Wollt Ihr den totalen Brandon?

Wollt Ihr den totalen Brandon?


Es fällt schwer, den Ukraine-Konflikt nicht als eine weitere Zusammenbruchskrise des Woken Westens zu interpretieren - gerade, weil westliche Medien versuchen, ihn als Endsieg der linksalternativen Gleichschaltung zu inszenieren.

Wollt Ihr den totalen Brandon?

Von Ramiro Fulano

Doch zunächst zu etwas ganz anderem: Am vergangenen Mittwoch stellte sich der US-Präsidement, äh: Präsident, vor eine gemeinsame Sitzung beider Häuser des Kongresses, um seine jährliche Rede zur Lage der Nation zu halten. Zu galoppierender Inflation, wirtschaftlicher Malaise, Flüchtlingskrise (im Süden), zu Obdachlosigkeit, Drogenkonsum und Kriminalität (im Rest des Landes) hatte er wenig zu sagen. Nicht einmal auf den Lorbeeren einer zumindest in den USA mehr oder weniger überstandenen Covid-Katastrophe wollte der Senior im Amt sich ausführlich ausruhen. Und mit rund 60 Minuten war es eine der historisch kürzeren Ansprachen ans Volk. Nein, nein, zu allen Themen, die die Menschen in seinem Land unmittelbar und täglich betreffen, hatte Mr Biden wenig oder nichts zu sagen. Denn dafür hat er keine Rezepte parat.

Stattdessen ging es fast ausschließlich um die Lage an der russischen Westgrenze, in der Ukraine. Ein Staat, dem Mr Biden und viele seiner politischen Gesinnungsgenossinnen jederlei Geschlechts womöglich den Löwenanteil ihrer exorbitanten Vermögen zu verdanken haben. Kein Wunder, dass aufmerksame Zeugen anschließend von einer Rede zur Lage der Ukraine sprachen. Kein Wunder auch, dass Nancy Pelosi wie eine mumifizierte Cheerleaderin jeden Satz von ihrem Boss mit einem frenetischen Applaus und stehenden Ovationen beendet sehen wollte. Auf mich wirkte sie wie eine Kreuzung aus einer linksalternativen Marie-Antoinette und einem fanatischen Blitzmädel im Sportpalast, circa 1944. Genau wie die politische Flakhelferin rechts hinter ihm kam auch der rüstige Senior - der sich unter anderem versprach, als er die Menschen in der Ukraine als „Iraner“ bezeichnete - bei den Wählerinnen und Wählern der Democrat Party gut an, auch wenn der Effekt seines Auftritts bislang keine Trendwende in den Umfragen bewirkt: Die widersinnig als Demokraten bezeichnete Partei wird die Wahlen im November 2022 noch immer haushoch verlieren. Es besteht also Handlungsbedarf. Und weil das Ancien Regime der USA auch im Ausland keinen einzigen Erfolg vorweisen kann (sondern ein Afghanistan-Debakel), beginnt es einen neuen Krieg.

Vor allem sieht es nun aber so aus, als hätte Vladimir Putin alle maßgeblichen Siege errungen, für die eigentlich Joe Biden hätte dekoriert werden sollen. Zunächst mal hat der pöse, pöse Putin Corona geheilt: Das Thema ist seit über einer Woche aus der politischen Diskussion verschwunden und Gesundheitsminister Lauterbach, der Panik-Papst der deutschen Sozialkleptokratie, muss sich bald wieder einen anständigen Beruf suchen. Und dann hilft KGB-Vladi dem Westen auch noch mit voller Kraft bei der Erreichung seiner ehrgeizigen Klimaziele. Net Zero heißt nun mal: kein Geld, kein Strom, keine Wärme, kein Auto. Natürlich nur für Leute, die sich nicht gegen die Folgen der Ökopathie absichern können - die Täterinnen und Täter bei Staat und Parteien sind vor den Folgen ihrer menschfeindlichen Energiepolitik bestens isoliert. Nicht nur wird ihr Scheitern nicht negativ sanktioniert, es wird sogar belohnt - durch regelmäßige Erhöhung ihrer Bezüge. Aber wenn man nicht mal seine eigene Steuererklärung versteht und meint, dass in jedem E-Auto ein Kobold steckt, dann wird man auch nicht verstehen, warum man jede Menge billiges Erdgas braucht, damit sich in Krautland die Windmühlenflügel drehen und die Solarkollektoren brummen - sonst wäre eine Annalena Baerbrock jetzt nämlich Kindergärtnerin und nicht Außenministerin.

Vor diesem Hintergrund hat sich der linksalternativ gleichgeschaltete Woke Westen mit Vladimir Putin einen Feind nach Maß geschnitzt. Theoretisch hätte man alles, was derzeit passiert, auch mit einem Gentlemen’s Agreement lösen können: Die Russkies bekommen eine ruhige, vor allem aber neutrale, Westgrenze ohne NATO-Truppen. Und dafür hauen sie vorher noch mal etwas auf ihre Kriegstrommeln, damit man im Westen von den Spätfolgen der Covid-Katastrophe sowie von den akuten Folgen des energiepolitischen Klimawahnsinns ablenken kann - beide Konfliktparteien hätten etwas davon gehabt.

