„Graue Wölfe“ Bewegung im Internet: Hasserfüllt & menschenverachtend

„Graue Wölfe“ Bewegung im Internet: Hasserfüllt & menschenverachtend


Hasserfüllt und menschenverachtend zeigen sich Anhänger der rechten, ultranationalistischen türkischen Ülkücü-Bewegung, der sogenannten „Graue Wölfe – türk. Bozkurt“ in einer Vielzahl von Videofilmen, die sie bevorzugt auf YouTube veröffentlichen. Der Aufsatz „Internetaktivitaten der Grauen Wölfe“ zeichnet ein Bild dieser verfassungsfeindlichen Propaganda, die sich gegen Kurden, Juden, Amerikaner sowie die gesamte westliche Welt richtet.

Die Ülkücü-Bewegung – auch „Graue Wölfe – türk. Bozkurt“ genannt – ist dem türkischen rechts-extremistischen Spektrum zuzurechnen. Der „Graue Wolf“ ist eine Figur aus dem vorislamischen Entstehungsmythos der türkischen Stämme. Die Bewegung verfügt in NRW über etwa 70 Vereine und hat ihre Präsenz im Internet in den vergangenen Jahren deutlich ausgebaut. Sie nutzt intensiv Webseiten, Blogs und Portale zur Selbstdarstellung sowie zur Verbreitung ihrer nationalistischen, rassistischen und Gewalt verherrlichenden Ideologie. Dabei dient das Internet zunehmend als virtuelles Betätigungsfeld. Bei Internetrecherchen fielen immer wieder Audios und Videos der Bewegung auf, in denen unverhohlen zur Gewalt gegen Andersdenkende aufgerufen wird.

Türkentum und Islam

Die Ülkücü-Bewegung ist hierarchisch organisiert und auf den „Basbug“ (den Führer) hin ausgerichtet. Der 1917 auf Zypern geborene und 1997 in Ankara gestorbene Alparslan Türkes wird als „ewiger Führer“ der Bewegung verehrt. Ein Kernelement der Ülkücü-Ideologie ist die Verherrlichung des „Türkentums“. Aber auch der Islam wird als identitätsstiftend betrachtet. Er gilt als untrennbarer Teil der türkischen Kultur. „Islam ist unsere Seele, Türkentum ist unser Leib“, ist ein gängiger Ausspruch unter den Ülkücü-Anhängern. Dennoch spielt die Bezugnahme auf den Islam in den Verlautbarungen der Ülkücü-Bewegung eine eher untergeordnete Rolle. Der Islam ist der Ideologie zufolge zwar Bestandteil und Ergänzung der türkischen Identität, er wird jedoch als eine dem Türkentum untergeordnete Komponente wahrgenommen. So ist die Religionsauffassung der Bewegung auch in erster Linie eine „türkisch-islamische“. Das Hauptziel der Ülkücü-Bewegung ist die weltweite Vereinigung der Türken in einem fiktiven Land „Turan“, das sich vom Balkan bis zur „Behringstraße“ erstreckt. Es sind Züge einer irredentistischen 2 Ideologie erkennbar, wonach möglichst alle Vertreter einer bestimmten – hier der türkischen – Ethnie in einem einheitlichen Staat Turan zusammengeführt werden sollen.

(1) Türkisch für „Idealisten“ – (2) Irredentismus ist die Ideologie jeder politischen Bewegung, die danach strebt, die abgetrennten Gebiete mit einer nationalen Minderheit und verwandten Ethnien wieder dem Vaterland anzuschließen. Dieses Motiv durchzieht die Webseiten der Anhänger der Ülcücü-Bewegung wie ein roter Faden: Turanistische bzw. pantürkistische Inhalte sowie der Begriff „Türk Dünyasi“ (die türkische Welt) sind neben den Hauptsymbolen der Bewegung wie dem „Grauen Wolf“ und den „Drei Halbmonden“ auf fast allen Webseiten, Blogs und Pattformen zu finden, die der Bewegung zuzurechnen sind.

