Diskussionsbeitrag zu den Silvester-Ausschreitungen und deren Folgen: Gegen den Gender-Jihad und die femministischen Relativierungen

Diskussionsbeitrag zu den Silvester-Ausschreitungen und deren Folgen:

Gegen den Gender-Jihad und die femministischen Relativierungen


Die Initiative „Ausnahmslos“ stellte im Anschluss an ihren Aufruf einen 14-Punkte-Plan auf, mit dessen Hilfe gegen sexuelle Gewalt angegangen werden soll. Ganz allgemein kann man sagen, dass der Text sich umso gruseliger liest, je weiter man in dieser Aufzählung fortschreitet.

Gegen den Gender-Jihad und die femministischen Relativierungen

von Paulette Gensler

 
Es heißt dort, wie in den zahlreichen medialen Verweisen auf den Pressekodex, unter anderem:
 
Das Problem des Sexismus und der sexualisierten Gewalt darf nicht „islamisiert“(!) und damit pauschal einer Religion und ihren – häufig vermeintlichen – Angehörigen zugeschrieben werden. Damit werden mindestens 5 Millionen Menschen in Deutschland unter Generalverdacht gestellt. Redaktionen sollen reißerische und stigmatisierende Deutungen vermeiden, denn diese ziehen konkrete negative Folgen für Mitglieder unserer Gesellschaft nach sich.
 
Die Bildsprache ist frei von rassistischen und sexistischen Klischees zu halten. Bilder wirken unterbewusst(!) und können selbst eine differenzierte Berichterstattung torpedieren. (1)
 
Kurz zusammengefasst heißt dies einfach, dass man gefälligst den Mund zu halten habe, falls man gedenkt, kritisch über den Islam zu reden. Als gäbe es keine Realität jenseits der Sprache, wird einfach eine reine Diskursschlacht imaginiert, in der jeder, der den Islam kritisiert, automatisch verantwortlich ist für den nächsten Brandanschlag auf ein Flüchtlingsheim. Aber die Angst vor dem Beifall von Idioten ist genauso schädlich wie die vor Widerspruch von Idioten; also von all jenen, die einen Text nicht wirklich gelesen haben, aber trotzdem lautstark klatschen oder rummaulen. Die Frage nach einer Verantwortlichkeit von Schriften und ihren Verfassern für gewisse praktische Aktionen kann und soll man ruhig stellen. Aber keinem Kritiker, der  sein Urteil präzise formuliert hat, kann mutwilliges oder fahrlässiges Missverständnis des Geschriebenen durch Dritte vorgeworfen werden. Präzise Darstellung bedeutet in diesem Kontext wie in jedem anderen auch, selbstverständlich auf Klischees zu verzichten. Für das Unbewusste des Lesers kann man aber wahrlich keine Verantwortung übernehmen, vielmehr ist die Leserschaft selbst dafür verantwortlich, zumindest ein wenig mehr zu sein, als nur unbewusst oder bewusstlos, wie es eher heißen müsste. Ebenso scheinheilig ist die Forderung politischer Aktivisten, etwas nicht zu instrumentalisieren, da Politik der Definition nach selbst Instrumentalisierung ist. Davon unterschieden wäre im Idealfall die Kritik. 
 
Der unproblematische Islam
 
Die Beteuerungen, dass der Islam nicht das Problem sei, impliziert auch, dass der Islam gar kein Problem ist oder zumindest kein besonderes darstellt. Er wird so eingereiht in eine diffuse Kritik der Religion, die gerade bei Linken sehr beliebt ist, die jedoch gleichfalls nichts Konkretes an bestimmten Religionen oder Konfessionen mehr zu fassen weiß. So schwanken die linken Reaktionen momentan zwischen beharrlichem Schweigen und inhaltslosem Geblöke. 
Sehr beliebt ist – nicht erst in den letzten Wochen – das Argument, dass es den Islam nicht gäbe, ja dass es vielmehr in der letzten Konsequenz so viele Islame gäbe, wie einzelne Muslime. 
 
