Südafrikas offiziellem Antisemitismus entgegentreten

Südafrikas offiziellem Antisemitismus entgegentreten


Das Wort „Apartheid“ ist der Schlüssel für das Verständnis, warum Südafrika, das sich als empfänglich für den Kerninhalt erwiesen hat, Israel habe kein Recht auf eine souveräne, unabhängige Existenz, darin heftiger ist als die USA, Großbritannien, Australien und der Großteil Europas und sogar Teile der islamischen Welt.

Südafrikas offiziellem Antisemitismus entgegentreten

Von Ben Cohen, Israel haYom, 14. August 2022

In keinem anderen demokratischen Land der Welt hat Antizionismus diese Art von Mainstream-Erfolg genossen wie in Südafrika.

Bedenken Sie, dass Israels jüngsten Militärschlägen gegen Positionen des Palästinensischen Islamischen Jihad (PIJ) im Gazastreifen im Großen und Ganzen das Ausmaß internationaler Verurteilung erspart geblieben ist, die frühere israelische Einfälle normalerweise begleitet haben. Zum Teil ist das so, weil die Welt jede Menge anderer Dinge hat, wegen denen sie sich Sorgen machen muss, so den Krieg in der Ukraine, harte Inflation und eine sich abzeichnende Treibstoffkrise im Winter, besonders in den Ländern, die von russischer Energieversorgung abhängig sind.

Dem ist auch so, weil die israelischen Sicherheitskräfte ihre Operation im Zeitraum von drei Tagen abgeschlossen hatten, was uns einen langwierigen Nachrichten-Kreislauf ersparte, der von Bildern aus dem Gazastreifen neben der unvermeidlichen Begleitung durch „Free Palestine“-Demonstrationen dominiert ist, was während des elftägigen Konflikts zwischen Israel und der Hamas im Mai 2021 zum Ergebnis hatte, dass jüdische Zuschauer in Städten in aller Welt verprügelt und malträtiert wurden.

Südafrika hingegen war eine Ausnahme. Als die „Operation Tagesanbruch“ zu Ende ging, gab der herrschende Afrikanische Nationalkongress (ANC) eine Erklärung aus, die die internationale Gemeinschaft aufforderte „zu intervenieren und die aktuellen und ständigen Angriffe durch das Apartheit-Israel auf das Volk von Palästina zu beenden“ – im Wesentlichen ein Aufruf an die Staaten der Welt die Waffen gegen den einzigen jüdischen Staat des Planeten aufzunehmen. Das entsprach sehr der Reaktion Südafrikas zu den Feindseligkeiten vom Mai 2021, als sogar Präsident Cyril Ramaphosa, dessen Name normalerweise nicht auf der Liste der Israelhasser im ANC geführt wird, einem französischen Sender sagte, Israels Handeln erinnere ihn an die Zeit der Apartheid in seinem eigenen Land.

Das Wort „Apartheid“ ist der Schlüssel dazu, dass Südafrika – mehr als die USA, Großbritannien, Australien und der Großteil Europas und sogar Teile der Islamischen Welt – so empfänglich für die Kernbehauptung ist, Israel habe kein Recht auf eine souveräne, unabhängige Existenz. Apartheid – das System der Rassentrennung und ungleichen Entwicklung, das in Südafrika den größten Teil des 20. Jahrhunderts vorherrschte – stellte sicher, dass eine weiße Minderheit von 10% mit eiserner Faust über eine schwarze Mehrheit von 90% herrschte, sie in übervölkerte Townships sperrte, ihnen Wahlteilnahme verweigerte, ihr Recht auf Bildung stark einschränkte und Ehen bzw. Beziehungen zwischen Angehörigen verschiedener Rassen verbot.

Die Tatsache, dass es in Israel keine ähnlichen Gesetze gibt, hat den ANC, der wie viele Antikolonialbewegungen in der sich entwickelnden Welt die Sache der Palästinenser während des Kalten Krieges annahm, nicht davon abgehalten ihnen die Lizenz für das Wort „Apartheid“ zu überlassen. Der ANC glaubt – und hat viele gewöhnliche Südafrikaner davon überzeugt das zu glauben – dass Israel eine Kopie des alten, nicht beweinten Apartheid-Regimes ist und dass seine jüdischen Bürger, die von allen Enden der Welt stammen, identisch mit den Buren-Siedlern aus Holland sind, die im 19. Jahrhundert ihr Land kolonisierten.

Wie es beim Antizionismus immer der Fall ist, beschränkt sich die Feindseligkeit nicht auf  Israel als Staat und Instanz, sondern weitet sich darauf aus Juden allgemeiner ins Ziel zu nehmen. Letzte Woche veröffentlichte eines der populärsten Nachrichtenorgane Südafrikas ein schnörkellos antisemitisches Op-Ed, das säuberlich demonstriert, wie einfach es ist traditionellen Antisemitismus in vorgeblich progressive Sorgen wegen Rassenungerechtigkeit zu übertragen.

