Gedankenverlorenes Territorium: Libanon offiziell in Refugistan umbenannt

Gedankenverlorenes Territorium: Libanon offiziell in Refugistan umbenannt


Gedankenverlorenes Territorium: Libanon offiziell in Refugistan umbenannt

von Preoccupied Territory, 7. Dezember 2014

Beirut, 7. Dezember – Der jüngste Zustrom an Menschen, die vor dem Bürgerkrieg in Syrien fliehen, hat die Balance der Bevölkerung des Libanon gekippt und seine Bürger zur Minderheit im eigenen Land gemacht. Das veranlasste die Regierung das Land formell umzubenennen, um seinen neuen Status als hauptsächlich aus denen zusammengesetzt widerzuspiegeln, die von anderen Orten geflohen sind.

Als Land mit nur vier Millionen Staatsbürgern ist der Libanon von Flüchtlingen aus Syrien überlaufen worden, seit der Konflikt dort vor mehr als vier Jahren mitten im Arabischen Frühling begann. Ein brutaler Krieg ist einem brutalen Patt gewichen und die durch den Konflikt geschaffenen Millionen Flüchtlinge sehen keine Hinweise darauf, dass sie nach Hause zurückkehren können – oder dass sie nicht belästigt würden, wenn sie es täten. Während der Libanon weniger Flüchtlinge als z.B. Jordanien aufgenommen hat, führen seine begrenzte Größe, Bevölkerung und Ressourcen zu größeren demografischen Auswirkungen.

Zusätzlich zu den Syrern beherbergt der Libanon fast eine halbe Million Palästinenser, die meisten Nachkommen der Flüchtlinge, die vor dem Krieg um die Gründung Israels 1948 flohen. Wie ihre Brüder im größten Teil der arabischen Welt werden den Palästinensern die Staatsbürgerschaft sowie die meisten Bürgerrechte verweigert. Statt am Leben des Gastgeberlandes teilzuhaben, werden die Palästinenser von einer besonderen UNO-Organisation versorgt, die ihre Abhängigkeit verewigt und verhindert, dass sie auf eine Weise neu beginnen können, zu der alle anderen Flüchtlinge ermutigt und befähigt werden. Einige der aus Syrien kommenden Flüchtlinge sind selbst Palästinenser mit UNO-Flüchtlingsstatus, weshalb ihnen Dienste zuteil werden, auf die andere syrische Flüchtlinge verzichten müssen.

Zu dem Mix kommt eine kleinere, aber immer noch einflussreiche Bevölkerung an iranischen und syrischen Staatsbürger hinzu. Die Syrer sind ein Überbleibsel aus der Zeit, als der Libanon von Syrien besetzt war und sein wirtschaftliches sowie politisches Leben von Damaskus beherrscht wurde. Der Iran schickt militärisches, spirituelles und politisches Personal, um der militanten Organisation Hisbollah zu helfen, die den Süden des Landes kontrolliert und ebenso stark in die Unterstützung der Regierung Assad im syrischen Krieg verwickelt ist.

Zusammen sind die drei Bevölkerungsgruppen der indigenen libanesischen inzwischen zahlenmäßig überlegen. Als Ergebnis benannte die Regierung in Beirut sich Samstag offiziell in Refugistan um. Nach Angaben der heute Morgen (Sonntag) abgegebenen offiziellen Erklärung bezieht sich die erste Hälfte des Namens auf die Hauptbevölkerung innerhalb des Landes, während die Endsilbe ein Nicken dem Iran gegenüber ist, der in der Region Asien liegt, wo die Endung „-stan“ ein traditionelles Ende von Ländernamen darstellt.

Offizielle Vertreter Refugistans betonten stark, dass die formelle Umbenennung keineswegs bedeutet, dass den Flüchtlingen, insbesondere den Palästinensern, irgendeine Mitsprache im Land gewährt wird. „Dem Land einen neuen Namen zu geben ist eine Geste, um den neuen kulturellen Mix und seine zahlreichsten Mitwirkenden zu ehren“, sagte Innenministerin Ayma Fatedd. „Wir wagen es nicht die Anwesenheit dieser willkommenen Gäste in unserer Mitte gutzuheißen, indem wir ihnen Rechte einräumen, die sie zum Bleiben einladen würden, denn das könnte als Akzeptierung der Lage ausgelegt werden, aus der sie kamen. Wir sind bei weitem zu gastfreundlich, um das jemandem anzutun“, sagte er.

 

Übersetzung unseres Partnerblogs Heplev


Autor: joerg
Bild Quelle:


Montag, 22 Dezember 2014

Waren diese Infos wertvoll für Sie?

Sie können uns Danke sagen. Geben Sie einen beliebigen Betrag zurück und zeigen Sie damit, wie viel Ihnen der Inhalt wert ist.




empfohlene Artikel
weitere Artikel von: joerg

Folgen Sie und auf:


meistgelesene Artikel der letzten 7 Tage