Rav Frand zu Parschat Wajikra: Der Vorzug des Opfers eines armen Mannes

Rav Frand zu Parschat Wajikra:

Der Vorzug des Opfers eines armen Mannes


An diesem Shabbat lasen wir die Paraschat Wajikra aus der Torah. Raw Frand erläutert Aspekte dieser Parascha und ihrer Bedeutung. Heute lesen Sie den dritten Kommentar zur Paraschat.

Der Vorzug des Opfers eines armen Mannes

Die Torah schreibt in der dieswöchigen Parscha bezüglich des Korban Mincha (Mehlopfers) : "Wenn eine Seele (Nefesch) ein Mehlopfer bringen wird für Haschem, soll das Opfer aus feinem Mehl sein; er soll darüber Öl giessen und Weihrauch darauf legen" [Wajikra 2 : 1]. Im Gegensatz dazu beginnt der Abschnitt der Tieropfer mit : "Wenn ein Mensch (Adam) von euch ein Opfer bringen wird für Haschem von den Tieren..." [Wajikra 1 : 2].

Raschi kommentiert, dass die Torah im Zusammenhang mit dem Mincha, welches das billigste aller Opfer ist, den Ausdruck benutzt "wenn eine Seele bringen wird". Dieses, so sagt Raschi, ist das einzige Opfer, bei welchem die Torah denjenigen, der es darbringt, als „Nefesch" (Seele) bezeichnet. Raschi erklärt, dass es normalerweise arme Menschen sind, die Mehlopfer anstatt der teureren Tieropfer bringen. Haschem betont deshalb : "Ich werde es ihm anrechnen, als ob er seine Seele dargebracht hätte."

Ein reicher Mensch zahlt USD 1´500 für einen Ochsen und schlachtet ihn für den Misbe´ach (Altar). Die Torah sagt "sehr schön", doch es ist nicht dasselbe wie das Mehlopfer eines armen Menschen, der für das bisschen Mehl und Öl vielleicht nur drei Dollar bezahlt hat. Das Opfer des armen Mannes wird sozusagen mit mehr Respekt behandelt. Weshalb ist dies so?

Raw Elja Meir Bloch sagt, die einfache Erklärung ist, dass die USD 1´500 für den reichen Mann einen kleineren Prozentsatz seines Vermögens ausmachen, als der viel kleinere Betrag, der vom armen Mann ausgegeben wurde. Relativ gesprochen, spendete der arme Mann mehr von seinem Vermögen als der reiche Mann.

Doch dies, sagt Raw Elja Meir, ist nicht die korrekte Interpretation dieser Pesukim (Verse). Raw Elja Meir sieht hier eine tiefere Bedeutung.

Der Ramban schreibt, wenn ein Mensch ein Tieropfer darbringt, so sollte er denken, dass er eigentlich selbst anstelle des Tieres auf dem Altar dargebracht werden sollte. Wie es mit so vielen anderen Mizwot ist, will die Torah unser Herz und nicht die bedeutungsleere Darbringung eines Opfers. Die Torah will, dass die Bedeutung seiner Tat das tiefste Innere eines Menschen durchdringt. Die Torah will, dass der Mensch begreift und fühlt, worum es beim Bringen eines Korban eigentlich geht.

Wenn ein reicher Mensch USD 1´500 für sein Opfer niederlegt, so hat er die Einstellung, dass "Ich habe sicherlich meinen Anteil geleistet. Dieses Tier hat mich USD 1500 gekostet! Was kann man mehr von mir verlangen?" Deshalb fehlt ihm die notwendige Bescheidenheit, die notwendig ist, wenn man Sühne sucht. Ein armer Mensch weiss aber, dass er nur ein minimales Korban bringt - ein wenig Mehl und ein wenig Öl. Er weiss, dass er für drei Dollar keine Sühne erkaufen kann. Er versteht, dass sein Opfer nur symbolisch ist und ein tieferes Gefühl repräsentieren soll, dass aus dem Inneren seiner Seele stammt. Er legt sein Herz und seine Seele in das Opfer, weil er realisiert, dass es nicht das Mehl und das Öl ist, dass ihm Vergebung bringen wird.

Wenn ein Mensch arm ist und es sich nicht leisten kann, sich von seiner Schuld los zu kaufen, so bleibt ihm nur noch seine „Nefesch" - seine Seele. Deshalb legt er sein Herz und seine Seele in das Opfer. Die Torah betont diese Idee, indem sie im Zusammenhang mit dem Mehlopfer das Wort „Nefesch" benutzt.

 

(c) Project Genesis und Verein Lema´an Achai / Jüfo-Zentrum und learn@torah.org, sowie http://www.torah.org


Autor: Raw Frand
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Sonntag, 17 März 2019