Die Geschichte der `Siedlungen´ - von einem `Siedler´

Die Geschichte der `Siedlungen´ - von einem `Siedler´


Die Antwort eines Siedlers auf David Newmans stark verkürzte Geschichte der jüdischen Siedlungen

Die Geschichte der `Siedlungen´ - von einem `Siedler´

Vorbemerkung: The Media Line Ltd. erhielt fast täglich Anfragen zu Hintergrundinformationen zu den israelischen Gemeinden jenseits der „Grünen Grenze“ (in Judäa, Samaria und dem Gazastreifen) von Nachrichten-Organisationen aus aller Welt. Am 21. Mai veröffentlichte die New York Times einen persönlichen Kommentar von David Newman zu dieser Frage. Während wir aus rechtlichen Gründen nicht in der Lage sind, diesen Artikel selbst zu bringen, stellen wir das ins Internet, was wir für eine wohl formulierte und faktisch richtige Antwort auf diesen Artikel halten und die denen helfen wird, die dazu forschen. Der Autor, Marc Zell, ist ein Anwalt, dessen Tätigkeiten von Jerusalem bis nach Washington reichen. Er lebt in der judäischen Region, die Gush Etzion genannt.


Der Artikel von David Newman steht auf http://www.nytimes.com/2002/05/21/opinion/21NEWM.html

Dies ist die Stegreif-Antwort auf David Newmans Artikel „How the Settler Suburbs Grew“ (Wie die Siedler-Vorstädte wuchsen, New York Times, 21.05.2002) durch einen Siedler. Ich wohne in Alon Shevut im Gush Etzion, einer „Siedlung“, die in Wirklichkeit eine Gemeinde von 5.000 Juden etwa 20 Minuten südlich von Jerusalem ist. Alon Shevut wurde 1970 von einer Gruppe junger Jeshiva-Schüler und ihrer Familien gegründet, die mit der inzwischen als Har Etzion Jeshiva weltberühmten Schule der Rabbis Amital und Liechtenstein verbunden waren. Alon Shevut ist, wie Kfar Etzion, Rosh Tzurim, Midgal oz, Never Daniel und Bat Ayin auf Land gebaut worden, das vom jüdischen Volk gekauft und bezahlt wurde, lange bevor der jüdische Staat 1948 gegründet wurde. Seine ursprünglichen Einwohner, von denen viele Holocaust-

Überlebende waren und einige zur linken Pionier-Bewegung Hashomer Ha-tzair gehörten, wurden von palästinensischen Irregulären und der transjordanischen Arabischen Legion in den Monaten ang

egriffen, die der Gründung des Staates Israel im Mai 1948 voraus gingen.

 

Kfar Etzion wurde von den arabischen Streitkräften am 14. Mai 1948 erobert, einen Tag, bevor der Staat (Israel) ausgerufen wurde. Der größte Teil der 200 Verteidiger wurde kaltblütig nieder geschossen, nachdem sie sich den Arabern ergeben hatten. Die übrigen Einwohner und Verteidiger der „Siedlungen“ des Gush Etzion wurden in die Gefangenschaft nach Jordanien gebracht und erst 1950 frei gelassen. Nach der Eroberung der „Siedlungen“ des Gush Etzion zerstörten die Araber systematisch jede Spur jüdischen Lebens dort, einschließlich des Ausreißens von Obstbäumen, die von den „Siedlern“ gepflanzt wurden, die die kahlen Hügel wieder urbar gemacht und eine lebensfähige landwirtschaftliche Ökonomie aufgebaut hatten. An ihrer Stelle baute die Jordanische Armee sich eine Basis und verschiedene Außencamps, die 19 Jahre lang eine beherrschende Sicht über die gesamte israelische Küste von Aschkelon bis Hadera hatten. 19 Jahre lang war es Juden nicht erlaubt, einen Fuß auf ihr Land zu setzen. Sie konnten es nur von dem Ort aus in Augenschein nehmen, der als John F. Kennedy-Gedächtniswald in den Außenbezirken Jerusalems bekannt wurde. Auf anderen Teilen des jüdischen Landes des Gush Etzion bauten die Jordanier ein palästinensisches Flüchtlingslager, Daheisha. Bis heute ist dieses Land auf den Namen des Jüdischen Nationalfonds eingetragen. Die Jordanier gingen noch weiter und annektierten die gesamte „Westbank“ (ein Begriff, den das haschemitische Regime erfand um seine neu annektierte Provinz zu beschreiben und die davor seit undenkbaren Zeiten als Judäa und Samaria bekannt war).

 

Die jordanische Annexion wurde von der gesamten internationalen Gemeinschaft mit Ausnahme von Großbritannien und Pakistan sowie der gesamten arabischen Welt verurteilt und war daher von Anfang an illegal. Auf diesem Gebiet wurde nie ein arabischer Staat gegründet oder ausgerufen, da die arabische Welt den Teilungsplan der UN-Generalversammlung von 1947 (Nr. 181) zurück wies und sich statt dessen entschied in das Mandatsgebiet Palästina einzumarschieren und den entstehenden jüdischen Staat und seine „Siedlungen“ von Galiäa bis in den Negev zu zerstören.

