Natur schützen heißt Gesundheit schützen

Natur schützen heißt Gesundheit schützen


Bis zu eine Million Tier- und Pflanzenarten sind vom Aussterben bedroht. Der Internationale Tag der biologischen Vielfalt macht auf die dramatische Zerstörung der natürlichen Lebensräume aufmerksam. Was hat der große Verlust von Arten und Lebensräumen damit zu tun, dass fast zwei Drittel aller Infektionskrankheiten von Tieren auf Menschen übertragen werden?

Natur schützen heißt Gesundheit schützen

Seit wann gibt es den Internationalen Tag der biologischen Vielfalt?

Seit 2001 wird der 22. Mai als Internationaler Tag der biologischen Vielfalt gefeiert. Er erinnert an den 22. Mai 1992, an dem der Text des Übereinkommens über die biologische Vielfalt offiziell angenommen wurde. Das Übereinkommen - die Convention on Biological Diversity (CBD) - trat am 29. Dezember 1993 in Kraft.

Gibt es in Zeiten der Corona-Pandemie nicht dringendere Themen als den Artenschutz?

"Ökonomie und Ökologie müssen zusammen gedacht werden", betonte Bundeskanzlerin Merkel in ihrer Rede auf dem Petersberger Klimadialog am 28. April 2020. Dies gelte auch mit Blick auf die Biodiversität: "Wir wissen, dass die natürlichen Lebensräume zusammenschrumpfen. Das hat gravierende Auswirkungen auf die Artenvielfalt. Und das ist wiederum auch für uns Menschen eine Bedrohung", betonte Merkel. 

Etwa 70 Prozent der menschlichen Infektionserreger stammen ursprünglich aus dem Tierreich: Dazu zählen HIV, Ebola, Influenza, MERS und SARS. Auch die Salmonellen-Infektion wird vom Tier auf den Menschen übertragen. Solche Krankheiten bezeichnet man als Zoonosen. Das Bundesinstitut für Risikobewertung informiert regelmäßig über deren Verbreitung.

Daher unterstreicht auch Bundesumweltministerin Svenja Schulze: "Die Naturzerstörung ist die Krise hinter der Coronakrise und umgekehrt gilt: Gute Naturschutzpolitik, die vielfältige Ökosysteme schützt, ist eine wichtige Gesundheitsvorsorge gegen die Entstehung neuer Krankheiten".

Was hat der Verlust an natürlichem Lebensraum mit der Verbreitung von Krankheitserregern zu tun?

Das Übertragungsrisiko von Infektionskrankheiten steigt in artenarmen, gestörten Lebensräumen. Dort leben zunehmend wenige, anspruchslosere und konkurrenzfähigere Arten (Generalisten). Verlieren Wildtiere ihren natürlichen Lebensraum, weichen sie auf von Menschen besiedelte Flächen aus. Dadurch gelangen Mensch und Tier öfter in Kontakt und das Risiko der Übertragung von Krankheiten steigt.

Besonders offenkundig ist die Gefahr von Übertragungen auf Wildtiermärkten, wo Menschen und unterschiedliche Tierarten auf engstem Raum zusammenkommen und die Tiere zusammengepfercht und unter hygienisch oft unhaltbaren Zuständen verwahrt werden.

Wie groß ist der Verlust an Artenvielfalt?

Der Zustand der Natur verschlechtert sich dramatisch. Das zeigt der Bericht des Weltbiodiversitätsrates zum Artensterben aus dem Jahr 2019. Bis zu eine Million Arten weltweit sind vom Aussterben bedroht - viele davon bereits in den nächsten Jahrzehnten, alarmierte der Weltbiodiversitätsrat im Jahr 2019. Nicht nur viele exotische Tiere wie Nashörner, Elefanten, Giraffen oder Reptilien sind bedroht. Drei Viertel der Landoberfläche weltweit und zwei Drittel der Meeresfläche sind stark verändert. Über 85 Prozent der Feuchtgebiete sind verloren gegangen.

"Die Menschen sind dabei, ihre eigenen Lebensgrundlagen zu zerstören. Die Herausforderungen beim Artensterben sind ähnlich groß wie beim Klimawandel", unterstreicht Bundesumweltministerin Schulze.

Wie viele Arten sind in Deutschland gefährdet?

In Deutschland sind etliche heimische Vogelarten bedroht, wie der Kiebitz oder die Lärche. Fast gänzlich ausgestorben sind zum Beispiel die Wachtel oder das Rebhuhn. 42 Prozent der heimischen Insektenarten sind in den letzten 30 Jahren bestandsgefährdet, extrem selten geworden oder bereits ausgestorben. Insekten machen 70 Prozent unserer Tierarten aus. Sie sind wichtig als Nahrung für andere Tiere und für die Bestäubung vieler Pflanzen.