Innere und äußere Feinde

Das Weltbild der Ülkücü-Anhängerschaft ist von einem rigiden Freund-Feind-Denken geprägt und einfach strukturiert. Es herrscht die Auffassung, die Menschheit sei in Freunde und Feinde des„Türkentums“ aufgeteilt. Zu den wenigen Freunden gehören u. a. die Tschetschenen 3. Es gibt viele einschlägige Ülkücü-Websites, die offen die Tschetschenen unterstützen.

(3) Es gibt in der heutigen Türkei viele Tschetschenien-stämmige Türken. Sowohl islamisch und islamistisch orientierte Gruppierungen als auch die ebenfalls unter den turksprachigen Völkern wie Aserbaidschanies agierenden Graue Wölfe konkurrieren um die Angehörigen dieser als kämpferisch, mutig und religiös-konservativ bekannten ethnische Gruppe. Es wird zwischen inneren und äußeren Feinden des Türkentums unterschieden. Zu den „inneren Feinden“ zählen Kurden, Aleviten, Armenier und innenpolitische Gegner, insbesondere die Regierungspartei AKP sowie die Freimaurer. Zu den „äußeren Feinden“ werden Juden, Amerikaner, Russen, Chinesen und Europäer gezählt. Bei der Auswahl von Feindbildern sind neben politischen auch rassistische Motive ausschlaggebend. Innerhalb der Ülkücü ist bis heute eine rassistische Strömung feststellbar, die auf den Ideologen Nihal Atsiz zurückgeht. Seine Hauptthese war die Überlegenheit der türkischen über alle anderen Rassen.

In einem Testament an seinen Sohn formulierte er am 4. Mai 1941 Folgendes: „Die Juden sind die verdeckten Feinde aller Nationen. Die Russen, Chinesen, Perser und Griechen sind unsere historischen Feinde. Die Bulgaren, Deutschen, Italiener, Engländer, Franzosen, Araber, Serben, Kroaten, Spanier, Portugiesen, Rumänen sind unsere neuen Feinde. Die Feinde von Morgen sind die Japaner, Afghanen, und Amerikaner. Die Armenier, Kurden, Tscherkessen, Abazen, Bosniaken, Albaner, Pomaken, Lazen, Lezgier, Georgier und Tschetschenen sind unsere inneren Feinde. Um gegen so viele Feinde zu kämpfen, muss man sich gut vorbereiten. Der Allmächtige möge Dir helfen“! Während in der heutigen Ülkücü-Bewegung aufgrund politischer Entwicklungen ethnische Gruppen wie Tschetschenen und Bosniaken zu Freunden geworden sind, wurden alte Feindbilder beibehalten. Die Liste der Feindbilder variiert jedoch je nach aktueller politischer Lage. Typisch für die Ülkücü-Bewegung ist darüber hinaus, dass Feinbilder miteinander vermischt werden. Angesicht des Gaza-Konflikts werden sowohl Juden als auch Amerikaner, Europäer und Kurden für das Schicksal der Palästinenser verantwortlich gemacht und die Türken als Retter dargestellt. Zunehmend wird die „Christliche Welt“ als Gegenbild der „gerechten türkischen Welt“ dargestellt und als „Kollaborateur des grausamen Judentums“ beschimpft.

