wirklich passierte in der gemütlichen schwäbischen Metropole. Und warum es so kommen musste, früher oder später. Dort und immer öfter auch andernorts.

Im Anfang war die Schrecksekunde. Wiewohl längst klar sein durfte, wer da in der Innenstadt prügelte und brandschatzte, wurde gerade das bis zuletzt verschwiegen bzw. im Unklaren gelassen. Dafür musste dann umso verzweifelter der ´Anlass´ der ´Ausschreitungen´ betont werden: ein 17-jähriger Deutscher (Herkunft? Fehlanzeige) sei kontrolliert worden, wie denn die multikulturelle ´Event-Szene´ nicht einzig aus Jugendlichen mit Migrationshintergrund bestanden habe. Freilich: Schaut man sich die erhaltenen, durchweg abstoßenden Videos im Netz an, stößt man eigentlich nur auf die üblichen Verdächtigen, aber das ist ja, solange die Identitäten nicht einwandfrei festgestellt sind, auch schon Rassismus. Besagte ´Feten-Mitschnitte´ konnte sich noch gestern jeder nach Lust und Laune reinziehen, das meiste davon ist mittlerweile ´entfernt´ worden, wie denn der digitale Raum eine einzige Verschwörungstheoretische Tummelwiese ist und bleibt, die es dementsprechend zu versiegeln gilt. Im Fernsehen werden sie das meiste davon ohnehin nie zu Gesicht bekommen, aber ich kann Ihnen versichern: Die Sause hat tierisch ´gebockt´, der Meute ging es glänzend, ihre ´Rekruten´ tobten vor Begeisterung. Noch das verbliebene Material spricht Bände. In der ´Fankurve´ ging es insgesamt hoch her. Die Jungs filmten mit ihren Smartphones um die Wette, wie bei einem Hahnenkampf, und grölten passende Parolen, übrigens auch das verdächtige Allahu Akbar.

So viel Ungezogenheit will verstanden, irgendwie begriffen werden. Man wird sich also, etwas später, die auswendig gelernten, wohlfeilen Erklärungsversuche zurechtlegen, deren Präsentation indes ganz unnötig wäre, hätte es sich um eine reine Nazikundgebung gehandelt. So funktioniert ja überhaupt die Rassismus-Keule: Schon der Hinweis auf schwarzen Rassismus, dem z. B in Ruanda innerhalb allerkürzester Zeit schätzungsweise 3 Millionen Menschen auf unfassbar grausame Art und Weise anheimfielen, kann nicht stimmen, denn Rassismus ist und bleibt nun einmal: weiß. Umso umständlicher wird bald entlang sonderpädagogischer Bemühungen an den Haaren herbeigezogen, was als Ursache für die ´unfassbaren Taten´ so tief in die Vergangenheit reicht, das man damit auch gleichzeitig ganz weit fort ist von den banalen Folge-Ereignissen: Als nunmehr geschrumpfte ´Kleinigkeiten´ können und müssen die dann nicht mehr unnötig wahrgenommen werden. Unabhängig von der Herkunft der Täter wird einerseits einzig die Sache selbst, andererseits ausschließlich die behauptete Benachteiligung eine Rolle spielen. Daneben darf es nichts mehr geben.

Folglich wurden nun in einem ersten Schritt aus Gelegenheitsverbrechern, Kleinkriminellen und beschäftigungslos in den Tag Dümpelnden, hauptsächlich männliche, hauptsächlich ´zugewanderte´, hauptsächlich benachteiligte jungen Männer: Angehörige einer dubiosen Party- und Eventszene. Die haben entsetzlich über die Stränge geschlagen, das geht gar nicht, ist echt krass, voll daneben eben. So nähert man sich einer Wirklichkeit an, die posthum mit den eigenen ´Wahrheiten´ vermurkst werden kann. Und weil auch Drogen eine Rolle spielten darf später, hat man die ´Rädelsführer´ vor Gericht gestellt, deren Zurechnungsfähigkeit angezweifelt und das Strafmaß passend herab- oder gleich ganz ausgesetzt werden. Erinnern Sie sich an die Kölner Silvesternacht: Nicht ein einziger Täter wurde strafrechtlich belangt.

