Raw Frand zu Parschat Emor: Extremismus kann leicht seine Richtung ändern

Raw Frand zu Parschat Emor:

Extremismus kann leicht seine Richtung ändern


An diesem Shabbat lesen wir die Parascha Emor aus der Torah. Raw Frand erläutert Aspekte dieser Parascha und ihrer Bedeutung. Heute lesen Sie den zweitenersten Kommentar zur Parascha.

Extremismus kann leicht seine Richtung ändern

Am Ende von Parschat Emor finden wir eine sehr, sehr sonderbare Begebenheit in der Torah. Der Vers erzählt, dass der Sohn einer jüdischen Frau in einen Streit verwickelt wurde und das Verbrechen von G’tteslästerung beging. Er verfluchte, Rachmana lizlan, den Namen des Ribono Schel Olam (Herr der Welt).

Der Abschnitt beginnt mit den Worten: „Und der Sohn der jüdischen Frau ging hinaus.“ Dies stört den Midrasch; von wo ging er hinaus? Der Jalkut Schimoni bringt verschiedene Erklärungen, von wo er hinauskam. Rav Berachja sagt: „Er ging von den vorherigen Abschnitten der Torah hinaus.“ Was ist denn am vorgehenden Abschnitt der Torah so störend?

Der vorhergehende Abschnitt handelt vom Lechem haPanim (dem Schaubrot). Dies waren die zwölf Brotlaibe, welche auf den Schulchan (Tisch) im Mischkan (Stiftzelt) gelegt wurden. Die Laibe verblieben eine ganze Woche auf dem Schulchan, von Schabbat bis Schabbat. Wieso war diese Person wegen dem Lechem haPanim so aufgeregt? Der Midrasch sagt, dass sie sich beklagte, dies sei eine unangemessene Art, G’tt zu dienen. Dass man G’tt kein warmes, frisches Brot sondern vielmehr fades, eine Woche altes Brot darbrachte, regte ihn auf. „So dient ihr dem König, dem König der Könige?“, reklamierte er! Er regte sich deswegen so auf, dass er hinausging und den Namen G’ttes lästerte.

Es ist nicht nur schwer verständlich, wieso sich dieser Mensch so ärgerte. Auch seine nachfolgende Richtungsänderung war verzerrt. Was störte ihn? Dass wir G’tt nicht angemessen behandeln. Und dann dreht sich der gleiche Mensch um und lästert G’tt gerade selbst! Was geht in so einem Menschen vor?

Der Jalkut Schimoni sagt, dass dies nicht ungewöhnlich sei. Dieser Mensch ist ein Extremist („Kizoni“). Ein Extremist kippt sehr leicht von einer Seite auf die andere. An einem Tag ist er zimperlicher als jeder andere, wenn es um die „Ehre des Himmels“ geht, sogar mehr als die Torah selbst. Und dann schlägt bei diesem Menschen das Pendel gerade in die entgegengesetzte Richtung und er lästert, G’tt behüte, den g’ttlichen Namen.

Der Rambam sagt uns, dass das Verhalten des Menschen (mit der Ausnahme von Zorn und Hochmut) dem Goldenen Mittelweg („Derech HaMemuzeh“) folgen sollte. Neigt ein Mensch jedoch zu Extremismus, so kann er an einem Tag radikal gegenüber einer Sache sein und am nächsten Tag restlos für eine andere Sache, die der ersten um 180 Grad widerspricht.

Dies umschreibt den G’tteslästerer in der Parscha. Wenn ein Mensch noch eifriger ist als es die Torah verlangt, so kann er am Ende zu einem G’tteslästerer werden. Der Mittelweg ist der Pfad des wahren Dieners G’ttes.

 

Quellen und Persönlichkeiten:

Midrasch: Erklärung zur Torah, oft mit Gleichnissen.
Rambam (1135 - 1204): Rav Mosche ben Maimon; Spanien, Aegypten. Seine Hauptwerke sind „Moreh Newuchim“ und „Mischne Tora“.

 

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Autor: Raw Frand
Bild Quelle: Archiv


Samstag, 09 Mai 2020