Der Völkermord an den Armeniern: Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft?

Der Völkermord an den Armeniern: Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft?


Das Massaker an 1,5 Millionen Christen war letztlich ein heftiges Segment eines uralten und fortdauernden Kontinuums.

Der Völkermord an den Armeniern: Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft?

Am 24. April 2021 wurde Joe Biden zum ersten amtierenden US-Präsidenten, der formell den Völkermord an den Armeniern anerkannte. Worum ging es bei diesem Völkermord und welche Bedeutung hat er heute?

Das Genocide Education Project [Bildungsprojekt Völkermord] bietet eine Zusammenfassung dieses tragischen Ereignisses, das sich während des Ersten Weltkriegs abspielte, nämlich von 1915 bis 1917:

Mehr als eine Million Armenier starben als Ergebnis von Hinrichtungen, Verhungern, Krankheiten, der brutalen Umwelt und körperlichem Missbrauch. Ein Volk, das seit fast 3.000 Jahren in der östlichen Türkei lebte [mehr als doppelt so lange wie die eindringenden islamischen Türken Anatolien besetzt hatten, das man heute als „Türkei“ kennt] verlor seine Heimat und wurde im ersten groß angelegten Völkermord des zwanzigsten Jahrhunderts tiefgreifend dezimiert. Anfang 1915 gab es rund zwei Millionen Armenier in der Türkei; heute sind es weniger als 60.000… Trotz der gewaltigen Menge an Beweisen, die auf die historische Realität des Völkermords an den Armeniern deutet – Berichte von Augenzeugen, offiziellen Archiven, fotografischen Beweisen, die Berichte von Diplomaten und die Aussagen von Überlebenden – ist die Leugnung des Völkermords an den Armeniern von nachfolgenden Regimen in der Türkei ab 1915 bis heute weiter gegangen.

Die Beweise sind in der Tat überwältigend. Schon 1920 hörte Resolution 359 des US-Senats Augenzeugenberichte zu „Vergewaltigung, Verletzung, Folter und Tod, die ihre unvergesslichen Erinnerungen in hundert schönen armenischen Tälern und der Reisende in der Region ist selten frei von Beweisen dieses gewaltigsten Verbrechens aller Zeiten.“

In ihren Memoiren Ravished Armenia beschreibt Aurora Mardiganian, wie sie vergewaltigt und in einen Harem gesteckt wurde (in Übereinstimmung mit den Kriegsregeln des Islam). Anders als tausende anderer armenischer Mädchen, die nach ihrer Schändung weggeworfen wurden, schaffte sie es zu entkommen. In der Stadt Malatia sah sie 16 gekreuzigte chirstliche junge Frauen: „Jedes der Mädchen war lebend an ihr Kreuz genagelt worden“, schrieb sie, „Nägel durch ihre Füße und Hände, nur ihr Haar wehte im Wind, bedeckte ihre Körper.“ (Solche Szenen wurden im Dokumentarfilm Auction of Souls von 1919 festgehalten, der sich in Teilen auf Mardiganians Memoiren stützt.)

Kurz gesagt: Dass die Türken im Ersten Weltkrieg einen vorsätzlichen Völkermord an den Armeniern inszenierten und ausführten, ist – für diejenigen, die sich noch um Fakten kümmern – eine unbestrittene Tatsache, ungeachtet dessen, wer ihn anerkennt und wer nicht (die Türkei selbst verkörpert die zweite Kategorie).

Trotzdem gehen die von den Türken an den Armeniern begangenen Gräueltaten weit über den Völkermord an den Armeniern hinaus. Fakt ist, dass es angemessener ist letzteres nicht als Einzelereignis zu betrachten, sondern als besonders heftiges Segment eines uralten und andauernden Kontinuums.

Der Völkermord vor dem Völkermord

Der anfängliche Völkermord an den Armeniern begann etwas mehr als tausend Jahre früher, als muslimische Stammesangehörige erstmals begannen in ein damals viel größeres Armenien zu strömen und es in das zu verwandeln, was es heute ist: der östliche Teil der modernen Türkei.

