Bruder Assad oder die Flexibilität der Ethik

Bruder Assad oder die Flexibilität der Ethik


Bruder Assad oder die Flexibilität der Ethik

von Dr. Nathan Warszawski

Noch vor wenigen Jahren ist der jugendliche und hübsche syrische Vorzeigediktator mit seiner schönen Frau in deutschen und französischen Hochglanzmedien ein geliebter Gast gewesen. Dann kommt der Krieg, der in eine nie dagewesene deutsche Willkommenskultur mündet, und der Hochglanz fällt ab. Anfänglich beschließt der Westen, den Feinden Assads zur Seite zu stehen, da der lupenreine russische demokratische Selbstherrscher Assad unterstützt. Der russische Zarennachfolger und Autokrat ist zuverlässig: Assad bleibt an der Macht.

Irgendwann wird es eng um Assad und er beschließt, Teile seines Volkes auszurotten. Über Atomwaffen verfügt er nicht, da seine israelischen Nachbarn die nord-koreanische Anlage zur Urananreicherung zerstört haben. So greift er zu chemischen und biologischen Waffen, die bereits sein Diktator-Vater in weiser Voraussicht gehortet hat. Als die Welt einsieht, dass man mit BC-Waffen zwar Juden, aber nicht sein eigenes arabisches Volk vernichten darf, geht Assad zu Fassbomben über, die im gesättigten Westen eine fröhliche Assoziation hervorrufen.

Assad hat unzählige Feinde, die sich untereinander bekämpfen. Wie aus dem Nichts – manche behaupten, die Amerikaner und die Juden seien an allem schuld – entsteht eine aggressive Miliz auf dem Boden eines Islamischen Staates IS, der große Teile Syriens und des Iraks verschlingt. Die USA beschließen, gemeinsam mit ihrem türkischen NATO-Freund, der noch wenige Monate vorher ein unzertrennlicher Gefährte Assads gewesen ist, s. YouTube: Assad, Erdogan und der Perser:

https://www.youtube.com/watch?v=VmffgIqlAYA&list=PLcCjohYQMYgScX9oNCvNmx4zMHBv3B_Td&index=5

den IS im Irak zu bekämpfen, wohl wissend, dass sich der Krieg auch auf syrisches Territorium ausweiten wird. Aus widersprüchlichen und nachvollziehbaren Gründen, entschließt sich Erdogan, statt den IS die mit den USA verbündeten Kurden anzugreifen.

Jetzt wird es Ernst. Unsere Bundeskanzlerin, Mutti aller Flüchtlinge und Beladenen, verkündet alternativlos, Gespräche mit dem syrischen Präsidenten Baschar al Assad führen zu wollen, um ihn in den ehrenwerten Kampf gegen den IS einzubinden, damit er nach dem gemeinsamen Sieg gegen das islamische Böse mit ihr gemeinsam zurücktreten kann. Die Journaille ist entzückt und erhofft sich eine Steigerung ihrer Verkaufszahlen.

Ich will an dieser Stelle nicht vorhersagen, dass der Westen den Krieg gegen den IS verlieren wird, weshalb Assad keine Koalition mit der NATO eingehen wird, stattdessen die ethischen Aspekte einer Zusammenarbeit der europäischen Wertegemeinschaft EU mit einem Massenmörder beleuchten. Ich erinnere daran, dass die USA Stalin als Verbündeten begrüßten, gemeinsam mit ihnen gegen Hitler zu kämpfen. Hitler hätte einem Bündnis mit den USA und Großbritannien gegen Russland zugestimmt, obwohl seiner Ansicht nach die USA „verjudet“ gewesen sind. Doch trotz starker antisemitischer Strömungen in ihrem Land entschlossen sich die USA, Hitler zu bekämpfen.

Die Alliierten besiegen Deutschland, was den von Stalin befreiten Völkern Osteuropas mehr als 40 Jahre eine Leibeigenschaft bringt, die nur dadurch erträglich wird, weil auch Deutsche in der DDR darunter leiden. Ich erinnere auch daran, dass die deutsche Ostpolitik schwer daran gearbeitet hat, die Sklaverei der Völker Osteuropas und der Deutschen in der DDR zu verewigen, glücklicherweise / leider ohne Erfolg.

