Seit wann und warum Abbas die islamistische Karte spielt

Seit wann und warum Abbas die islamistische Karte spielt


Wie frühere Palästinenserführer, die verhängnisvollen Bündnisse suchten, stieg Mahmud Abbas genau in dem Moment auf den islamistischen Tiger, als der der Feind der Welt wurde.

Seit wann und warum Abbas die islamistische Karte spielt

von Amotz Aza-El, Jerusalem Post

Als er zu seiner fünften Hochzeit ankam, hatte der ugandische Diktator Idi Amin Zehntausende seiner Büger ermordet, darunter eine Menge Generale, Politiker und Richter; daneben hatte er mehr als 50.000 Asiaten vertrieben, was dazu führte, dass seine Wirtschaft ruiniert war.

Die Hochzeit – Teil der acht ereignisreichen Jahre eines extravaganten, unberechenbaren und unbarmherzigen Diktators an der Macht – ist lange schon vergessen und wäre bedeutungslos, sieht man davon ab, wen Amin als Trauzeugen gewählt hatte, der freudig zusagte und die dubiose Rolle annahm: Yassir Arafat.

Die Freundschaft mit dem ostafrikanischen Schlächter war eine Glied in einer Kette katastrophaler Entscheidungen zu Verbündeten, die das Versagen der Palästinenser ihre Ziele zu erreichen antrieb.

Heute erreicht das, was in den 1930-er Jahren begann und sich durch den Kalten Krieg hindurch und in seiner Folge fortsetzte, ist dabei einen neue Höhepunkt zu erreichen, da die Palästinenserführung mit der islamistischen Geißel ausgerecht in dem Moment flirtet, als diese der globale Feind Nummer 1 wird.

Die schlechte Wahl der Verbündeten begann, als Haddsch Amin al-Husseini sich auf die Seite Nazideutschlands schlug. Sein Fehler hat Ebenen: die moralische, die öffentliche und die politische. Moralisch stellte Husseini keinen der rassistischen Grundsätze und totalitären Pläne in Frage, für die die Nazis seit den Anfängen ihrer Bewegung berüchtigt waren; in der Öffentlichkeit versagte er darin die Folgen davon zu bedenken, sich auf die Seite einer Sache zu schlagen, die Millionen widerwärtig war, darunter die reichsten und stärksten Länder der Welt; und politisch versagte er die Niederlage seines Verbündeten vorherzusehen.

Die Ergebnisse dieser Entscheidung sind grauenhaft, nicht nur, weil viele im gesamten siegreichen Westen stehen heute der palästinensischen Sache mit ihrer in Schade gebrachten Geschichte nahe stehen und nicht nur, weil diese Allianz zur sowjetischen Entscheidung beitrug Israels Gründung zu befürworten, sondern weil sie die Palästinenser als von Niederlage gekennzeichnet hinterlässt.

Trotzdem wiederholten Husseinis Nachfolger bald, als seien sie erpicht darauf zu demonstrieren, dass sie nichts vergessen und nichts gelernt hatten, seine Fehler, indem sie den Kalten Krieg auf der falschen Seite der Zukunft verbrachten.

Palästinensische Kämpfer trainierten Lagern in Ostdeutschland, palästinensische Diplomaten planten antiisraelische Anträge mit ihren sowjetischen Kollegen und palästinensische Studenten wurden in Moskau von sowjetischen Propagandisten indoktriniert.

Wie die vorherigen Allianzen der Palästinenser entfaltete sich auch diese auf der moralischen, öffentlichen und politischen Ebene; und auch sie endeten in Desaster.

Moralisch: Die Palästinenserführer schwiegen, als ihre Verbündeten Tausend Freiheitskämpfer in Budapest niedermähten, den Prager Frühling erdrückten und Dissidenten der Größenordnung von Andrej Sacharow, Alexander Solschenizyn und Vaclav Havel im Gefängnis schmoren ließen. Öffentlich: Diese palästinensische Entscheidung ließ ihre Führer den Respekt beliebter Berühmtheiten verlieren, die gegen Tyrannei kämpften. Und politisch: Als die Berliner Mauer fiel und der Ostblock verschwand, begriffen die Palästinenser, dass sie mit den Verlierern des Kalten Kriegs im Bett gewesen waren.