Wenn Ivo Bozic nun in der Berliner Jungle World schreibt, die schlechte Stellung der Frau in muslimischen Gesellschaften habe „nichts damit zu tun, was im Koran steht,“ (2) ist das in diesem rigorosen Ton nicht ganz richtig, was jedoch auch einfach dem etwas zu sehr stichpunktartigem Artikel geschuldet sein mag. Ähnlich falsch ist es, wenn Reyhan Şahin (Lady Bitch Ray) in einem Interview mit der Welt auf die Frage, inwieweit der Koran das Frauenbild präge, antwortet: „Gar nicht. Die Mehrheit der jungen "Muslime", die ich kenne, definiert(!) den Koran nicht frauenfeindlich und ist ziemlich cool und respektvoll im Umgang mit Frauen.“ (3) Unterschlagen wird dabei, dass in unzähligen Ländern – man denke einfach an die bekannteren Fälle wie Saudi-Arabien oder Iran – der Koran Teil der Gesetzgebung ist, dass zahlreiche Menschen enthauptet oder gehängt werden, weil sie den Koran selbst „definierten“. Das andere Extrem zu diesen Leugnungen der Bedeutung des Korans sind jene Leute, die das Werk aufschlagen und meinen, sie hätten nun den Islam vor sich. Etwas, das bei „Kritikern“ wie auch Verteidigern und selbst bei manchem Gläubigen äußerst verbreitet ist. Es handelt sich aber eben nicht um ein „Suren-Bingo“, das für jeden das Richtige bereithält, wie es Deniz Yücel vor einiger Zeit in der taz formulierte. (4) Denn dann müssten die offensichtlichen Widersprüche in diesem Buch eigentlich dermaßen verwirren, dass der Schluss, es gäbe den Islam nicht, tatsächlich die einzig logische Konsequenz wäre. Tatsächlich behauptet der Islam jedoch eine gewisse chronologische „Wahrheit“ im Koran. Das heißt ganz grob, dass spätere Verse frühere, widersprechende aufheben. Daran erkennt man schon deutlich, dass entweder Allah ein dezent konfuser Geselle war oder aber Mohammed ein einigermaßen geschickter Stratege im ideologischen Bereich. Etwas verkompliziert wird dies alles noch dadurch, dass die Suren des Koran nach Länge, und nicht nach zeitlichem Erscheinen geordnet sind. An dieser Stelle tritt die Koranexegese der Gelehrten auf den Plan und genau dieser Institutionalisierungsprozess ist das, was man mit Fug und Recht den Islam nennen kann. Ein kleines, aber keineswegs unbedeutendes Beispiel: Im Vers 256 der zweiten Sure heißt es: „Es gibt keinen Zwang in der Religion.“ Auf diesen Satz wird sich gerne berufen, um die scheinbare Friedfertigkeit des Islam zu belegen. Doch ist der Vers ungültig, er ist abrogiert, d.h. aufgehoben, durch die späteren Suren, welche zum Krieg und zur Unterwerfung der Ungläubigen aufrufen – wie die berüchtigte „Schwertsure“. Ein Bezug auf diese frühe Sure ist demnach nicht möglich, außer im Sinne einer historischen Darstellung des Frühislam. Diese Exegese ist Wesensmerkmal der Religion und verläuft nicht wirklich rein willkürlich. Willkürlich hingegen war die Verkündung selbst, in der sich zeigt, dass Gott ein wenig zu spontan auf das tagespolitische Geschehen in Mekka und dem späteren Medina eingriff. Alle Banausen, die meinen, sie könnten dem Koran etwas entnehmen, sollten sich also auf ein längeres Studium der Rezeptionsgeschichte einstellen oder sich ihr zumindest erst einmal zuwenden, da sie das eigentlich Bedeutsame darstellt, was übrigens für so gut wie jede Religion gilt. Aus diesem Grund ist auch der Versuch Holy Quran Experiment den die beiden holländischen Youtuber Alexander Spoor und Sacha Harland unternommen haben, und in dem sie besonders brutale Passagen aus der Bibel, die aber als Koran betitelt ist, vorlesen, um die Reaktionen der Passanten zu protokollieren, einfach nur stumpf und lächerlich. Hätten sie jedoch einmal heutige Rechtsurteile aus verschiedenen Religionen präsentiert, wäre der Effekt vermutlich sehr viel deutlicher ausgefallen. Dabei sind sich die zahlreichen Konfessionen und Rechtsschulen des Islam in den meisten Aspekten wesentlich ähnlicher als oftmals behauptet – vor allem, wenn es um die Rolle der Frauen, Ungläubigen oder Homosexuellen geht. Das dezidierte linke Unwissen über den Islam endet in ohnmächtigem Schweigen (wozu auch die Herumlaviererei gehört) oder einer lautstarken Warnung vor der „Islamophobie“.
 