Also: Warum fällt es der deutschen Bundeskanzlerin gerade jetzt ein, sich mit Assad zu verbünden? Warum hat sie diesen Vorschlag nicht bereits früher unterbreitet? Warum wartet sie nicht damit noch ein bis zwei Jährchen?

Diese Fragen lassen sich alternativlos beantworten: Der Krieg in Syrien und im Irak wirkt sich auf Deutschland in Form einer Flüchtlingslawine aus, die beendet werden muss, um die gesellschaftliche und politische Ordnung, sprich: die Wiederwahl der Bundeskanzlerin, nicht zu gefährden. Die Bundeskanzlerin hat festgestellt, dass es nicht darum geht, Flüchtlinge aus dem IS nach Deutschland zu holen, um sie hier zu retten, sondern die Fluchtgründe zu beseitigen, d.h. die potentiellen Flüchtlinge an ihrer Flucht zu hindern.

Somit lautet die konsequente nächste Frage: Wird die Anzahl der Flüchtlinge aus Syrien und dem Irak, also aus dem IS zurückgehen, wenn Merkel mit Assad spricht und ihn dazu bewegen kann, Fußsoldaten gegen den IS einzusetzen?

Assads Armee ist zusammengeschrumpft. Sie ist weit weniger mächtig als vor dem Krieg. Sie kann zwar immer noch Furcht und Schrecken unter der eigenen Bevölkerung verbreiten, hat jedoch dem Kampfesmut der IS-Soldaten nichts entgegen zu setzen. Dass Syrien alle Kriege gegen Israel verloren hat, sagt nur aus, dass die syrische Armee nicht den Weg des Terrorismus gewählt hat. Terroristen kann man nicht besiegen, man kann und muss sie klein halten. Der Westen tut sich schwer, zwischen einer nahöstlichen Terrormiliz und einer regulären Armee zu unterscheiden. Die Unterscheidung fällt nicht militärisch, sondern wirtschaftlich schwer, was die EU „politisch“ nennt. Einige offizielle nahöstliche Armee sind militärische Zwitterwesen mit einer Terrorabteilung. Dazu gehören der Iran, der IS und nun auch Syrien. Da neben Putin auch die NATO, die EU und Deutschland in Assads Armee trotz Chemiewaffen und Fassbomben auf Kinder, die kein Fotograf bildlich zu verbreiten wagt, keinen Terror erkennen können, ist eine Zusammenarbeit der NATO mit der syrischen Restarmee ethisch zulässig, insbesondere wenn man die hohen europäischen Ethikwerte zugrunde legt. Im Gegensatz dazu, hat Assad seine bescheidenen ethischen Werte unverändert beibehalten, weshalb eine militärische Zusammenarbeit mit dem Westen für ihn nicht in Frage kommt.

Nun darf man Merkel nicht unterstellen, dumm zu sein. Man darf ihr unterstellen, den Nahen Osten nicht zu verstehen, was nur Orientalen mit Dummheit gleichsetzen. Der Versuchsballon war’s wert, damit das deutsche Volk erfühlt, dass Mutti handelt und nicht nur rautelt. Doch Merkel denkt weiter voraus! Sie möchte nicht nur ihrem Volk, ihrer Partei und dem Koalitionspartnern Gefühle geben, sondern ganz nebenbei die Zukunft durch unerwartete Kehrtwenden verändern. Sie weiß genau, woher der Wind weht, um ihr Fähnchen daran auszurichten. Wess Assad nicht mit der Bundeswehr gemeinsam den Sieg über den IS ausrichten will, dann darf sich doch die Bundeswehr stattdessen dem Iran anbiedern und gleichzeitig damit sorgen, dass der Iran keine Atombomben auf Israel abwirft, sondern sich weiterhin mit terroristischen Attentaten begnügt!

Refugees to Brave New World Welcome!

Wir integrieren uns!

We need your Assistance!

 

Numeri 24 : 9

 

Dr. Nathan Warszawski bei haOlam.de (Auswahl):


Autor: joerg
Bild Quelle:


Dienstag, 29 September 2015

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