1019 „drang mit dem ersten Erscheinen der blutrünstigen Bestien die brutale Nation der Türken nach Armenien ein … und metzelte die christlichen Gläubigen gnadenlos mit dem Schwert nieder“, schreibt Matthäus von Edessa (gest. 1144), ein führender Chronist für diese Zeit. Drei Jahrzehnte später gingen die Überfälle praktisch nonstop weiter. 1049 erreichte der Gründer des Seltschuken-Reichs, Sultan Tughril Bey (regiert von 1037 bis 1063) die nicht ummauerte Stadt Arzden westliche des Vansees und „übergab die gesamte Stadt dem Schwert, was heftiges Gemetzel verursachte, ganze hundertfünfzigtausend Menschen“.

Nach der gründlichen Plünderung der Stadt befahl er, dass sie – einschließlich der 800 Kirchen – in Brand gesetzt und in eine Wüste verwandelt wird. Arzden war „voller Leichen“ und niemand „konnte die zählen, die in den Flammen umkamen“. Achthundert Ochsen und vierzig Kamele waren nötig, um die gewaltige Beute hinauszukarren, zumdeist aus den Kirchen Arzdens geholt. „Wie hiervon berichten, mit einer von Tränen erstickten Stimme?“, fährt Matthäus fort, von den vielen abgeschlachteten Armeniern, die „ohne Gräber zurückgelassen“ und „Beute der Aas-Bestien wurden, dazu „der Exodus der Frauen … die mit ihren Kindern in die Sklaverei und zu ewiger Knechtschaft verurteilt wurden! Das war der Anfang der Unglücksserie Armeniens“, klagt der Chronist, „also hört diesem melancholischen Vortrag zu.“

Andere Zeitgenossen bestätigen die Zerstörung, die Arzden heimsuchte. „Wie ausgehungerte Hunde“, schreibt Aristakes (gest. 1080), ein Augenzeuge; die Türken „warfen sich auf unsere Stadt, umzingelten sie und drängten hinein, massakrierten die Männer und mähten alles nieder wie Schnitter in den Feldern, machten die Stadt zu einer Wüste. Ohne Gnade verbrannten sie alle, die sich in den Häusern und Kirchen versteckt hatten.“

Elf Jahre später, während der türkischen Belagerung von Sabastia (dem heutigen Sivas) im Jahr 1060 wurden 600 Kirchen zerstört und „viele [weitere] Jungfrauen, Bräute und Damen wurde in Gefangenschaft geführt.“ Ein weiterer Überfall auf armenisches Territorium erlebte „viele und zahllose Menschen, die [zu Tode] verbrannt wurden.“ Die Gräuel sind zu zahlreich, als dass Matthäus sie noch erzählen könnte und er resigniert in Klagen:

Wer kann das Geschehen und die ruinösen Ereignisse berichten, die über die Armenier kamen, denn alles war mit Blut bedeckt… Wegen der großen Zahl der Leichen stank das Land und ganz Persien war angefüllt mit unzähligen Gefangenen; so betrank sich die gesamte Nation der Bestien am Blut.

Dann belagerte von 1064 bis 1065 Tughrils Nachfolger, Sultan Mohammed bin Dawud Chagrhi – der Nachwelt als Alp Arslan bekannt, einer der meistgefeierten Helden der mordernen Türkei – Ani, die befestigte Hauptstadt Armeniens, damals eine große und bevölkerungsreiche Stadt. Das donnernde Bombardement der Belagerungsmaschinen Mohammeds ließ die gesamte Stadt erbeben und zahllose zu Tode erschrockene Familie werden in den Erinnerungen als zusammengedrängt und weinend beschrieben.

