Absolventin kommt mit großen Ideen für das trockene Turkana aus Israel zurück

Absolventin kommt mit großen Ideen für das trockene Turkana aus Israel zurück


Rachel Ngina hat im Kreis Turkana die User der sozialen Medien mit ihren landwirtschaftlichen Kenntnissen begeistert.

Absolventin kommt mit großen Ideen für das trockene Turkana aus Israel zurück

Von Gardy Chacha, FarmKenya

Ngina wuchs in Kayole auf – das vom Betondschungel der Stadt Nairobi umgeben ist. Landwirtschaft war ihr so fremd wie Kayole es jemandem vom Lande sein würde.

Nach der Highschool wollte sie an der Universität Handel studieren. „Ich begann dort als normale Studentin. Ich hatte 39 Punkte. Aber um Handel studieren zu können, brauchte ich 40“, sagt sie.

Landwirtschaftskurse waren hingegen machbar. Statt komplett auf eine Universitätsausbildung zu verzichten, entschloss sie sich an der Egerton University Gartenbau zu studieren.

Gartenbau klang lebhaft und weniger bauernhofintensiv. Nur musste sie in den ersten Wochen feststellen, dass zum Lehrplan gehörte, dass sie tatsächliche landwirtschaftliche Tätigkeiten wie Pflügen, Unkraut jäten, beschneiden usw. ausüben muss.

„Ich wollet diese Art von Arbeit nicht machen. Ich hatte mich nie damit gesehen. Ich wusste sofort, dass ich das nicht überleben würde“, sagt sie.

Sie wechselte die Seiten und ging zur Agrarwirtschaft über. „Ich sagte mir, dass ich mit Geschäft in der Landwirtschaft klarkommen würde, aber nicht mit der eigentliche Landwirtschaft“, sagt sie.

2017 wurde Ngina für ein Studienprogramm für Studenten der Landwirtschaft am Arava International Centre for Agricultural Training (AICAT) in Israel angenommen. „Ich verschob mein letztes Semester an der Universität auf 2018 und nahm an dem Programm teil.“

Elf Monat lang studierte sie, wie man Feldfrüchte wie Zwiebeln, Kürbisse, Pomelos, Wassermelonen und einige andere unter trockenen Bedingungen anbaut.

Was interessierte sie an dem Programm? Das weiß sie selbst nicht.

Sie erfüllte jedoch ihre Verpflichtungen als Studentin: Teilnahme am Unterricht und sogar die Erledigung von Landarbeit. Dafür erhielt sie ein Diplom in allgemeiner Landwirtschaft.

Ngina kam im Juni 2019 aus Israel nach Hause zurück. Sie machte zwei Wochen Pause und machte sich dann auf nach Turkana. „In Turkana schloss ich mich einer israelischen NGO mit Verbindungen zu AICAT an, die den Menschen von Turkana helfen will Lebensmittelunsicherheit zu überweinden“, sagt sie.

Es ist mehr als ein Jahr vergangen, seit Ngina nach Turkana ging. Sie liebt jede Einzelheit ihrer Arbeit. Ironischerweise gehört zu ihrer Arbeit ein großer Teil echter bäuerlicher Arbeit: Bodenbearbeitung mit einer hacke, Rinnen mit einem Panga ziehen, harten Boden mit gegabelten Jembe aufbrechen und so weiter. „Heute liebe ich es“, sagt sie, ohne genau u wissen, warum sie es früher hasste.

Ngina ist 25 Jahre alt. Von Statur ist sie klein und schlank, aber im Kopf ist sie gut ausgestattet. Sie arbeitet als Freiwilige bei Furrows in the Desert – der NGO.

Ihre Arbeit beinhaltet die Ausbildung der Einwohner von Turkana, wie sie Feldfrüchte trotz des harten Klimas hervorragend anbauen können. „Ich wuchs mit dem Bild des Hungers in Turkana auf. Wenn Sie Turkana erwähnen, dann sind sterbende Menschen das erste, was mir vor Augen steht, weil sie keinen Zugang zu Lebensmitteln haben. Israel lehrte mich, dass Anbau nicht vom Klima abhängt. Ganz Israel ist eine Wüste – mit Temperaturen, die tagsüber fast 50°C erreichen. Im Vergleich zu Israel ist Turkana ein viel besserer Ort für Feldanbau, bedenkt man, dass in Israel mancherorts Mutterboten importiert wird, um darauf Landwirtschaft zu betreiben. Als ich beschloss nach Turkana zu gehen, hatte ich das starke Gefühl, dass die Leute vor Ort von dem profitieren würden, was ich bei AICAT über Feldanbau gelernt hatte“, sagt sie.

Landwirtschaft in Trockengebieten, sagt sie, ist nicht nur möglich: Es wird in vielen Teilen der Welt auch gemacht.

Ein Teil ihrer Arbeit in Turkana besteht darin den Menschen zu erklären, wie sie das hinbekommen. Also sagt sie, wie es gemacht wird.

Sie brauchen Wasser

Trockene und halbtrockene Bereiche (ASAL – Arid and Semi-Arid Areas) in Kenia leiden unter Wasserknappheit. Feldfrüchte-Anbau ist ohne Wasser unmöglich. In ASAL-Bereichen können Wasserquellen Ströme und Flüsse sein. Aber diese sind oft saisonal. Brunnen haben sich manchmal als nützlich erwiesen, aber sie können nur in Grenzen Wasser liefern.