Selbst der Begriff des Islamismus verschleiert viel mehr, als er eigentlich erklärt, denn bisher ist es niemandem so recht gelungen, den Unterschied zu einem angeblich apolitischen Islam zu belegen. Die meisten islamischen Staaten wären islamistische Staaten. Gegen Islamismus sind trotzdem die meisten, oftmals auch jene, die vor einer angeblichen Islamophobie warnen – Letzterer ist übrigens ein Begriff, den die iranischen Mullahs prägten und erstmals gegen säkulare Schleierverweigerinnen in Stellung brachten. Ganz ohne das Gerede über Islamismus kann und muss man den Islam als rückwärtsgewandte Religion bezeichnen. Und in keiner der bisherigen „Debatten“ hat es irgendjemand vermocht, auch nur ein einziges dem Islam entsprungenes Ideal zu benennen, das bewahrenswürdig wäre. 
 
„Wenn die Täter, wie es heißt, stark betrunken waren, waren sie entweder keine Muslime oder nicht besonders streng religiös“, schreibt Ivo Bozic in der Jungle World und Aiman Mazyek, der Vorsitzende des Zentralrats der Muslime verkündet, dass die vermeintlichen Täter "in diesem Sinne eine Todsünde begangen haben, wenn sie denn gläubig gewesen sind." Zugegeben wird somit von Beiden, dass sich der Islam vor allem oder ausschließlich durch eine enorme Sittsamkeit auszeichne, die übrigens auch Luther schon sehr ansprach, obwohl er den „Türken“ hasste, wie sonst nur den Papst und die Juden. Eine mögliche, von Mazyek zumindest suggerierte Konsequenz wäre ein stärkerer Islam in der Gesellschaft, welcher helfen würde, die „unislamischen“ Taten zu verhindern.  
Solche suggerierte Reinheit beziehungsweise reinigende Wirkung des Islam, welche beispielsweise die immer noch nicht verbotene Sharia-Polizei zu verkörpern und verteidigen versucht, findet ihre abgeschwächten Pendants durchaus auch in den hiesigen Gefilden. „Don’t smoke / Don’t drink / Don’t fuck“, fordert die Straight-Edge-Bewegung in ihrem dogmatischen Missionierungsdenken  und beweist wunderbar, wie sehr sich Triebverzicht auf der einen und Aggressionen wie auch Männlichkeitsinszenierungen auf der anderen Seite gegenseitig bedingen. Indem man von der Trunkenheit solcher Jungspunde auf ihre tatsächliche Religiosität schließt, macht man es sich zu leicht, denn nicht erst seit Freud ist bekannt, dass umso stärker das Tabu, umso verlockender und lustvoller auch dessen Bruch – gleichzeitig aber auch umso drastischer die Gewissensbisse. Außerdem nähert man sich genau mit solcher Betrachtung der islamischen Denkungsart an. Man droht zu verkennen, dass Muslime und Nichtmuslime aus islamischen Ländern sehr wohl die Narben der islamischen Prägung tragen können, ohne selbst gleich Islamisten sein zu müssen, und dass sie diese Male trotzdem als tatsächliche Wunden weitergeben können. Sich damit rechtfertigen zu wollen, dass die Taten von Köln und anderen Orten im Islam eine Todsünde darstellen, unterschlägt, dass der Fokus dabei jedoch eher auf dem vorehelichen und deshalb unsittlichen Verkehr liegt, wovon sexuelle Gewalt eben nur eine Spielart sei. Jene „schützende“ Sittsamkeit, welche hier den Platz der Selbstbestimmung der Frau einnehmen soll, richtet sich gegen Mann und Frau, wenn auch in jeweils anderer Form und Ausprägung. Als Ergebnis solcher Zurichtung kann man die damaligen Exzesse auf dem Tahrir-Platz bezeichnen, obwohl diese nur die Wiederkehr des viel zu kurz Verdrängten war. Schon jahrelang vor dem Machtwechsel in Ägypten galt Kairo als eine der gefährlichsten Städte für Frauen mit einer enormen Anzahl von Vergewaltigungen und sexuellen Nötigungen in der Öffentlichkeit. 
 