Einmal eingedrungen begannen die Türken – Berichten zufolge bewaffnet mit zwei Messern in jeder Hand und einem weiteren im Mund – „gnadenlos die Einwohner der Stadt abzuschlachten … und ihre Leichen aufeinander zu häufen… Unzählige und zahllose Jungen mit aufgeweckten Gesichtern und schöne Mädchen wurden zusammen mit ihren Müttern weggeschafft.“

Nicht nur etliche christliche Quellen dokumentieren die Plünderung der armenischen Hauptstadt – eine zeitgenössische hält bündig fest, dass Mohammed „durch Massaker und Feuer aus Ani eine Wüste machte“ – das tun auch muslimische Quellen, oft in apokalyptischen Worten: „Ich wollte die Stadt betreten und mit meinen eigenen Augen sehen“ erklärte ein Araber. „Ich versuchte eine Straße zu finden ohne über die Leichen gehen zu müssen. Aber das war unmöglich.“

So gewinnt man eine Vorstellung davon, wie die armenisch-türkischen Beziehungen begannen – fast ein Jahrtausend vor dem Völkermord an den Armeniern 1915 bis 1917. Die Türken setzten die Armenier in den Jahrhunderten dazwischen natürlich weit mehr aus – Sultan Abdulhamid massakrierte von 1894 bis1896 bis zu 300.000 Armenier im Namen des Islam – aber das sollte als kurzer Blick in die Vergangenheit reichen.

Ein heiliger Hass

Zwar sind menschliche Eroberungszüge so alt wie die Zeit selbst, aber warum war die anfängliche türkische Eroberung Armeniens derart überschwemmt mit überzogen grausamen Tagen? Die Antwort lautet, dass für die Türken und andere muslimische Völker die Eroberung „der anderen“ mit einem frommen Grundprinzip durchtränkt ist – einer Ideologie, die eine notwendige Zutat für sadistischen Hass und seinen natürlichen Höhepunkt ist: Völkermord. Juden und Christen wurde gelehrt, dass Mord und Vergewaltigung „Sünde“ ist, genau das nahm für die bereits raublustigen Türken eine edle und heilige Rolle an, solange ihre Opfer Nichtmuslime waren, was sie von Haus aus zu Feinden machte – „Ungläubige“, für die das islamische Recht fordert, dass sie getötet, unterworfen oder versklavt werden müssen.

So schrieb Gregory Palamas, ein Geistlicher, der von den Türken gefangen genommen wurde, 1354: „Sie leben vom Bogen, dem Schwert und Ausschweifungen, finden Vergnügen daran Sklaven zu nehmen, widmen sich Mord, Plünderung, Beute … und sie begehen nicht nur diese Verbrechen, sondern sie glauben sogar – was für eine Verirrung – dass Gott ihnen das absegnet!“ Die Armenier waren sich schon bewusst, was die türkische Feindschaft antrieb: „Sie griffen uns wegen unseres christlichen Galubens an und sie sind erpicht darauf den christlichen Glauben auszulöschen“, erklärte ein David, ein armenischer Stammesführer, seinen Landsleuten während der Invasionen der Muslim im elften Jahrhundert.

Genauso vielsagend ist, dass der brutalste Umgang immer für diejenigen reserviert war, die sichtbar ihr Christentum verkünden. Während der erwähnten Plünderung von Arzden „verbrannten die muslimischen Invasoren Priester, die sie in den Kirchen gefangen nahmen und metzelten diejenigen nieder, die sie außerhalb fanden. Sie gaben den nicht Toten Schweinefleisch-Stücke in die Hände, um uns zu beleidigen“ – Muslime halten das Schwein für unrein – „und machten sie zu Objekten von Gespött für alle, die sie sahen.“

Gleichermaßen wurden während der Einnahme von Ani Geistliche und Mönche „verbrannt, während andere bei lebendigem Leib von Kopf bis Fuß enthäutet wurden“, schreibt Matthäus. Jedes Kloster und jede Kirche – davor war Ani als „die Stadt der 1001 Kirchen“ bekannt – wurde geschändet und in Brand gesetzt. Ein eifersüchtiger Jihadist kletterte auf die Hauptkatedrale der Stadt „und riss das schwere Kreuz herunter, das auf der Kuppel stand und warf es zu Boden.“ Das aus reinem Silber gefertigte, zerbrochene, „mannshohe“ Kreuz – und jetzt symbolisch für die Macht des Islam über die Christenheit – wurde als Trophäe in das heutige Aserbaidschan geschickt, um dort eine Moschee zu schmücken.

