Ein Nazi-Täter ist kein „normaler Promi“

Ein Nazi-Täter ist kein „normaler Promi“


Der NS-Täter und frühere Präsident des berüchtigten „Volksgerichtshof“ liegt auf dem Prominentenfriedhof Dahlem in Berlin beerdigt. Auf der Website des Landes wird er neben von Weizsäcker u.a. aufgeführt, so als wie wenn er einer von mehreren „normalen Promis“ wäre.

Ein Nazi-Täter ist kein „normaler Promi“

Mit einem offenen Brief an den Regierenden Bürgermeister von Berlin, Michael Müller (SPD), fordert die Bürgerinitiative "Dank an die Alliierten", diesen skandalösen Umstand abzustellen - bevor der Waldfriedhof noch zu einer Pilgerstätte für Neo-Nazis wird, wie es das Grab des ehemaligen Hitler-Stellvertreters Rudolf Heß im fränkischen Wunsiedel war.

Nachfolgend dokumentieren wir den Brief an den Regierenden Bürgermeister von Berlin:

"An den Regierenden Bürgermeister von Berlin

Herrn Michael M ü l l e r

Berlin, im Juni 2020

Betrifft:    Politischer S k a n d a l um rechtsradikal-rassistisch-antisemitische Vorgänge um                    F r e i s l e r - Grab auf städtischem Friedhof

 

Sehr geehrter Herr Regierender Bürgermeister!

Wir - die „Bürgerinitiative Berlin - Dank an die Allierten“  aus demokratisch-unparteilichen Berlinern - bitten Sie dringend um Aufklärung über einen offenkundigen Skandal:

Diese Vorgänge könnten sich zu einer Belastung des Ansehens dieser, unserer gemeisamen Stadt ausweiten!

Deshalb ersuchen wir Sie dringend, Ihre kraft Amtes  politische Gesamt-Verantwortung angesichts dieser beunruhigenden Vorgänge wahrzunehmen!

Zur Sache:

Durch Recherchen des deutsch-israelischen Online-Portals „haOlam“ ist bekannt geworden, daß unter dem offiziellen Internet-Account des Senats  veröffentlicht wird,  auf dem städtischen (!) Waldfriedhof Dahlem sei Volksgerichtshof-Präsident Roland F r e i s l e r (aktiver Teilnehmer der Wannsee-Konferenz zur „Endlösung der Judenfrage“) begraben. Bei dieser Verlautbarung (s. Anlage) wird sein Name optisch - ohne erkennbaren sinnhaften Zusammenhang - zwischen die Namen von Richard von Weizsäcker und seines kürzlich ermordeten Sohnes Fritz von Weizsäcker eingefügt.

Zudem wird - offenkundig nicht zufälllig - unter dem Stichwort „Eröffnet“ das Jahr 1933 aufgeführt. Mit welcher gedanklichen Verbindung wohl?

Weitere Ermittlungen der deutsch-israelischen Journalisten führten zudem dazu, daß unter dem Stichwort „Waldfriedhof Dahlem“ bei der Wissens-Plattform WIKIPEDIA eine offenkundig offiziell in der amtlichen Friedhofsverwaltung geführte Liste der „Weiteren Ruhestätten“ aufrufbar ist, in der Roland F r e i s l e r lediglich - ohne jegliche Distanzierung oder gar historische Einordnung - als „Jurist“ aufgeführt wird. Dies wird mit dem geheimnisvollen Hinweis verbunden, Zitat: „Grabstein nennt nur die Namen der Schwiegereltern“ (s. Anlage, Foto Grabstein).

Das heißt: Einer der schlimmsten Verbrecher der NS-Zeit ist - vermutlich sogar noch nach Kriegsende - heimlich im Grab der Schwiegereltern (Bernhard und Minnie Russegger, siehe beigefügte Abbildung) auf einem der prominentesten Berliner Friedhöfe beigesetzt worden. Er war im Februar 1945 bei einem US-Bombenangriff im Gebäude des Volksgerichtshofes in Berlin-Tiergarten  getötet worden - in der Hand noch Akten weiterer Fälle der NS-Terrorjustiz.

