Der Nahostkonflikt, Antisemitismus und der Holocaust – Beitrag von Yad Vashem, Jerusalem

Der Nahostkonflikt, Antisemitismus und der Holocaust – Beitrag von Yad Vashem, Jerusalem


Der Nahostkonflikt, Antisemitismus und der Holocaust – Beitrag von Yad Vashem, Jerusalem

Der folgende Beitrag spricht einige der gängigsten Methoden an, die den Holocaust und die damit verbundenen Begriffe in der aktuellen Operation gegen die Hamas im Gazastreifen missbrauchen.

Kann man die aktuelle israelische Operation gegen die Hamas im Gazastreifen mit dem Holocaust vergleichen?

Wie bedauernswert der Verlust von zivilen Leben wie in jedem Krieg, einschließlich dem vorliegenden auch ist, die Situation im Gaza-Streifen in keiner Weise mit dem Holocaust oder einem anderen Völkermord vergleichbar. Während des Holocaust wurden etwa 6 Millionen Juden in systematischer Weise von einem Regime und seinen Mitarbeitern, die voll angenommen haben, dass ihr Tod für das Wohl der Menschheit notwendig ist, ermordet. Es gab Vernichtungslager die eigens zur systematischen Ermordung jüdischer Männer, Frauen und Kinder dienten. In anderen Nazi-Lagern wurden die Juden (und in einigen Fällen andere) absichtlich ihrer grundlegenden Menschenwürde und Freiheit beraubt und fast immer zu Tode gebracht, weil sie weniger als Menschen galten.

Heute toben Kämpfe in Israel und im Gaza-Streifen, und die Bewohner leiden stark aufgrund der gefühllose Weise wie die Hamas sie in einen Krieg stieß, aber niemand ist einem Massenmord erlegen oder zu Tode von Israel gekommen, und es gibt sicherlich keine Vernichtung oder Konzentrationslager. Ziel der Nazis war es, jeden einzelnen jüdischen Menschen in Europa und schließlich in der Welt zu ermorden, eine Politik des systematischen Massenmords aller Juden – Männer, Frauen und Kinder -, nur weil sie Juden waren.

Indes kann der Konflikt zwischen den Palästinensern und Israel als einer über Land und Souveränität, mit konkreten Problemen und einer langen und bitteren Geschichte zu sehen ist. Die Hamas befürwortet die totale Auslöschung Israels und die Ermordung von so vielen seiner (Israels) Leute, wie möglich. Als solche ist die Hamas in ihrem Kern eine antisemitische, völkermörderische Terrorbewegung. Gerade jetzt ist Israel in einer Militäroperation engagiert, die Erfüllung der mörderischen Absichten der Hamas zu verhindern. Trotz der tragischen Verluste, inbegriffen in der Kriegsführung, kann dies in keiner Weise als: Israel verübt einen Holocaust, verstanden werden.

Was ist Völkermord, und warum kann die aktuelle Operation im Gaza-Streifen nicht als Völkermord bezeichnet werden?

Im öffentlichen Diskurs wird der Begriff “Völkermord” häufig weit über die gesetzliche Definition benutzt. Im allgemeinen Sprachgebrauch wird Völkermord oft falsch verwendet, jede Art von Militäroperation in denen es zivile Opfer, unabhängig von der tatsächlichen, Ursache, Absicht oder Wirkung, zu beschreiben Dies wird oft verwendet, um die Realität der Ereignisse zu verschleiern und Propaganda-Punkte zu erzielen.

Die Definition des Verbrechens des Völkermordes – wie sie von den Vereinten Nationen im Dezember 1948 angenommen wurde – ist spezifischer. Sie besteht aus zwei Teilen: Der erste Teil der Definition ist die Absicht, eine Gruppe von Menschen als rassistisch, national, ethnisch oder religiös zu definieren.

Die zweite Absicht ist, die Fähigkeit der Existenz dieser Gruppe als Gruppe durch selektierten Massenmord zu vernichten – die politische und kulturelle Führung, und die Kultur zu zerstöre. Die beiden Teile sind nicht genau das gleiche, aber offensichtlich sind sie eng verwandt. Der erste Teil der Definition beschreibt ziemlich genau das, was die Nazis und ihre verschiedenen Partner versuchten, den Juden im Zweiten Weltkrieg zu tun, und was als Holocaust bekannt wurde. Der zweite Teil der Definition gilt für eine ziemlich lange Liste von historischen Ereignissen, die als wohlüberlegter Völkermord angesehen werden sollten.

Nach der Definition der Vereinten Nationen, und den Fakten im Hintergrund, ist der Begriff “Völkermord” nicht relevant für die aktuelle Kriegssituation im Gazastreifen. Die Charta der Hamas hingegen, die mit antisemitischen Beschimpfungen und häufigem Nazi-Vokabular kocht und die totale Vernichtung Israels fordert, könnte als Völkermord betrachtet werden.

Sollte der Gazastreifen als ein “Vernichtungs- oder Nazi-Todeslager” bezeichnet werden?

