Dietzenbacher Nebelkerzen: Von unklaren Motiven und problematischen Deutschen

Dietzenbacher Nebelkerzen: Von unklaren Motiven und problematischen Deutschen


Seit den 1970er Jahren gerät eine kleine Stadt im Zentrum des Rhein-Main-Gebiets immer wieder in die Schlagzeilen. Bis dahin war das einst so beschauliche Dietzenbach im Landkreis Offenbach mit seinen wenigen Tausend Einwohnern ziemlich unbekannt, obwohl bereits 1215 erstmals urkundlich erwähnt.

Dietzenbacher Nebelkerzen: Von unklaren Motiven und problematischen Deutschen

Von Ramin Peymani, Liberale Warte

Aufgrund einer offensiven links-grünen Ansiedlungspolitik stieg die Einwohnerzahl bis zur Jahrtausendwende auf die heutige Größenordnung von rund 34.000 Menschen an, immerhin das Sechsfache des ursprünglichen Niveaus. Das enorme Bevölkerungswachstum durch die Errichtung von Großwohnsiedlungen und den Zuzug von Zuwanderern führte zu einem Ausländeranteil von fast einem Drittel, der durch Einbürgerungen mittlerweile „nur“ noch bei etwa 25% liegt. Fast die Hälfte der Ausländer sind türkischer oder marokkanischer Herkunft. Das „Östliche Spessartviertel“ hat sich dabei zum sozialen Brennpunkt entwickelt. In den Wohntürmen des ehemals als „Starkenburgring“ bekannten Quartiers lebt fast jeder zehnte Dietzenbacher. 95% haben einen Migrationshintergrund. Nun hat das Problemviertel seiner unrühmlichen Geschichte ein weiteres Kapitel angefügt: In den frühen Morgenstunden des 29. Mai lieferten sich rund 50 junge Männer eine zweistündige Schlacht mit den Einsatzkräften. Sie hatten Polizei und Feuerwehr durch vorsätzlich gelegte Brände in einen Hinterhalt gelockt, um sie anschließend gezielt mit Wackersteinen anzugreifen. Offenbar handelte es sich um eine „Vergeltungsaktion“ für einen wenige Tage zuvor durchgeführten Einsatz, bei dem in mehreren Hochhauskellern umfangreiches Diebesgut sichergestellt worden war.

Zur Verschleierung der Migrantengewalt konzentrierten sich die  Redaktionen auf einen festgenommenen „19-jährigen Deutschen“

Der heimtückische Komplott fand medial nur die notwendigste Beachtung. Anstandshalber wurde immerhin über den bewusst gelegten Hinterhalt berichtet, wie auch über frühere Ausschreitungen in dem Viertel. Über den Migrationshintergrund fast aller Bewohner der Hochhaussiedlung lieber nicht. Das Publikum sollte möglichst nicht mit der Nase auf den Ausbruch von Migrantengewalt gestoßen werden, der an die beängstigenden Exzesse in den französischen Banlieues erinnert. Stattdessen konzentrierte sich die von den Redaktionen verbreitete Agenturmeldung auf einen festgenommenen „19-jährigen Deutschen“. Die Nebelkerze suggerierte möglicherweise nicht ganz unabsichtlich, hier könnten Thomas, Max und Stefan in Aktion getreten sein, vielleicht sogar „Reichsbürger“. Man darf allerdings darauf wetten, dass die Vornamen der Täter anders lauten. Den deutschen Pass stellen Journalisten bei Straftaten nur zu gerne in den Mittelpunkt, selbst wenn Täter daneben noch eine weitere Staatsbürgerschaft besitzen oder ihren neuen Pass viel kürzer mit sich herumtragen als den vorherigen. Dabei müssen sich die Verantwortlichen die Frage gefallen lassen, ob sie es mit ihrem hohen moralischen Anspruch für vereinbar halten, den Blick vom Offensichtlichen abzuwenden und den Leser irrezuführen. Da aber vor allem der öffentlich-rechtliche Rundfunk nicht auf das Vertrauen des Publikums angewiesen ist, bleibt das Legen falscher Fährten folgenlos. Genügend gewogene Zuschauer und Leser finden sich ohnehin immer, um die notwendige Reichweite zur Verschleierung gesellschaftlicher Problemfelder zu erzielen, denen man keinen „rechten“ Drall geben kann.

Niemand will den Finger in die Wunde legen, dass wir längst die Folgen einer gescheiterten Zuwanderungs- und Integrationspolitik erleben

Von politischer Seite hielt sich der Aufschrei ebenfalls in Grenzen: Hessens Innenminister gab sich zwar entschlossen, Gewalt gegen Polizei und Feuerwehr dürfe nicht toleriert werden, doch folgte der Selbstverständlichkeit weder eine empörte Wortmeldung der Kanzlerin noch eine Sondersendung im Staatsfernsehen. In Dietzenbach waren eben die „Falschen“ am Werk. Wer will schon einer Debatte darüber Vorschub leisten, dass Nicht-Deutsche überproportional an Straftaten beteiligt sind, wie die Polizeiliche Kriminalstatistik für 2019 einmal mehr belegt? Wer will den Finger in die Wunde legen, dass wir an vielen kleinen und großen Brennpunkten die Folgen einer gescheiterten Zuwanderungs- und Integrationspolitik erleben? Die Bundespolitik artikuliert ihre Bestürzung nur dann, wenn es sich um die „richtigen“ Täter handelt. Und so schwieg auch der Bundespräsident, gab es keine spontanen Solidaritätskonzerte linker Bands und wollte partout niemand vor der wachsenden Bedrohung durch Parallelgesellschaften warnen. Vielleicht rückt die Dietzenbacher Krawallnacht aber am Ende doch noch in den Fokus, sollte unter den 3.300 Bewohnern der Wohntürme ein AfD-Wähler ausfindig zu machen sein. Das Kleingewerbe in den Kellern der Dietzenbacher Hochhaussiedlung dürfte sich von dem Geschäftseinbruch schnell wieder erholen. Und dass die Täter hart bestraft werden, muss auch niemand befürchten – schon deshalb nicht, weil alle dicht halten. Derweil sinnieren die Zuständigen immer noch über unklare Motive und problematische Deutsche. Im Spessartviertel können sie über so viel Realitätsverweigerung nur lachen.


Autor: Ramin Peymani
Bild Quelle: OpenClipart-Vectors / pixabay


Montag, 01 Juni 2020