 

Nachdem Israel 1967 ohne Provokation von jordanischen Truppen in Jerusalem und der übrigen „Westbank“ angegriffen wurde, drangen israelische Truppen in Selbstverteidigung wieder in den Gush Etzion und die anderen Gebieten Judäas und Samarias ein und warfen die jordanischen Streitkräfte hinaus. Drei Monate,

nachdem Judäa und Samaria befreit wurden, baten die Kinder der ursprünglichen Einwohner von Kfar Etzion die Regierung Israels, an den Ort ihres Kibbuz in Gush Etzion zurückkehren zu dürfen und erhielten dazu die Erlaubnis. So begann die Rückkehr jüdischen Lebens nach Gush Etzion. Heute gibt es etwa 15 Gemeinden im „Gush“, die von einem Regionalrat verwaltet werden. Zusätzlich gibt es eine recht große Gemeinde namens Efrat, die von Rabbi Schlomo Riskin in den 80-er Jahren gegründet wurde und etwa 10.000 Einwohner hat; bald wird Beitar Illit mit rund 20.000 Einwohnern eine Stadt sein. Im Süden des Gush Etzion liegt die Gemeinde Kiryat Arba mit etwa 10.000 Einwohnern, gegenüber der Stadt Hebron, deren jüdische Gemeinde wieder belebt worden ist, nachdem sie vor 1948 wiederholte Versuche der Araber erlebte, sie zu zerstören.

Um dem ganzen eine historische Perspektive zu geben: Die modernen jüdischen Gemeinden im Gush Etzion sind selbst Nachfolger einer praktisch ununterbrochenen Kette jüdischer „Siedlungen“ in Judäa, die in der Zeit Abrahams begann, 2000 Jahre bevor der erste Araber hier siedelte. 1977 wurde gegenüber dem arabischen Dorf gleichen Namens das jüdische Dorf Tekoa gegründet – es war der Heimatort des Propheten Amos. Hoch über Tekoa liegt die als Herodion bezeichnete antike hasmonäische und herodianische Zitadelle mit ihren großartigen archäologischen Ausgrabungen. Von der Spitze des Herodion aus kann man deutlich den Tempelberg in Jerusalem sehen, das Tote Meer und die Berge von Moab, die heute zu Jordanien gehören. Man kann auch eine große Ebene sehen, die von Dutzenden arabischer Dörfer durchsetzt ist, die alle vor 1967 nicht existierten. Diese arabischen „Siedlungen“ wurden (ohne internationale Proteste) geschaffen, als nomadisierende Beduinen vom wirtschaftlichen Boom angezogen wurden, der durch die Rückkehr jüdischen Lebens nach Gush Etzion entstand. Diese Beduinen entschieden sich, hier zu „siedeln“ und ihren Lebensunterhalt zu verdienen, indem sie im Baugewerbe und verwandten Geschäften arbeiteten. Knapp östlich des Herodion, oberhalb des Toten Meeres, gibt es einen Ort namens Qumran, wo die ersten der berühmten Rollen vom Toten Meer von einem dieser Beduinen 1947 gefunden wurden. Sie wurden von jüdischen „Siedlern“ vor 2000 Jahren geschrieben. Kurz westlich des Herodion, nur ein paar Meter außerhalb des modernen Tekoa, gibt es eine weitere Höhle, wo der 13-jährige Kobi Mandell und sein Freund letztes Jahr von Nachfahren der gleichen arabischen Beduinen-„Siedler“ brutal ermordet und verstümmelt wurden, die jetzt die Ebene unterhalb des Herodion bevölkern. Und nur um die Ecke von dort war es, wo mein Freund und Mit-Immigrant Aharon Gurov vor ein paar Wochen kaltblütig niedergeschossen wurde.

 

Wir haben hier im Gush Etzion einen Brauch: Wir steigen jedes Jahr am 9. Av auf den Herodion zu einem Tag des Gedenkens mit Gebeten und Kerzenlicht aus der antiken Synagoge. An genau dieser Stelle und an diesem Tag sahen diese anderen, ehemaligen jüdischen „Siedler“ des Gush Etzion im Jahr 70 n.Chr. mit Schrecken, wie der Zweite Tempel in Flammen aufging und von den römischen Armeen nur ein paar Hügelspitzen entfernt in Jerusalem zu Schutt gelegt wurde.

 

Weiter westlich im Gush Etzion, ein paar hundert Meter von meinem Zuhause in Alon Shevut, führt eine Straße zu den neuesten Gush Etzion-Gemeinden in Bat Ayin, das auf oder nahe an dem Ort des Kibbuz Ma’asuot Yitzhak aus der Zeit vor 1948 gebaut wurde und nach dem verstorbenen Oberrabbiner Israels und ehemaligen irischen Oberrabbiners Yitzak Herzog (Vater des israelischen Präsidenten Chaim Herzog) benannt wurde.