Wenn jetzt alle so tun als fielen sie aus sämtlichen Wolken, ist das reine Heuchelei. Wochenlang wurde ja mit Wonne über die Ereignisse in den USA berichtet, so einseitig wie eintrichternd, Krawall und Rechtsbruch konnten solcherart vernachlässigt oder klein geredet werden, der Fokus richtete sich auf die begleitenden Demos und gegen einen dubiosen Unterdrückungsapparat. Die Polizei galt nun pauschal als rassistisch, ein kleinkrimineller Täter erhielt seine Weihen mittels Staatsbegräbnis und das US-amerikanische Ordnungssystem mit Trump an der Spitze durfte sich was schämen und konnte bei der Gelegenheit zu einer Art Staatsmafia erklärt werden, die sofort abgeschafft gehört. Unseren Stuttgarter Party-People kam das ungemein entgegen. Sie zogen sich auf YouTube und anderswo hauptsächlich Videos von Wohnungsbränden, Plünderungen und Körperverletzungen rein, sie sahen dort viel zu Bruch und manchen Unbeteiligten zu Boden gehen: vor lauter ´berechtigter Wut´. Man fühlte sich durch die öffentliche Meinung bestätigt und folglich auch berechtigt, es denen nachzutun, die drüben reine Rechtsbrüche begingen. Die Berichterstattung betonte entlang der im Fernsehen klein gehaltenen, im Netz dutzendfach publizierten Orgien ausschließlich die moralische Komponente. Natürlich wird dieser Zusammenhang unter Quarantäne gestellt und allenfalls nachträglich, so vom Baden-Württembergischen Innenminister, als auslösend für eine – halten Sie sich fest – ´Emotionalisierung´ gehandelt. So wird`s sein. Wenn den Corona-gebeutelten Party-Machos der Spaß abhandenkommt, während drüben in den Staaten wochenlang gefeiert wird: Das geht mal voll auf die Psyche. Da muss auch bei unseren jugendlichen Hoffnungsträgern was raus, die Sau nämlich – bis der Arzt kommt. Am besten wäre, wenn der unsere politische Elite gleich ´mitversorgt´.

Keiner der vor Ort Ton angebenden Politiker erwähnte auch nur mit einem Wort oder Satz die Herkunft der Täter. Ob Kuhn, Kretschmann oder Strobl: Fehlanzeige. Sind ja keine Nazis gewesen. Frank Walter Steinmeier, seines Amtes Staatsoberhaupt der Bundesrepublik Deutschland, mahnte seinerseits mehr Respekt gegenüber Polizisten an. Na, der traut sich was. Freilich: Wenn man wie in Berlin den rassistischen Anfangsverdacht gesetzlich verankern lässt, dann ist das mit dem Respekt so eine Sache. Wollte sich ein uniformierter Ordnungshüter denen gegenüber, die in Stuttgart eine Schneise der Gewalt gezogen haben, wirksam Respekt verschaffen, dann haben wir hier bald dieselben Zustände wie in den USA, denn dann werden die notorisch Benachteiligten als rassistisch Verfolgte mal so richtig Krawall schlagen. Stuttgart war ein ´Pröbchen´, eine ´Duftnote´, eine Prise Freiheit als Aufputschmittel. Sozusagen: Der Appetizer für zukünftige Brandbeschleuniger.

