Wie ich es sehe: Konfuse Juden und die Islamophobie-Phobie

Wie ich es sehe: Konfuse Juden und die Islamophobie-Phobie


Die Anschuldigung der Islamophobie verwechselt Vorurteile mit der berechtigten Kritik am Islam und der Sorge vor islamischen Extremismus.

Wie ich es sehe: Konfuse Juden und die Islamophobie-Phobie

von Melanie Phillips, Jerusalem Post, 24. Dezember 2015

Der große Kampf gegen den radikalen Islam wird im Westen durch die Angst vor einer Islamophobie verkompliziert.

Natürlich müssen Vorurteile gegen Muslime verurteilt werden. Doch der Vorwurf einer Islamophobie verwechselt Vorurteile mit der legitimen Kritik am Islam und Sorgen wegen islamischem Extremismus.

Ein Beispiel dafür zeigt sich im Vereinigten Königreich in einer Veröffentlichung einer Organisation, die sich „Hope not Hate“ (HnH – Hoffnung, nicht Hass) nennt und den Titel trägt: „Die Anti-Jihad Bewegung: Antimuslimischer Hass, von einer Randerscheinung in den Mainstream.“

Dieses Dokument benennt 920 Organisationen und Personen aus 22 Ländern. Es besagt, dass diese keinen Unterschied zwischen moderaten und extremistischen Muslimen machen, dass sie den Hass auf Muslime in die Mitte der Gesellschaft tragen und dass ihre „Rhetorik gegen die Muslime die politische Diskussion vergiften – mitunter auch mit tödlicher Wirkung.“

Unerhörterweise stellt dieses Papier Neonazis und faschistische Gruppen auf eine Stufe mit Nahost-Experten wie Dr. Daniel Pipes oder sogar mit mutigen muslimischen Reformern wie Dr. Zuhdi Jasser, dem Präsidenten des American Islamic Forum for Democracy [Amerikanisch-Islamisches Forum für Demokratie] und herausragenden Anti-Jihadisten, wie die somalische Aktivistin Ayyan Hirsi Ali.

Eine große Anzahl dieser Antijihadisten lebt derzeit unter permanenter Lebensbedrohung durch die Islamisten. Dennoch beschuldigt sie HnH erstaunlicherweise antimuslimischen Hass zu verbreiten.

Auch ich gehöre zu dieser grotesken Liste, obwohl ich wieder und wieder auf die vielen Millionen Muslime hingewiesen habe, die weder extrem noch gewalttätig sind und ich stets hervorgehoben habe, dass die Sicht der Islamisten nur eine einzelne Auslegung des Islam ist. Außerdem werde ich als „Unterstützerin Israels“ beschrieben – als sei grundsätzlich jeder Unterstützer Israels ein Muslim-Basher.

Wie viele andere Opfer der Verunglimpfung durch diesen Artikel habe ich den Fall meinem Anwalt übergeben. Aber es gibt noch einen wesentlich verstörenderen Aspekt an diesem Rufmord. Hinter HnH stehen die Hauptvertreter der jüdischen Bewegungen im Vereinigten Königreich und sie unterstützen diese auch.

Tatsächlich kann ich zeigen, dass sie auch vom Community Security Trust (CST) finanziert wurden – der sonst eine herausragende und begründete Reputation darin hat, die britischen Juden gegen Angriffe zu schützen. Es stellte sich heraus, dass CST nichts von dem Bericht wusste, bis er veröffentlicht wurde.

Nichtsdestotrotz muss man sich die Frage stellen, wie eine Organisation unterstützt werden konnte, die derartiges vertritt.

HnH ist ein Ableger der antifaschistischen Postille „Searchlight“, von der sich der geschäftsführende Direktor Nick Lowles 2011 abspaltete. Lowles, ein äußerst linker Aktivist, setzte Antifaschismus nicht mit dem Kampf gegen den totalitären Islamismus gleich, sondern mit dem Angriff auf die Islamophobie.

Obwohl er al-Muhajiroun als „Hass Gruppe“ verurteilte und das Verbot eines radikalen Predigers an der London School of Economics lobte und den Islamischen Staat lobte, waren die meisten seiner Attacken nicht gegen die islamistischen Extremisten gerichtet, sondern gegen jene, die sie bekämpfen.

Trotz seiner „Solidaritätsadresse“, die Lowles den ermordeten Charlie Hebdo Journalisten nachrief, unterstellte er 2012 dem Magazin, dass es regelrecht darum betteln würde, indem es „obszöne Zeichnungen des Propheten Mohammed veröffentlicht“ habe. „Diese Muslim Hasser“, schrieb er in seinem Blog, „wissen, dass jedes dumme Kunststück eine Reaktion nach sich zieht, unter Umständen auch eine gewalttätige, wie diese …“.

Er ging noch weiter. Alle Anti-Jihadisten, so behauptete er, seien tatsächlich „Muslimhasser“. So machte er keinen Unterschied zwischen jenen, die tatsächlich gegenüber Muslimen voreingenommen sind und jenen, die gegen islamistischen Extremismus und Gewalt kämpfen.

Und er geht immer noch weiter. „Es gibt eine deprimierende Symbiose zwischen Muslimhassern und jenen Leuten, die behaupten, gegen diese zu stehen. Sie brauchen einander. Tatsächlich begrüßen sie deren Aktionen um ihre eigenen Aktivitäten zu rechtfertigen.“

Wenn man diesen Gedanken weiterspinnt, merkt man, dass damit die Schuld an allen jihadistischen Gewalttaten jenen zugeschoben wird, die sich dem islamischen Extremismus entgegen stellen.

