Offener Brief von Gerd Buurmann an den Ratsvorsitzenden der Evangelischen Kirche in Deutschland

Offener Brief von Gerd Buurmann an den Ratsvorsitzenden der Evangelischen Kirche in Deutschland


Bei einem Besuch des Tempelbergs in Jerusalem nahmen der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland, Landesbischof Heinrich Bedford-Strohm, sowie sein katholischer Kollege Kardinal Reinhard Marx, Vorsitzender der katholischen Bischofskonferenz, ihre Brustkreuze ab, bevor sie den Tempelberg besuchten. Heinrich Bedford-Strohm rechtfertigt die Entscheidung mit diesen Worten: „Wir haben aus Respekt vor den Gastgebern gehandelt.“ Es handele sich „um eine Antwort auf den Wunsch der Gastgeber.“

Offener Brief von Gerd Buurmann an den Ratsvorsitzenden der Evangelischen Kirche in Deutschland

Wie Bedford-Strohm vor Journalisten weiter sagte, trage er bei Moscheebesuchen sonst das Bischofskreuz: „Das halte ich für den Normalfall.“ Den eigenen Glauben im interreligiösen Dialog zu verleugnen, sei der verkehrte Weg. In dieser besonderen Situation in Jerusalem wäre es aber falsch gewesen, dem Wunsch der islamischen Gastgeber nicht nachzukommen, erklärte er.

 

Sehr geehrter Heinrich Bedford-Strohm,

 

da möchte ich ihnen vehement widersprechen. Gerade auf dem Tempelberg war es besonders falsch, das Kreuz abzunehmen, denn es gab da mal jemanden, der sagte, genau dieser Ort, „soll ein Haus des Gebetes für alle Völker sein.“ Wissen Sie, wer das gesagt hat? Jesus! Kennen Sie den? Wenn nicht, schlagen Sie mal bei Markus 11, 17 nach.

Wissen Sie auch, was dieser Jesus mit Leuten gemacht hat, die den Ort, an dem Sie Ihr Kreuz abgenommen haben, nicht als einen Ort des Gebets für alle behandelt haben. Schlagen Sie mal bei Johannes 2, 15 nach. Jesus wurde erstaunlich ungemütlich:

 

„Er machte eine Geißel aus Stricken und trieb sie alle aus dem Tempel hinaus.“

 

ch gebe zu, Jesus war an dem Tag etwas hart drauf. Sonst war er nicht so gewalttätigt. Eins aber war Jesus recht konsequent: Er stand zu seinen Überzeugungen und er leugnete seinen Glauben nie. Er ließ sich weder in der Wüste noch vom Hohen Rat von seinem Glauben abbringen. Aber hey, wer war schon dieser Jesus, nicht wahr, Herr Bedford-Strohm. Jesus war ein Jude und was man von Juden zu halten hat, sagte ja schon Ihr Religionsstifter Martin Luther:

„Wisse du, lieber Christ, und zweifle nicht daran, dass du nächst dem Teufel keinen bittereren, giftigeren, heftigeren Feind hast als einen rechten Juden, der mit Ernst ein Jude sein will.“

 

„Sie sind eitel Diebe und Räuber (…) Denn ein Wucherer ist ein Erzdieb und Landräuber, der billig am Galgen siebenmal höher als andere Diebe hängen sollte.“

 

„Ich will meinen treuen Rat geben. Erstlich, dass man ihre Synagogen oder Schulen mit Feuer anstecke und, was nicht verbrennen will, mit Erde überhäufe und beschütte, dass kein Mensch einen Stein oder Schlacke sehe ewiglich (…) Zum zweiten: dass man ihre Häuser desgleichen zerbreche und zerstöre.“

 

Martin Luther ist da auf einer Linie mit der Hamas, die die Vernichtung des gesamten jüdischen Volkes fordert. So jedenfalls steht es geschrieben in Artikel 7 der Gründungscharta der Hamas. Der stellvertretende Minister für religiöse Stiftungen der Hamas, Abdallah Jarbu, sagt:

 

„Juden sind fremdartige Bakterien, sie sind Mikroben ohne Beispiel auf dieser Welt. Möge Gott das schmutzige Volk der Juden vernichten, denn sie haben keine Religion und kein Gewissen! Ich verurteile jeden, der glaubt, eine normale Beziehung mit Juden sei möglich, jeden, der sich mit Juden zusammensetzt, jeden, der glaubt, Juden seien Menschen! Juden sind keine Menschen, sie sind kein Volk. Sie haben keine Religion, kein Gewissen, keine moralischen Werte!“

Auch die Fatah ist kein Freund von Juden und somit auf einer Linie mit Martin Luther. Bethlehem ist zwar eine Stadt, in der einst die beiden Juden Jesus und David geboren wurden, aber das ist lange her. David war vor ungefähr 3000 Jahren sogar König von Juda und Israel. Ja, Israel und Juda. Diese Länder gab es schon vor dreitausend Jahren. Soviel zum Thema israelische Besatzer.