Der Völkermord an den Armeniern und Religion

Trieb dieselbe frühe muslimische Feindschaft gegen „Ungläubige“ auch den Völkermord an den Armeniern 1917 bis 1917 an? Leider hat der Westen seit diesem Vorkommnis in der Regel durch eine einzige, säkulare Weltanschauung artikuliert, das einzig Faktoren wie Territorialstreit und Nationalismus berücksichtigt. Dieser Ansatz hat zwar einen gewissen Wert, projiziert aber auch ausnahmslos westliche Motivation auf enorm andere Völker und Projekte.

Tatsächlich war es die religiöse Identität der Armenier, die letztlich zum Völkermord an ihnen führte. Das wird von der oft übersehenen Tatsache unterstrichen, dass die Türken, zusammen mit der Tötung von 1,5 Millionen Armeniern im Ersten Weltkrieg auch schätzungsweise 750.000 Griechen und 300.000 Assyrer – alles Christen – systematisch massakrierten. So fragte ein Professor für Armenien-Studien rhetorisch: „Wenn er [der Völkermord an den Armeniern] eine Fehde zwischen Türken und Armeniern war, wie erklärt sich dann der gleichzeitig von den Türken an den christlichen Assyrern verübte Völkermord?“ Aus türkischer Sicht war das hauptsächliche Gemeinsame von Armeniern, Assyrern und Griechen, dass sie alle christliche „Ungläubige“ und daher existenzielle Feinde waren.

Der Völkermord als solcher kann als Höhepunkt des Jihad des Osmanischen Reichs gegen seine christliche Bevölkerung betrachtet werden. Nach Angaben des Buchs Year of the Sword: The Assyrian Christian Genocide [Das Jahr des Schwertes: Der assyrisch-christliche Völkermord] aus dem Jahr 2017 „wurde die Politik der ethnischen Säuberung von pan-islamischem und religiösem Fanatismus geschürt. Christen wurden als Ungläubige [kafir] betrachtet. Der Aufruf zum Jihad, am 29. November 1914 erlassen und aus politischen Gründen inszeniert, war Teil des Plans … sie zu kombinieren und über das Land der Christen hinwegzufegen und sie auszulöschen.“ So wie mit Armeniern und Greichen erzählen Augenzeugen-Berichte vom Ausstechen von Augen bei Assyrern und der Gruppenvergewaltigung ihrer Kinder auf Kirchenaltären – Kennzeichen von jihadistischem Sadismus. Nach Angaben von Schlüsseldokumenten war all dieses Teil eines „osmanischen Plan zum Auslöschen der Christen der Türkei“.

Was das Argument angeht, dass all diese völkermörderischen Gräueltaten, weil sie während des Ersten Weltkriegs stattfanden, letztlich ein Spiegel genau dessen waren – Krieg mit all seinen tödlichen Zerstörungen – so sieht die Realität anders aus. Krieg war nur ein Faktor, weil er für die Türken der Deckmantel war um das zu tun, was sie ohnehin schon lange tun wollten. Nach Beschreibung der Massaker als „administrativer Holocaust“ stellte Winston Churchill korrekt fest: „Die Gelegenheit [Erster Weltkrieg] bot die Lichtung des türkischen Bodens von einer christlichen Rasse.“ Oder mit den klaren Worten von Talaat Pascha, dem de facto-Führer des osmanischen Reichs während des Völkermords an den Armeniern von 1915 bis 1917: „Die Türkei nutzt den Krieg, um seine internen Feinde, d.h. die indigenen Christen, gründlich zu beseitigen, ohne dabei von äußerer Intervention gestört zu werden… Die Sache ist geklärt. Es gibt keine Armenier mehr.“

Der Krieg in Nargony-Karabach

Leider deuten aktuelle Ereignisse an, dass die Türken, weit davon entfernt Reue wegen des Völkermords an den Armeniern zu zeigen, diese immer noch mit völkermörderischer Absicht betrachten.