Von diesem bestürzenden Vorgang um dieses gleichsam verschwiegene Grab weiß die breitere Berliner, nationale oder gar internationale Öffentlichkeit bis heute n i c h t s - umso erdrückender ist der Verdacht, daß der - geradezu „werbende“ - Hinweis auf das Freisler-Grab auf der offiziellen Senats-Webseite bewußt aus einem rechtsradikal-rassistisch-antisemitischen Hintergrund j e t z t offenbart wurde.

Weshalb sonst der offenkundig gezielte Hinweis auf die bislang öffentlich unbekannte  Freisler-Ruhestätte - verbunden mit der Namensfolge Weizsäcker, F r e i s l e r, Weizsäcker – wie beschrieben?

Dieser Vorgang mit seinem absichtlich f a s c h i s t o i d e n Hintergrund ist auch deshalb besonders bemerkenswert, weil sich auf dem Dahlemer Waldfriedhof der  Gedenkstein (als „Berliner Ehrengrab“ gepflegt) für einen der einflußreichsten Köpfe des NS-Widerstands befindet: Er erinnert an Schwerin Graf von S c h w a n e n f e l d, einen der engsten Freunde und Mitstreiter von Claus Graf Schenck von Stauffenberg, dem Mann des 20.Juli. Von Schwanenfeld  stand am 21. August 1944 als einer der ersten, in den gescheiterten Befreiungsversuch vom NS-Joch eingeweihten Mitwisser, vor Roland  Freisler. In der Verhandlung beschimpfte und verunglimpfte er Graf von Schwanenfeld auf unflätige Weise, während der Angeklagte ihm die Stirn bot („Ich glaube und ahne, daß ich viele bin“). Schwanenfeld starb zwei Wochen nach der „Verhandlung“ in der Schlinge von Plötzensee.

Eine Tatsache:

Der Präsident des Volksgerichtshofs, Freisler,  und eine Vorbild-Figur des deutschen  Widerstands gegen Unrecht und Knechtschaft - auf e i n e m Friedhof!

Was für ein  unvorstellbarer Gedanke!

Sehr geehrter Herr Regierender Bürgermeister,

Es steht zu befürchten, daß der Waldfriedhof Dahlem - verbreitet sich die Kunde vom Freisler-Grab erst in der rechten Szene - zu einer Wallfahrtsstätte der Neo-Nazis verkommt - ähnlich dem Grab von Rudolf Heß in Franken.

Foto: Screenshot von Website berlin.de

Umso wichtiger:

Unser Appell an Sie als höchste politische Autorität in dieser Stadt geht dahin, alles zu tun, um Ursprung, Herkunft und vor allem die Urheber dieser Freisler-Werbung mit Hilfe des Dahlemer Friedhofs aufzuklären. Es gilt, die Namen vieler prominenter Berliner, die dort ihre letzte Ruhe fanden, nicht durch diese „Nachbarschaft“ zu schänden: Wir erinnern an Gottfried Benn, Heinz Berggruen, Karl Schmidt-Rottluff, SFB-Intendant Lothar Loewe, Harald Juhnke, Ingo Insterburg, Camilla Spira und andere - Namen wie Nachrichten, über Zeit und Raum hinweg…

Wir schließen diesen Offenen Brief mit unserer nachdrücklichen Bitte:

Klären Sie durch Ihre Autorität diese beschämenden  Vorgänge offensiv auf!

Um Schaden von Berlin und diesem Land abzuwenden."


Autor: Redaktion
Bild Quelle: dkmff / CC BY-SA (https://creativecommons.org/licenses/by-sa/4.0)


Freitag, 05 Juni 2020