Die beste Lösung für Wasser, sagte Ngina, wäre ein Tiefen-Bohrloch: hunderte Meter unter der Oberfläche.Tiefen- Bohrlöcher produzieren das ganze Jahr über jede Menge Wasser.

In Turkana hat Furrows in the Desert sich mit Missionaren des heiligen Paulus zusammengetan, die nach Angaben von Ngina gelernte Bauern ansiedeln und Tiefen-Bohrlöcher für sie graben. „Ein Bohrloch zu graben ist teuer: Eine Durchschnittsperson könnte sich das nicht leisten. Da kommen Organisationen wie die Missionare des Heiligen Paulus ins Spiel“, sagt Ngina.

Besorgen Sie sich ein Tröpfchen-Bewässerungssystem

Furrows in the Desert, sagt Ngina, sorgt für kostenlose Ausbildung zu Feldfrüchte-Produktion durch die Menschen von Turkana. Jeder Praktikant bekommt bei Beendigung des Kurses einen kompletten Bewässerungssatz. „Die Sätze bestehen aus einer Pumpe, Sicherheitsausrüstung, Schläuche für Tröpfchenbewässerung und einem Speichertank“, sagt sie.

Tröfpchenbewässerung, sagt sie, liefert die exakte Wassermenge, die die Feldfrüchte benötigen. Das Wasser wird zudem direkt an die Pflanze gebracht und so Verschwendung enorm reduziert.

Sei aktiv und pack mit an. Sei nicht träge.

Sie möchten von einer Farm in ASAL-Bereichen gute Ernte einfahren? Dann sollten Sie bereit sein dafür zu arbeiten.

Trockengebietslandwirtschaft, sagt Ngina, erfordert, dass der Bauer Einsatz zeigt. „Du musst selbst dort sein; du kannst nicht jemand anderen bezahlen, damit er deine Arbeit erledigt“, sagt sie. Die für Trockengebiet-Landwirtschaft nötigen Management und Arbeit sind sowohl wichtig als auch zeitintensiv. Man kann es sich nicht leisten bequem zu sein.

Bequemlichkeit – was Ngina treffend als Landwirtschaft vom Sofa aus bezeichnet – wird natürlich zu Scheitern führen. Bei AICAT, sagt sie, nehmen Studenten einen Tag am Unterricht teil. Die restlichen Lerntage fanden auf der Farm statt. „Wir alle mussten ums um halb sechs morgens auf der Farm melden“, sagt sie. „Wir arbeiteten fast 10 Stunden auf der Farm. Von jedem, einschließlich unserer Vorgesetzten, wurde erwartet, dass sie auf der Farm arbeiten.“

Weil sie die israelische Bauernethik erlebte, ist Ngina überzeugt, dass der Grund dafür, dass viele Bauern in Kenia scheitern, der ist, dass sie dafür nicht schwitzen wollen.

Bittet um professionelle Hilfe

Nach Angaben von Ngina sind Profis – wie Agrarwissenschaftler – bei Trockengebietslandwirtschaft besonders wichtig. „Als Agrarwissenschaftlerin verstehe ich, dass auch die kleinsten Wetter-Veränderungen die gesamte Ernte kosten könnten. Für Trockengebietslandwirtschaft ist es wichtig Agronomen hinzuzuziehen, wenn Situationen entstehen, in denen sie nicht wissen, was tun ist“, sagt sie.

Agronomen beraten zu passenden Abstand, Gesundheitszustand und Fruchtbarkeit des Bodens, Wasserbedarf, Bewässerung, Seuchenkontrolle und vielen anderen Aspekten der Landwirtschaft. In Turkana ist eine der Lektionen, die Ngina ihre Schüler lehrt, biologische Schädlingsbekämpfung. Turkana ist ein ressourcenarmes Umfeld, in dem solche Fähigkeiten sich als nützlich erweisen.

Die richtigen Feldfrüchte anbauen

In Trockengebieten wird nicht jede Feldfrucht wachsen, selbst wenn sie mit Wasser versorgt wird, sagt Ngina. Es ist wichtig, dass ein Bauer angemessen beraten wird, welche Pflanzen angebaut werden sollten – Rat, der bei Bezirksregierungen vorhanden ist.

„Selbst beim Kauf von Saatgut bitten sIe um Samen die für das Klima und den Boden gedacht sind, in der du deine Feldfrüchte pflanzt“, erklärt sie.

Wenn es nicht unmöglich ist, rät Ngina, wäre es gut Bodentests durchzuführen, um die Bodengesundheit und Fruchtbarkeit festzustellen, was dann darüber Auskunft geben würde, welche Pflanzen in dem Bereich angebaut werden können.

 

Übersetzt von Heplev - Foto: Rachel Ngina ist eine 25-jährige Agrarwissenschaftlerin. Sie arbeitet als Freiwillige in Turkana, um Einheimischen Feldanbau in Trockenzonen beizubringen, was mit Bewässerung anfängt.


Autor: Heplev
Bild Quelle: Screenshot


Montag, 15 März 2021