Der Widerwille der PA und der Hamas, bei der Bekämpfung des Virus mit Israel zusammenzuarbeiten, hat die Frage vernebelt, wer für die Impfung der Menschen in der Westbank und im Gazastreifen verantwortlich ist. Die internationale Gemeinschaft und die Medien weltweit waren schnell darin, Israel für den langsamen Start der palästinensischen Impfkampagne verantwortlich zu machen, wobei sie das Argument vorbrachten, dass Israel als Besatzungsmacht nach der Genfer Konvention verpflichtet sei, Palästinenser zu impfen, die unter seine Kontrolle fallen.
Unangenehm für Israels Kritiker ist, dass die Palästinensische Autonomiebehörde eine ganz andere Ansicht vertritt. Gemäß den Osloer Vereinbarungen ist die PA seit etwa drei Jahrzehnten für die Gesundheitsversorgung im Westjordanland verantwortlich – worunter auch die Impfkampagnen fallen. Wie der palästinensische Premierminister Mohammed Shtayyeh kürzlich im Fernsehen erklärte: „Wir werden keine israelische Aufsicht über unsere Corona-Maßnahmen akzeptieren. Was wir von Israel verlangen, ist, die Sache uns zu überlassen.“
Obwohl die Palästinensische Autonomiebehörde Israel erlaubt hat, mit der Impfung von 120.000 Palästinensern zu beginnen, die in Israel arbeiten, hat sie das israelische Angebot abgelehnt, eine Impfklinik für muslimische Gläubige auf dem Tempelberg einzurichten.
Die palästinensischen Behörden haben ihre eigenen Vorkehrungen getroffen. Das Gesundheitsministerium hat genügend Dosen bestellt, um 70% der Bevölkerung zu impfen, wobei die internationale COVAX-Initiative Impfdosen für weitere 20% der Bevölkerung bereitstellt. Eine erste Lieferung von 240.000 Dosen des Impfstoffs von AstraZeneca steht kurz davor an die PA verschickt zu werden, damit diese sie im Westjordanland und Gazastreifen verteilen kann.
Und so hat angeblich auch die Impfkampagne in Gaza begonnen. Im Februar wurden Fernsehteams eingeladen, um den offiziellen Start aufzuzeichnen. Es begann damit, dass der aktuelle und zwei ehemalige Gesundheitsminister ihre Impfungen erhielten, zusammen mit einer symbolischen Anzahl von Mitarbeitern aus dem Gesundheitsbereich. D
och was ist seither passiert? Soweit es den durchschnittlichen Gazaner betrifft, scheinen die wertvollen Fläschchen wie von Zauberhand verschwunden zu sein. Hamas-Funktionäre haben sich geweigert, bekannt zu geben, wie viele Mitarbeiter des Gesundheitswesens und andere Bürger eine Impfung erhalten haben. Auf den Straßen von Gaza haben sich die Menschen damit abgefunden, dass praktisch alle Impfstoffe an Hamas-Führer, Regierungsbeamte, Kämpfer und deren Familien gegangen sind.
(Aus dem Artikel „The mystery of Gaza’s vanishing vaccine doses“, der bei Jewish Chronicle erschienen ist. Übersetzung von Alexander Gruber von Mena-Watch.)