Es gab im Denken des Op-Ed-Autors – eines Akademikers namens Oscar van Heerden – keinen Zweifel, dass Israel nicht nur Apartheid praktiziert, sondern einen naziartigen Völkermord an den Palästinensern begeht. Einfache Mathematik zeigt, wie widersinnig diese Behauptung ist – 1948 gab es etwa 1,2 Millionen palästinensische Araber, während ihre Zahl 2022 fast 5 Millionen betrug – aber das eigentliche Problem ist hier die Art, in der die Behauptungen einer eliminatorischen Ideologie als unangefochtene Tatsachen angeführt werden.

Wenn er antisemitische Sprachbilder befördert, führt van Heerden regelmäßig den israelischen antizionistischen Journalisten Gideon Levy an, dessen Argumente oft solchen Kommentatoren Schutz geben, die bemüht sind Antisemitismus-Vorwürfe zu parieren. Uns wird folglich erzählt, wie von Levy, dass das „jüdische Volk eine tiefsitzende Überzeugung hegt, es sei das auserwählte Volk, von Gott selbst erwählt. Und als ‚heiliges Volk‘, das einen Bund mit Gott hat, kann es nichts Falsches tun, wenn es seinen Namen verkündet und anderen ein Licht ist.“

Die Verfälschung des Konzepts des „erwählten“ Volks als Doktrin jüdischer ethno-rassischer Überlegenheit ist schon lange Teil des antizionistischen Arsenals gewesen, das antisemitische Falschmeldungen fördert, um zu argumentieren, die Juden und ihre Kultur selbst seien rassistisch. Anders als Levy zitiert van Heerden weder eine andere Quelle für seine Behauptung, noch für die von ihm erhobenen, damit verbundenen absonderlichen Ansprüche, darunter der Kommentar, wiederum Levy folgend: „Wenn du nur an der Oberfläche eines jeden Juden in Israel kratzt, wirst du feststellen, dass sie die Palästinenser nicht als menschliche Wesen betrachten und daher ist jedes vorgelegte Argument bezüglich des Respekts der Menschenrechte der Palästinenser hier nicht anzuwenden, weil sie keine menschlichen Wesen sind und somit als solche behandelt werden müssten.“ Später erzählt er uns, die Israelis „können oder werden nicht zugeben, dass das, was sie tun, sich nicht von genau diesen Nazis unterscheidet, die so treffend von [Adolf] Eichmann repräsentiert wurden“.

Der grundlegende Punkt ist, dass van Heerdens Op-Ed kein Ausreißer ist; was er hier über Israel sagt, unterscheidet sich kaum von dem, was Südafrikas Machthaber zu sagen haben. Bis zu ihrem verfrühten Krebstod im letzten Monat war Jessie Duarte, die stellvertretende Generalsekretärin des ANC, wohl die südafrikanische Führerin, die sich am stärksten der hetzenden Rhetorik gegen Israel und Juden hingegeben hat; sie ging so weit, während einer Demonstration im Mai 2021 vor der israelischen Botschaft in Pretoria zu erklären: „Wenn wir diesen Imperialismus in Israel nicht aufhalten, werden sie eines Tages nach Afrika ziehen und anfangen unser Land hier zu enteignen.“

Diesen vergifteten Vorstellungen begegnet man rund um die Welt, aber selten bei gewählten Führern. Allerdings hat der Enthusiasmus des ANC Israel als Apartheidstaat zu denunzieren die Gemüter seiner Anhänger für Antisemitismus als progressive Ideologie geöffnet – die einst, in einem anderen Zusammenhang, der „Sozialismus der dummen Kerls“ genannt wurde.

Die internationale Gemeinschaft, die zurecht Südafrikas Übergang von einer rassistischen Regierung zu einem multirassischen Staat unterstützt hat, darf vor dem vom ANC beförderten antizionistischen Antisemitismus nicht länger die Augen verschließen. Besonders die USA und die Europäische Union müssen die Südafrikaner daran erinnern, dass solche Rhetorik missbilligt wird und sie müssen jede derartige Äußerung durch die Führung des Landes öffentlich verurteilen.

Unsere Bewunderung für den Kampf gegen die Apartheid, verbunden mit unserem Wissen über das von den schwarzen Südafrikanern erduldete Leid unter diesem System, hat uns vielleicht zurückhaltend gemacht die aktuelle Führungsgeneration zu kritisieren. Das darf nicht länger so sein.


Autor: Heplev
Bild Quelle:


Dienstag, 30 August 2022

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