Tatsächlich kam es ganz anders. Bereits mit dem Jugoslawien-Krieg in den 90ern begann der Vormarsch der NATO nach Osteuropa. Auch damals zunächst als Stellvertreterkrieg: mit Waffenlieferungen an die eine oder andere Fraktion im multikulturellen Jugoslawien, das man damals auf Bescheidwisserisch einen „Vielvölkerstaat“ nannte. Schon bald hatten westliche Politikerinnen jederlei Geschlechts ihr Ziel erreicht und einen Vorwand für den Eingriff der NATO geschaffen. Der Rest ist Geschichte, wie man so schön sagt: Belgrad wurde zwei Monate lang bombardiert, ohne dass seitens der politisch Verantwortlichen auch nur ein Sterbenswörtchen über „Menschenrechte“ und „zivile Ziele“ fiel - wenn es um Serbien ging. Und auch die Menschinnen und Menschen mit dem notorisch guten Gewissen hatten etwas Besseres zu tun, als für die Opfer ihrer Politik auf die Straße zu gehen. Dieselben linksalternativen Gewissensweltmeister feiern heute den Ukraine-Krieg als Fortsetzung ihrer Politik mit anderen Mitteln.

Jede mit Russland getroffene Absprache, jeder abgeschlossene Vertrag wurde vom Westen ignoriert oder aufgekündigt. Keine NATO-Truppen im Baltikum? Pustekuchen - Lettland, Litauen, Estland hieß man schon bald willkommen im Club. Die Ukraine als neutraler Pufferstaat zwischen NATO und Russland? Schnee von gestern: Seit Anfang der 2000er haben die EU und die CIA jenen Ein-Euro-Maidan vorbereitet, der die Ukraine in ihre bislang schwerste innenpolitische Krise stürzte, aus der sie sich bis heute nicht erholt hat. Aus der sie aber bis heute auch nicht gelernt hat - dass die leeren Versprechungen des Westens sich im Ernstfall als nichts als heiße Luft erweisen. Und ein paar ukrainische Farben im Twitter-Profil. Ist den Woke-Personinnen (m/w/d) im Westen eigentlich nicht klar, dass ihre politischen Wahnvorstellungen ganz konkrete, teilweise sogar tödliche Folgen haben können, für alle, die dumm oder verzweifelt genug sind, auf sie hereinzufallen?

Und dann wäre da noch die Kleinigkeit des kontinuierlichen Beschusses ziviler Ziele in den ehemalig ukrainischen Ost-Provinzen Donetsk und Luhansk. Sie wurden vom Westen weder bestätig noch dementiert - noch nicht mal ignoriert. Aber sie waren immerhin realistisch genug, um als Casus Belli herzuhalten - als Motivation für den russischen Einmarsch vor rund einer Woche. Selbstverständlich ist all das, was hernach geschah, nicht schön: Es gab viel Leid, viele Opfer. Auch und vor allem unter der Zivilbevölkerung. Dann Sanktionen bis zum Ausschluss russischer Katzen durch den internationalen Rassekatzenzüchterverband („das haben sie nun davon!“). Und natürlich eine Lawine von kitschigen Solidaritäts- und Spenden-Appellen in den sogenannten sozialen Medien (was ist an denen eigentlich „sozial“?).

Doch anders, als es von westlichen Staatsmedien dargestellt wird, ist an der anhaltenden Eskalation nicht allein der pöse, pöse Putin Schuld. Ein wesentlicher Teil der politischen Verantwortung liegt beim Westen, seiner ungebremsten und selbstherrlichen Expansion nach Osten, diesmal nicht im Namen von mehr „Lebensraum“ (oder „Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit“) , sondern um seine selbstverschuldeten energiepolitischen Probleme dorthin zu exportieren, wo sie den Wählerinnen und Wählern nicht auffallen. Das hat schon bei den E-Autos geklappt, denn noch immer scheint sich nicht ausreichend herumgesprochen zu haben, mit welchen katastrophalen Folgen für Mensch und Natur der Abbau der dafür benötigten Ressourcen geschieht. An jedem dieser Fahrzeuge klebt Blut.

Der Schlaf der Vernunft gebiert Monster. Die Ukraine-Krise ist nur eins von ihnen. Energiewende und Ökopathie sind zwei weitere. Dass die Menschheit nun ausgerechnet dank der ach so pazifistischen deutschen Grünen an der Schwelle zum globalen Atomkrieg steht, ist das Ergebnis einer „Vergangenheitsbewältigung“, die aus der Geschichte nur das lernen wollte, was ihr in den politischen Kram passte. Alle wesentlichen politischen Forderungen der sogenannten „68-er“-Generation liefen bereits damals darauf hinaus, den Kapitalismus (und mit ihm das westliche Gesellschaftssystem) zu unterminieren, um Europa den Russkies auszuliefern. Doch inzwischen sitzen im Kreml eben nicht mehr die lieben Genossen von der KPdSSU, sondern der pöse, pöse Putin. Die selbsternannte Bescheidwisserkaste in Medien, Parteien und Staat scheint nach ihrem langen Marsch durch die Instanzen noch immer nicht begriffen zu haben, dass ihr Ideologie-Import aus den 60ern im Jahr 2022 symptomatische Folgen haben kann.

Gitte wusste es bereits im deutschen Schlager: „Wenn man schläft wie noch nie, wacht man nicht gerne auf“ - und das gilt natürlich wie alles hier in der geschlechtsneutralen Anrede (m/w/d).


Autor: Ramiro Fulano
Bild Quelle: U.S. Department of State from United States, Public domain, via Wikimedia Commons


Samstag, 05 März 2022

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