 

Heute leben in Bethlehem Muslime und Christen im Wissen, dass dort Dank der palästinensischen Autonomiebehörde und der Unterstützung vieler christlicher Nichtregierungsorganisationen Juden verfolgt werden. Die Stadt ist so gut wie „judenrein“, um mal ein Wort zu nutzen, das einst von Deutschen genutzt wurde, die sich sicher waren, ebenfalls im Sinne Martin Luthers zu handeln.

 

Die Grabeskirche in Jerusalem ist ein Ort, den Christen nur deshalb so sicher besuchen können, weil Israel diesen Ort schützt und für alle Menschen zugänglich macht. Israel bekommt dafür aber kein Lob von vielen Christen, weil das Land ja, Pfui, jüdisch ist. Jüdisch war übrigens auch der Tempel, nach dem der Berg benannt ist, auf dem Sie, Herr Bedford-Strohm, Ihr Kreuz abgenommen haben. Es waren die Römer, die den Tempel mit Feuer ansteckten und, was nicht verbrennen wollte, mit Erde überhäuften und beschütteten, so dass heute kein Mensch kaum noch einen Stein oder Schlacke sieht, bis auf den kläglischen Rest des Tempels, der heute als Klagemauer bekannt ist. Die Klagemauer können heute auch nur deshalb alle Menschen besuchen, weil Israel den Ort schützt.

 

Heute kontrolliert die sogenannte Fromme Stiftung des Islams (Waqf) den Tempelberg. Sie sorgt dafür, dass im Jahr 2016 an einigen Tagen im Monat für den Tempelberg gilt, was im Jahr 1942 für Parks in Deutschland galt: „Nicht für Juden!“ Der Zugang zum Tempelberg ist über elf Tore an der Nord- und Westseite der Anlage möglich. Allerdings ist der Zutritt dort nur Muslimen erlaubt. Sollten Zweifel bestehen, müssen ausländische Muslime ihre Zugehörigkeit zum Islam belegen. Andersgläubigen ist der Zutritt nur von Samstag bis Donnerstag über das Marokkanertor bei der Klagemauer erlaubt. Das Betreten ist dort nur nach scharfen Sicherheitskontrollen außerhalb der Gebetszeiten möglich.

Juden werden, wenn überhaupt, nur in kleinen Gruppen und oft mit Aufsicht eingelassen. Der Felsendom darf nur von Muslimen betreten werden! Verboten sind zudem das Mitbringen von Büchern und Kultgegenständen und das Abhalten von Gebeten anderer Religionen. Wenn Juden den Tempelberg betreten, werden sie nicht selten bedroht.

 

 

Auch Christen können auf dem Tempelberg Probleme kriegen.

 

 

Sehr geehrter Heinrich Bedford-Strohm,

 

stellen Sie sich mal vor, der Vatikan würde jeden christlichen Feiertag Muslimen den Zutritt ins Land verweigern oder Juden und Muslime dürften am Sonntag den Platz vor dem Kölner Dom nicht betreten. Nein, so scheiße sind die Christen nicht mehr. Sie waren es vielleicht mal, aber diesen mittelalterlichen Zahn hat die Aufklärung dem Christentum nachhaltig gezogen. Ganz ohne Guillotine ging das jedoch nicht.

 

Der Islam ist deutlich weniger tolerant, wie schon der exklusive muslimische Anspruch auf den Tempelberg beweist. Dieser Anspruch geht auf eine Schlacht vor 1400 Jahren zurück, wo er mit brutaler Waffengewalt erstritten wurde und seither durch Intoleranz gegenüber anderen Religionen aufrechterhalten wird. Der religiöse Hass, vor allem auf Juden, kennt keine Grenzen. In den letzten Jahren wurden auf Israel über 7500 Raketen und Granaten abgefeuert, alle in der erklärten Absicht der Charta der Hamas, das gesamte jüdische Volk zu vernichten. Die Fatah und die Hamas ehren Judenmörder als Märtyrer und unterstützen die Familien von Judenmördern finanziell. Das ist versuchter Völkermord und ethnische Säuberung, wie von Martin Luther gefordert. Über das Christentum schrieb Friedrich Nietzsche einst:

“Der christliche Glaube ist von Anbeginn Opferung: Opferung aller Freiheit, alles Stolzes, aller Selbstgewissheit und des Geistes: zugleich Verknechtung und Selbst-Verhöhnung, Selbst-Verstümmelung.”

 

“Das Christentum war bisher das größte Unglück der Menschheit.”

 

“Ich heiße das Christentum den einen großen Fluch, die eine große innerlichste Verdorbenheit, den einen großen Instinkt der Rache, dem kein Mittel giftig, heimlich, unterirdisch, klein genug ist – ich heiße es den einen unsterblichen Schandfleck der Menschheit.”