1990, als die ersten jüdischen Pioniere an diese Stelle zurück kehrten, stand ich nachts Wache, um den neuen „Siedlern“ beim ihrem Anfang zu helfen und ihnen das erste Minyan-Gebet zu ermöglichen. Heute gibt es dort vielleicht 100 Familien, die in Häusern leben, die sie mit ihren eigenen Händen gebaut haben.

Als die Juden von Bat Ayin die Straße bauten, die sie mit Kfar Etzion und dem Rest des Gush verbinden sollte, stießen sie auf einige Steine, die eine größere Bedeutung zu haben schienen. Nach ein paar Tagen der Ausgrabungen durch das regionale Archäologen-Team fand man die Reste einer weiteren jüdischen „Siedlung“, einer aus der Zeit des Zweiten Tempels. In dieser antiken jüdischen Gemeinde fand man eine Mikva (ein rituelles Bad) und auf dessen Boden einen verrosteten Schlüssel – desselben Typs, von dem man wusste, dass er von Juden in einer anderen antiken „Siedlung“ namens Jerusalem benutzt worden war. Es scheint so zu sein, dass einige der Einwohner dieser antiken jüdischen Stadt in Gush Etzion Flüchtlinge vor der Zerstöung Jerusalems durch die Römer im Jahr 70 n.Chr. waren. Einer oder eine brachte dieses Mitbringsel aus der Heimatstadt mit, die heute gerade einmal 20 Minuten mit dem Auto entfernt ist. 1990 brachten die neuesten jüdischen Bewohner dieses Ortes ein weiteres „Mitbringsel“ mit, die Torah-Rolle, die von ihren Vorfahren mit nach Jordanien in die Gefangenschaft genommen worden war, als der Gush 1948 den Araber in die Hände fiel.

 

Vergeben Sie mir, dass ich so viel von Ihrer Zeit in Anspruch genommen habe, damit Sie diese wenigen Zeilen lesen. Aber ich wollte Ihnen eine Perspektive aufzeigen, die der wohl formulierende und wohl bekannte Links-Aktivist David Newman zu übersehen geruhte. Die Juden des Gush Etzion sind genauso wenig Eindringlinge oder Rechtsverletzer wie ihre „Gegenstücke“ in Judäa, Samaria und Gaza. Sie sind die „Indianer“, die in ihre angestammte Heimat zurück kehrten. Sie sind Teil der langen und unendlichen Kette jüdischer „Siedler“, die seit der Zeit Abrahams bis zum heutigen Tag Teil dieser Landschaft gewesen sind. Eines Tages würde ich Ihnen gerne die Geschichte der Verbindung des Judas Makkabäus mit Alon Shevut und der Schlacht, die König Josaphat im Tal unterhalb von Kfar Etzion (genau unter meinem Fenster) ausfocht, weiter geben. Sogar der Name unseres Volkes, der Juden, stammt vom Stamm, der Region, der Provinz, dem Königreich Juda, dessen Kernland genau diese Hügel des Gush Etzion und Hebrons seit Jahrtausenden umfasst. So geht es weiter und weiter und weiter…

 

Ich lese daher mit Erstaunen den Artikel von David Newman und hunderte gleiche, wie auch die Erklärungen einiger (aber nicht der Mehrheit) meiner Landsleute, die sich diese kahlen Hügel ansehen und die blühenden jüdischen Dörfer, Gemeinden und Städte im antiken Judäa und Samaria und sie als „Kolonien“ und „Hindernisse“ bezeichnen. Ich frage mich, welche Art von Frieden es geben kann, wenn die Juden nicht in Judäa leben und bauen können. Ist die Welt total verrückt geworden, wenn sie die Nachfahren der Juden des antiken Tekoa und Hebron und der kürzlich entdeckten Stadt aus der Zeit des Zweiten Tempels im Gush Etzion als „Rechtsbrecher“ bezeichnet?

 

Ich sage der Welt, dass, wenn sie die Legitimität der Bewohnung der Hügel des Gush Etzion und Judäas (und Samarias und Gazas) verleugnet, dann verleugnet sie die Legitimität des gesamten jüdischen Staates. Mehr noch: Sie verweigert uns die Legitimität als Volk auf der von Gott gegebenen Erde. Verstehe dies und du wirst verstehen, warum die Araber von Eretz Israel unermüdlich ihre Kampagne fort führen, die Juden aus der „Westbank“ und Gaza zu vertilgen, Judäa „judenrein“ zu machen. Verstehe dies und du wirst verstehen, warum David Newman und seine ideologischen Seelenverwandten so tragisch falsch liegen.

 

 

Marc Zell, ein „Siedler“ aus dem Gush Etzion, Judäa, Vprsitzender der Republicans Oversee Israel,
Mittwoch, 22. Mai 2002

 

 

Übersetzt von Heplev


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Freitag, 09 Dezember 2016