Verschwörungstheorien und Homophobie

Die Ülkücü-Bewegung bedient sich darüber hinaus diverser Verschwörungstheorien, die als Erklärungsmuster für alle möglichen negativen Ereignisse und Entwicklungen weltweit dienen. So sind Anhänger der Bewegung beispielsweise der Überzeugung, dass ihre „inneren“ und „äußeren Feinde“ stets darauf bedacht seien, das Türkentum zu diskreditieren und ihm zu schaden. Homophobie, d.h. die Feindseligkeit gegen Homosexuelle, ist unter der Anhängerschaft der Bewegung stark verbreitet. Homosexuelle werden nicht als gleichberechtigt angesehen und der Begriff „schwul“ wird als Schimpfwort benutzt. In vielen Videos der Ülkücü werden Kurden, darunter insbesondere Abdullah Öcalan oder auch Amerikaner, häufig der ehemalige US-Präsident George W. Bush, als Schwule beschimpft und mit obszönen Begriffen beschrieben. Es soll auch in Deutschland in der jüngsten Vergangenheit vereinzelt zu Übergriffen von Ülkücü-Anhängern gegenüber Homosexuellen gekommen sein 4. Zwei Hauptströmungen Innerhalb der Ülkücü-Bewegung haben sich zwei Hauptströmungen herausgebildet. Beide Strömungen sind in der Türkei und in Europa jeweils durch eine Partei, eine Massenorganisation und verschiedene Vereine vertreten.

(4) TAZ vom 09. 06. 2008 „Überfall auf Drag Kings“; Tagesspiegel vom 11. 06. 2008 „Demo gegen Attacken auf Schwule und Lesben“.

Die beiden Strömungen sind:

= Die „Partei der nationalen Bewegung“ MHP (Milliyetci Hareket Partisi), deren nahestehende Organisation in Europa die „Türkische Konföderation in Europa“ (ATK). Die MHP ist extrem nationalistisch ausgerichtet, aber auch stark durch islamische Inhalte geprägt.

Und in Deutschland die „Föderation der Türkisch-Demokratischen Idealistenvereine in Deutschland e.V.“ ADÜTDF (Almanya Türk Dernekleri Federasyonu) ist. Die Homepage der ADÜTDF zeigt den „ewigen Führer“ der Ülkücü-Bewegung „Basbug“ Türkes Alparslan. Oben rechts ist das Ülkücü-Symbol – der heulenden Wolf – zu erkennen

= Die „Große Einheitspartei“ BBP (Büyük Birlik Partisi) in der Türkei, die in Europa durch den „Verband der Türkischen Kulturvereine in Europa“ ATB (Avrupa Türk Birligi) vertreten wird. Die BBP verfügt über eine Massenorganisation namens „Alperen Ocaklari“.

Die Webseite des „Verbands der Türkischen Kulturvereine in Europa“ (ATB) zeigt die übliche Berichterstattung der Bewegung. Die Vereinten Nationen werdenals „Garant für den Zionismus“ dargestellt. Rechts ist der Link zum Alperen-Rundfunksender zu finden. Zunehmende Islamisierungsten- denzen unter der Ülkücü-Anhängerschaft führten Anfang der 1990er Jahren zu dieser eher islamisch orientierten Abspaltung. Das heißt nicht, dass sich diese Bewegung von extrem nationalistischen Ansichten distanziert hätte. Die Strömung hat den Islam zwar stärker in den Vordergrund gerückt und sucht auch die Nähe zu islamischen Gruppen, doch ist sie im Kern dem Primat des Türkentums treu geblieben. Innerhalb der beiden Hauptströmungen gibt es zahlreiche Nebenströmungen, die sich der Hauptargumente und Symbole der Ülkücü bedienen, aber eigene Schwerpunkte setzen.

Aktivitäten der Ülkücü im Internet

Die beiden Strömungen der Ülkücü-Bewegung verfügen über ein umfangreiches Netzwerk im Internet. Die meisten Webseiten sind durch Verweise miteinander verknüpft; so genügt es in der Regel, eine Einstiegsadresse aufzurufen, von der aus man weitergeleitet wird. Auch die Eingabe eines relevanten Begriffs der Ülkücü-Bewegung, etwa Alperen (mittelasiatische Kämpfer), Ülkü (Ideal), Ocak (Feuerstelle), Ötüken (mythischer Ort), Ergenekon (Ursprungsmythologie), Otag (Zelt) oder Turan (fiktives Vaterland aller Türken) usw. reicht bei gängigen Suchmaschinen aus, um mit dem Netzwerk der Ülkücü-Bewegung verlinkt zu werden. Durch Linksammlungen gelangt man zu einem umfassenden Angebot von Ülkücü-Webseiten sowie zu der Internetszenerie der sogenannten Dis- Türkler (Außen-Türken), also den Uiguren, Türkmenen, Kazaken etc., die zu den Turkvölkern gezählt werden.

