An die Frauen im Iran

An die Frauen im Iran


`Die Menschenrechte haben kein Geschlecht!´

An die Frauen im Iran

Von Gerd Buurmann

Das sagte die Schriftstellerin Hedwig Dohm in einer Zeit, in der Frauen in Deutschland noch nicht wählen durften.

Der Kampf der Frauen Europas für Freiheit hat eine lange Geschichte. Im 18. Jahrhundert zum Beispiel kämpfte eine Frau während der Französischen Revolution für die Freiheit von Männern und Frauen. Ihr Name war Olympe de Gouges. Sie musste erleben, wie eine Revolution, die alle Menschen befreien wollte, zu einer Revolution der Männer verkam, die am Ende sogar Frauen in eine schlechtere Situation entließ als sie vor der Revolution waren.

Ihr könnt das, was Olympe de Gouges erleben musste, gewiss gut nachempfinden. Es war schließlich auch die Iranische Revolution von 1979, an der Männer und Frauen teilnahmen, die zwar zur Beendigung der Monarchie und zur Absetzung des Schahs führte, dann aber in eine islamofaschiste Dikatatur endete, in der Frauen deutlich schlechter gestellt waren als sie es vorher in der Monarchie waren.

Im 17. Jahrhundert erklärte die Philosophin Marie les Jars de Gournay die Gleichheit von Männern und Frauen (1622), die Sieger der Französischen Revolution jedoch erklärten nur die Männer- und Bürgerrechte (1789). Oft werden diese Männer- und Herrenrechte fälschlicherweise als Menschen- und Bürgerrechte übersetzt, obwohl Frauen dezidiert nicht mit „des hommes“ gemeint waren, was Oylmpe de Gouges in ihrer Antwort „Die Erklärung der Rechte der Frau und Bürgerin“ deutlich kritisierte.

Darum Ihr Frauen des Irans, die Ihr heute wieder zusammen mit Männern für die Freiheit kämpft, hört auf Olympe de Gouges:

„Die Sturmglocke der Vernunft ist im ganzen Universum zu hören; erkennt eure Rechte! Das gewaltige Reich der Natur ist nicht mehr umlagert von Vorurteilen, Fanatismus, Aberglaube und Lügen. Die Fackel der Wahrheit hat alle Wolken der Dummheit und Anmaßung zerstreut. Der versklavte Mann hat zwar seine Kräfte vervielfacht, aber er hat der eurigen bedurft, um seine Ketten zu sprengen. Kaum in Freiheit versetzt, ist er nun selbst ungerecht geworden gegen seine Gefährtin. O Frauen! Frauen, wann wird eure Verblendung ein Ende haben? Was sind denn die Vorteile, die euch aus der Revolution erwachsen sind? Ihr werdet noch mehr verachtet, noch offener verhöhnt.“

Olympe de Gouges kämpfte für die Freiheit und landete dafür auf dem Schafott. Am 3. November 1793 wurde sie hingerichtet.

Frauen des Irans, hört auf Olympe de Gouges. Sie sagte: „Die Frau hat das Recht das Schafott zu besteigen; sie muss gleichermassen das Recht haben, die Tribüne zu besteigen!“

Frauen des Irans, hört auch auf Hedwig Dohm. Sie sagte: „Mehr Stolz, Ihr Frauen, der Stolze kann missfallen, aber man verachtet ihn nicht. Nur auf den Nacken der sich beugt, tritt der Fuß des vermeintlichen Herrn!“

Frauen des Irans, die Ihr für Eure Rechte kämpft, möget Ihr und all die Männer, die mit Euch kämpfen, erfolgreich sein, auf dass die Sturmglocke der Vernunft und das Lied der Freiheit bald auch bei Euch erklingt.

 

Tapfer im Nirgendwo


Autor: Gerd Buurmann
Bild Quelle:


Sonntag, 24 November 2019