Im Oktober 2020 brach zwischen Armenien und seinem anderen muslimischen Nachbarn Aserbaidschan ein Krieg um das umstrittene Gebiet aus, das wir als Nagorny-Karabach kennen. Obwohl es tausende von Jahren armenisch und als Artsakh bekannt war und nach der Auflösung der UdSSR überwiegend armenisch blieb, wurde es Aserbaidschan zugewiesen, was Probleme verursachte und in dem aktuellen Krieg gipfelte. (Siehe: „15 Artsakh War Myths Perpetuated By Mainstream Media – 15 Kriegsmythen zu Artsakh, die von den Mainstream-Medien perpetuiert werden.)

Die Türkei schloss sich rasch ihren Religionsbrüdern in Aserbaidschan an und führte den Krieg gegen Armenien wohl sogar an, obwohl der Streit sie eindeutig nicht betraf. So fragte Nikol Paschinyan, Armeniens Premierminister, am 1. Oktober 2020 rhetorisch: „Warum ist die Türkei 100 Jahre nach der Auflösung des Osmanischen Reichs in den Südkaukasus zurückgekehrt?“ Seine Antwort: Um den Völkermord an den Armeniern fortzusetzen.“

Unter anderem finanzierte die Türkei „Jihadistengruppen“, die die Scharia duchsetzen, um den französischen Präsidenten Macron zu zitieren, die in Syrien und Libyen agiert hatten – einschließlich der Hamza-Division, die auf Seiten der Muslimbruderschaft steht und nackte Sexsklavinnen in Gefängnissen hielt – um die Armenier zu terrorisieren und abzuschlachten.

Einer dieser gefangenen Söldner gestand, dass ihm „eine monatliche Vergütung von $2.000 für den Kampf gegen die ‚Kafir‘ in Artsakh versprochen wurde, dazu 100 Dollar extra für jeden geköpften Kafir.“ (Kafir, oft als „Ungläubiger“ übersetzt, ist Arabisch für jeden Nichtmuslim, der es verfehlt sich dem Islam zu unterwerfen, was sie automatisch zu Feinden macht.)

Neben anderem ISIS-artigen Verhalten, das von dieser islamischen Söldner-Koalition aus Türken und Aserbaidschanern begangen wurde, folterten sie eine Intellektuelle, behinderte 58-jährige Frau bis zur Unkenntlichkeit, indem sie ihr sadistisch die Ohren, Hände und Füße abhackten, bevor sie sie schließlich hinrichteten. Ihre Familie konnte sie nur über ihre Kleidung identifizieren. Gleichermaßen zeigt Videomaterial getarnte Soldaten, die einen alten armenischen Mann überwätligen und zu Boden zwingen, der schreit und sie um Gnade anfleht, bevor sie ihm lässig die Kehle mit einem Messer durchschneiden. Bei einem Vorfall – und wie es im Verlauf der Zeiten unzählige Male geschehen ist – stand ein Jihadist auf einer armenischen Kirche, nachdem deren Kreuz abgebrochen wurde und brüllte triumphierend „Allahu Akbar“.

Zufälligerweise und wie man hätte erwarten können, teilt Aserbaidschen die islamische Feindlichkeit der Türkei gegenüber Armeniern. Nach Angaben eines Berichts vom 27. März 2021, wurden im Verlauf von nur zwei Wochen mindestens drei armenische Kirchen in der Region Nagorny-Karabach verwüstet oder zerstört – obwohl im November ein Waffenstillstand erklärt wurde. Videoaufzeichnungen zeigen aserbaidschanische Truppen, die eine der Kirchen betraten, lachten, spotteten, traten und darin befindliche christliche Gegenstände verunstalteten, darunter ein Fresko des letzten Abendmahls. Die Flagge der Türkei taucht auf den Uniformen aserischer Soldaten auf, was diesen Staat weiter hineinzieht. Als sie herankommen, sagt einer der Soldaten: „Lasst uns jetzt in die Kirche gehen, dort werde ich Namaz verrichten.“ Namaz ist ein Bezug auf muslimisches Gebet; wenn Muslime in nichtmuslimischen Tempeln beten, werden diese Tempel sofort zu Moscheen. In Reaktion auf dieses Video veröffentlichte Arman Tatoyan, ein armenischer Menschenrechtsaktivist, eine Erklärung:

Der Präsident Aserbaidschans und die Obrigkeit des Landes haben seit Jahren eine Politik des Hasses, der Feindschaft, ethnischen Säuberung und des Völkermords gegenüber Armenien, die Bürger von Armenien und dem armenischen Volk eingeführt. Die türkische Obrigkeit hat dasselbe getan oder offen zur selben Politik ermutigt.

