`Aktionstag´ gegen den gewählten US-Präsidenten: Was passierte in Berkeley>?

`Aktionstag´ gegen den gewählten US-Präsidenten:

Was passierte in Berkeley>?


Wenn man sich die Bilder von der „Vierten Schlacht um Berkeley“ ansieht, gelangt man schnell zu dem Eindruck, dass die moderne „Anti“-Fa genau das ist, was sie zu bekämpfen wähnt.

Was passierte in Berkeley>?

von Ramiro Fulano, Washington

 

Da stürmt also ein Block schwarz uniformierter und gewaltbereiter Jugendlicher aus zumeist wohlbehüteten Mittelstandsverhältnissen seit ein paar Wochen regelmäßig die politischen Veranstaltungen von Leuten, deren Meinungen diesen selbsternannten „Anti“-Faschisten nicht in den Kram passen. Und niemand in der veröffentlichten Meinung wundert sich. Im Gegenteil: Staatsfunk und Qualitätsmedien feuern den gewaltbereiten Rent-a-Mob auch noch an und liefern ihm sein rhetorisches Rüstzeug; abgesehen von einer kostenlosen Dauerwerbesendung für „Noch mehr Antifa“.

 

Und nun die Preisfrage, liebe Leserinnen und Leser: Was stimmt da nicht?

 

Bei ahistorischer Betrachtung zunächst einmal folgendes: Während eine Seite sich an Argumenten und Inhalten abarbeitet – und das pikanterweise ohne daraus einen Unfehlbarkeitsanspruch abzuleiten – wechselt die andere Seite auf ein anderes Spielfeld und greift zu Dachlatten, Pflastersteinen und Pfefferspray um den „Feind“ (nicht nur rhetorisch) zu bekämpfen. Wer gegen Milo Yannopolous oder Lauren Southern „mobilisiert“, liebe „Anti“-Fa, setzt sich dem begründeten Verdacht aus, nicht nur Meinungen, sondern Menschen vernichten zu wollen, die ihm/ihr aus irgendwelchen Gründen nicht in den Kram passen. Bezeichnenderweise haben diese Gründe nicht das Geringste mit Antifaschismus zu tun.

 

Die Wahl der Mittel in diesem angeblichen Kampf von „gut gegen böse“ sagt bereits mehr als genug über den bedauerlichen Zustand des modernen „Anti“-Faschismus aus – und mehr als einem als aufmerksame Beobachterin jederlei Geschlechts lieb sein sollte. Doch wenn man den gewaltbereiten „Anti“-Fa Mob im historischen Kontext sieht, fällt der Befund noch niederschmetternder aus.

 

Antifaschismus war in seinem historischen Kern die Selbstverteidigung gegen eine menschenverachtende „politische“ (d.h. wahnhafte) Selbstermächtigungsideologie, die sich selbst alles erlaubte und ihren Gegnern nichts. Sie tat das ohne Rücksicht auf Verluste in den eigenen Reihen und unter Verachtung der gesamten Menschheit. Letzteres schloss die Verachtung der eigenen Menschlichkeit ein und das ist einer der Gründe, warum Faschismus auch dann keinen dauerhaften Bestand haben kann, wenn man ihn nicht bekämpft. Leider erledigt sich der Faschismus aber erst dann von selbst, wenn bereits Millionen Unschuldiger daran gestorben sind. Deshalb ist es angezeigt, ihm möglichst schnell und möglichst gründlich den Garaus zu machen.

Historisch effektiver Antifaschismus fand zuletzt während des Zweiten Weltkriegs statt. Damals kämpften die Westalliierten gegen die drei enthemmten und Amok laufenden Staatsvölker Deutschlands, Italiens und Japans. Aus geteilter Not machten die Demokratien des Westens damals gemeinsame Sache mit der UdSSR. Mit dem Ergebnis, dass der in den 20er und 30er Jahren maßgeblich auf der Straße ausgefochtene, blutige ideologische Bruderkrieg zwischen nationalem und internationalem Sozialismus militärisch zugunsten letzterem entschieden wurde. Die Korrektur dieses historischen Fehlers ließ bis zum Zusammenbruch der UdSSR auf sich warten und wurde in einigen Weltgegenden noch immer nicht vollzogen (Kuba, Nord-Korea) oder inzwischen sogar revidiert (Bolivien, Venezuela).

 

Wenn es einen legitimen Antifaschismus gibt, dann ist es der bürgerliche Antifaschismus, denn er kann sich als einziger auf das menschliche Grundrecht auf Selbstverwirklichung, also Schutz oder Wiederherstellung der eigenen geistigen und körperlichen Unversehrtheit, berufen. Im revolutionären, also kommunistischen oder sozialistischen Antifaschismus ist dieses Grundrecht auf Selbstverteidigung nur schlecht aufgehoben, denn es soll ihm allein als Mittel zum Zweck dienen, und der Zweck des militanten Antifaschismus ist nun mal die Herstellung jener gesellschaftlichen Zustände, unter denen Kommunismus „endlich“ funktioniert. Selbstverwirklichung ist dabei bloß Mittel zu jenem Zweck, der sich „Aufbau des Sozialismus“ nennt (oder auch „Mehr Europa“).

 

Was Sozialismus für die Lebensqualität der davon Betroffenen konkret bedeutet, kann man in Kuba, Venezuela, Nord-Korea und anderen Gegenden am lebenden Objekt studieren: Dort wurde das Paradies auf Erden durch Planwirtschaft, also „sozial gerecht“ geteiltes Elend, verwirklicht. Das Resultat kann nicht völlig überzeugen: Wenn das der Traum vom „Guten Leben“ sein soll, dann wirft das Fragen auf. Oder es ist eine interessante Selbstauskunft, liebe Sozialkleptokraten und Ökopathen.

