Eine palästinensische Propaganda-Schmonzette aus Tirol

Eine palästinensische Propaganda-Schmonzette aus Tirol


Unter dem Titel „Lernen in der besetzten Zone von Israel und Palästina“ berichtete Christl Finkenstedt in der Tiroler Tageszeitung „über ihre Mitarbeit am kirchlichen Programm EAPPI“. Ihr Text strotzt nur so vor anti-israelischer Propaganda und falschen Behauptungen.

Eine palästinensische Propaganda-Schmonzette aus Tirol

Von Thomas Eppinger

Dominant oben auf strategisch günstigen Hügeln“ seien die Siedlungen „eine ständige Kränkung und auch Quelle von Aggression für die palästinensischen Bewohner der Westbank, deren Land damit enteignet wurde“, liest man gleich am Beginn und malt sich Bilder aus, in denen schwer bewaffnete Soldaten aus blühenden Feldern arme Bauern vertreiben, die fortan aus dunklen Tälern zu den Burgen ihrer neuen Herren aufblicken müssen. Man muss kein Tiroler Freiheitskämpfer sein, damit das Herz für die Entrechteten schlägt. Nur hat dieses Bild mit der Wahrheit nichts zu tun.

Juden in Palästina

Juden leben im historischen Palästina – heute Israel, Gaza, Westbank und Jordanien – nachweislich seit mindestens 3700 Jahren, nie war die Region eine rein arabische. In den vier Jahrhunderten Osmanischer Herrschaft verkam der Landstrich zu einem trostlosen Flecken aus erodiertem Bergland, Sandwüste und malariaverseuchten Sümpfen, den Mark Twain 1868 mit fünf Worten charakterisierte: „Palästina ist verlassen und hässlich.“

Während des britischen Mandats nach dem Ende der Osmanischen Herrschaft wurde der Großmufti von Jerusalem, Mohammed Amin el-Husseini zur bestimmenden politischen Kraft des arabischen Palästina. Der fanatische Judenhasser, selbst Mitglied der SS, bereitete mit seinen Mordkommandos für die Nationalsozialisten die „Endlösung der Judenfrage“ vor. Nachdem seine Schergen bereits die Häuser der Juden mit Kalkzeichen markiert hatten, verhinderte nur die Niederlage Erwin Rommels in El-Alamein die Vernichtung der Juden Palästinas. Später wurde der enge Verbündete Adolf Hitlers zum Mentor von Yassir Ararat.

Bei Israels Staatsgründung gab es bereits auf knapp 80% der Fläche des britischen Mandatsgebietes einen arabischen Staat, in dem sich keine Juden ansiedeln durften, das heutige Jordanien. Noch in der Nacht seiner Gründung erklärten fünf arabische Nachbarstaaten Israel den Krieg, in dessen Folge Ostjerusalem und die „Westbank“ von Jordanien besetzt wurden. Nach dem Einmarsch in Ostjerusalem im Mai 1948 vertrieben die jordanischen Truppen tausende Juden, deren Familien seit Jahrhunderten in der Stadt gelebt hatten.

Schon Jahrzehnte, bevor sich Juden nach 1967 wieder in Gebieten niederließen, in denen sie über Jahrtausende gewohnt hatten, wurden sie von Arabern ermordet und vertrieben, wurden ihre Häuser und Synagogen zerstört und ihre Gräber geschändet. Was damals wohl die „Quelle von Aggression für die palästinensischen Bewohner der Westbank“ war?

Viele „Siedlungen“ liegen übrigens auf Hügeln, weil der steinige Boden auf den Kuppen nicht fruchtbar war, weil dort nie Olivenbäume wuchsen, das Land nie jemand bewirtschaftet und in Besitz genommen hatte. Dieses Land war im Staatsbesitz des Osmanischen Reichs, dann in jenem der britischen Mandatsbehörde und danach in jenem Jordaniens. Die Feststellung der Eigentumsrechte ist im Einzelfall äußerst kompliziert. Es gibt kein Grundbuch, sondern nur historische Aufzeichnungen und Überlieferungen aus drei völlig verschiedenen Rechtssystemen. Vor dem Obersten Gericht in Israel wird daher ständig um Eigentumsrechte prozessiert, und es kann keine Rede davon sein, dass mit jeder Siedlung Land von Palästinensern enteignet worden wäre, wie die Autorin glauben macht.

Kinder, Steine und der Terror

Die Vorstellung von harmlosen Steinewerfern hat mit der Realität nichts zu tun. In Wirklichkeit handelt es sich meist um riesige Brocken, die zu zweit oder mehreren von oben auf Menschen herabgestürzt werden, oder um meterlange Steinschleudern, die aus einem Stein eine tödliche Waffe machen. Bei palästinensischen Steinwurf-Attacken sind bislang mindestens vierzehn Menschen ermordet worden und viele schwer verletzt.

