`Die andere Möglichkeit´: Zum 75.Jahrestag der Befreiung Deutschlands, Europas und der Welt vom Schrecken des Nazi-Horrors

`Die andere Möglichkeit´:

Zum 75.Jahrestag der Befreiung Deutschlands, Europas und der Welt vom Schrecken des Nazi-Horrors


Vor 75 Jahren am 9. Mai 1945 um 00.16 Uhr - und damit 75 Minuten später als in der Urkunde notiert – wurde der Zweite Weltkrieg beendet und die bedingungslose Kapitulation Deutschlands durch den bis zum bitteren Ende seiner späteren Hinrichtung arroganten und gegenüber jeder eigenen Schuld uneinsichtigen Kriegsverbrecher und Nazi-Feldmarschall Wilhelm Keitel in Berlin-Karlshorst unterzeichnet.

 Zum 75.Jahrestag der Befreiung Deutschlands, Europas und der Welt vom Schrecken des Nazi-Horrors

Von Dr. Rafael Korenzecher

Wir Endesunterzeichneten, die wir im Namen des deutschen Oberkommandos handeln, erklären die bedingungslose Kapitulation aller unserer Streitkräfte zu Lande, zu Wasser und in der Luft sowie aller übrigen Streitkräfte, die zur Zeit unter deutschem Befehl stehen vor dem Oberkommando der Roten Armee und gleichzeitig vor dem Oberkommando der alliierten Expeditionsstreitkräfte.“

Mit diesen Worten der Kapitulationsurkunde endete in Europa endlich mit über 50 Millionen Toten der 2.te Weltkrieg. Besonders für die allzu wenigen noch überlebenden Juden Europas endete nach 6 Millionen durch die Nazis ermordeten jüdischen Kindern, Frauen und Männern das unsägliche, unbeschreibbare Märtyrium der Shoah und das schrecklichste Kapitel jüdischer Geschichte.

Schon zur Zeiten der Krisen-geschüttelten und Existenz-gefährdeten Weimarer Republik veröffentlichte der später zu den verbrannten Dichtern zählende deutsche Schriftsteller Erich Kästner unter dem Titel " Die andere Möglichkeit" das folgende Gedicht:

"Wenn wir den Krieg gewonnen hätten,
mit Wogenprall und Sturmgebraus,
dann wäre Deutschland nicht zu retten
und gliche einem Irrenhaus.

Man würde uns nach Noten zähmen
wie einen wilden Völkerstamm.
Wir sprängen, wenn Sergeanten kämen,
vom Trottoir und stünden stramm.

Wenn wir den Krieg gewonnen hätten,
dann wären wir ein stolzer Staat.
Und pressten noch in unsern Betten
die Hände an die Hosennaht.

Die Frauen müssten Kinder werfen,
Ein Kind im Jahre. Oder Haft.
Der Staat braucht Kinder als Konserven.
Und Blut schmeckt ihm wie Himbeersaft.

Wenn wir den Krieg gewonnen hätten,
dann wär der Himmel national.
Die Pfarrer trügen Epauletten
Und Gott wär deutscher General.

Die Grenze wär ein Schützengraben.
Der Mond wär ein Gefreitenknopf.
Wir würden einen Kaiser haben
und einen Helm statt einem Kopf.

Wenn wir den Krieg gewonnen hätten,
dann wäre jedermann Soldat.
Ein Volk der Laffen und Lafetten!
Und ringsherum wär Stacheldraht!

Dann würde auf Befehl geboren.
Weil Menschen ziemlich billig sind.
Und weil man mit Kanonenrohren
allein die Kriege nicht gewinnt.

Dann läge die Vernunft in Ketten.
Und stünde stündlich vor Gericht.
Und Kriege gäb's wie Operetten.
Wenn wir den Krieg gewonnen hätten -
zum Glück gewannen wir ihn nicht! ( Erich Kästner, 1930 )

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Die obigen Zeilen Kästners erschienen erstmals im Jahre 1930, also bereits neun Jahre vor dem Ausbruch des von deutscher Großmannssucht verursachten 2.Weltkrieges und nur drei Jahre vor dem Garaus der Weimarer Republik, die den ersten Versuch eines demokratischen Staates auf deutschem Boden darstellte.