Der Kalte Krieg hatte kaum geendet, als das Syndrom sich in der Folge der Eroberung Kuwaits durch den Irak wiederholte.

Angesichts einer Allianz aus 33 Ländern, darunter die NATO, Ägypten, Syrien, Saudi-Arabien und drei Armeen des ehemaligen Ostblocks, versagte Yassir Arafat darin zu begreifen, in welche Richtung die Geschichte steuerte und schlug sich auf die Seite Saddam Husseins.

Einmal mehr entfaltete das strategische Fiasko sich auf drei bekannten Ebenen: moralisch identifizierten sich die Palästinenser mit einem Tyrannen, der unprovoziert ein kleines und wehrloses Land überfiel, bis dahin Tausende der eigenen Bürger vergast hatte. Öffentlich werden die Palästinenser heute von Millionen Arabern als Gegner betrachtet, die die arabische Welt spalten wollen. Und politisch endeten die Palästinenser einmal mehr auf der Seite des Verlierers, eine Position, die sie so grandios isoliert zurückließ, dass es die Oslo-Vereinbarungen brauchte, um ihre internationale Legitimität wiederherzustellen.

Vor diesem Hintergrund wurden die Palästinenser, die die Jahrzehnte hindurch mit deutschem Faschismus, sowjetischem Imperialismus, afrikanischem Totalitarismus und Saddams Chauvinismus flirteten, in diesem Herbst aufgerufen eine Strategie zum Islamismus zu formulieren. Bedenkt man die Ereignisse der letzten Wochen, dann scheint die derzeitige Palästinenserführung darauf aus zu sein in die Fußstapfen ihrer Vorgänger zu treten.

Das Drama dieser Woche in Paris und das über dem Sinai zum Absturz gebrachte russische Verkehrsflugzeug im letzten Monat haben den Status des Islamismus als gemeinsamer Feind der Welt besiegelt. Keine Idee seit dem Nationalsozialismus ist in dieser Position gewesen.

Dagegen hatte der Kommunismus eine demokratische Version. Es gab legitime und starke kommunistische Parteien in Frankreich und Italien, die der sowjetischen Unterdrückung kritisch gegenüber standen, die Freiheit hoch hielten und ernsthaft Humanismus predigten.

Es gibt dazu kein islamistisches Äquivalent, denn beim Islamismus geht es per Definition darum sich dem Rest der Welt mit Gewalt aufzuzwingen, durch eine Apokalypse, deren Reiter heute offenkundig aufgestellt sind, ausgerüstet sind und begierig sind zu handeln.

Es gab eine Zeit, in der diese Aufgabe vielen Regierungen als bestenfalls exotisch erschien, schlimmstenfalls ein Ärgernis. Das ist vorbei. Das Blutvergießen von letzter Woche und die folgenden Bombenalarme, umgeleiteten Flüge und abgesagten Sportveranstaltungen haben die Zivilisation letztlich überzeugt, dass sie einen Feind hat und dass dieser Feind sich mit nichts weniger zufrieden geben wird als totalem Krieg.

Der Islamismus hat es übertrieben. Das Gefühl der Unsicherheit, der Trauer und des Zorns hat Paris befallen, nachdem sein Markenzeichen des Frohsinns von Gewehrfeuer zerrissen wurde und weit und breit Elitesoldaten Einsätze hatten. Von Paris, London und Washington bis Canberra, Peking und Moskau zeichnen sich nun die Prediger und Anhänger des Islamismus als die unmittelbarste, potenteste und allgegenwärtige Gefahr für den Weltfrieden ab.

Das bedeutet nicht notwendigerweise, dass der Krieg gegen den Islamismus schnell, kostengünstig oder effizient sein wird, auch nicht, dass seine Alliierten sich ihm gleichzeitig oder mit gleicher Truppenstärke anschließen werden.

Wie die Allianz, die den Faschismus besiegte, wird die antiislamistische Allianz vermutlich mehr Blutvergießen erleiden, bevor sie voll versammelt und losgelassen sein wird. Dennoch ist klar, wie der französische Präsident François Hollande sich darauf vorbereitet das Weiße Haus und den Kreml zu besuchen, um antiislamistisches Handeln zu koordinieren, dass die Feindschaft des Islamismus und die Notwendigkeit ihn zu auszumerzen, diese Woche zum Konsens des Rests der Welt und sein dringendstes Anliegen geworden ist.

