Flüchtlinge . . .Sie gibt es seit Menschengedenken . . .
In der Bronze- und Eisenzeit etwa, also vor rund 2 000 Jahren, befehdeten sich in Europa wie auch Asien Stämme und vertrieben einander – die Unterlegenen also auf der Flucht. Das ist historisch belegt, aber sicher gab es vergleichbare Dramen auch schon Jahrhunderte d a v o r.
Dank römischer Aufzeichnungen, etwa des Konsul Gnaeus Papirius, sind wir ziemlich genau informiert über eine Völkertragödie, die sich im mittleren Europa – auch im Gebiet des heutigen Deutschland – abspielte. Es waren die Kimbern und Teutonen, und die danach benannten Kimbernkriege.
Die beiden germanischen Stämme der Kimbern und Teutonen verließen etwa um 120 v. Chr. ihre Heimat Jütland und zogen gen Süden. Der Grund für ihren Aufbruch kann nur erahnt werden – Umweltveränderungen und Missernten. Es könnte sich, so römische Quellen, um etwa 300 000 Menschen gehandelt haben. „Eher die Hälfte“, urteilen Historiker heutzutage. Auf ihrem Treck in den Süden trafen sie vielfach auf Römer, es kam immer wieder zu Gefechten. In der letzten Schlacht 102 v. Chr. besiegten römische Legionen die Germanen, die dabei 120 000 Tote zu beklagen hatten. 60 000 konnten zunächst fliehen, wurden jedoch als Sklaven genommen. Um die Kimbern und Teutonen war`s geschehen.
In der Bibel spielen Flucht und Vertreibung eine besondere Rolle, zumindest mythisch, also nicht historisch verbürgt.Selbst der „Auszug“ von 600 000 Männern plus Frauen und Kindern aus Ägypten (2. Buch Moses) und ihre Sinai-Ansiedlung wird heutzutage bezweifelt.Von „freier Erfindung“ etwa sprechen die Archäologen Israel Finkelstein und Neil Asher Silberman.
Verbürgt dagegen ist, dass die zentralasiatischen Reiterscharen der Hunnen viele germanische Stämme immer weiter gen Westen fliehen ließen – die Hunnen schließlich wurden 376 n. Chr. im Römischen Reich sesshaft.
Die Völkerwanderung wiederum, die es ab etwa 375 vorwiegend in germanischen Regionen gab, wird neuesten historischer Erkenntnissen zufolge nicht mehr als Fluchtbewegung gewertet. Mit diesem Begriff sind vielmehr Raubzüge kriegerischer Verbände zu deuten, vorwiegend auf der Suche nach Beute oder Land
Um 1945 gab es die bisher zahlenmäßig größte Fluchtbewegung. Schätzungsweise 12 bis 14 Millionen Deutsche flüchteten aus den deutschen Ostgebieten oder wurden von dort vertrieben. Dabei kamen etwa zwei Millionen Menschen ums Leben
Das alles ist eben nicht Geschichte und damit Vergangenheit . . . wie Putins Kriegsverbrechen in unseren Tagen beweisen . . .
Abgesehen davon: UN-Angaben zufolge gibt es derzeit rund 71 Millionen Menschen, die sich auf der Flucht befinden. Davon sind 40 Millionen sogenannte „Binnenflüchtlinge“, also Menschen, die innerhalb ihres Heimatlandes zur Flucht gezwungen wurden. Konfliktgebiete finden sich vorwiegend im Nahen Osten und in Afrika. Die vier größten Aufnahmeländer laut einer UN-Statistik: Türkei (3,7 Millionen), Pakistan (1,4 Millionen), Uganda (1,1 Millionen)), Sudan (eine Million).
Wolfgang Will arbeite jahrelang als Auslandskorrospodent für den Axel-Springer-Verlag und als Chefredakteur u.a. in New York