Nachgeburt der Propheten
Der Islam ist in zweierlei Hinsicht als Beutereligion entstanden: zum einen, indem sich theologisch aus dem Christentum und Judentum alles Mögliche zusammengeklaubt wurde. Dies wäre nicht an sich problematisch, wenn der Islam nicht als eine schlechte Radikalisierung bzw. als eine Radikalisierung der schlechten Anteile des Christen- und Judentums auf den Plan der Weltgeschichte getreten wäre. Denn auch die  Aufklärung hat sich aus einem jüdischen und christlichen Kontext – man könnte auch ganz konkret sagen, aus dem Judentum und Christentum - erhoben, und damit eben auch gelöst. Ironischerweise hat der Islam etwas Ähnliches vollbracht, aber auf umgekehrte Weise. Mohammed ist höchstens die Nachgeburt, keinesfalls aber das „Siegel“ der Propheten, als das er sich selbst gerne bezeichnete. Der Islam ist quasi Gegenaufklärung vor der Aufklärung; bildlich gesprochen also eine Verdüsterung der jüdisch-christlichen Traditionslinie durch einen krassen Rückfall hinter diese und die gerade jene Momente verriet, welche später in die Aufklärung mündeten. Nahezu alle klassischen innerislamischen Reformversuche erfolgten durch Rückgriffe auf die griechische Philosophie und alle scheiterten schließlich. Auch heutige Reformer beziehen sich explizit oder implizit auf westliche Konzepte und Theorien. Nur lässt sie der Westen dabei meist im Stich.
Die staatliche islamische Welt hat diese Unvereinbarkeit mit westlichen Werten durch die Verabschiedung der Kairoer Erklärung der Menschenrechte im Islam selbst unterstrichen. Damals sagte der iranischen Vertreter bei der UN über die allgemeinen Menschenrechte, diese seien „eine säkulare Interpretation der judäo-christlichen Tradition, die von Muslimen nicht ohne Bruch des islamischen Rechts befolgt werden könne“ Die Mitgliedsstaaten der Organisation für Islamische Zusammenarbeit haben somit auf höchster Ebene die Inkompatibilität des Islam mit der bürgerlichen Zivilisationsform unterschrieben. Und das sollte man sie durchaus ernst nehmen. Dass der Islam nichts Neues in die Welt brachte, das der Menschheit auch nur einen geringen Vorteil hätte bringen können, ist auch deshalb bemerkenswert, da er immerhin 600 Jahre nach dem Christentum und, nimmt man die Kodifizierung der Thora, 2000 Jahre nach dem Judentum gestiftet wurde. Zum anderen jedoch ist der Islam entstanden als eine Religion, die sich sofort ganz konkret auch als weltlicher Souverän einsetzte. Nahezu parallel zur Entstehung der Religion begann die Eroberung der Welt als militärische Zwangsmissionierung zur Umma, welche nach nur hundert Jahren Arabien, die Levante, Persien, Nordafrika, die Iberische Halbinsel und die eine oder andere Ecke mehr umfasste. Dabei nicht zu vergessen: Ein Stiftungsakt des Islam war die Auslöschung der jüdischen Stämme auf der arabischen Halbinsel. Eine Religion muss schon verflucht praktisch und instrumentell, also ohne lästigen Überschuss, ausgelegt sein, um ohne theologische Bedenken solch eine „Öffnung“ zu vollbringen. Mit dem Dschihad gibt es solch pragmatisches Konzept seit Anbeginn.
 