Manchmal verraten sich bei Anlässen dieser oder ähnlicher Art die ´Versteher´ deutlicher, als der gemeinsamen Sache dienlich ist. All cops are berufsunfähig, titelte in der TAZ eine gewisse Hengameh Yaghoobifarah, die laut Netz-Info Essays und Kolumnen zu den Themen Popkultur und Queerfeminismus verbricht und sich nach eigenen Angaben als nichtbinär, das heißt: als weder weiblich noch männlich definiert. Hier macht sich jemand also schon qua Genderrigorismus unangreifbar, aber das möge bitte unter uns bleiben. Gemeinsam mit einer Fatma Aydemir gab Yaghoobifarah 2019 das Sachbuch Eure Heimat ist unser Albtraum heraus, ein Manifest gegen einen als antisemitisch und rassistisch verstandenen deutschen Heimatbegriff. Im Missy Magazine veröffentlichte sie oder er oder es den polemischen Artikel Fusion Revisited: Karneval der Kulturlosen, der dem „weißen Publikum“ des Fusion Festivals und dessen Veranstaltern kulturelle Aneignung und Rassismus vorwarf, unter anderem wegen zu mild gewürzter „exotischer“ Imbissangebote und des Tragens von Dreadlocks. Sie sehen: Diese Alternativ-Kapos schauen sehr genau hin und spreizen gierig die Nüstern, so denn ihrem wachsamen Auge kein Millimeter devianten Verhaltens entgeht. Der drastischen Sprache eignet ein sehr umfassender, extrem unnachgiebiger Anspruch. Im Unterschied zu ihren dauernd wechselnden Identitäten bleiben die Damen und Herren Yaghoobifarah den eigenen Weltbildern unzweideutig treu. Im Jahr 2017 bezeichnete die geschlechtsvariable Autor*In in einem Beitrag die deutsche Kultur daher pauschal als „Dreckskultur“. Noch irgendwelche Fragen? Ganz klar kommen solche Leute nicht im Traum auf die Idee, Taten zu verurteilen, an denen immer schon im Voraus die üblichen Verdächtigen, die Drecksrassisten eben, Schuld sind. Deswegen kein Sterbenswort zu den Kollateralschäden der Zerstörungswut, die sich eben gegen Dreck und Rassismus, Ausgrenzung und Anmaßung richtet.

Dass es in Paris und Dijon schon vor einer Woche zu gewaltsamen Ausschreitungen kam ging hierzulande ziemlich unter. In der Seine-Metropole beriefen sich die Party-People einmal mehr auf das Laster unverhältnismäßiger Polizeigewalt. Während einer ´friedlichen´ Kundgebung wurde der Name George Floyd skandiert – das reichte. Dijon hingegen ist von einer dieser unsäglichen Familien-Fehden heimgesucht worden. Horden ansässiger Tschetschenen nahmen vermummt und mit Baseballschlägern bewaffnet blutig Rache, weil einer der ihren, kaum sechzehn Jahre alt, brutal angegriffen worden sei. Das gleiche Alter hat ein Stuttgarter ´Prügel-Boy´, der statt seiner Fäuste lieber die hippen Sneakers aktivierte. Mittels gezielter Tritte bearbeitete er den Kopf eines am Boden liegenden Mannes. Er habe dabei, so lese ich heute,“ den möglichen Tod des Studenten zumindest billigend in Kauf genommen.“ Und wo war die Polizei? Womöglich auf der Flucht. Der Horst Seehofer wird sie schon wieder einfangen. Wette drauf.

All cops are berufsunfähig. Wer hier den boshaften Vergleich mit den USA übersieht gehört in eine Blindenschule. Vielleicht ist es das, was die Propagandisten kultureller Selbstenthauptung auf ihrem Kreuzzug schlussendlich bezwecken: dass wir alle mit Blindheit geschlagen sein werden und nur noch auf das hören, was uns die politisch korrekten ´Herrchen oder Frauchen´ mit dem Rohrstock aus der Multikulti-Kiste einbläuen. Blind vor Wut, blind vor Entsetzen, blind vor Verständnis: So geht Demokratie.


Autor: Dr. Nathan Warszawsk
Bild Quelle:


Donnerstag, 25 Juni 2020

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