Aggressive, hetzerische Propaganda

Viele der Ülkücü-Webseiten zeichnen sich durch aggressive audio-visuelle Animationen und animierte Grafiken aus. Auf einigen Webseiten und Portalen wird die hetzerische Propaganda mit blutigen, hasserfüllten Videos und Liedern untermalt. So werden beispielsweise Kurden, Armenier, Israelis und Amerikaner zur Zielscheibe von obszönen Beschimpfungen und Verleumdungen. Auf fast allen Webseiten und in vielen Videoclips findet sich der „Ülkücü-Eid“: „Ich schwöre bei Gott, dem Koran, bei meiner Heimat, bei meiner Flagge. Ich versichere meinen Märtyrern und Invaliden, dass ich meinem Eid treu bleibe. Als idealistische, türkische Jugend werden wir unseren Kampf gegen den Kommunismus, Kapitalismus, Faschismus und alle Arten von Imperialismus weiterführen. Wir werden den Kampf bis zu unserem letzten Anhänger, letzten Atemzug, letzten Blutstropfen fortsetzen. Unser Kampf wird fortgesetzt bis wir unsere Ideale, die nationalistische Türkei, das Reich Turan, erschaffen haben. Wir werden niemals aufgeben, wir werden niemals untergehen, wir werden siegen, siegen, siegen. Allah beschützt den Türken und möge ihn erheben“.

Propaganda und Selbstdarstellung in Blogs und Videoportalen

Im Internet sind zahlreiche Blogs der Ülkücü-Bewegung, zum Beispiel „Ülkücü Milliyetçi Turanci Blog“ (www.fatihd.blogcu.com) und „Bozkurt Blogcu“ (www.blogcu.com/etiket/bozkurt/20) zu finden. Die weltweite Ülkücü-Anhängerschaft nutzt diese Blogs, um Meinungen auszutauschen. Großer Beliebtheit erfreuen sich Video-Portale wie YouTube und Facebook. Auf Facebook befinden sich verschiedene Ülkücü-Gruppenseiten, doch ein Zugriff darauf ist ohne Empfehlung eines Mitgliedes der Gruppe nicht möglich. Im offenen Bereich dieses Portals kann man Propagandamaterial der entsprechenden Facebook-Gruppe abrufen, ohne jedoch Näheres zur Herkunft der Schriften zu erfahren. Auch aktuelle Informationen über Vorstellungen und Ziele innerhalb der jeweiligen Gruppe sucht man vergeblich. Im Gegensatz dazu sind die meisten der auf YouTube eingestellten Videoclips der Ülkücü ohne vorherige Anmeldung abrufbar. Einige besonders obszöne Videos sind jedoch ausschließlich für Besucher ab 18 Jahren freigegeben. Viele Videos zeichnen sich durch aggressive Angriffe insbesondere auf die Kurden aus.