 

Bertrand Russell erklärte:

 

“Die Religion stützt sich vor allen und hauptsächlich auf die Angst. Ich betrachte die Religion als Krankheit, als Quelle unnennbaren Elends für die menschliche Rasse.”

 

“Das schlimmste an der christlichen Religion ist ihre krankhafte und unnatürliche Einstellung zur Sexualität.”

“Das Christentum unterscheidet sich von anderen Religionen durch seine größere Bereitschaft zu Verfolgungen.”

“Die Behauptung, das Christentum habe einen erhebenden Einfluss auf die Moral, kann nur aufrechterhalten werden, wenn man sämtliche historischen Beweise ignoriert oder fälscht.”

 

“Die Christen versichern uns, dass ihre Religion eine Religion der Liebe sei, aber die Annahme des Christentums durch den römischent Staat zu Zeiten Konstantins trug nichts zur Verminderung der Kriege bei, und in unseren Tagen waren viele der fanatischsten Kriegshetzer Christen.”

 

Heinrich Böll schrieb:

 

“In seinem Durchschnitts-‘Organ’ ist der deutsche Katholizismus mies bis dreckig, in seinen Methoden dumm bis dreist.”

 

Heinrich Heine lästerte:

 

“Ärgert dich dein Auge, so reiss es aus, ärgert dich deine Hand, so hau sie ab, ärgert dich deine Zunge, so schneide sie ab, und ärgert dich deine Vernunft, so werde katholisch.”

Thomas Jefferson wusste:

 

“Die einzige Waffe, die man gegen unverständliche Aussagen einsetzen kann, ist der Spott. Vorstellungen müssen klar umrissen sein, erst dann kann die Vernunft sich mit ihnen beschäftigen; und von der Dreieinigkeit hatte kein Mensch jemals eine klar umrissene Vorstellung. Es ist nur das Abrakadabra jener Scharlatane, die sich als Priester Jesu bezeichnen.”

 

Albert Camus erklärte:

 

“Unmoralisch ist das Christentum.”

 

Jean-Jacques Rousseau lehrte:

 

“Das Christentum predigt nur Knechtschaft und Unterwerfung. Sein Geist ist der Tyrannei nur zu günstig, als dass sie nicht immer Gewinn daraus geschlagen hätte. Die wahren Christen sind zu Sklaven geschaffen.”

 

Diese Form der Kritik kennt der Islam nicht. Darum erlaubt sich die Fromme Stiftung des Islams auch reine Intoleranz auf dem Tempelberg. Dass Sie, Herr Bedford-Strohm, sich dieser Intoleranz unterwerfen, ist vielleicht islamisch, aber ganz sicher nicht christlich und schon gar nicht aufgeklärt. Die Aufkärung nämlich kennt die Religionsfreiheit. Sie musste teuer erstritten werden. Ganz ohne Guillotine ging das aber nicht.

 

Als Heinrich Heine in Paderborn war, schrieb er, der deutsche Dichter, als Franzose und Jude in Düsseldorf geboren, eines der schönsten Gedichte auf das christliche Kreuz. Mit diesen Worten möchte ich diesen Brief beenden, in der Hoffnung, dass Sie, Herr Bedford-Strohm, wenn schon nicht Ihren Glauben, dann doch wenigstens die Aufklärung ernst nehmen.

 

Und als der Morgennebel zerrann,
Da sah ich am Wege ragen,
Im Frührotschein, das Bild des Manns,
Der an das Kreuz geschlagen.

Mit Wehmut erfüllt mich jedesmal
Dein Anblick, mein armer Vetter,
Der du die Welt erlösen gewollt,
Du Narr, du Menschheitsretter!

Sie haben dir übel mitgespielt,
Die Herren vom hohen Rate.
Wer hieß dich auch reden so rücksichtslos
Von der Kirche und vom Staate!

Zu deinem Malheur war die Buchdruckerei
Noch nicht in jenen Tagen
Erfunden; du hättest geschrieben ein Buch
Über die Himmelsfragen.

Der Zensor hätte gestrichen darin,
Was etwa anzüglich auf Erden,
Und liebend bewahrte dich die Zensur
Vor dem Gekreuzigtwerden.

Ach! hättest du nur einen andern Text
Zu deiner Bergpredigt genommen,
Besaßest ja Geist und Talent genug,
Und konntest schonen die Frommen!

Geldwechsler, Bankiers, hast du sogar
Mit der Peitsche gejagt aus dem Tempel –
Unglücklicher Schwärmer, jetzt hängst du am Kreuz
Als warnendes Exempel!

 

 

Tapfer im Nirgendwo - Foto: Heinrich Bedford-Strohm (Foto: Foto: Michael Lucan, Lizenz: CC-BY-SA 3.0 [CC BY-SA 3.0 (http://creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0)], via Wikimedia Commons)


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Montag, 31 Oktober 2016