Millionen von Juden wurden in industrieller Weise in den NS-Vernichtungslagern von Menschen, die glaubten, dass der Tod der Juden für das Überleben der Menschheit notwendig war, ermordet. In den anderen Nazi-Lagern wurden die Juden (und in einigen Fällen andere) absichtlich ihrer grundlegenden Menschenwürde und Freiheit beraubt, und fast immer zu Tode gefoltert, weil sie geringer als Menschen erachtet waren und ihr Tod wünschenswert wurde. Zum Beispiel wurden in dem Vernichtungslager Belzec rund 500.000 Juden ermordet; nur einer überlebte und lebte, um seine Geschichte zu erzählen. In Mauthausen, dem Konzentrationslager, welches das NS-Regime als sein brutalstes ansah, wurden etwa ein Drittel aller Gefangenen getötet. Der Gazastreifen trägt keine Parallele zu Nazi-Lagern, welcher Art auch immer. Die Kämpfe, die derzeit im Gaza-Streifen toben, haben den Einwohnern großes Leid wegen der gefühllose Art und Weise in der die Hamas ihnen einen Krieg aufdrängte, verursacht. Israel ist in keiner Weise im vorsätzliche Mord, Folter, Hunger, oder mörderischer Zwangsarbeit von Zivilisten im Gazastreifen tätig.

Die Gleichsetzung des Gazastreifens mit Nazi-Lagern ist ein Affront gegen alle Opfer von diesen Lagern und eine aufwieglerische Geschichtsfälschung.

Sollte der Gazastreifen ein “Ghetto” genannt werden?

In den europäischen Ghettos des Zweiten Weltkriegs wurden die Juden absichtlich ausgehungert, brutal behandelt und von den Nazis missbraucht. Ghettos wurden gegründet, um Juden zu isolieren bis zur Durchführung der endgültigen Lösung der sogenannten “Judenfrage.” Sie wurden errichtet, um die Juden aus ihrer Umgebung zu trennen und sie einzusperren, sich billige Arbeitskräfte für das NS-Regime zu schaffen, und, der Verabschiedung der Politik zum systematischen Massenmord folgend, die Juden zu den Standorten des Mordes zu schleusen. Sie wurden auch Orte des absichtlichen Massensterbens durch Seuchen, durch das Fehlen der minimalen sanitären Bedingungen und Medikamente, extremen Hunger und Unterernährung und intensiver Überbelegung. Zum Beispiel wurden Juden im Warschauer Ghetto nur 184 Kalorien pro Tag zugeteilt; und fast 30% Prozent der Stadt Warschau wurde in weniger als 3% der Fläche gequetscht zu schweren Bedingungen, Razzien und Mord waren ein konstantes Merkmal des Lebens.

Im Gegensatz dazu ist die Entwicklung einer teilweisen Blockade des Gaza-Streifens durch Israel und Ägypten von geo-politischen und sicherheitspolitischen Bedenken untermauert, und die Umstände der Menschen im Gaza-Streifen wurden stark beeinträchtigt durch die von ihren Führern gesetzten Prioritäten der Bewaffnung auf Kosten der Unterstützung zum Wohl ihrer eigenen Bürger. Allerdings, ungeachtet der Blockade, dazu gedacht, Raketen von Hamashänden fernzuhalten, stellten Israel und die internationale Gemeinschaft Milliarden von Dollar Hilfe, in Form von Geld, Nahrung, Medikamente und vieles mehr zur Verfügung. Selbst in den Zeiten, in denen Kämpfe stattfanden, fuhren israelische Lkw auf täglicher Basis mit Waren über die Grenze in den Gazastreifen. Wie nun klar wurde, wurde viel von dieser Hilfe für Waffen und Tunneln, um Zivilisten zu ermorden und andere terroristische Aktivitäten, verwendet.

Der Gazastreifen ähnelt in keiner Weise einem Ghetto, ungeachtet der Tendenz feindlicher Propaganda, die diese widerrechtliche Terminologie verwendet. Die Situation im Gaza-Streifen trägt viele einzigartige und komplexe Besonderheiten seiner selbst und sollte für das, was sie tatsächlich ist, begutachtet werden.

Ist alles, Kritik an Israel antisemitisch?

Nicht im Geringsten. In erster Linie ist Israel ein demokratischer Staat, in dem eine große Auswahl und Vielfalt an Meinungen in den Medien frei zum Ausdruck kommen. Es ist ein Kennzeichen der Demokratie die Politik der Regierung kritisieren zu können. Kritik verwandelt sich in Antisemitismus, wenn sie das Recht des jüdischen Volkes auf einen eigenen Staat ablehnt; wenn sie Rhetorik voll gestopft mit antijüdischen Stereotypen verwendet oder Israelis mit den Nazis vergleicht; wenn sie Israel mit einem anderen Standard als jede andere Nation beurteilt; und wenn sie wissentlich auf Lügen und Verzerrungen beruht.

 

Übersetzung aus dem Englischen: Uta Hentsch

 

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Autor: fischerde
Bild Quelle:


Donnerstag, 21 August 2014

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