Wie sich Attentäter auf Facebook äußern

Wie sich Attentäter auf Facebook äußern


Palästinensische Attentäter verüben ihre Anschläge oft nach einem mehrmonatigen Entscheidungsprozess. Dies geht aus Facebookeinträgen von vier Terroristen hervor, die ein israelisches Institut ausgewertet hat. Gegenmaßnahmen sind dennoch schwierig.

Wie sich Attentäter auf Facebook äußern

Die spontane Entscheidung, einen Anschlag gegen Israelis zu verüben, ist offenbar bei palästinensischen Attentätern nicht die Regel. Oft reift der Entschluss dazu über mehrere Monate hinweg. Dies ist das Ergebnis einer Studie, die das israelische „Meir-Amit-Informationszentrum über Geheimdienste und Terror“ (ITIC) durchgeführt hat. Dabei untersuchte es die Facebookseiten von vier Palästinensern, die im März ein Attentat begangen hatten.

 

Teilweise stellten die Wissenschaftler in den Tagen vor dem Anschlag einen bedeutsamen Anstieg bei den Aktivitäten im Facebookkonto fest. Einige Inhalte deuteten auch auf die Absicht der Palästinenser hin, sich zu opfern und zu sterben. So hätten sie Zitate aus dem Koran wiedergegeben, in denen der Wunsch eines Menschen Ausdruck findet, ins Paradies zu gelangen. Dies berichtet die Tageszeitung „Ma‘ariv“ unter Berufung auf die Studie.

 

„Zehn Gebote für Märtyrer“ und Todessehnsucht

 

Einer der Attentäter war der 22-jährige Fuad Altamimi aus Issawija in Ostjerusalem. Er schoss am 8. März beim Herodestor zur Jerusalemer Altstadt von einem Motorrad aus auf Israelis. Dabei wurden zwei Grenzpolizisten verwundet, der Angreifer starb im Schusswechsel. Wenige Stunden vor seinem Aufbruch hatte er ein Dokument unter der Überschrift „Die Zehn Gebote für jeden Märtyrer“ hochgeladen. Dieses stammt vom Terroristen Baha Alijan, der im Oktober an einemAngriff in einem Jerusalemer Bus beteiligt war – dabei starben drei Israelis.

 

Das Institut befasste sich auch mit den Veröffentlichungen des 22 Jahre alten Baschar Masalha aus Hadscha bei Kalkilija. Er stach ebenfalls am 8. März in Jaffa wahllos auf Passanten ein, ein 29-jähriger US-Amerikaner kam ums Leben. Anfang des Monats war der Palästinenser von einer Pilgerreise aus Mekka zurückgekehrt. Bereits im Februar zitierte er auf Facebook: „Jeder Vater liebt seinen erstgeborenen Sohn und jede Mutter liebt ihre letztgeborene Tochter. Und diejenigen in der Mitte … Der Herr der Welten wird Euch im Paradies entschädigen … Wenn Allah will … Die schwierige Frage ist: Welcher von ihnen bist Du?“ Er selbst ziehe es vor, der mittlere Sohn zu sein.

 

Der 31-jährige Kassam Dschaber aus Hebron wiederum verübte am 14. März einen Schussangriff am Eingang zu Kirijat Arba. Vorher führte er über das Netz ein ausführliches Zwiegespräch mit seinem Komplizen Amir Al-Dschandi. Am Tag vor dem Anschlag veröffentlichte er 15 Einträge, teilweise reagierte sein Freund darauf. Dreimal tauchte der Satz auf: „Wehe, Allah , verzeihe mir und ich werde zu dir umkehren und von allem Bösen gereinigt werden.“

 

Kein expliziter Racheakt

 

Die Israelis untersuchten ferner den Einfluss der Hetze in palästinensischen Fernseh- und Radiosendern sowie auf Facebook. Aus Dschabers Konto geht hervor, dass er den Hamas -Sender „Al-Aksa-TV“ und den katarischen Sender „Al-Dschasira“ konsumierte. Darin fänden sich viele Inhalte, die feindselig gegenüber Israel seien, merkt „Ma‘ariv“ an.

Als einziger der vier Palästinenser äußerte Altamimi seine Bewunderung für Attentäter, die in den vergangenen Monaten von israelischen Sicherheitskräften getötet wurden. Nicht zu erkennen war dabei, dass er sich mit einem bestimmten Attentäter identifiziert hätte und dessen Tod hätte rächen wollen. Offenbar lag ihm vor allem daran, Taten von anderen nachzuahmen.

 

Kein Automatismus

 

Trotz der Hinweise auf Facebook ist es für den israelischen Sicherheitsapparat schwierig, aufgrund der Einträge Anschläge zu verhindern. Denn derartige Äußerungen seien in den sozialen Netzwerken häufig. Nicht jeder, der sie veröffentliche, verübe deshalb automatisch einen Anschlag, teilten die Wissenschaftler mit. (eh)

 

 

israelnetz.com


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Sonntag, 27 März 2016