`Die Juden sind unser Unglück´: Ägyptischer Antisemitismus von Mubarak zu Mursi

`Die Juden sind unser Unglück´:

Ägyptischer Antisemitismus von Mubarak zu Mursi


Ägyptischer Antisemitismus von Mubarak zu Mursi

Manfred Gerstenfeld interviewt Botschafter Zvi Mazel

Antisemitismus und was man Antiisraelismus nennen könnte, haben sich in Ägypten seit vielen Jahrzehnten vermischt. Angriffe auf Israel nutzen oft die verkommensten antisemitischen Klischees. Israel und das jüdische Volk werden auch getrennt angegriffen, obwohl viele Ägypter Israel und die Juden als ein und dasselbe ansehen.

Diese Phänomene des Hasses blühen jetzt weiter so, wie sie es unter Mubarak taten, der von 1981 bis 2011 Ägyptens Präsident war. Um zu verstehen, wie die massive Dämonisierung Israels und der Juden strukturiert ist, muss man einen viel längeren Zeitraum analysieren.

Eine Gelegenheit, bei der international zutage trat, dass alle Juden das Angriffsziel sind, gab es während des historischen Besuchs von Papst Johannes Paul II. in Ägypten im Jahr 2000. Die regierungseigene englischsprachige Tageszeitung The Egyptian Gazette veröffentlichte auf der Titelseite ein Editorial mit der Überschrift „Wer braucht eine Entschuldigung?“ Es verwies auf die Absolution der Juden für die Ermordung Jesu durch den Vatikan. Nach Angaben des Chefredakteurs Ali Ibrahim löschte diese Absolution sämtliche Geschichte, Gebete und Rituale aus 2000 Jahren Christenheit. Er folgerte daraus, dass die Vereinigten Staaten den Vatikan unter Druck gesetzt hatten den Juden Absolution zu erteilen, um damit Israel zu stärken.

Unter Mubarak gab es sehr viele staatseigene Medien; andere Zeitungen wurden streng zensiert. Es war verboten den Präsidenten, die Streitkräfte und den Umgang mit der koptischen Minderheit zu kritisieren. Was Israel und die Juden angeht, war es jedoch zulässig sie unerbittlich zu attackieren und zu diffamieren. Islamische Zeitungen richteten sich nach der offiziellen Linie und ihre Botschaften des Israelhasses und Antisemitismus waren beißend.

Juden werden in Karikaturen hauptsächlich als schwarze Mäntel und Hüte tragend, mit großen Hakennasen und Schläfenlocken dargestellt. Sie wurden oft als Palästinenser abschlachtend oder Friedenstauben abstechend gezeigt. Bei vielen Gelegenheiten werden Juden als Diebe und Lügner präsentiert. Sie werden regelmäßig „Söhne von Affen und Schweinen“ genannt. 1997 veröffentlichte die Wochenzeitschrift Rose al-Yussef eine Studie, die zur Diskussion bei der Arabischen Gesellschaft für Sozialwissenschaften vorgelegt wurde. Sie erkundete „Quellen“ ungewisser Herkunft – dass Juden in Ägypten als „abstoßend“, wahrgenommen werden, „in nasalen Tönen sprechen“ und „verlogen“ sind.

Ein weiteres wichtige Hass-Thema ist die Darstellung der Juden als Wurzel alles Bösen und Bedrohung für den Weltfrieden. Solche Artikel berufen sich oft auf die Protokolle der Weisen von Zion, Ritualmordvorwürfe oder sogar Texte aus dem Talmud. Viel Respekt wurde dem prominenten französischen Holocaustleugner Roger Garaudy gezollt, der 2012 starb. Die vom damaligen schwedischen Premierminister Gunnar Persson im Jahr 2000 angeregte Initiative eine internationale Konferenz zur Holocaust-Bildung zu veranstalten, wurde in Ägypten heftig verurteilt. Das sind nur ein paar wenige Beispiele unter vielen.

Der Aufstieg der Muslimbruderschaft an die Macht in Ägypten bringt eine Bewegung nach vorne, der der Judenhass angeboren ist. Diese Organisation wurde 1928 in Ägypten durch den Lehrer Hassan Al-Banna als panislamische Bewegung gegründet. Sie entwickelte eine muslimische Version des Nazi-Antisemitismus. Sie sorgte dafür, dass Hitlers Mein Kampf unter dem Titel „Mein Jihad“ ins Arabische übersetzt wurde. Andere antisemitische Veröffentlichungen der Nazis wurden ebenfalls übersetzt. In der Nazi-Hasszeitung Der Stürmer zu findende Karikaturen wurden so verändert, dass sie die Juden als satanischen Feind Allahs statt des deutschen Volkes darstellten. Der Schriftsteller und Theoretiker Sayyid Qutb wurde eine führende Autorität der ägyptischen Muslimbruderschaft der 1950-er und 1960-er Jahre. In seinem populären antisemitischen Buch Mein Kampf mit den Juden behauptete er, die Juden hätten den Islam infiltriert und korrumpiert.

Antisemitismus im Übergang von Mubarak zu Präsident Mohammed Mursi kommt zum großen Teil in der Anwendung antisemitischer Themen gegen Israel zum Ausdruck. Der israelische Premierminister Benjamin Netanyahu wird in den ägyptischen Medien weiter als Hitler gezeigt. Ein Video aus einer Moschee vom Oktober 2012 zeigte den ägyptischen Präsidenten, wie er zu den Gebeten eines Imams „Amen“ sagte, der Allah aufforderte „die Juden und ihre Helfer zu vernichten“.

Ein weithin publizierter Vorfall vom August 2012, bei dem Antiisraelismus und Antisemitismus sich offen vermischten, ereignete sich in einem ägyptischen Fernsehprogramm, das „Versteckte Kamera“ ähnelt. Die Sendung lud den beliebten Schauspieler Ayman Kandeel ein; man erzählte ihm, er würde im deutschen Fernsehen erscheinen. Als die Sendung live ausgestrahlt wurde, behauptete die ägyptische Interviewerin fälschlich, sie sei eine Israelin, die ihn für das israelische Fernsehen interviewe. Der Schauspieler stieß sie an die Wand, ohrfeigte und verfluchte sie. Die Schauspielerin Al-Beblawi, der derselbe Streich gespielt wurde, sagte live: „Allah hat den Wurm und die Motte nicht so verflucht, wie er die Juden verfluchte.“1

Mazel schließt: Der Mix an Antisemitismus und Antiisraelismus ist in die ägyptische Psyche eingebettet worden. Die Juden und der jüdische Staat werden als Feinde Ägyptens betrachtet, obwohl zwischen Israel und Ägypten Frieden besteht. Der Aufstieg der Muslimbruderschaft mit ihrem ideologischen Hass auf die Juden an die Macht hat die Lage verschlimmert und könnte den Frieden zwischen den beiden Ländern bedrohen.

 

Dr. Manfred Gerstenfeld ist Mitglied des Aufsichtsrats des Jerusalem Center of Public Affairs, dessen Vorsitzender er 12 Jahre lang war. - Erstveröffentlicht bei Heplev / Foto: Klare Botschaft auf Kairos Straßen (Foto: Flash90)

1 Jeffrey Goldberg: In Egypt, Anti-Semitism is Back in Fashion“. Bloomberg, 6. August 2012.

 

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Autor: haolam.de
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Dienstag, 30 Oktober 2012

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