Dauerkrise Gaza: Ritual

Dauerkrise Gaza:

Ritual


Während der jüngste Ausbruch der Energiekrise in Gaza erneut eindrucksvoll gezeigt hat, daß Fatah und Hamas zu keiner sinnvollen Zusammenarbeit bereit und fähig sind, kamen in Moskau Vertreter beider Organisationen zusammen, um über eine »Aussöhnung« zu beraten. Noch immer nämlich glaubt man auf internationaler Ebene, die »Palästinenser« seien bei ihnen in guten Händen.

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Und selbstverständlich endeten auch diese Gespräche mit vielen Versprechen, die die russischen Gastgeber als Erfolg für sich beanspruchen dürften: Innerhalb von 48 Stunden soll »Präsident« Abu Mazen mit der Vorbereitung von Gesprächen über eine »Einheitsregierung« beauftragt werden, die auch über die Autorität verfügt, in Gaza zu bestimmen; einmal mehr werden Wahlen angekündigt.

 

Die neueste »Versöhnung« ist eine von vielen, die es bereits gegeben hat. In der Tat begann auch die amtierende »Regierung« unter der Führung Rami Hamdallahs als eine der »Einheit«, der die Hamas freilich jede Kooperation verweigerte. Im vergangenen Mai beispielsweise untersagten die Islamisten einer Delegation des »Bildungsministeriums« in Ramallah den Zutritt zu einer Schule.

 

Folgenreicher noch war eine »Aussöhnung«, mit der Hamas und »Palästinenserpräsident« Abu Mazen im Frühjahr 2014 überraschten. Mit der Ankündigung einer Wiederannäherung beendete der Despot von Ramallah mit Israel laufende Friedensgespräche, die seither auf Eis liegen. Und die durch die »Versöhnung« aufgewertete Hamas stürzte Gaza in einen opferreichen Krieg mit Israel.

 

International war diese »Aussöhnung« breit begrüßt worden, selbst Washington, das ursprünglich noch betont hatte, es sei »schwer vorstellbar, von Israel zu verlangen, mit einer Regierung zu verhandeln, die sein Existenzrecht bestreitet«, schloß sich später den Glückwünschen an Ramallah an, von denen vielleicht der aus Europa rückblickend noch den größten Unterhaltungswert bietet.

 

»Der Prozeß der palästinensischen Aussöhnung«, erklärte Catherine Ashton, die damalige Hohe Außenbeauftragte der EU, seinerzeit ernsthaft, »ist von vielen Herausforderungen gekennzeichnet, aber er schafft auch neue Perspektiven für den Friedensprozeß, für demokratische Erneuerung und für die Menschen in Gaza wie in der Westbank«. 2017 wird es endlich klappen. Ganz bestimmt.

 

 

tw_24 - Foto: Hamas-Terroristen beherrschen den besetzten Gazastreifen


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Donnerstag, 19 Januar 2017