So heißt es in einem Video: „Dieser Rap geht an die ganzen Kurden, Hurensöhne, die Scheiß-PKK-Leute. Das ist ein Bozkurt-Rap, hast Du das denn nicht gecheckt? […] Kurde verreck, Du Stück Dreck, dies ist ein Türkisch-Gangsta-Rap“. In anderen Videos stilisieren sich Jugendliche als „härte Männer“, die – notfalls mit Ihrem Leben – die Türkei verteidigen. Die nationalistische Überhöhung der Türkei ist neben Drohungen gegen Kurden das zweite Hauptmotiv in vielen Videos. Dort heißt es: „Die Stimme aus dem Untergrund, man nennt mich auch den grauen Wolf […] wir sind stark wie 1000 Volt. Du willst mich batteln, Du hast einen Fehler gemacht! Und für die sechs in Mathe hab’ ich meinen Lehrer geklatscht. […] Bozkurt und ich halten die türkische Fahne hoch. Du willst mein Land beleidigen und ich geb’ Dir den Gnadenstoß“. Unterlegt wird der Sprechgesang mit Fotos türkischer Soldaten und Fahnen, symbolträchtiger Gebäude und immer wieder den Kennzeichen der Ülkücü-Bewegung. Es fallen immer wieder mutmaßlich türkischstämmige Jugendliche auf, die persönliche Videoclips mit eigenen Fotos und Ülkücü-Symbolik auf Videoportalen verbreiteten. Die Verwendung entsprechender Symbole und Phrasen scheint für Jugendliche eine sinngebende und identitätsstiftende Wirkung zu haben. Bei den Videoclips handelt es sich in der Regel um Musik – genauer: Rapmusik – häufig in gebrochenem Deutsch. Abgesehen von diesen Musikdarbietungen in deutscher Sprache wird in den Videos überwiegend Türkisch gesprochen und gesungen. In den Videoclips sind die Instrumentalisierung von Kindern und die Gewaltverherrlichung auffällig. Auch dokumentieren Videos immer häufiger Tekbir (Allah ist groß)-Rufe von Ülkücü-Jugendlichen.

Aktuelle Ereignisse im Internet

Aktuelle Vorfälle schlagen sich häufig unmittelbar in den Veröffentlichungen im Internet nieder. Als Beispiel dafür können die Ereignisse im Oktober 2007 an verschiedenen Orten in Deutschland angeführt werden. Damals gab es gewaltsame Auseinandersetzungen zwischen den Anhängern der Ülkücü-Bewegung und des KONGRA-GELs (ehemals PKK). Vorausgegangen war ein monatelanger deutschlandweiter virtueller Kampf zwischen Ülkücü- und KONGRA-GEL-Anhängern, der durch Hassvideos, aggressive Aussagen und Lieder ausgetragen worden war. Die Spannung zwischen den beiden extremistischen Gruppen war zuerst auf Homepages der Gruppierungen sichtbar geworden. Eine Gruppe von Ülkücü-Jugendlichen aus verschiedenen Städten in Deutschland, die sich als „Bozkurt-Mafia“ bezeichnen, stellten schon damals zahlreiche Hass schürende Video-clips und Raps ins Netz, die sich gegen Kurden richteten; so hieß es etwa: „Kurde verreck, weißt du was, du Hurensohn, du hast es nicht gecheckt: Türken sind am Start, also geh weg“! Eine Gruppe von kurdischen Jugendlichen antwortete in ähnlicher Art und Weise und rappte: „Wir sind Killerkurden, kämpfen für die Freiheit unseres Landes Kurdistan gegen euch Missgeburten“. Ein anderes Beispiel für die Reaktion auf aktuelle Vorfälle durch die Ülkücü-Szene sind die Aktivitäten des sogenannten „Ayyildiz“-Hackerteams. Das Team hackte 2008 zahlreiche deutsche Webseiten. Diese Aktivitäten kamen für Beobachter der Szene nicht überraschend. Das Ayyildiz-Hackerteam hatte zuvor schon Webseiten vieler seiner „Feinde“ angegriffen, darunter auch kurdische. Anlass für die Hackerangriffe durch Ülkücü-Anhänger auf deutsche Webseiten war ein Brand in einem überwiegend von Türken bewohnten Haus in Ludwigshafen am 3. Februar 2008, bei dem neun Menschen ums Leben kamen. Als Motiv für die Hacker-Angriffe in Deutschland wurde „Rache an den Deutschen“ genannt. Damals versuchten nationalistisch orientierte türkische Gruppierungen, darunter besonders die Ülkücü, die Atmosphäre zwischen der türkischstämmigen Bevölkerung und den Deutschen zu vergiften, indem immer wieder an die fremdenfeindlichen Anschläge in Mölln und Solingen erinnert und Unsicherheit verbreitet wurde. Durch das Hacken von Webseiten konnte das „Ayyildiz“-Hackerteam der deutschen Wirtschaft erheblichen finanziellen Schaden zufügen. Betroffen waren so unterschiedliche Homepages wie ein Stromanbieter und ein Vertrieb für Heimtextilien.

