Justin schämt sich

Justin schämt sich


Der kanadische Premierminister Justin Trudeau ist in die Falle getapst.

Justin schämt sich

Von Shanto Trdic

Passend zum Wahlkampf postete das Time Magazin jetzt Fotos, die den seinerzeit 29-Jährigen in orientalischer Verkleidung zeigen: auf einem Kostümball (Thema ´arabische Nächte´), umgeben von vollbärtigen Turbanträgern mit Migrationshintergrund und ein paar hübschen Damen. Alle lächeln. Auch Trudeau. Der ist auf den Bildern allerdings kaum wieder zu erkennen, weil er sich das Gesicht damals schwarz schminken ließ.

Rassismus! Da sind sich jetzt alle mal so richtig einig. ´Blackfacing´ (nie gehört, das Wort) ginge gar nicht, heißt es sogar in dem derzeit einzig wohlwollenden Kommentar zu der ´Affäre´, erschienen gestern in der ZEIT. Dortselbst ist im Ton der Belehrung von einem ´verunglückten Kostüm´ die Rede; eines, das ´ohne jeden Zweifel geschmacklos´, dann wieder ´dumm´ sei. So urteilt das gute Gewissen, die hohe Moral.

Schon tauchen die ersten Rücktrittsforderungen auf. Oppositionsführer Andrew Sheer spricht dem smarten Premier die Fähigkeit ab, das Land führen zu können. Ein wahrer Shitstorm bläst ihm wie ein Orkan ins bußfertige Gesicht. Es ist kaum zu glauben, wie sehr sich Trudeau dem Zeitgeist bereits beugt und in entsprechend rührseligen Selbstbezichtigungen ergeht. Soll heißen: Er tut, was man von ihm erwartet. „Ich bin stocksauer auf mich,“ versichert der reumütige Sünder zerknirscht. Und legt ein umfassendes Schuldbekenntnis ab. Ganz klar habe er damals rassistisch gehandelt, und dass sei ein Fehler gewesen, der ihm zutiefst leid täte. “Ich bin enttäuscht von mir.“

All das erinnert spontan an die großen Schauprozesse im Moskau der Dreißigerjahre. Von den ´Abweichlern´ wurde damals erwartet, gleich zu Beginn des Prozesses auf ´schuldig´ zu plädieren, was sie auch allesamt taten, und damals wie heute standen die Urteile längst fest. Freilich: Dem feschen Justin Trudeau wird keiner nach dem Leben trachten. Es reicht, ihn zu demütigen und politisch abzumeiern. Der so Gemaßregelte hilft, wo er kann.

Was lernen wir aus alledem? Zweierlei im Mindesten. Eine ´Sache´ ist in dem Moment entschieden, da der verordnete Zeitgeist sein Urteil bereits gesprochen hat. Zum anderen: Politiker taugen nichts. Sie haben keinen Arsch in der Hose und sie ziehen das Schwänzchen bereits ein, wenn es um nichts – um eine harmlose Kostümierung etwa – geht. Sie genügen so den Erfordernissen einer umfassend gerüsteten Political Correctness, deren Breitseiten und Bugschüsse vor Verlogenheit nur so triefen, und zeigen bei der Gelegenheit umso deutlicher, das jenseits der aufgesetzten Masken kein Charakter mehr übrig geblieben ist. Schwarz auf weiß sozusagen.

Ich habe mir die Fotos eben noch mal angeschaut. Der junge Trudeau sieht mit Kostüm und Schminke wirklich großartig aus. Viel besser als jetzt; in der Pose des um Gnade winselnden Hündchens.


Autor: Dr. Nathan Warszawsk
Bild Quelle: Alex Guibord from Toronto, Canada [CC BY 2.0 (https://creativecommons.org/licenses/by/2.0)]


Montag, 23 September 2019