Durch puren Zufall entfaltete sich das Drama in Frankreich am Morgen, nachdem die Palästinenserführer die religiösen Thematiken abstaubten, mit denen Husseini ihre Sache vor mehr als 80 Jahren schürte.

Historiker werden sich fragen, ob Palästinenserpräsident Mahmud Abbas die Psychose dieses Herbstes um Jerusalems heilige Stätten führte oder sich ihr anschloss. Es wird keine Debatte darüber geben, ob er sich in den Flammen religiösen Kriegs sonnte, an deren Entzündung die lokalen Agitatoren des Islamismus so hart gearbeitet hatten.

Wer die ursprünglichen Agitatoren waren, ist schon immer klar gewesen. Es waren der nördliche Zweig der islamistischen Bewegung und ihr Führer Raed Saleh. Nicht klar war, dass der Ächtung des Nördlichen Zweigs durch die Regierung in dieser Woche von einem verblüfften Westen nicht widersprochen wurde.

Nebst der Ausrufung des Ausnahmezustands durch Frankreich, während es die vom Islamismus zugefügten Wunden leckt, kam die Gewalt dieses Herbstes hier plötzlich als das, was sie ist – ein Nebenkriegsschauplatz in einem viel größeren Krieg, dessen Hauptfronten anderswo liegen und deren wahrer Ursache nicht Israel, sondern die gesamt Welt ist.

Seit Jahren versuchte Abbas oberhalb der islamistschen Schlachtgetümmels zuhalten, selbst nachdem die Islamisten ihm Gaza raubten; selbst nachdem sein islamistischer Erzfeind, die Hamas, aus Damaskus vertreiben wurde, weil sie dem sunnitischen Aufstand dort Rückendeckung gab.

In diesem Herbst jedoch entschied sich der in der Sowjetunion ausgebildete Historiker das Opium der Massen zu rauchen.

Unterstrichen von seiner Äußerung, dass Israelis „die Al-Aqsa mit ihren dreckigen Füßen schänden“, reagierte Abbas auf das islamistische Chaos der letzten Wochen damit, dass er dessen Blutvergießen und die Verbreitung seines Giftes begrüßte. Indem er sich der Lüge anschloss, dass Israel hinter den heiligen Stätten des Islam her sei und indem er Israel verleumdete, es würde die auf Fußgänger einstechenden „hinrichten“, die in Wirklichkeit die Klone der Bewaffneten aus dem Bataclan-Theater sind, stieg Abbas auf den islamistischen Tiger – nur Augenblicke bevor dieser den Rest der Welt angriff.

Abbas begreift es nicht, ebenso wenig die antiisraelischen Araber, die sich jetzt geschlossen hinter die neu Geächteten des Nördlichen Zweigs stellen. Doch indem sie der Führung des Islamismus folgen, hängen sie ihre Sache an etwas, das die Zivilisation jetzt bekämpft.

Für Abbas ist es zu spät. Er ist jetzt dort angekommen, wo Arafat war, als er sich zuverlässiger Handlanger des sowjetischen Imperialismus, Saddam Husseins letzter Frreund und Idi Amins Trauzeuge aufstellte.

Für Abbas‘ mögliche Nachfolger ist es noch nicht zu spät. Wenn sie sich nicht dazu überwinden können sich den Islamisten in ihrer Mitte aus moralischen Gründen entgegenzustellen, sollten sie zumindest das PR-Fiasko und die politische Sackgasse bedenken, in der das islamistische Missgeschick ihrer aktuellen Führer unweigerlich führte.

Wenn Abbas angehende Erben bereit sind sich von den katastrophalen Allianzen der vorherigen Palästinenserführer zu trennen, würden sie ihrem Volk sagen, was die israelische Mehrheit ihrem eigenen Kropf religiöser Fanatiker sagt: Haltet Gott da raus.

 

Übersetzt von Heplev

 

Lesen Sie hierzu auch:

 

Zu juristischen/völkerrechtlichen Aspekten:

 

„Israeli Apartheid?“-Woche bei haOlam.de:


Autor: joerg
Bild Quelle:


Montag, 30 November 2015

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