Wird der Islam den Islamismus überleben?

Wird der Islam den Islamismus überleben?


Immer mehr Muslime fürchten eine radikale Version des Islam und lehnen sie ab

Wird der Islam den Islamismus überleben?

Von Prof. Daniel Pipes, Washington Times

Die islamistische Bewegung, die mittelalterliches islamisches Recht anwenden und ein weltweites Kalifat aufbauen will, hat sich im letzten halben Jahrhundert stark ausgeweitet. Aber sie sieht sich heute einer beträchtlichen und zunehmenden Gegenbewegung gegenüber, besonders in mehrheitlich muslimischen Ländern. Beflügelt von Schocks wie dem Fall Kabuls fürchtet eine zunehmende Anzahl Muslime diese radikale Version des Islam und lehnt sie ab. Die Wahrnehmung des antiislamistischen Anstiegs ist weitgehend auf direkt Beteiligte beschränkt, verdient es aber weit besser bekannt zu werden.

Der Antiislamismus besteht aus vier sich ergänzenden Elementen. Vom Stillsten zum Radikalsten handelt es sich um: den moderaten Islam, Areligiosität, Glaubensabfall und Konversion zu anderen Religionen. Alle sind international präsent, aber um sie zu veranschaulichen werde ich mich in jedem Fall auf ein Schlüsselland des Nahen Ostens konzentrieren: moderater Islam in Ägypten, Areligiosität in der Türkei, Atheismus in Saudi-Arabien und Konversion im Iran.

Mäßigung: Hosni Mubaraks 30-jähriger Polizeistaat kam den Islamisten derart durchgehend entgegen, dass die Ägypter sich nicht gegen sie zu wehren wagten. Sein Sturz 2011 erlaubte endlich offen seine Ansichten zu äußern, was die einjährige islamistische Herrschaft von Mohammed Morsi weiter wachrüttelte. Die Ergebnisse sind übertrieben antiislamistisch, wie an Angriffen auf scheinbar der Muslimbruderschaft angehörende Männer genauso sehen kann wie an den Hijab ablegende Frauen und die immense Beliebtheit vernichtend antiislamistischer Persönlichkeiten wie Islam al-Behairy, Ibrahim Issa, Mukhtar Jom'ah, Khaled Montaser und Abdallah Nasr. Sogar Präsident Abdel-Fattah al-Sisi, ein ehemaliger Sympathisant der Islamisten, ist diesen moderaten Empfindungen entgegengekommen.

Areligiosität: Der islamistische Präsident der Türkei, Recep Tayyip Erdoğan, hat die Politik des Landes mit dem Ziel eine "fromme Generation" aufzuziehen seit 2002 dominiert. Aber jüngere Türken übernehmen nicht-islamische Gebräuche. Forschungs-Umfragen von Volkan Ertit stellten fest, dass das Heilige weniger Einfluss auf Dinge wie den Glauben an übernatürliche Wesen, die die Körperform verratende Kleidung, voreheliches Flirten, unehelichen Sex und Homosexualität hat. Ein Bericht der Regierung dokumentierte den Anreiz des Gottesglaubens bei religiösen Schülern. Eine Umfrage von WIN/Gallup von 2012 stellte fest, dass "nicht religiöse" Personen 73 Prozent der Bevölkerung der Türkei stellen (der höchste Anteil der 57 befragten Länder).

Abfall vom Glauben: In Saudi-Arabien verbreitet sich die Ablehnung des Islam "wie ein Lauffeuer", sagte ein saudischer Flüchtling. Die Umfrage von WIN/Gallup stellte fest, dass "überzeugte Atheisten" 5 Prozent der Bevölkerung in Saudi-Arabien ausmachen, dieselbe Quote wie in den Vereinigten Staaten. Die Monarchie hat auf zwei Weisen reagiert. Erstens duldete Kronprinz Mohammed bin Salman zum Teil solche Ansichten, indem er das Land für viele moderne Gepflogenheiten öffnete. Zweitens verkündete er Terrorbekämpfungs-Vorschriften, die "Aufruf zu atheistischem Denken in jeder Form oder das Infragestellen der Grundlagen der islamischen Religion, auf der dieses Land basiert" bestrafen. Ja, die Monarchie bekämpft Atheismus mit Terrorbekämpfungs-Vorschriften.

Konversion: Der Analyst Shay Khatiri schreibt über den Iran: "Der Islam ist die am schnellsten schrumpfende Religion..., während die Christenheit die am schnellsten zunehmende ist." Das Christian Broadcasting Network geht weiter und behauptet: "Das Christentum nimmt in der Islamischen Republik Iran schneller zu als in jedem anderen Land der Welt." David Yeghnazer von Elam Ministries stellt fest: "Die Iraner sind das für das Evangelium offenste Volk geworden." Ein früherer Muslim, der jetzt ein evangelischer Geistlicher ist, sagt: "Wir finden uns in der Situation wieder, dass wir uns etwas gegenüber sehen, das mehr ist als ein Übertritt zum christlichen Glauben. Es handelt sich um einen Massenexodus aus dem Islam." Lela Gilbert und Arielle Del Turco berichten, dass die Mullahs das Christentum als "existenzielle Bedrohung" ihrer Herrschaft betrachten. Reza Safa sagt voraus, dass der Iran das erste mehrheitlich muslimische Land sein wird, das sich zum Christentumb bekehrt. In Bestätigung dieser Trends drückte der iranische Geheimdienstminister Mahmud Alavi öffentlich Befürchtungen über Muslime aus, die zum Christentum konvertieren.

Einige Beobachtungen zu dieser antiislamistischen Welle:

Sie scheint sich auf mehrheitlich muslimische Länder zu beschränken; bei muslimischen Minderheiten, besonders im Westen, nimmt der Islamismus weiter zu.

Entgegen den Verschwörungstheorien ist das fast ausschließlich das Ergebnis interner Entwicklungen unter Muslimen; Nichtmuslime haben eine eingeschränkte Unterstützerrolle. Wie immer entscheiden Muslime selbst über ihr Schicksal.

Antiislamisten stehen Islamisten in Sachen von Glauben, Familie, soziale Beziehungen, Politik und darüber hinaus fast diametral entgegen. Unter anderen Folgen tendieren Freidenker und Ex-Muslime dazu äußerst pro-westlich, pro-amerikanisch und pro-Israel zu sein.

Erwarten Sie, dass antiislamistische Wellen in Nigeria, Bangladesch und Indonesien auftreten, weil islamische Trends im Nahen Osten beginnen und dann nach außen wandern.

So treibt der Islamismus ungewollt Muslime vom Islam weg und erschüttert möglicherweise die Grundlagen des Glaubens. Ein christlicher Sender behauptet sogar, dass "der Zugriff des Islam auf die muslimischen Menschen zerfallen ist". Radikaler Utopismus hat die zweitgrößte Religionsgemeinschaft der Welt in eine verborgene, aber schwere Krise mit schwankenden Ergebnissen getrieben.

 

Übersetzt von H. Eiteneier


Autor: Prof. Daniel Pipes
Bild Quelle: Suwaif, CC BY-SA 2.0 , via Wikimedia Commons


Freitag, 19 November 2021

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