Sie galten naturgemäß dem von Deutschland 1918 verlorenen 1.Weltkrieg . Nach dem Zusammenbruch des Hitlerreichs im Jahre 1945 veranlasste es Kästner später zur folgenden nachträglichen Anmerkung :

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>>>>„Dieses Gedicht, das nach dem Weltkrieg römisch Eins entstand, erwarb sich damals, außer verständlichen und selbstverständlichen Feindschaften, auch unvermutete Feinde. Das „Zum Glück“ der letzten Zeile wurde für eine Art Jubelruf gehalten und war doch eine sehr, sehr bittere Bemerkung. Nun haben wir schon wieder einen Krieg verloren und das Gedicht wird noch immer missverstanden werden.“ <<<< ( Erich Kästner )

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Wieviel Weitsicht Kästner schon zwischen den Kriegen als auch mit seinem Nachtrag aus der frühen Zeit der Bundesrepublik besaß, beweist der sich schon seit jeher schwer tuende Umgang der Deutschen mit der eindeutigen Verurteilung des Nazi-Erbes und der Anerkennung der am 8. Mai durch die Allierten erfolgten eigenen Befreiung vom Nazi-Joch.

Immerhin mussten ja auch noch weitere 20 Jahre vergehen – und es war vor allem der Versöhnungsbereitschaft des jüdischen Volkes zu verdanken – damit vor 55 Jahren am 12. Mai 1965 wieder offizielle diplomatische Beziehungen und ein Botschafter-Austausch zwischen dem Staat Israel und der Bundesrepublik Deutschland, der Rechtsnachfolgerin des Nazi-Reichs, möglich wurden.

Jedes der beiden oberen Ereignisse war besonders für die jüdischen Überlebenden der nationalsozialistischen Vernichtungsbarbarei ein Zeichen der Hoffnung auf ein Leben in Demokratie und Normalität, frei von Angst vor Entrechtung, Verfolgung und unsäglicher existentieller Bedrohung durch die Geißel des Antisemitismus.Umso mehr erfüllt es mit Unverständnis, Bestürzung und Zorn, dass sich trotz allem schrecklichen geschichtlichen Erleben, trotz aller von der heutigen Politszene mit inhaltsleerer Routine abgehaltenen Alibi-Pflichtübungen hingeheuchelter Gedenktags-Rituale, die Juden in Europa und auch zunehmend in Deutschland einem nach dem Ende der Nazi-Herrschaft nicht einmal erahnten Tsunami aus Diffamierung, Antisemitismus und körperlicher Bedrohung ausgesetzt sehen.

In guter Tradition der frühen CDU-Kanzler, der Kohl'schen Bitburg-Ehrung von Waffen-SS Gräbern, der Kiesingers, der Filbingers und der Walsers, um nur einige zu nennen, reiht sich hier auch das von allen guten Geistern verlassene diesjährige 8. Mai Statement des jahrzehnte-langen CDU-Mitglieds und jetzigen Ehrenvorsitzenden der in jeder Hinsicht enttäuschenden, ihren eigentlichen Zweck als Erhalter konservativer Werte gegen linken System-Change, entseelte Klima-Hysterie und suizidale Rechtstaat-feindliche Islamisierung gänzlich verfehlenden und immer obsoleter und unhaltbarer werdenden AfD.

Als seien 12 Jahre Hitler-Reich mit einem ohne Not aus Großmannssucht verübten Weltkriegs-Flächenbrand, mit Millionen-Kriegsopfern und mit 6 Millionen willkürlich und bestialisch ermordeter jüdischer Menschen nicht genug an Gestaltungsfreiheit für Deutschland gewesen, beklagt Gauland den 8. Mai 1945 u.a. als Tag des Verlustes von Gestaltungsmöglichkeit für Deutschland.

Nach Jahren von deutscher Bevölkerungsseite mit größtem Rückhalt und größter Zustimmung -- allem voran in Osteuropa und besonders an wehrlosen jüdischen Menschen -- gänzlich unprovoziert täglich verübten brutalsten, widerwärtigsten und unsäglichsten Morden und Verbrechen gegen Leben, Würde und Menschlichkeit, ist diese larmoyante Klientel-bezogene Weinerlichkeit Gaulands über den Untergang des Dritten Reichs schlichtweg unerträglich und inakzeptabel.

Welch eine infame, widerwärtige, ewig-gestrige Bagatellisierung besonders der KZ-Gräuel und Morde an jüdischen Kindern, Frauen und Männern liegt in dem der historischen Rede Weizsäckers zum 40-Jahren Befreiungs-Gedenken 1985 gänzlich entgegen stehenden Anliegen Gaulands, zu beklagen, dass die Befreieung der -- wenigen überlebenden und kaum noch als lebend zu bezeichnenden schrecklichst und multipel traumatisierten jüdischen Opfer aus den KZ's nicht standhält vor den am Kriegsende vorgekommenen Viktimisierungen von Teilen des in Kriegszeiten mehrheitlich unverbrüchlich und bis zum letzten Moment zu den Nazi-Atrozitäten stehenden Tätervolks.