Wusste der CST wirklich nichts davon? Sogar jetzt will es weder HnH noch den Artikel verurteilen. Ich fragte sie, warum sie HnH nicht dafür verurteilten, mutige muslimische Reformer weiter in Gefahr zu bringen, indem sie sie beschuldigen, Hass über den Islam zu verbreiten und dafür, dass sie den Unterstützern Israels per definitionem unterstellen, hasserfüllte Ansichten zu teilen.

Und das war die Antwort: „Die zurückliegende Unterstützung von HnH durch CST liegt in den Jahren des Kampfes gegen die extremen Rechten. Wir haben erfahren, dass es betreffend des Artikels zu einer Klage gekommen ist. Daher möchten wir zu diesem Fall keinen Kommentar abgeben.“

Der CST ist nicht die einzige britisch-jüdische Organisation, die mit HnH gemeinsame Sache macht.

Im letzten Sommer taten sich eine Kommission der Abgeordneten und das Londoner jüdische Forum mit HnH in der Initiative „Golders Green Together“ zusammen, um eine geplante Demonstration von Neonazis durch das mehrheitlich jüdische Viertel im Londoner Norden zu verhindern.

Diese unheilige Allianz basiert auf der Annahme vieler Diaspora-Juden, insbesondere jener aus dem linken Milieu, dass Antisemitismus und aggressive politische Gewalt einzig und allein bei den Neonazis oder noch weiter rechts anzutreffen sind. Es ist geradezu ein Glaubensgrundsatz, dass alles, was nicht links ist, rechts ist – und was rechts ist, ist böse und damit ist alles, was nicht links ist, böse.

Das erklärt auch den höchst erstaunlichen Kommentar von Abe Foxman, dem ehemaligen Vorsitzenden der amerikanischen Anti-Defamations League, der vor einiger Zeit auf einer Konferenz in Jerusalem sagte, dass es bei den Linken Europas keinen Antisemitismus gäbe, sondern nur auf Seiten der Rechten.

Solch eine Tunnelsicht wird durch die kollektive Erinnerung der Juden an ihre lange Geschichte der Verfolgung, ethnischer Säuberungen und des Exils noch verstärkt.

Als Ergebnis dieser Wahrnehmung verschmelzen Neonazis mit demokratisch gesinnten Nationalisten, die lediglich die Massenimmigration, die Europa zu überschwemmen droht, aufhalten wollen. Das Ergebnis dessen ist eine leichtsinnige Aufgabe der Selbsterhaltung der Juden in der Diaspora, indem sie versuchen jene zu umarmen, die Juden ermorden oder gar Israel zerstören wollen.

Dazu gehören auch die Kampagnen der orthodoxen und progressiven Juden in Großbritannien, all die syrischen Flüchtlinge willkommen zu heißen, trotz aller fundierter Warnungen, dass eine unbekannte Anzahl dieser vom Islamischen Staat oder anderer Islamisten rekrutiert sein könnten.

Dieses seltsame Verhalten basiert zum Teil auf Angst und Ignoranz, aber auch auf der höchst oberflächlichen Identifikation mit anderen religiösen Minoritäten, deren äußere Erscheinung und Rituale sich ebenfalls von der Mehrheit unterscheiden.

Und es zeigt die Wirkung der interreligiösen Arbeit. Diese schließt jedes Aussprechen der Wahrheit, sei sie noch so widerwärtig, aus, denn das würde dazu führen, dass die Muslime ausscheiden würden, was ihre Unterstützung bei Fällen von offensichtlich gemeinsamen Interessen wie der Verteidigung der rituellen Schlachtung oder der Beschneidung gefährden würde.

In jedem Fall zeigt es aber die Gleichsetzung, die von Juden in der Diaspora bei Antisemitismus und Islamophobie gemacht wird. Diese Gleichsetzung ist jedoch völlig falsch. Antisemitismus ist eine reine Bigotterie, er ist ein Hass auf Juden, nicht für das, was sie tun, sondern nur für das, was sie sind. Islamophobie ist, im Gegensatz dazu, nichts anderes als eine bewusstseinsverändernder Verleumdung, die dazu geschaffen wurde, all jene zum Schweigen zu bringen, die versuchen gegen den islamischen Extremismus und den Heiligen Krieg aufzustehen und zu kämpfen.

Das Ergebnis dieser falschen Gleichsetzung ist, dass die jüdische Führung Großbritanniens die Gemeinden auf die Kampagnen zur Ausrottung der Islamophobie eingeschworen hat.

Es bedeutet, dass alle als islamophob stigmatisiert werden können – auch Juden und mutige nichtjüdische Unterstützer Israels – die Aspekte der Religion oder Kultur des Islams kritisieren. Sogar das Ansprechen des muslimischen Antisemitismus, der schon unzählige jüdische Leben gekostet hat, wird als islamophob erachtet.

Das ist der Grund, weshalb Juden ihre Unterstützung einer Organisation schenken, die eher Hass fördert denn Hoffnung – auch wenn dies beängstigend und selbstmörderisch ist.

 

Übersetzt von Cora/Heplev - Foto: Titel des vor Jahren erschienen Bestsellers von Hendryk M. Broder "Hurra, wir kapitulieren - Von der Politik des Einknickens"


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Freitag, 08 Januar 2016