Facebook löscht Video-Dokumentation über \"Wir für Deutschland\"-Demonstration

Facebook löscht Video-Dokumentation über \"Wir für Deutschland\"-Demonstration


Eine Dokumentation des Jüdischen Forums für Demokratie und gegen Antisemitismus e. V. über den Aufmarsch der extrem Rechten am 30. Juli in Berlin wurde von Facebook gelöscht.

Facebook löscht Video-Dokumentation über \"Wir für Deutschland\"-Demonstration


Am 3. August veröffentlichte das Jüdischen Forums für Demokratie und gegen Antisemitismus e. V. (JFDA) eine Auswertung der Demonstration unter dem Motto “Merkel muss weg” am 30. Juli in Berlin. Ein Teilnehmer wurde wegen des Zeigens eines Hitlergrußes kurzzeitig festgenommen. Zu Beginn der Kundgebung wurde eine muslimische Familie von Demonstranten verbal attackiert und eine Journalistin körperlich bedrängt. Das Video des JFDA zeigt Ausschnitte aus Reden und Parolen die während des Aufzuges mit rund 1300 Demonstranten skandiert wurden. Zu hören ist der Aufruf "Lügenpresse auf die Fresse" und mehrfach die Parole “Nationaler Sozialismus jetzt!”. Ein Redner forderte Merkel “gehört aus dem Lande gejagt oder was ich neulich gehört habe: ‘Merkel gehört ans Brandenburger Tor!’“  – worauf aus der Menge entgegnet wurde: „Steinigung für Merkel!”. 


Das Video wurde auf Facebook veröffentlicht, wo es am selben Tag hunderte Male geteilt und mehr als 15.000 Mal angesehen wurde. Beiträge des JFDA erreichten in dieser Woche eine Reichweite von 70.000.
Weniger als 24 Stunden nach der Veröffentlichung hat Facebook das Video unwiderruflich gelöscht, mit der Angabe es würde gegen die “Community-Richtlinien” von Facebook verstoßen. 


Im Rahmen der Arbeit des JFDA führt der gemeinnützige Verein nach Kriterien des Pressekodex ein unabhängiges Monitoring über antisemitische, rassistische, homophobe und sexistische Vorfälle durch. Ziel ist es, gesellschaftliche Debatten und Tendenzen online und auf der Straße zu analysieren und bewerten zu können. Zur Sensibilisierung der Öffentlichkeit werden die Ergebnisse über verschiedene Webseiten und Soziale Medien zugänglich gemacht und fließen in die politische Bildungsarbeit des Jüdischen Forums ein. Projekte des JFDA werden vom Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend, der Bundeszentrale für politische Bildung, dem Land Berlin, F. C. Flick Stiftung und Harald-Bob-Stiftung gefördert.


Erst kürzlich wurde bekannt, dass rechte Akteure über so genannte Melde-Attacken versuchen, zivilgesellschaftliche Initiativen und Organisationen an ihrer Arbeit zu hindern. Im Mai gab es bereits einen ähnlichen Vorfall, wo versucht wurde, ein Video des JFDA auf YouTube löschen zu lassen. Nach Einspruch und längerer Prüfung wurde die Sperre eines Videos von YouTube wieder zurückgezogen.


Lala Süsskind (Vorsitzende des JFDA) sagte dazu: “Ich bin sprachlos. Unsere Mitarbeiter werden permanent bei der Ausübung ihrer Tätigkeit auf Demonstrationen angegriffen und dann unsere Beiträge im Internet gelöscht. Wir fordern Facebook auf unserer Inhalte umgehend wiederherzustellen. 
Wie können wir weiterarbeiten? Wir müssen gemeinsam mit staatlichen und zivilgesellschaftlichen Institutionen Strategien entwickeln, um den perfiden Einschüchterungsversuchen der extrem Rechten entgegenzuwirken
 

 


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Freitag, 05 August 2016