Ein anderes besonders von linker politischer Seite verursachtes Schlaglicht auf die neue / alte deutsche Haltung zeigt die heutige Verunmöglichung eines würdigen offenen jüdischen Lebens in Deutschland und ganz besonders auch ihrer Kinder

Nur unterbrochen durch die gegenwärtige Corona - Karenz werden jüdische Schüler unter gleichgültigem und untätigem bis wohlwollendem Wegsehen der zuständigen Lehrer, der Schulleitung , der anderen Eltern und der Behörden aus deutschen , Islam-dominierten , Schulen hinausgeprügelt. Während dessen zeigen der deutsche Außen Maas und sein für das politisches Gesamt-Versagen mit dem wohlfeilen Bundespräsidentenamt entlohnte ehemalige Vorgänger Steinmeier den Juden was eine Harke ist und profilieren sich mit der jedes Nazi-Herz höher schlagen lassenden herrenmenschlich arroganten, deutschtümlich-schulmeisterlichen und dummdreisten Belehrung von Nachkommen der Holocaust-Überlebenden in Israel.

Hierzulande ernteten sie dafür noch bis Corona Lob und politische Lorbeeren von einer Kanzlerin, die bevorzugt bei blutverschmierten islamischen Machtusurpatoren vom Stile Erdogans ergebene kyphotische Rückgratverbiegungen zum Besten gibt und zum Ausgleich hierfür von dem sie umgebenden politischen Einheitsbrei ihrer Claqueure vom Stile der Schulzes, Stegners, Oppermanns usw. gemeinsam mit dem duldsamen deutschen Wahl-Michel zwecks Vervoll-kommnung der bereits in Gang gesetzten Islam-assistierten Entjudung unseres Landes sowie der Zerstörung unserer abendländischen Kultur und freiheitlich-rechtsgeordneten demokratischen Lebenswelt jetzt als vermeintlich erfolgreich Corona-Krisenmanagerin für die nächste Amtsperiode in den Staats-Dirigenten-Sattel gehievt wird.

Kästner jedenfalls hätte vielleicht Nostradamus oder vielleicht noch apokalyptischer sein müssen, um sich das - kaum ein Menschenleben nach dem Untergang des Nazi-Horrors - von unseren Bevormundungs-Gutmenschen hier vor unser aller Augen und in unserem Beisein angerichtete, bereits weitestgehend irreversible politische Desaster auch nur ansatzweise ausdenken zu können.Dem deutschen Volk scheint eine gesunde Haltungs-Ausgewogenheit fremd zu sein:

Nach 12 schrecklichen Jahren pathologisch übersteigerter, verbrecherischer und nationalistischer Herrenmensch-Selbstüberhebung hat es Deutschland -- Wirtschaftswunder-korrumpiert auf der einen Seite, Vasallen-ergeben und stets Denunziations-bereit auf der anderen Seite -- nicht einmal fertiggebracht, soviel Stolz aufzubringen, um für die eigene Wiedervereinigung einzustehen oder auch nur daran glauben zu wollen.

Selbst diese musste ihm auf dem Silbertablett durch die im Gegenzug stets verachteten Ungarn, Tschechen, Gorbatschov-Russen und die bis heute als Scharfmacher diffamierte Reagan-Administration von den -- mit Ausnahme des unsäglichen Gesinnungs-gleichen Geistes-Verwandten Obama -- Dauer-angefeindeten amerikanischen Marshall-Plan-Aufbauhelfern geliefert werden.Wieviel an Selbswertgefühl kann man von einer Nation erwarten, die es, wie die Wahlergebnisse und -umfragen belegen, heute für vertretbar hält, nicht einmal die eigenen Frauen wirksam vor den nahezu täglichen Übergriffen einer alles nicht-islamische verachtenden Zuwanderungs-Unkultur schützen zu können, aber vor lauter Klima-Hysterie sogar den Kühen das Pupsen verbieten möchte.

Trotz der niemals zu vergessenden Zeit vor dem 9 Mai 1945 stellen 75 Jahre seit Ende der Shoah und 55 Jahre diplomatischer Beziehungen zwischen Israel und Deutschland für die deutsche Politik keinerlei Hindernis dar, die Feinde Israels und deren Terror gemeinsam mit anderen westlichen Staaten der EU zu finanzieren und sich in UNO-Abstimmungen nicht hinter Israel zu stellen, auch wenn die Verurteilung offensichtliches Unrecht ist.

Kästner hat Recht: Die Vernunft liegt auch heute wieder in Ketten!

Unsere Politik hat sie dorthin gebracht --- trotz der großen Chance des unverdient glücklichen Kriegsausgangs vor 75 Jahren.

 

Dr. Rafael Korenzecher ist Herausgeber der Jüdischen Rundschau und stellvertr. Vors. des Koordinierungsrates deutscher Nicht-Regierungsorganisationen gegen Antisemitismus


Autor: Dr. Rafael Korenzech
Bild Quelle: Screenshot


Samstag, 09 Mai 2020