Zum Beispiel sagte er, dass Aserbaidschans Präsident Alijew Anfang März stolz erklärte: „Die junge Generation ist mit Hass auf den Feind aufgewachsen“. Mit Feind meinte er Armenier.

Ein angeborener Hass

Der erwähnte Hass, der immer ein Vorläufer von Völkermord ist, ist in der modernen Türkei überall offensichtlich. Man muss nur der religiös aufgeladenen Tirade eines Türken dazu zuzuhören, dass alle Armenier „Hunde“ sind und dass jeder, der in der Türkei gefunden wird, für eine Idee abgeschlachtet werden sollte:

Was macht ein Armenier in meinem Land? Entweder der Staat wirft sie raus oder wir töten sie. Warum lassen wir sie leben? … Wir werden sie abschlachten, wenn es an der Zeit ist… Das hier ist türkischer Boden. Wie können wir osmanische Enkel sein? … Das Volk der Türkei, das Ehre, Würde hat und Allah muss die Köpfe der Armenier in der Türkei abschneiden. Es ist für jeden unehrenhaft einen Armenier zu treffen und ihn nicht zu töten… Wenn wir Menschen sind, lasst uns das tun – lasst es uns für Allah tun… Jeder, der  zuhört: Wenn du Allah liebst, bitte verbreite dieses Video von mir an alle…

Genauso sagte eine Frau in Antwort auf eine Frage, die zufällig befragte Passanten in der Türkei auf der Straße gestellt wurde– „Wenn Sie etwas ungestraft tun können würden, was würden Sie tun?“ – vor der Videokamera: „Was ich tun würde? 20 Armenier köpfen.“ Dann blickte sie direkt in die Kamera und lächelte, wobei sie mit dem Kopf nickte.

Mancher dürfte argumentieren, dass diese beiden genannten Beispiele nur Indizien sind – heißt, sie spiegeln türkische Wut, die durch den Konflikt zwischen Armenien und Aserbaidschan herbeigeführt wurde. Aber wenn das der Fall wäre, was hat das mit der Tatsache zu tun, dass der türkische Hass und Gewalt gegen Armenier Jahre vor den Nagorny-Karabach-Konflikt zurückreicht?

Beachten Sie ein paar Beispiele – die alle vor dem aktuellen Konflikt auftraten und daher keine Verbindung dazu haben – ohne besondere Sortierung:

2013 wrude eine 85-jährige Armenierin in ihrer Wohnung in Istanbul erstochen. Nur für den Fall, dass irgendjemand das Motiv missverstehen könnte, ritzte der türkische Mörder ein Kreuz in ihre nackte Leiche. Nach Angaben des Berichts „markiert dieser Angriff den fünften auf alte armenische Frauen (eine hat ein Auge verloren) in den letzten zwei Monaten.“ In einem Fall wurde eine achtzigjährige armenische Frau von einem maskierten Mann auf den Kopf geboxt und, nachdem sie auf den Boden kollabierte, wiederholt getreten.

Am Sonntag, 23. Februar 2019 wurden drohende Graffiti-Botschaften auf der Haupteingangstür der Armenischen Kirche der Heiligen Mutter Gottes in Istanblu gefunden. Das armenische Patriarchat von Konstantinopel sagte in einer Erklärung: „Es wurden rassistische und Hass-Reden sowohl in Englisch als auch in Arabisch geschrieben, die sagte: Ihr seid erledigt!“ Ein armenisches Parlamentsmitglied twitterte: „Jedes Jahr werden jede Menge Hass-Attacken gegen Kirchen und Synagogen ausgeführt. Nicht nur die Täter, sondern auch die Menschen, die hinter ihnen stehen, sollten angesprochen werden. Vor allem sollte die Politik, die den Hass produziert, beendet werden.“

Im August 2020 wurden ein armenischer Friedhof und eine Kirche geschändet. Nach Angaben des Berichts „wurden die Überreste aus den Gräbern geholt und die Knochen der Verstorbenen wurden überall verstreut“ (hier gibt es Bilder).