Esther Ohana, 21, lag zwei Wochen im Koma, bevor sie an ihren Verletzungen gestorben ist. Yehuda Shoham war gerade einmal fünf Monate alt und saß angeschnallt im Kindersitz, als ein Stein die Windschutzscheibe durchschlug und seinen Schädel zerschmetterte. Yonatan Palmer starb zwei Tage vor seinem ersten Geburtstag – sein Vater Asher war mit ihm auf dem Weg zu seiner schwangeren Frau, als beide getötet wurden. Ein vorbeifahrender Palästinenser, der den Anschlag beobachtet hatte, stahl dem sterbenden Asher noch die Brieftasche, anstatt Hilfe zu holen. Adele Biton starb im Alter von vier Jahren an den Spätfolgen eines ähnlichen Attentats, sie hatte sich während der zwei Jahre bis zu ihrem Tod nicht von ihren Kopfverletzungen erholt. Und nur wenige Tage vor der Veröffentlichung von Finkenstedts Text wurde der 14-jährige Tzadok Aryeh Ben Ayelet bei einem Steinwurf-Anschlag südlich von Nablus auf dem Weg zu einer Purim-Feier lebensgefährlich verletzt.

Wie andere Länder auch hat Israel ein eigenes Jugendstrafrecht. In Österreich ist man ab 14 Jahren strafmündig, in Großbritannien schon ab 10. In Israel beginnt die Strafmündigkeit ab 12 Jahren, das Land folgt damit den Empfehlungen des UN-Ausschusses für Kinderrechte.

Dass für Palästinenser in den umstrittenen Gebieten ein anderes Rechtssystem gilt als für israelische Staatsbürger, ist eine völkerrechtliche Notwendigkeit, da Israel diese Gebiete nicht annektiert hat. Aus diesem Grund unterhält Israel einen Militärgerichtshof für Jugendliche aus der Westbank. Doch die meisten festgenommenen Kinder landen gar nicht vor Gericht. Auch wenn sie spucken, kratzen, beißen und treten, werden sie von den Sicherheitskräften meist nur festgehalten, bis sie von ihren Eltern abgeholt werden.

Kinder, die Steine werfen“, ist eine obszöne Verharmlosung der Rekrutierung von Kindern und Jugendlichen für den bewaffneten Kampf. Allein von 2000 bis 2003 verübten unter-18-jährige Palästinenser 29 Selbstmordattentate, mehr als 40 Jugendliche waren an welchen beteiligt, die vereitelt werden konnten.

Nichts davon erwähnt die Autorin, entweder weiß sie von alldem nichts, oder sie verschweigt es aus Kalkül. Und wie kann man über Israel und Palästina schreiben, ohne den Terror auch nur zu erwähnen, die Schändungen religiöser Stätten in der Zeit der jordanischen Besatzung, die Selbstmordanschläge, die ausgebrannten Schulbusse, in denen israelische Kinder hilflos verbrannt sind, die Morde an den Familien Sahbo und Fogel, an Ari Fuld und hunderten anderen?

Die getarnten Anti-Israel-Aktivisten von EAPPI

Bleibt die Frage, warum ein angeblich „kirchliches Programm“ ausschließlich Halb- und Unwahrheiten aus der palästinensischen Opferperspektive verbreitet, die nichts mit der komplexen Realität zu tun haben.

Wir haben uns bei Mena-Watch wiederholt mit EAPPI und deren enger Verbindung mit der antisemitischen Israel-Boykottbewegung BDS (Boycott, Divestment and Sanctions) beschäftigt. Seit 2002 hat EAPPI, das in Israel nicht als NGO autorisiert ist, fast zweitausend Aktivistinnen und Aktivisten ausgebildet, die sich bei ihrer Einreise oft als harmlose Touristen oder Pilger ausgeben. Vor Ort treten sie dann in ihren beige-farbigen Westen mit Logo auf der Vorder- und Rückseite wie Mitglieder einer offiziellen Organisation oder Nachrichtenagentur auf.

Der Experte für christlich-jüdische Beziehungen Amit Barak ist in Nazareth geboren und aufgewachsen. In seinem Artikel vom 28. Jänner zitiert er zu EAPPI Elias Zarina, Mitglied der griechisch-orthodoxen Kirche und Sprecher einer Organisation für arabischsprachige Christen:

„Abgesehen davon, dass sie in der Altstadt, in den christlichen, muslimischen und jüdischen Vierteln herumlaufen, haben sie keine Verbindung zur arabischsprachigen christlichen Gemeinde in Jerusalem und helfen den Christen, die hier geboren sind und hier leben, in keiner Weise … am Ende ist es nur Politik, was sie betreiben … Die EAPPI-Aktivisten benutzen das Christentum und benutzen uns, die Christen und Kirchen vor Ort, um Propaganda gegen Israel zu betreiben und gegen Israel zu agitieren. Damit schaden sie den jüdisch-christlichen Beziehungen hier, und das ist inakzeptabel und unverzeihlich.“

Vielleicht weiß Frau Finkenstedt es ja nicht besser. Als Journalistin hat sich die EAPPI-Aktivistin mit ihrer palästinensischen Propaganda-Schmonzette jedenfalls disqualifiziert.

 

 


Autor: Thomas Eppinger
Bild Quelle: David Fainshtein / CC BY-SA (https://creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0)


Donnerstag, 26 März 2020