Der neue Bericht zur Lage der Natur in Deutschland zeigt, dass nur ein Viertel der Tierarten in einem günstigen Erhaltungszustand sind. Für fast zwei Drittel steht die Ampel auf gelb und rot, das heißt sie sind in einem unzureichenden oder schlechten Zustand. Das betrifft vor allem Schmetterlinge, Käfer und Libellen. Bei den Lebensräumen sieht es ähnlich aus. In einem günstigen Zustand befinden sich einige Wälder und einige alpine Räume. Fast 70 Prozent weisen einen unzureichenden oder schlechten Zustand auf. Das betrifft vor allem die landwirtschaftlich genutzten Grünland-Flächen, aber auch Seen und Moore.

Wer und was verursacht den Artenschwund?

Verursacher für den dramatischen Rückgang der Artenvielfalt sind wir Menschen. Wir dringen in vormals unberührte Natur und in die Lebensräume von Wildtieren ein. Durch Landverbrauch für Gebäude und Infrastruktur, durch Umweltverschmutzung, intensive Landwirtschaft und Rodung von (Ur-)Wäldern verändern wir die Zusammensetzung der Tier- und Pflanzenwelt. Wir zerstören ihre Lebensgrundlagen - und unsere eigenen.

Zweitwichtigster Treiber des weltweiten Artensterbens ist der Handel mit gefährdeten Wildtieren wie Reptilien, Amphibien und "exotischen" Säugetieren. Auch in Deutschland steigt die Nachfrage nach "exotischen" Tierarten, zeigt eine Studie. Für 75 Prozent der hier auf dem Heimtiermarkt angebotenen Arten gibt es jedoch keine internationalen Schutzbestimmungen und keine Handelskontrollen. Mit dem Washingtoner Artenschutzübereinkommen (englisch: CITES) sind derzeit rund 35.000 Tier- und Pflanzenarten geschützt. Das Bundesumweltministerium setzt sich auf europäischer und nationaler Ebene für zusätzliche Schutzmaßnahmen ein.

Was unternimmt die Politik gegen das weltweite Artensterben? Was kann dabei zum Schutz vor Infektionskrankheiten getan werden?

Um den Rückgang der biologischen Vielfalt aufzuhalten, hat die Weltgemeinschaft 1992 das UN-Übereinkommen über die biologische Vielfalt beschlossen. Die mehr als 190 Mitgliedsstaaten verpflichten sich, auf nationaler Ebene Strategien zum Schutz und zur nachhaltigen Nutzung der biologischen Vielfalt zu erarbeiten. Deutschland ist dieser Verpflichtung mit der Nationalen Strategie zur biologischen Vielfalt im Jahr 2007 nachgekommen.

Bei der nächsten Vertragsstaatenkonferenz soll ein neuer globaler Rahmen für die biologische Vielfalt verabschiedet werden. Die Bundesumweltministerin will sich dafür einsetzen, dass der Weltbiodiversitätsrat den globalen Wissensstand zum Thema Artenschutz und Infektionsursachen sammelt, aufarbeitet und der Politik weltweit zur Verfügung stellt. "Die Weltgemeinschaft hat nach der Pandemie die Chance, eine neue globale Biodiversitätsstrategie zu beschließen – und so zu zeigen, dass sie aus den Pandemien der Vergangenheit gelernt hat", so Bundesumweltministerin Schulze. Für die Bundeskanzlerin führt ebenfalls "kein Weg daran vorbei, dass wir beim internationalen Schutz der Biodiversität und der Wälder vorankommen müssen."

Was tut die Bundesregierung, um natürliche Lebensräume zu bewahren oder wiederherzustellen?

Mit der Nationalen Strategie zur biologischen Vielfalt (NBS) hat sich Deutschland international verpflichtet, den Rückgang der biologischen Vielfalt aufzuhalten und bis zum Jahr 2020 eine Trendwende einzuleiten.

Die Bundesregierung hat nach vorheriger Bürgerbeteiligung im Herbst 2019 das "Aktionsprogramm Insektenschutz" verabschiedet, um das Insektensterben zu stoppen und die Artenvielfalt zu schützen. Sie hat ein neues Düngerecht beschlossen, um Ökosysteme und Gewässer besser vor Überdüngung zu schützen. Sie bereitet außerdem sind ein Insektenschutzgesetz und neue Regelungen für den Einsatz von Pestiziden vor.

Mit dem "Masterplan Stadtnatur" fördert der Bund die Erhaltung und Entwicklung von Naturräumen und Arten in unseren Städten. Mit dem Programm "Blaues Band" fördert er die Renaturierung von Wasserstraßen.

Außerdem unterstützt das Bundesumweltministerium mit der "Internationalen Klimaschutzinitiative" Projekte zum Schutz der Biodiversität weltweit. Deutschland ist Anfang Mai der Meeres-Vorreiter-Allianz "Global Ocean Alliance" beigetreten. Mindestens 30 Prozent der weltweiten Meere und Ozeane sollen bis zum Jahr 2030 unter Naturschutz gestellt werden.

 

Foto: Die Mehrheit der Lebensräume in Deutschland sind in einem schlechten oder ungünstigen Zustand.


Autor: Bundesregierung
Bild Quelle: Nundesregierung


Freitag, 22 Mai 2020

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