NRW Bezüge

Die Auswertung von Videos aus Internetportalen hat ergeben, dass es in zahlreichen Städten Nordrhein-Westfalens Jugendszenen gibt, die sich mit der Ülkücü-Ideologie identifizieren (etwa in Köln, Gelsenkirchen, Bonn und Duisburg). Diese Jugendlichen sind äußerst aktiv in der Herstellung eigener Videos und Raps, die sie im Internet verbreiten. Es ist davon auszugehen, dass sich mittlerweile nicht zuletzt durch das Internet eine eigen Jugendkultur der Ülkücü etabliert hat. Diese Jugendszene scheint sich weiter zu radikalisieren. So wurde der Gaza-Konflikt 2008/2009 vielfach zum Anlass genommen, martialische Propagandavideos ins Netz zu stellen. Dabei orientiert sich eine Ülkücü-Gruppe aus Bonn-Endenich an der Machart islamistischer Drohvideos.

Fazit

Die Internetaktivitäten der Ülkücü-Anhängerschaft weisen verfassungsfeindliche Merkmale auf. Die hasserfüllte Propaganda gegen bestimmte Nationen, Religionen, Ethnien und Minderheiten verstößt gegen das Prinzip der Völkerverständigung (Art. 9 Abs. 2 GG), insbesondere gegen das friedliche Zusammenleben der Völker (Art. 26 Abs. 1 GG). Viele Aussagen und Darstellungen, die sich in Internet-Beiträgen der Bewegung finden (z. B. Beschimpfung von Juden, Kurden oder Demütigung von Homosexuellen) verstoßen darüber hinaus gegen die Würde des Menschen (Art. 1 GG). Der Einfluss des Ideologietransfers auf Jugendliche mit türkischem Migrationshintergrund in Deutschland bzw. in NRW ist nicht zu unterschätzen. Die Internetnetzwerke haben sich verselbstständigt und spielen eine große Rolle im Alltagsleben vieler Jugendlicher. Es ist sehr wahrscheinlich, dass sich die Aussagen und Inhalte der Webseiten, Blogs und Portale der Ülkücü-Bewegung auf ihre Anhängerschaft (Sympathisanten) in Deutschland bzw. in NRW mobilisierend auswirken. Für diese Annahme spricht, dass Jugendliche bei der mZusammensetzung ihrer Videoclips systematisch auf Animationen, Inhalte und Bilder populärer Ülkücü-Webseiten zurückgreifen. Auch die Vielfalt und Vielzahl der Internetauftritte und Videos sprechen dafür, dass sich in Deutschland eine Anzahl von Jugendlichen türkischer Herkunft für die extrem nationalistische und hasserfüllte Ideologie der Ülkücü-Bewegung begeistert und diese mit Hilfe der neuen Medien weiterverbreitet. Die Internetauftritte und Videos legen die Vermutung nahe, dass die Ülkücü-Bewegung mit ihren Positionen und Forderungen das Entstehen einer extremistischen, isolierten Jugendbewegung in Europa und auch in Deutschland fördert. Sie entfalten dadurch letztlich auch eine starke integrationshemmende Wirkung.

LMI NRW 10.05.2010 (EV März 2010)


Autor: haolam.de
Bild Quelle:


Montag, 10 Mai 2010

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