Dschihad der Triebe
Heute wird der Dschihad von Muslimen und Linken ja gern damit gerechtfertigt, dass nur der „kleine“ Dschihad der militärische sei, während der „große“ und eigentliche Dschihad hingegen den Kampf mit dem eigenen niederen Selbst (dschihad an-nafs) bezeichne. Das Konzept Dschihad soll also bewahrt werden, was nur folgerichtig ist, schließlich ist es manifester Bestandteil der Religion. 
Dabei begann die Verlagerung der religiösen Selbstzurichtung ins Innere aus einer gewissen Notwendigkeit, nämlich als die militärischen Eroberungen stagnierten. Der formellen, äußeren folgte nun die reelle innere Islamisierung, welche nicht mehr nur die Eliten, sondern alle meinte.  
Wir müssen gerade über den Islam reden, also über den gemeinsamen Nenner, der die  verschiedenen Spielarten verbindet und ihn zu einer wirkmächtigen Größe eint. Dies wären ganz flach angesetzt schon die fünf Säulen des Islam, welche Radikalisierungen in massiv repressiver Form darstellen. Das Fasten ist extremer, die Unterwerfung beim Beten tiefer, wie auch die Anzahl der Gebete höher. Auch die obligatorische Pilgerfahrt (Haddsch) hält mit der mehrmaligen Steinigung des Teufels die Verbindung aus selbstgeißelnder Triebunterdrückung und mörderischem Strafbedürfnis hoch. Es ist letztlich kein Zufall, dass die Aleviten, welche den Großteil dieser Dogmen missachten und keine wortwörtliche Koranexegese betreiben, zu den sympathischsten und geschlechteremanzipiertesten Gruppierung gehört, die dem Islam entsprungen ist. Mit der Behauptung der Islam werde nur instrumentalisiert, sollte man deshalb arg vorsichtig sein, und sich vielmehr fragen, ob diese Instrumentalisierung nicht gerade der Islam selbst ist.
 
Was tun? 
All jene Autochthonen, die straffällig gewordene Ausländer abschieben wollen, sollte man daran erinnern, dass auch die Alliierten sich schließlich nicht für den Morgenthau-Plan entschieden haben, obwohl sie weitaus mehr Anlass dazu hatten. Statt Abschiebung wäre dem Treiben mit Reeducation und Entislamisierung zu begegnen. Wer dies als Möglichkeit per se negiert, darf mit allem Recht Rassist genannt werden, da er den Islam zum wesenhaften Merkmal von Menschen macht, die er nie als Bürger oder besser noch als Staatsbürger beziehungsweise gar als Individuum akzeptieren wird. Hätte man aufmerksam gelesen, dann hätte man bemerken können, dass die Herkunftsbezeichnung „arabisch“ und „nordafrikanisch“ ja eben nicht nur meint, dass es sich nicht um weiße, sondern, wenn man konsequent ist, eben auch nicht per se um schwarze Männer gehandelt habe, welche der AFD-Rassenkundler Höcke vor Kurzem mit der durch und durch rassistischen Charakterisierung des "lebensbejahenden afrikanischen Ausbreitungstyps" versah. Vielmehr meint die erste Beschreibung nur eine Region, die das frühere Studienfach der „Orientalistik“ zum Gegenstand hatte. Zentrales Merkmal dieses geographischen Raumes ist die islamische Prägung. Den Islam als Ideologie zu kritisieren und zu verurteilen, steht in keinem Bezug zu Angriffen auf Menschen aus arabischen, türkischen oder persischen Gebieten. Wer diesen Bezug jedoch unbedingt und krampfhaft sehen will, braucht ihn vielmehr gar nicht (mehr), da seine Abneigung nicht der Ideologie, sondern dem Fremden gilt. 
 