Am 22. Mai 2020 kletterte ein Mann am hellichten Tag auf den Zaun einer historischen armenischen Kirche in Istanbul, riss ihr Metallkreuz ab und warf es zu Boden, was auf einem Überwachungsvideo eingefangen wurde. Zwei Wochen zuvor brach ein weiterer Türke in die Heiligkreuz ein, eine historische armenische Kathedrale in der Osttürkei; er sagte die adhan auf – das islamische Gebet, das traditionell von Moscheen ausgerufen wird, durchsetzt mit „Allahu Akbar“-Rufen.

An diesem Punkt scheint es zunehmend so, dass, wenn es den völkermörderischen Hass der Türkei auf Armenier betrifft, Religion nicht nur ein Faktor ist, sondern der entscheidende Faktor. Dies zeigt sich offensichtlich darin, dass so, wie die Türkei einen Völkermord gegen andere Christen außer den Armeniern beging – insbesondere Griechen und Assyrer – sich auch die zeitgenössische türkische Feindschaft gegen alle Christen, nicht nur Armenier, richtet. Bedenken Sie die folgenden Beispiele, die nichts mit Armeniern zu tun haben und die vor dem Nagorny-Karabach-Konflikt auftraten.

2009 brach eine Gruppe junger Türken – darunter der Sohn eines Bürgermeisters – in einen Bibelverlag in Malatya ein. Sie fesselten seine drei christlichen Angstellten, folterten sie sadistisch Stunden lang und schlachteten sie schließlich ab; einer von ihnen war Deutscher. „Wir machten das nicht für uns, sondern für unsere Religion“, sagte einer der Beschuldigten später. „Lasst das den Feinden unserer Religion eine Lehre sein.“ Sie wurden später alle aufgrund einer Formalität freigelassen.

Ende 2019 stach ein 16-jähriger muslimischer Junge einem koreanischen christlichen Evangelisten mehrmals ins Herz; der 41 Jahre alte Ehemann und Vater starb kurz darauf. Monate zuvor wurde ein „86 Jahre alter Grieche in seinem Haus mit gefesselten Händen und Füßen ermordet aufgefunden“; Berichten zufolge wurde er „gefoltert“.

2019 schlugen zwei muslimische Männer einen christlichen Teengar auf der Straße, nachdem sie feststellten, dass er ein Kruzifix um den Hals trug. Die Protestantische Kirchenvereinigung sagte in Reaktion drauf: „Dieser Angriff ist das Ergebnis des zunehmenden Hasses auf Christen in der Türkei. Wir laden Regierungsvertreter ein gegen Hassreden zu handeln.“

Viel üblicher als die gezielten Schläge gegen oder das Töten von Christen – aber nicht weniger repräsentativ für den Hass – sind Angriffe, die mit Kirchen zu tun haben. Als ein Mann 2018 das Feuer auf die katholische Kirche der Heiligen Maria in Trabzon eröffnet, war das nur der jüngste von mehreren Anschlägen auf diese Kirche. Nur Wochen zuvor wurde eine improvisierte Bombe in ihren Garten geworfen; 2016 verwüsteten „Allahu Akbar“ brüllende Muslime die Kirche, auch mit Vorschlaghämmern; 2011 wurde die Kirche ins Visier genommen und wegen ihrem sichtbaren Kreuz bedroht; und 2006 wurde ihr katholischer Priester, Andrea Santoro, erschossen, während er beim Gottesdienst betete.

