Corona-Tagestamtam: Warum immer wieder Robert-Koch-Institut und Johns Hopkins Uni?

Corona-Tagestamtam: Warum immer wieder Robert-Koch-Institut und Johns Hopkins Uni?


Es geht seit Wochen so, es beherrscht seitdem unser tägliches Leben, und auch die Medien lassen andere wichtige Themen oft links liegen: Der Corona-Virus hat die ganze Welt fest im Griff

Corona-Tagestamtam: Warum immer wieder Robert-Koch-Institut und Johns Hopkins Uni?

Von Wolfgang Will

In Deutschland fällt dabei auf, dass mehrmals am Tag – mehrmals! - sowohl das Berliner Robert-Koch-Institut als auch die amerikanische Johns-Hopkins-Universität als die hervorstechenden Quellen erwähnt und zitiert werden.

Wie kommt das zustande?

Johns Hopkins USA

Die Institution ist eine in Baltimore/Maryland ansässige private Universität, an der rund 22 000 Studierende betreut werden. Sie wurde 1876 gegründet. Schon damals wurde das deutsche Hochschulsystem als Vorbild zu Grunde gelegt. Heutzutage sind Forschung und Lehre nach deutschem Muster ausgerichtet, wobei die Universität Heidelberg quasi als „Mutter“ betrachtet wird. Diese US-Spitzenuniversität wurde nach dem Geschäftsmann Johns Hopkins benannt, der ihr bei seinem Tod 1873 ein Erbe von sieben Millionen Dollar hinterließ.

Seit Jahrzehnten schon wird Johns Hopkins in der Liste der 10 besten Universitäten der Welt aufgeführt. 37 Nobelpreisträger sind aus ihr hervorgegangen. Die Zulassungsprüfungen sind gefürchtet – nur die Besten der Besten schaffen es. Die Studiengebühren werden auf  rund

72 000 Dollar pro Jahr geschätzt - inbegriffen etwa 15 000 Dollar für Unterkunft und Verpflegung. Angeboten werden eine Vielzahl von Stipendien. In den Satzungen heißt es: „Wir suchen die besten Studenten unabhängig von den finanziellen Verhältnissen der Familien“.

Die Johns Hopkins spielt eine führende Rolle in Bereichen der Medizin und Gesundheitswissenschaften sowie der Forschung – und das weltweit. Das gilt auch für das angeschlossene Johns-Hopkins-Hospital. Die Medizinische Fakultät der Universität und der Bloomberg-Studiengang für  das öffentliche Gesundheitswesen gelten als einzigartig. Im jährlichen Krankenhausranking des angesehenen Magazins „U.S. News and World Report“ steht das Johns-Hopkins-Klinikum an erster Stelle.

Besondere Bedeutung wird seit Jahrzehnten der Bakterien- und Virenforschung beigemessen. Deshalb wurde auch schon sehr bald ein spezielles „Coronavirus Resource Center“ ins Leben gerufen – mit einer Weltkarte der Coronaviren-Infektionen aller Länder. Die Daten werden in Echtzeit dargestellt. Sie stehen den Gesundheitsbehörden und Medien jedes interessierten Landes kostenlos zur Verfügung.

Robert-Koch-Institut Deutschland

Hier kommt das Berliner Robert-Koch-Institut ins Spiel. Zusätzlich zu den eigenen Ermittlungen werden hier die Daten von Johns Hopkins verwertet. Das Institut ist eine selbstständige Bundesoberbehörde für Infektions- und nicht übertragbare Krankheiten. Es gilt zugleich als zentrale Forschungseinrichtung Deutschlands und ist dem Bundesministerium für Gesundheit unterstellt. Es hat 1 100 Bedienstete, darunter über 400 Wissenschaftler.

Schon im Preußen des Jahres 1887 wurde an ein eigenes Institut zur Erforschung und Bekämpfung von Infektionskrankheiten gedacht. Aus Anlass des X. Internationalen Medizinischen Kongresses 1890 in Berlin wurde beschlossen, ein „Königlich Preußisches Institut für Infektionskrankheiten“ zu gründen. Ein entsprechend feierlicher Akt fand am 1. Juli 1891 statt. Es gab wissenschaftlich-experimentelle Abteilungen und eine klinische Sektion. Leiter des Instituts wurde Robert Koch.

Der war am 11. Dezember 1843 als drittes von insgesamt 13 Kindern des Steigers Hermann Koch und dessen Ehefrau Mathilde in Clausthal geboren worden. Robert Koch brachte sich als Vierjähriger selbst Lesen und Schreiben bei, sein Vater – inzwischen im Harz zum „Geheimen Bergrat“ aufgestiegen – engagierte daraufhin einen Privatlehrer für den Filius. Der hatte sich inzwischen mit dem Mikroskop vertraut gemacht und interessierte sich zudem für Photographie. In Göttingen studierte er Medizin. Er arbeitete nach dem Studium am Allgemeinen Krankenhaus Hamburg und als Landarzt in Langenhagen bei Hannover. Es folgten Landarztepisoden in Niemegk/Brandenburg und Rakwitz bei Posen. Seine Freizeit verbrachte er mit bakteriologischen Forschungen. Dafür hielt er sich mehrere Haustiere, Kaninchen etwa und zwei Affen. Weil er sehr erfolgreich die Entstehung von Milzbrand und Wundinfektionen erforscht hatte, wurde er 1880 ans Kaiserliche Gesundheitsamt Berlin berufen – und 1891 Professor und Direktor des Instituts für Infektionskrankheiten, das heute seinen Namen trägt. Er war viel im Ausland unterwegs, erforschte Malaria und Cholera sowie die Schlafkrankheit. Vielfach hatte er sich mit Tropenkrankheiten infiziert. Er starb 1910 in einem Sanatorium in Baden-Baden. Er wurde eingeäschert. Die Urne wurde nach Berlin gebracht. In „seinem“ Institut erhielt er ein Mausoleum.

Das Robert-Koch-Institut spielt bei der kontinuierlichen Erfassung und Beurteilung des weltweit verheerenden Coronavirus in Deutschland eine zentrale Rolle. Dazu gehört es auch, der Öffentlichkeit und der Fachwelt Empfehlungen zu geben.

 

Wolfgang Will arbeite jahrelang als Auslandskorrospodent für den Axel-Springer-Verlag und als Chefredakteur u.a. in New York. - Foto: Robert-Koch-Institut in Berlin-Wedding


Autor: Wolfgang Will
Bild Quelle: Fridolin freudenfett / CC BY-SA (https://creativecommons.org/licenses/by-sa/4.0)


Freitag, 24 April 2020