Eine keineswegs zu unterschätzende Bedeutung kommt dabei der Sprache zu. Anders als jene, die behaupten, dass Sprache unser gesamtes Bewusstsein bestimme bzw. es selbst sei, Sprache also selbst der Inhalt sei, wäre einfach darauf zu beharren, dass Sprache der Zugang schlechthin zu Bildung, Aufklärung und zivilisatorischen Errungenschaften ist, sei es um Regeln zu verstehen oder auch um Ansprüche stellen zu können, auf die man ein Recht hat. Die Oberschicht Ägyptens hatte im Gegenzug auch sprachlich schon längst den Bezug zur eigenen Bevölkerung verloren, weil sie wortwörtlich nicht mehr dieselbe Sprache sprach, sondern sich lieber dem Englischen oder Französischen widmete, wodurch ein eklatantes Distinktionsmerkmal geschaffen wurde, in weiten Kreisen aber auch eine Verwestlichung, die in den unteren Schichten ausblieb, welche sich lieber der Muslimbruderschaft zuwandte. Die mangelhaften Deutschkenntnisse hiesiger Immigranten aus jenen Regionen ist zusätzlich noch wahnsinnig schädlich, wenn man bedenkt, welche Inhalte durch die beispielsweise arabischsprachigen Medien gehen, auf die sich die Migranten dann weiterhin beziehen. Wer den Islam nicht als Problem sieht, möge sich nur einmal Schulbücher aus arabischen Staaten anschauen, die teilweise dem Stürmer Konkurrenz machen könnten. Das gilt über weite Strecken aber leider auch für das Fernsehen, seien es nun Serien, Filme, Sharia-TV oder Nachrichten. Dabei sind hiervon vor allem Frauen „betroffen“, weshalb die stark kritisierte Antwort Zana Ramadanis, auf die Frage, auf wen man denn wütend sein müsse - „auch auf die muslimischen Frauen, vor allem auf die muslimischen Mütter“ (5) – leider sehr viel Wahres enthält, da es selbstverständlich oftmals auch die Frauen sind, welche die verkorksten Werte ihrer Herkunftsregion oft mangels besseren Wissens konservieren. Man sollte in dem Gerede über „victim blaming“ nicht die unrühmliche Rolle der amerikanischen Frauenbewegung in der Prohibitionszeit vergessen. 
 
Der angeblich nicht existente Unterschied zwischen westlicher und islamischer Frauenverachtung wird von Feministinnen in sozialen Netzwerken momentan oftmals mit irgendwelchen (Halb-)Nacktakten in der Werbung oder anderswo belegt und beklagt, als wäre dies nicht ein signifikanter Unterschied. Wo andere mit Kanonen auf Spatzen schießen, ballern sie mit Wattebällchen auf Elefanten. Es ist der Unterschied zwischen repressiver Entsublimierung (Marcuse) und strikter autoritärer Triebunterdrückung. In der ersten ist Sexualität warenförmig, während es in zweiter die Frau selbst ist. Der eigentlich unsinnige Begriff der rape culture müsste gerade auf den Islam angewandt werden, wie auch die gröberen Begriffe Patriarchat oder Sexismus, mit denen hierzulande gerne die Gesellschaftsform attribuiert wird. Unsinnig ist der Begriff deshalb, weil er von Trieben nichts wissen möchte. Man spricht deshalb statt von sexueller von sexualisierter Gewalt, weil diese angeblich „nichts(!) mit Sex zu tun hat.“ (#ausnahmslos) Das ist einfach großer Unsinn, denn es löst Sexualität aus einem diffusen Gewirr und verlagert sie in eine Welt der Reinheit, welche sich auf verquere Weise von der islamischen gar nicht mehr so sehr unterscheidet. Selbst im instrumentellen Einsatz von Vergewaltigungen im Krieg haben diese etwas mit Sexualität zu tun – wenn auch mit einer massiv entstellten Form, welche oftmals ihrer vormaligen permanenten Unterdrückung entsprang und sich im Ausnahmezustand nur noch als gewaltförmige zu artikulieren weiß. Weniger grausam wird es dadurch keineswegs. Wer nun Fluchtursachen bekämpfen will, kann den Islam nicht ignorieren, denn wo er nicht als manifestes Motiv zu Flucht eine Rolle spielt, ist er trotzdem oftmals Motor jener Grausamkeiten, vor denen Menschen im Konkreten fliehen. 
 
http://ausnahmslos.org/
http://jungle-world.com/artikel/2016/02/53301.html
http://www.welt.de/regionales/hamburg/article151041833/Frauen-werden-behandelt-wie-verfuegbares-Frischfleisch.html
http://www.taz.de/!
http://www.welt.de/vermischtes/article150989935/Seid-wuetend-auf-die-muslimischen-Frauen.html
Foto: Nach den Silvester-Ausschreitungen in Köln und zahlreichen anderen Städten in Deutschland und Europa protestieren Aktivisten gegen Sexismus und Gewalt vor dem Kölner Hauptbahnhof (Foto: von Superbass (Eigenes Werk) [CC BY-SA 4.0 (http://creativecommons.org/licenses/by-sa/4.0)], via Wikimedia Commons)

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Montag, 15 Februar 2016