 

Vor diesem Hintergrund erweist sich die „Anti“-Fa von Berkeley bestenfalls als ideologische Rosstäuscherei. Denn statt geradeheraus zu sagen, dass man aus den USA die Union der Sozialistischen Amerikanischen Sowjetrepubliken (UdSASR) machen möchte, versteckt man sich hinter dem Argument, in den Kampf gegen Neo-Nazis und andere Faschisten zu ziehen. Weil das einfach besser klingt als der Appell zur kommunistischen Revolution.

 

Aber auch aus einem zweiten historischen Grund lässt sich eine fundamentale Opposition gegen den zweckdienlich falsch verstandenen „Anti“-Faschismus ableiten, wie er in Berkeley produziert und praktiziert wird. Anti-Faschismus nach Auschwitz stellt stets eine mehr oder weniger direkte Analogie zwischen der Gegenwart und den historischen Zuständen im Dritten Reich her. Denn das ist ohne Zweifel das prominenteste Beispiel für eine vollentwickelte faschistische Diktatur inklusive Völkermord.

 

Es mag Zustände geben, in denen die Analogie zutreffend ist. Doch selbst da empfiehlt sich die Verwendung eines modifizierenden Vokabulars: faschistoid, pseudo-, neo- oder kryptofaschistisch, etc. Natürlich gibt es gegenwärtig Faschismus, und natürlich gehört er bekämpft, aber die historischen Bedingungen sind nicht die von Weimar 1932, so sehr man sich auch darum bemüht, alles über einen Kamm zu scheren.

 

Denn wer da in Berkeley zum „politischen“ Feind geadelt wurde, sind keine Neo-Nazis oder Faschisten. Es ist ein bunter Haufen, der seine Heimat zwischen den Grundrechten auf Meinungsfreiheit und Waffenbesitz aufschlagen möchte, also auf dem festen Boden der US-Verfassung. Was in Berkeley geschehen ist (und sich aller Voraussicht nach ein paar Mal wiederholen könnte) ist kein Kampf gegen Neo-Nazis. Sondern die Bekämpfung von Meinungen und Ansichten, die schwarz uniformierten, gewaltbereiten Rent-a-Mobs nicht opportun erscheinen - aus Gründen, die nichts mit Antifaschismus zu tun haben.

 

Man kann das so machen, liebe „Anti“-Fa, wenn man eine Karriere als gewaltbereiter Krimineller anstrebt. Man sollte nur darauf verzichten, durch eine historisch zweckdienlich verbrämte, politische (d.h. wahnhafte) Selbstermächtigungsideologie, die plötzlich überall nur noch „Nazis!“ sieht, auf sich aufmerksam zu machen – ohne sich auch nur im Ansatz darüber zu wundern, ob es vielleicht auch an der eigenen Wahrnehmung liegen könnte. Mit anderen Worten: Wenn man sich andauernd und überall nur noch vom Faschismus umgeben wähnt, könnte es am Auge des Betrachters liegen, liebe Berkeley „Anti“-Fa.

 

Mithin erweist sich die großspurige und zweckdienliche Selbstinszenierung als „Antifaschist“ in Berkeley als nichts weiter als der Missbrauch des Holocausts zur Durchsetzung politischer Ziele und Methoden, die dem historisch „echten“ Faschismus viel mehr ähneln, als den modernen „Anti“-Faschisten lieb sein dürfte. Wenn der schwarze Block seinen selbstgegebenen Kampfauftrag ernst nähme, müsste er sich zunächst einmal selbst bekämpfen. Und wenn die amerikanischen Qualitätsmedien auch nur die geringste Ahnung von Faschismus hätten, würden sie das bemerken.

 

Die Tendenz, überall nur noch Nazis zu sehen, kann nicht nur dem subjektiven Wahn, sondern auch dem gesellschaftlichen Umstand geschuldet sein, dass das historisch zutreffende Wissen über den Faschismus sich einem nie dagewesenen, gefährlichen Tiefstand nähert. Was man nicht kennt, macht nun mal Angst – und die ist das Produkt von knapp fünfzig Jahren zweckdienlich betriebener „Vergangenheitsbewältigung“ des linksalternativen Milieus. Also maßgeblich einer politischen (sprich: tendenziell wahnhaften) Bildungsarbeit, deren „Bildung“ vor allem aus Einbildung besteht.

 

Doch jenseits dieses niederschmetternden Befundes ist ein weiterer Punkt bemerkenswert: Als politische (s.o.) Selbstermächtigungsideologie ist der Antifaschismus dem islamistischen Terrorismus wesensverwand. In beiden Fällen findet der menschenverachtende Aufruf zur Gewaltanwendung insbesondere bei solchen Personen ein Echo, die sich für ihre sadistischen und unmenschlichen Persönlichkeitsanteile ein Ventil wünschen, das als ideologisch opportun und politisch korrekt verbrämt werden kann. Weil sie dann davon ausgehen dürfen, in der veröffentlichten Meinung als kleine Heilige dazustehen.

 

Mit anderen Worten: Am Anfang war der Wunsch nach „heiligem“ Krieg. Dann kam die „wissenschaftliche“ (im Fall des Kommunismus) oder „religiöse“ (im Fall des Islamismus) Ideologie hinzu. Und in beiden Fällen blamiert sich die politische Ideologie als Mittel zum Zweck: Und es ist ein Zweck, der nicht das größtmögliche Glück für die größtmögliche Zahl im Sinn hat, liebe Linke.

 

 

 

Foto: Uni Berkeley(Foto: Roger469 [Public domain], via Wikimedia Commons)


Autor:
Bild Quelle:


Dienstag, 18 April 2017