Ebenfalls mit „Allahu Akbar“-Rufen und „für die Al-Aqsa-Moschee wird Rache genommen“ warf ein weiterer Muslim 2015 einen Molotowcocktail auf die orthodoxe Kirche Aya Triada in Istanbul, was sie teilweise in Brand setzte. Bei einem weiteren Vorfall schlugen und traten 2016 vier Türken an die Tür der Agape-Kirche in der Schwarzmeer-Region – wieder mit „Allahu Akbar“-Rufen, mit denen sie ihre jihadistischen Motive bewiesen.

2014 störte eine zufällige Bande einen Taufgottesdienst in Istanbul. Sie drängten sich in die Kirche, brüllten Obszönitäten; einer bedrohte mit einem Messer die Anwesenden. „Das ist nicht das erste Mal und es wird nicht das letzte Mal sein“ antwortete ein lokaler Christ.

Ende 2019 waren Christen in der Kirche des Heiligen Paulus in Antalya versammelt; ein Mann, der Beleidigungen brüllte und die Gottesdienstbesucher physisch bedrohte, sagte, er würde „großes Vergnügen daran haben Christen zu vernichten, da er sie als eine Art Parasitentum an der Türkei betrachtete“.

Einer der alarmierendsten Vorfälle ereignete sich 2015: Volle 15 Kirchen erhielten Morddrohungen wegen „Leugnung Allahs“. „Pervertierte Ungläubige“, hieß es in einem Schreiben, „Die Zeit, da wir eure Hälse treffen, kommt bald. Möge Allah die Ehre und das Lob erhalten.“ „Drohungen sind für die protestantische Gemeinde, die in diesem Land lebt, nichts Neues; sie wollen ihrer Kinder hier groß ziehen“, kommentierte ein Kirchenleiter.

Im März 2020 wurden auf nur einem christlichen Friedhof in Ankara rund 200 zerstörte Grabsteine gefunden. Getrennt davon, aber etwa zur gleichen Zeit, zerbrachen Schänder ein Kreuz vom Grab einer kürzlich verstorbenen Katholikin; nur Tage davor wurde ihr Beerdigungsgottesdienst von „Allahu Akbar“-Schreien unterbrochen.

Bei der Diskussion all dieser Anschläge auf alles und jedes Christliche – Menschen, Gebäude und sogar Gräber – machte der türkische Journalist Seyfi Genç dafür ein „Milieu des Hasses“ verantwortlich:

Aber dieses hasserfüllte Umfeld kam nicht aus dem Nichts. Die Samen dieses Hasses werden verbreitet, angefangen in Grundschulen, über vom nationalen Bildungsministerium gedruckte Bücher, die Christen als Feinde und Hochverräter darstellen. Die Indoktrination geht über Zeitungen und Fernsehsender weiter, die auf einer Linie mit der Staatspolitik liegen. Und natürlich schüren die Predigten in Moscheen und das Gerede in Kaffeehäusern diesen Hass weiter.

All das ist eine Erinnerung daran, dass die Hauptzutat – religiös inspirierter Hass – die zum Völkermord an Christen (Armeniern, Griechen, Assyrern) von 1915 bis 1917 führte, nicht nur gesund und munter ist, sondern zunimmt – und zweifellos darauf wartet umgesetzt zu werden, sobald sich die nächste Gelegenheit bietet.

In seiner Stellungnahme zum Gedenktag an den Völkermord an den Armeniern am 24. April 2021 sagte Präsident Biden: „Jedes Jahr an diesem Tag gedenken wir den Leben all derer, die in der osmanischen Zeit beim Völkermord an den Armeniern starben und verpflichten uns erneut zu verhindern, dass solch eine Gräueltat jemals wieder geschieht.“ [Hervorhebung hinzugefügt]

Das klingt zwar vielversprechend, aber bis die Zeit kommt, dass die Wurzel des Völkermords an den Armeniern – die Wurzel für die anhaltende Verfolgung hunderter Millionen von Christen heute –erkannt und angegangen wird, müssen alle derartigen Behauptungen der Wachsamkeit als bloßes Theater betrachtet werden.

übersetzt von heplev


Autor: heplev
Bild Quelle: Screenshot


Freitag, 29 Oktober 2021

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